Fury

steffen04

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Ein Foren-Mitglied hat in einer anderen Filmkritik gepostet: "Ein Qualitätsmerkmal bei (Anti)Kriegsfilmen ist immer, ob Soldaten auch der gegnerischen Seite heterogen als Individuen dargestellt werden oder homogen, ohne Gesicht und immer böse."

Das kann man m.E. so nicht sagen, “Die Bruecke” konzentriert sich z. B. ganz auf die Perspektive der Hitlerjungen,die US-Soldaten bleiben Holzschnitte. Clint Eastwood verzichtet aus kuenstlerieschen Gruenden bewusst auf die Darstellung des Gegners in seinem Doppelstreifen “Letters from Iwo Jima” und “Flags of our Fathers”.

Sei's drum. Ich konnte mir den Hollywod-Streifen “Fury”, immerhin mit Brad Pitt in der Hauptrolle, auf einem Ueberlandflug anschauen. Der Film taugt tatsaechlich zum Anti-Kriegsfilm: Krieg ist bekanntlich 90 Prozent Langeweile und 10 Prozent nacktes Grauen. Dieses Verhaeltnis trift der Film ganz gut. Und reicht wegen seines Langeweile-Anteils vollkommen, um mir die Lust auf eine persoenliche Kriegsteilnahme restlos zu versauen.

Ansonsten bietet der Streifen Neues und Bekanntes.

Bekannt: Wir verlieren. Kann am nichts machen

Neu: Nur knapp!!

Die Panzerkaempfe werden wie Football-Spiele orchestriert. Das klingt jetzt vielleicht albern, ist vielleicht aber gar nicht so unrealistisch. Immerhin haben Tanks und Football-Spieler einiges gemeinsam. Die Gegner prallen auf dem Spielfeld aufeinander, sortieren sich neu und nehmen einen neuen Anlauf. Der Couch (Brad Pitt) sitzt im Film im Panzer und ist also auch Spieler, aber sonst passt die Parallelle ganz gut.

Die PIV und Tiger schlagen sich gut bis sehr gut. Ich hab mit Kopfhoereren auf auf einem Delta-Flug “meine Mannschaft” unwillkuerlich mit Gebaerden und Stoehnen angefeuert. Meine genervte US-Sitznachbarin: “Nice Movie?” Ich: “Yeah, ”FURY”. Kinda Sportsmovie. The German Team is loosing. But short!"

Noch neuer: die Amis sind die Boesen.
Die GIs ermorden Kriegsgefangen zu Ausbildungszwecken, pluendern, vergewaltigen (fast, da ist Brad Pitt seufzend vor) und benehmen sich ansonsten wie Black Water im Irak oder Lieutenant Colonel Frank A. Barker in My Lai.

Fazit: falls ihr Stunden zwischen Europa und einem anderen Kontinent totschlagen muesst: Unbedingt anschauen. Ansonsten: jau, warum nicht? Aber nur mit Fast-Forward-Taste!!

PS: fast vergessen, die einleitende Sequenz: Ein sowas von tadelloser deutscher Offizier reitet auf einem weissen Schimmel (wenn ihr die Szene seht, wisst ihr warum ich "weisser Schimmel" umd nicht grammatikalisch korrekt nur "Schimmel" schreibe) tarantinoesk durch die Truemmern einer US-Panzereinheit.

Er wird von einem derangierten Brad Pitt gemeuchelt.
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Ich fand den Film zum einen richtig gut, alles war dreckig, dunkel und uneinladend, der Vorgänger muss erstmal aus dem Panzer gesammelt werden und selbst die eigenen Jungs machen einem mehr Angst als so mancher Gegner - soweit so gut dachte ich...

dann kamen die Szenen mit dem Tiger, und die noch viel viel dümmere und irgendwo nicht respektierliche Sache mit den 600 deutschen, die wie die lemminge auf den kaputten Panzer einstürmen - ähh wie bitte?

als dann noch einer das mg42 auf den schultern des vordermannes in anschlag brachte, um aus 2 Metern dann frontal auf den Panzer zu feuern - nee sry

ich hätte mich wirklich über einen Film gefreut der die hohen Verluste der Panzercrews in der Normandie und den Horror besser einfängt.
die Szene mit dem brennenden Führungspanzer, weil nicht auf ein Kind geschossen wurde und solche Wirrungen im Krieg - das hätte einen sinnvollen Film ergeben.
 
mit den 600 deutschen, die wie die lemminge auf den kaputten Panzer einstürmen - ähh wie bitte?


Das gab es wirklich, wie immer bei Kriegsgeschichten sind die bizarrsten die wahrsten:

Die Geschichte von Audie Murphy hat die Fury-Drehbuchschreiber inspiriert:

The Germans scored a direct hit on an M10 tank destroyer, setting it alight, forcing the crew to abandon it.[66] Murphy ordered his men to retreat to positions in the woods, remaining alone at his post shooting his M1 carbine and directing artillery fire via his field telephone while the Germans aimed fire directly at his position.[67] Murphy mounted the abandoned, burning tank destroyer and began firing its .50 caliber machine gun at the advancing Germans, killing a squad crawling through a ditch towards him.[68] For an hour, Murphy stood on the tank destroyer returning German fire from foot soldiers and advancing tanks, killing or wounding 50 Germans. He sustained a leg wound during his stand, and stopped only after he ran out of ammunition (aus der US-Wiki, Beitrag Audi Murphy)

PS: den MG-Schulteranschlag haben wir noch bei der BW geübt.
 
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