Die Bundesflotte von 1848

Köbis17

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"Die Wiedergeburt Deutschlands muß die Frucht des Meeres sein!"
so steht es 1845 auf einer Flugschrift.

Doch schreibt der sozialistische-revolutionäre Dichter Georg Herwegh bereits 1841 das Gedicht - Die deutsche Flotte - ; doch ist es keine maritime Tradition, die den Ruf nach einer Flotte aufleben läßt und schon gar nicht eine strategisch militärische Notwendigkeit.

Den militärische Gedanke einer Flotte schreibt Gerneralfeldmarschall Graf Neidhardt v. Gneisenau 1811 als Randnotiz auf der Rauch´schen Denkschrift nieder :
"Besitzt man die Herrschaft des Meeres, so vermag man einen Angriffskrieg auf alle Küsten seines Feindes zu führen...Dies erscheint mir der wahre Gebrauch des Dreizack zu sein, und das macht die Natur seiner Übermacht aus."
Doch werden diese Gedanken auf Jahrzehnte über die Belange Preußens hinausgehen.

Im Frühjahr 1848 kam auf den Weg des Zusammenschließens zu einem einheitlichen Deutschen Reich der Schleswig-Holsteinische Krieg, und mit ihm kamen inner- und außenpolitische Ereignisse zur Wirkung, die auch einen Wendepunkt in der deutschen Marinegeschichte herbeiführen sollten.

Das Bedürfnis nach eine Flotte wurde aber nicht nur durch die Kriegerische Notwendigkeit geweckt. Die Flotte stand symbolisch für ein einheitliches Deutsche Reich, gewollt vom Bürgertum und Revolutionären. Doch war die Bundesflotte von 1848 auch aus dem Militärischen Aspekt sinnvoll, ja gar gewollt. Was war der Grund der schnellen Auflösung dieser Flotte, die als erste militärische Einheit die schwarz-rot-goldene Flagge für Deutschland getragen hatte?
 
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Was war der Grund der schnellen Auflösung dieser Flotte, die als erste militärische Einheit die schwarz-rot-goldene Flagge für Deutschland getragen hatte?


Wie fast immer Köbis, die Kohle.

Schiffe in Dienst halten kostet Geld, viel Geld, das der Deutsche Bund nicht hatte.
Die Meeresanrainer unter den Bundesstaaten wollten für die Kosten nicht aufkommen, und die Binnenländer schon 2mal nicht.

Profan.
 
Tja, so war das wohl. Bayern und Sachsen sollen die Bezahlung für die Bundesflotte verweigert haben. :D

Bereits der Herder 1854 vermerkt nach dem Bundesheer: "Bundesflotte gibt es keine".

Das ist vielleicht etwas für Dich:
Bär "Die deutsche Flotte 1848-1852" nach Aktenlage der Staatsarchive Berlin und Hannover, 350 Seiten, 1898.
Die deutsche Flotte von 1848-1852: Nach den Akten der Staatsarchive zu ... : Max Bär : Free Download & Streaming : Internet Archive


Nachdem Preussen einiges übernahm, wurde der Rest der Flotte 1852 in Bremen meistbietend, nämlich für 432.800 Taler, öffentlich versteigert. :nono:

Wirklich OT: das ist ja nun heute kaum denkbar, sonst könnte man womöglich einige der stillgelegten U- oder S-Boote demnächst erwerben.:D
 
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:nono:
Wirklich OT: das ist ja nun heute kaum denkbar, sonst könnte man womöglich einige der stillgelegten U- oder S-Boote demnächst erwerben.:D

Mönsch, das wär doch was für BB, S-Boot ersteigern,
könnte er mit 40 Knoten die Stunde mit Gemahlin nach Warnemünde schippern, Handtasche kaufen:D

Nachdem Preussen einiges übernahm, wurde der Rest der Flotte 1852 in Bremen meistbietend, nämlich für 432.800 Taler, öffentlich versteigert.

