1848/49 verlorene Fakten II

Repo

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Im badischen Militär gab es den Einsteher. Ein Mann der Militärdienst hätte leisten müssen, wurde gegen Zahlung eines bestimmten Betrags (zwischen 300 und 600 Gulden) an eine staatliche Kasse davon befreit.
Ein anderer, der Einsteher, der den Militärdienst zusätzlich ableisten wollte, bekam einen Teil des Geldes sofort, den Hauptteil verzinst nach Ende der Militärdienstzeit ausbezahlt.
Vielfach waren das Unteroffiziere, die oft mehrfach "einstanden" auf die Art und Weise ein kleines Vermögen zusammenbekamen und sich damit nach der Militärzeit eine bürgerliche Existenz aufbauen konnten.

Die vorgesehenen Rekruten für April 1848 die keinen Militärdienst leisten wollten bezahlten.
Inzwischen setzte Baden die Bundesverfassung um, die 1. ein doppelt so starkes Kontingent badisches Militär verlangte, und 2. das Einsteherwesen untersagte.
Im April wurden wesentlich mehr Rekruten gezogen als sonst, von denen viele bezahlt hatten und nun doch Wehrdienst leisten mussten. Da der Staat die Gelder keineswegs zurückzahlte, fühlten sich die als beschissen und betrogen.
Außerdem kamen die "Einsteher", wie beschrieben überwiegend Unteroffiziere, um die kalkulierte Alterversorgung. Ihnen wurde sehr vage eine Solderhöhung in Aussicht gestellt.
Das Unteroffizierskorps fühlte sich ebenfalls beschissen und betrogen.

Speziell in Rastatt gab es großen Krach, General Hoffmann wollte mit Artillerie auf die Aufrührer schießen lassen, was mehrere Aufständische (Heilig) in letzter Sekunde verhinderten.

Der Rest ist bekannt.
 
.....Das Unteroffizierskorps fühlte sich ebenfalls beschissen und betrogen.

Speziell in Rastatt gab es großen Krach, General Hoffmann wollte mit Artillerie auf die Aufrührer schießen lassen, was mehrere Aufständische (Heilig) in letzter Sekunde verhinderten.

Der Rest ist bekannt.

Da gab es eben noch keine Vertrauensschutzregelung, :grübel: ist aber eine gute Erklärung für persönliche Beweggründe.
 
Dies sollte eigentlich Beitrag I werden, hatte es verpennt, und die Moderation wollte? nicht schieben...

Also, halt ein bisschen unübersichtlich, aber man gewöhnt sich ja an alles.

Ein weiterer Punkt, der eigentlich viel größere Aufmerksamkeit verdient:

Am 11. Mai 1849 beginnend meuterte das badische Militär ausgehend von Rastatt. Es meuterte auch und insbesondere das Unteroffizierskorps.

Der wesentliche Unterschied zu allen anderen Aufständen im deutschen Bund.

Das badische Militär hielt sich dann in den Kämpfen mit den Interventionstruppen, die mit rund 60.000 Mann fast 5mal so stark waren, recht respektabel.

Eine Soldaten-Meuterei bei der das Unteroffizierskorps federführend beteiligt ist, stellt aber eine absolute Seltenheit dar, und ist der Aufmerksamkeit wert. (1918 zB meuterten die Mannschaften und 1944 die Offiziere)

Dahinter steckt eine Geschichte, wie sie für die süddeutschen Duodez-Fürstentümer des 18. Jahrhunderts typisch war, und die der badische Großherzog meinte ins 19. Jahrhundert tragen zu müssen
 
Zuletzt bearbeitet:
Dies sollte eigentlich Beitrag I werden, hatte es verpennt, und die Moderation wollte? nicht schieben...
Die Moderation sah keine Notwendigkeit, da der alte Thread alles andere als unübersichtlich war und Dein Vorschlag für die Themenüberschrift uns nicht half deine inhatliche Motivation für den neuen Thread zu erkennen
 
Die nationale Komponente

Nun hat ja die Revolution keineswegs nur im Südwesten stattgefunden.