Es ist fast zu makaber um wahr zu sein: Zum Inventar der Flotte soll ein Sarg gehört haben, der auch versteigert wurde.
 
Ich möchte eigendlich mit der Thematik weniger wirtschaftliche Probleme bei der Flottenerhaltung ansprechen, sondern die Tatsache, dass eine Flotte als wichtiges Instrument eines einheitlichen Deutsches Reiches galt. Und dabei spielte der gesellschaftliche Stand der Marinebefürworter erstmal keine Rolle.
Wie konnte eine Flotte so eine wichtige Rolle in der Einigung übernehmen, bestanden doch kaum oder gar keine Traditionen im Bereich der Seefahrt.

Wieso sollte nun ausgerechnet eine Flotte für die Einigung stehen?
 
"Die Wiedergeburt Deutschlands muß die Frucht des Meeres sein!"
so steht es 1845 auf einer Flugschrift.

Doch schreibt der sozialistische-revolutionäre Dichter Georg Herwegh bereits 1841 das Gedicht - Die deutsche Flotte - ; doch ist es keine maritime Tradition, die den Ruf nach einer Flotte aufleben läßt und schon gar nicht eine strategisch militärische Notwendigkeit.

Den militärische Gedanke einer Flotte schreibt Gerneralfeldmarschall Graf Neidhardt v. Gneisenau 1811 als Randnotiz auf der Rauch´schen Denkschrift nieder :
"Besitzt man die Herrschaft des Meeres, so vermag man einen Angriffskrieg auf alle Küsten seines Feindes zu führen...Dies erscheint mir der wahre Gebrauch des Dreizack zu sein, und das macht die Natur seiner Übermacht aus."
Doch werden diese Gedanken auf Jahrzehnte über die Belange Preußens hinausgehen.

Im Frühjahr 1848 kam auf den Weg des Zusammenschließens zu einem einheitlichen Deutschen Reich der Schleswig-Holsteinische Krieg, und mit ihm kamen inner- und außenpolitische Ereignisse zur Wirkung, die auch einen Wendepunkt in der deutschen Marinegeschichte herbeiführen sollten.

Das Bedürfnis nach eine Flotte wurde aber nicht nur durch die Kriegerische Notwendigkeit geweckt. Die Flotte stand symbolisch für ein einheitliches Deutsche Reich, gewollt vom Bürgertum und Revolutionären. Doch war die Bundesflotte von 1848 auch aus dem Militärischen Aspekt sinnvoll, ja gar gewollt. Was war der Grund der schnellen Auflösung dieser Flotte, die als erste militärische Einheit die schwarz-rot-goldene Flagge für Deutschland getragen hatte?


@Köbis17

Da hast Du ja einen "maritimen" Stein ins Wasser geworfen :winke:

Zu dem Zitat von Gneisenau ist anzumerken, mich sticht hier der Hafer, daß Heeresoffiziere besser die Finger von der Marine lassen sollten.

Der Angriff auf Küsten ist nicht die "Kernkompetenz" der Marine, sondern die Beherrschung des Raumes durch übermächtige Präsenz, die Sicherung eigener Handelsrouten und die Störung der gegnerischen Handelsrouten bzw. deren Blockade. O.k. 1807, Kopenhagen, nach heutigem Ermessen ein Terrorangriff, aber sonst? Der Angriff auf Küsten ist die Übertragung kavalleristischen Denkens, und zwar marinetechnisch auf "Kreuzerniveau". Strategische amphibische Operationen wird N. von Gneisenau ja nicht gemeint haben.

Das als Exkurs.

Köbis17, wer sollte im wiederauferstandenen Deutschen Bund tatsächlich Interesse an der Erhaltung der Bundesflotte haben, zumal sie im Ruch der 1848'er Revolution stand; welcher Bundesstaat hätte daran Interesse gehabt? Ich denke, keiner, insoweit ist das bereits angeführte Argument der Finanzierung der Flotte, eigentlich schlagend (siehe Beitrag von Repo).


M.
 
Hallo Melchior,

vielleicht kommt Gneisenau damit zu schlecht weg. Ausgangspunkt seiner Küstenphantasien ist die Erlangung der Seeherrschaft. Wie das geht, hat ihm Nelson vorgemacht. Was man dann mittels Blockade und Angriffen ausrichten vermochte, zeigten die Kriege der 60 Jahre zuvor.

Ich glaube, die Reihenfolge ist ihm schon klar, wenn das so ausgedrückt wird.:winke:


P.S. der Flottenplan wird natürlich durch solche Überlegungen nicht realistischer und erlitt folgerichtig Schiffbruch an den Finanzfelsen.
 
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Nochmal, es geht mir nicht um die Unterhaltung der Flotte, zumal wenn ein Bundestaat eine Kriegssflotte unterhalten hätte können, dann Preußen, was ja dann folgte, in Form der preußischen Marine.
Es geht mir auch nicht um den militärischen Aspekt, doch auch wenn der Gedanke eine Flotte zu Unterhalten auch auf der militärischen Ebene bedacht wurde.
Aber es waren ebend nicht die Militärs, die auf die Gründung einer Flotte beharten und schon garnicht auf eine Bundesflotte.

Mir geht es um die Grundgedanken der Flotte als Symbol der Einigung. So bestimmt die Frankfurter Nationalversammlung über die Bundesflotte. Sie ist somit ein Instrument des Bundes und nicht einzelner Bundesstaaten.

Und interessant ist der Gedanke, daß der Wunsch nach der Flotte aus dem Einigungsgedanken des Reiches der bürgerlichen Schichten erwächst.

Immerhin wird die spätere preußische Marine ebenfalls als Flotte des Norddeutschen Bundes zusammengefasst, und das vor der Reichsgründung 1867.

Aber nun die nochmals gestellte Frage, wieso hat diese Flotte so einen hohen Stellenwert unter der bürgerliche Bevölkerung gehabt, vor allem in der Zeit um 1848?
 
Ich schau heute Abend mal, was die Reden in der Paulskirche dazu hergeben.

Vorab spekuliert:
Man ist dabei einen 70 Millionen Staat aufzubauen, da kommt so ein Kleindespot daher, will "deutsche Brüder" dem Staat entreißen, und besitzt dann auch noch die Frechheit die deutschen Küsten zu blockieren.
Da schwillt auch dem Demokraten der nationale Kamm, und es packt ihn der teutonische Zorn.
 
Mir geht es um die Grundgedanken der Flotte als Symbol der Einigung. So bestimmt die Frankfurter Nationalversammlung über die Bundesflotte. Sie ist somit ein Instrument des Bundes und nicht einzelner Bundesstaaten.


Aber nun die nochmals gestellte Frage, wieso hat diese Flotte so einen hohen Stellenwert unter der bürgerliche Bevölkerung gehabt, vor allem in der Zeit um 1848?


Wilhelm Blos in "Die Deutsche Revolution" ist die Reichs/Bundesflotte lediglich eine 1/2 Seite wert.

Anlass zur Bildung wäre der immense Schaden gewesen, den die Dänen durch die Blockade der deutschen Schifffahrt, dem deutschen Handel zugefügt hätten.
Die wichtigsten Fürsprecher lt. Blos die "Rehder des Nordens" (Rechtschreibung wie bei Blos) die aber natürlich keineswegs für die Kosten aufkommen wollten. (vermutlich Tagespolitik der 1890er)
Jedenfalls hätten alle Schichten der Bevölkerung gespendet, und bei jeder Sitzung des Parlaments sei verkündet worden wieviele Gulden für die Flotte wieder eingegangen wären.
Das "Ende der Sache" hätte dann Anlass zu Spott auf der ganzen Welt gegeben.
 