Erfolgreiche Straßenkämpfe in Berlin!
Das Militär musste abziehen!
Und Floh´s UrUropa wollte zusammen mit Bismarck nach Berlin marschieren.

Dresden! Der König floh auf die Festung Königstein und holte die Preußen zu Hilfe. Richard Wagner und Semper kämpften auf Seiten der Revolution.
Der erste Einsatz der bisher geheimgehaltenen Zündnadelgewehre.

München.
Dem König wird seine Geliebte verjagt. Schließlich der König auch.
Baut er die Befreiungshalle als Privatmann fertig.
 
Im Mai 1919 feierte die brandneue deutsche Republik die 48/49er Revolution.
Festredner Reichspräsident Ebert.
Ein großer Tag für die Demokratie, Kinder emigrierter Demokraten z.B. kamen auf Besuch um die deutschen Demokraten zu bestärken, die gerade dabei waren sich die "freiheitlichste Verfassung" zu geben.

Der bayerische Ministerpräsident konnte nicht kommen.
Kronprinz Rupprecht von Bayern feierte an dem Tag Geburtstag.

Eigentlich kein Wunder, dass die 1. deutsche Republik sang und klanglos übern Jordan ging.
 
Gleichberechtigung der Frau

Was auch vielfach übersehen wird:

Das 1. mal in der Deutschen Geschichte, dass Frauen eine erhebliche politische Rolle spielten.

Struves Frau spielte in Rastatt Anfang Mai bei der Auslösung des Soldaten-Aufstandes eine ganz erhebliche Rolle.
Auch Herweghs Frau war in etliche Aktionen involviert.

1848/49 entstanden in Deutschland um die 40 politische Zeitschriften für Frauen!
 
Frauen in der Revolution 1848/49

Eine auch weitgehend vergessene Frau

Ihren Mann, den Prof. Kinkel hat Carl Schurz aus der Zitadelle in Spandau befreit!
Er war in Rastatt zum Tode verurteilt worden, seine Frau hat durch "inständige Bitten" seine Begnadigung erwirkt.

Allein die Liebesgeschichte der beiden ist besser als jeder Roman.

aus der Wiki-Bio des Ehemannes:
Im Frühjahr 1839 lernte er Johanna, die Tochter seines früheren Lehrers Peter Mockel kennen. Diese Beziehung wurde sofort Stadtgespräch in ganz Bonn, da Johanna katholisch war und noch dazu in Scheidung lebte. Aber erst im September desselben Jahres wurden sie ein Paar. Bei einem Ausflug an und auf den Rhein kenterte ihr Ruderboot, und Kinkel rettete die Nichtschwimmerin.
Der Skandal weitete sich aus, als die Katholikin, der eine Wiederverheiratung verboten war, kurzerhand zum evangelischen Glauben konvertierte. Da der in dieser Zeit für das Rheinland zuständige Code Napoléon eine 36monatige Karenzzeit zwischen Scheidung und Wiederverheiratung vorsah und der Ehemann von Johanna erst 1840 in die Scheidung einwilligte, konnten die beiden endlich 1843 heiraten. Emanuel Geibel, ein Freund der beiden, war Trauzeuge.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was auch vielfach übersehen wird:

Das 1. mal in der Deutschen Geschichte, dass Frauen eine erhebliche politische Rolle spielten.



1848/49 entstanden in Deutschland um die 40 politische Zeitschriften für Frauen!


Muss ich korrigieren, es waren lediglich 4 politische Zeitschriften ausschließlich für Frauen! Nachdem es heute nur 1 gibt, würde ich sagen immerhin.