Nochmal, es geht mir nicht um die Unterhaltung der Flotte, zumal wenn ein Bundestaat eine Kriegssflotte unterhalten hätte können, dann Preußen, was ja dann folgte, in Form der preußischen Marine.
Es geht mir auch nicht um den militärischen Aspekt, doch auch wenn der Gedanke eine Flotte zu Unterhalten auch auf der militärischen Ebene bedacht wurde.
Aber es waren ebend nicht die Militärs, die auf die Gründung einer Flotte beharten und schon garnicht auf eine Bundesflotte.

Mir geht es um die Grundgedanken der Flotte als Symbol der Einigung. So bestimmt die Frankfurter Nationalversammlung über die Bundesflotte. Sie ist somit ein Instrument des Bundes und nicht einzelner Bundesstaaten.

Und interessant ist der Gedanke, daß der Wunsch nach der Flotte aus dem Einigungsgedanken des Reiches der bürgerlichen Schichten erwächst.

Immerhin wird die spätere preußische Marine ebenfalls als Flotte des Norddeutschen Bundes zusammengefasst, und das vor der Reichsgründung 1867.

Aber nun die nochmals gestellte Frage, wieso hat diese Flotte so einen hohen Stellenwert unter der bürgerliche Bevölkerung gehabt, vor allem in der Zeit um 1848?


@Köbis17

Gerne möchte ich auf Deine Argumente hinsichtlich der Bundesflotte eingehen. Die Bundesflotte benötigte niemand. Im deutsch-dänischen Krieg spielte sei keine nennenswerte Rolle (1849, Helgoland, doch wohl ein Spaß). Wer hätte nach der Olmützer Punktation den Oberbefehl über eine Bundesflotte übernehmen sollen, das Präsidium des Deutschen Bundes (?), das unterlegene und rivalisierende Preußen (?) und wer die Kosten (?).

Der deutsche Zollverein, als Vorwegnahme der kleindeutschen Einigung, hatte keine Interessen, die eine Marine erfordert hätten, sondern richtigerweise wurden dort die strategischen Investitionen in den Eisenbahnausbau geleitet.

Als Symbol (?). Alleine schon, daß die Paulskirchen Nationalversammlung die Bundesflotte gründete, diskreditierte sie nach 1851, was folgerichtig zu ihrer Auflösung führte.

Für den Sieg über Dänemark, 1864, benötigte der Deutsche Bund keine Flotte, das ging auch so ziemlich "flott". :winke:

Was die Marine des Norddeutschen Bundes anbelangte und später nach der Reichseinigung 1870/71 die kaiserliche Marine, eine militärökonomische Fehlleistung, leider auch noch mit Symbolik.

M.
 
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Für den Sieg über Dänemark, 1864, benötigte der Deutsche Bund keine Flotte, das ging auch so ziemlich "flott". :winke:

Na ja, die dänische Blockade brach die aus dem Mittelmeer angerückte österreichische Flotte.
Also so ganz ohne ging es auch 1864 nicht.

Von jedem beliebigen Kleinstaat sich die Küsten blockieren lassen, muss ja auch nicht sein.

OT: Wie man sich heute die Schiffe nicht von Schlauchbootpiraten kapern lassen kann.
 
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Da muss der alte Kapitalist mal wieder fragen: Qui Bono? Wem bringt se was, die Bundesflotte. Gefordert wurde sie von den bürgerlichen aufstrebenden Schichten - Händlern, Kaufleuten und Intellektuellen. Allesamt moderne "Nationalisten" (noch nicht im negativen Sinn späterer Jahre). Die Händler und Kaufleute hatten gesehen, dass man in Übersee gute Geschäfte machen konnte: Engländer, Franzosen, Dänen etc. hatten es vorgemacht - Zucker, Tee und Consorten brachten gute Gewinne - dem, der sie einführte. Nun waren die norddeutschen Handelsschiffe allen möglichen Fieslingen ausgeliefert - allen voran algerischen Piraten (Barbaresken), die vor der Elbmündung (sic!) kreuzten. Warum? Weil es dort Beute gab, die von niemandem beschützt wurde. Wer machte den Verlust bzw. trug die Opportunitätskosten? Reeder, Kaufleute und weitere Glieder der nun nicht mehr stattfindenden Transportkette auf die Märkte Berlins, Münchens, Dresdens etc.. Was brauchen wir? Bewaffnetes Geleit! Wer zahlt? Der Bund natürlich!! (Haha!!! - und das ist KEINE Tagespolitik.) Dass es den agrarisch und binnenländisch geprägten Fürstenhäusern, die sich auf ihren Gütern eher mit polnischen Dienstmägden, denn mit Piraten rumzuschlagen hatten, überhaupt nicht in den Kram passte, dass ihre Steuergelder für so'n Schiet vergeudet wurden, war klar. Deswegen machten die, nachdem sie die Revolution aus dem Weg geräumt hatten, mit dem neumodischen Spuk Bundesflotte auch schnell wieder ein Ende. Also: Flotte = Beschützerin des maritimen Handels. Sobald dessen Interessen in der Regierung vertreten sind, wird se gefördert. Sobald sich die Regierung für Globalisierungsgedöns nicht interessiert, wird se runtergemacht.
Zweiter Grund (hier kommen die Intellektuellen, die jungen Historiker und alten Juristen ins Spiel): Eine Flotte verbindet einen Staatenbund bzw. Bundesstaat. In Deutschland, wo es zur Zeit des Bundes wie später im Kaiserreich starke Föderalstaaten gab, die auch ihre eigenen staatlichen Institutionen wie Heer, Post und Staatsoper bereits besaßen, musste noch eine Klammer um den Staatenbund herum gefunden werden. Eine Kaiserkrone z. B., die der Doofmann in Berlin aber prompt und rüde ablehnte. Oder eben eine schmucke Bundesflotte, die man als Symbol für und Klammer um den deutschen Gesamtstaat legen konnte, bis Jogis Jungs auf der Spielfläche erscheinen...
 
Der Maler Wilhelm Heine, der an der Japanexpedition der des US-Geschwaders unter Commodore M.C. Perry, 1853, teilnahm, schrieb an Prinz Adalbert von Preußen: "Königliche Hoheit! Als Wanderer auf dem weiten Weltenmeere ist mir noch nicht die Freude zuteil geworden, einem deutschen Kriegsschiff zu begegnen, denn bis vor nicht vielen Jahren ist diesem wichtigen Zweige der Nationalbewaffnung verhältnismäßig nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden, und mit Bedauern musste ich wahrnehmen, dass deutsche Handelshäuser in fernen Ländern oft durch den Mangel an einer bewaffneten Macht der Willkür von zuweilen ganz unbedeutenden Despoten ausgesetzt waren. Mit inniger freude nehme ich deshalb wahr, dass Preußen die Wichtigkeit einer Flotte für den Schutz des Handels..."

Das war im Jahre der Auflösung.
Das Bürgertum, vor allem die weitsichtigen unter ihnen, sahen, dass eine Flotte früher oder später nötig war, um einen Staat in der Welt zu repräsentieren. Das schien aber nicht allen klar gewesen zu sein, vor allem denen, die nicht wahrnahmen, dass die Welt größer war als der deutschsprachige Raum. Es war noch immer dieses feudale bäurisch/fürstliche Denken.
 
Das war im Jahre der Auflösung.
Das Bürgertum, vor allem die weitsichtigen unter ihnen, sahen, dass eine Flotte früher oder später nötig war, um einen Staat in der Welt zu repräsentieren. Das schien aber nicht allen klar gewesen zu sein, vor allem denen, die nicht wahrnahmen, dass die Welt größer war als der deutschsprachige Raum. Es war noch immer dieses feudale bäurisch/fürstliche Denken.


Sure,

und am Ende sass man in Versailles und hat mit verdorrter Hand unterschrieben......
 