Es bildeten sich demokratische Frauenvereine, "Fahnen nähen, Geld sammeln, Lotterien veranstalten" insbesondere aber Diskussionsforen und Ansprechpartner für nicht organisierte Frauen.
Dann gab es Frauenbildungsvereine "Wissen ist Macht" und in der Spitze Gründung einer Frauenhochschule in Hamburg.
 
Im Mai 1919 feierte die brandneue deutsche Republik die 48/49er Revolution. Festredner Reichspräsident Ebert.
War das nicht am 18. Mai 1923? :grübel:(Bayern fehlte, aber dafür war der Präsident des österreichischen Nationalrats anwesend.)
Kann sein, dass auch am 71. Jahrestag, also 1919, gefeiert wurde, aber nicht mit Ebert.
 
War das nicht am 18. Mai 1923? :grübel:(Bayern fehlte, aber dafür war der Präsident des österreichischen Nationalrats anwesend.)
Kann sein, dass auch am 71. Jahrestag, also 1919, gefeiert wurde, aber nicht mit Ebert.

Hast Du natürlich recht.
Keine Ahnung wie ich da 1919 schreiben konnte.
Danke.
 
Es bildeten sich demokratische Frauenvereine, "Fahnen nähen, Geld sammeln, Lotterien veranstalten" insbesondere aber Diskussionsforen und Ansprechpartner für nicht organisierte Frauen.
Dann gab es Frauenbildungsvereine "Wissen ist Macht"...
Gut, dass Du diesen Aspekt erwähnst! :winke:
Die Entwicklung bahnte sich ein wenig schon in den 40er Jahren an; so ist z. B. im Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte, Bd. III, S. 351 erwähnt, dass der 1841 gegründete, berühmte Berliner "Verein für wissenschaftliche Vorträge" auch Frauen zu den Vorträgen einlud, "um unfruchtbare Gelehrsamkeit und steife Pedanterie zu vertreiben". Auch eine erste Standesvertretung der an höheren Mädchenschulen tätigen Lehrerinnen und Lehrer kam für kurze Zeit zustande (S. 189).

Engagierte Frauen hatten es 1848/49 aber noch schwerer als die Männer! "Sie mußten sich nicht nur gegen die Rückständigkeit der konkurrierenden Männer in den Fabriken, nicht nur gegen die Überheblichkeit der Männer in der Familie wehren. Sie hatten auch gegen die Rückständigkeit so vieler Frauen zu streiten", schreibt Jürgen Kuczynski (Geschichte des Alltags des deutschen Volkes, Bd. 3, S. 333) und zitiert einen öffentlichen Aufruf von "deutschen Hausfrauen", worin Ende 1848 die durch politisches Engagement erzeugte "Entfremdung" innerhalb der Familien gegeißelt wird:
Wir lebten still und harmlos und in süßester Eintracht mit unseren Männern, bis die unglückselige französische Revolution ihrer frommen Denkart Milch in gärend Drachengift verwandelte. [...] Finster ... brüten sie [die Männer] über den ellenlangen Zeitungsblättern, und die Politik, die unheilvolle Politik, hat die Liebe aus ihren Herzen verscheucht. [...] Wehe uns deutschen Hausfrauen! Wie soll das enden? Muß nicht der Staat hier einschreiten...?
Gestalten wie "die Lerche der deutschen Frauenbewegung", Louise Otto-Peters - ihre zuletzt in Gera herausgegebene "Frauen-Zeitung" hatte sich nach Auffassung der Obrigkeit die Aufgabe gestellt, "auf das weibliche Geschlecht einzuwirken und es der Mitwirkung zum Umsturze geneigt zu machen" -, blieben auch deshalb die Ausnahme.

... und in der Spitze Gründung einer Frauenhochschule in Hamburg.
Hatte ich völlig vergessen (und taucht auch im Handbuch nicht auf)! Siehe http://www.rosalux.de/cms/fileadmin/rls_uploads/pdfs/manuskripte8.pdf, Kapitel 2.
 
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