Also erschtens, mein lieber badensischer Freund, saß man nur mit verdorrter Hand in Versailles, weil der jüngere Moltke zum Schutz des Gelbfüßlerlandes substantielle Truppenteile vom rechten Flügel abgezogen und damit den unfehlbaren Schlieffenplan sabotiert hat. :fs:Ergo sind die Gelbfüßler die wahren Schuldigen am Kriegsausgang.:devil: (Mir hand's jô schò seit Jahrhuuunderten gsagt!:fs:)

Des zweiteren und ernsthafter Weise gibt es ja noch den einen oder anderen Unterschied zwischen einer Flotte in maßvoller Größe zum Handelsschutz (die haben die Limeys ja sogar den Franzosen zugestanden) und der größenwahnsinnig-aggressiven "DerDreizackmussaneinemPlatzanderSonne - Gefangenewerdennichtgemacht - in unsereHandRisikoflotte" Wilhelminischer Prägung. Der Aufrüstungswahn setzte ja erst mit den 1890ern wirklich ein.
Darüberhinaus halte ich die Flottenrüstung nicht für ursächlich für das eigentliche Ausbrechen des WK I sondern lediglich dafür, die Briten in das Lager von Frankreich und Rußland zu treiben. (Was möglicherweise auch die industrielle Konkurrenz ohne gleichzeitige Flottenrivailität in ausreichendem Maß bewirkt hätte.) Der dem Kriegsausbruch zu Grunde liegende Konflikt war doch der Konflikt zwischen Deutschem Reich und Frankreich sowie Rußland. Und hier gab es keine FLOTTENrivalitäten!
 
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Also erschtens, mein lieber badensischer Freund, saß man nur mit verdorrter Hand in Versailles, weil der jüngere Moltke zum Schutz des Gelbfüßlerlandes substantielle Truppenteile vom rechten Flügel abgezogen und damit den unfehlbaren Schlieffenplan sabotiert hat. :fs:Ergo sind die Gelbfüßler die wahren Schuldigen am Kriegsausgang.:devil: (Mir hand's jô schò seit Jahrhuuunderten gsagt!:fs:)

Des zweiteren und ernsthafter Weise gibt es ja noch den einen oder anderen Unterschied zwischen einer Flotte in maßvoller Größe zum Handelsschutz (die haben die Limeys ja sogar den Franzosen zugestanden) und der größenwahnsinnig-aggressiven "DerDreizackmussaneinemPlatzanderSonne - Gefangenewerdennichtgemacht - in unsereHandRisikoflotte" Wilhelminischer Prägung. Der Aufrüstungswahn setzte ja erst mit den 1890ern wirklich ein.
Darüberhinaus halte ich die Flottenrüstung nicht für ursächlich für das eigentliche Ausbrechen des WK I sondern lediglich dafür, die Briten in das Lager von Frankreich und Rußland zu treiben. (Was möglicherweise auch die industrielle Konkurrenz ohne gleichzeitige Flottenrivailität in ausreichendem Maß bewirkt hätte.) Der dem Kriegsausbruch zu Grunde liegende Konflikt war doch der Konflikt zwischen Deutschem Reich und Frankreich sowie Rußland. Und hier gab es keine FLOTTENrivalitäten!



Oh Du kapitalistischer Sohn der hängenden Gärten, welchen grandiosen Schuss in den Ofen landest Du hier?:pfeif:
Wusste gar nicht, dass man in den südlichen Auen der Daouna solch gigantische Kaliber führt.:)
So lange ist der Thread doch noch nicht, dass Du nicht nachlesen könntest, dass ich mit Dir auf einer Linie liege. Nee, Moment, Du mit mir, mein Statement kam früher.:D

Lediglich der literarische Erguss des Zarenvaters hat mich zu Scheidemanns verdorrter Hand in Versailles geführt.:fs:

Aber mich einen "Gelbfiasler" nennen, da habe ich schon welche wegen geringerer Vergehen nicht gemeuchelt.

Hie gut Wirtemberg Alleweg, aber seit 1410 durch freien Willen freier Bürger, und nicht durch Machtspruch eines welschen Despoten.:devil:400 Jahre später.
Wie Du bedauernswerter Knecht, zigmal auf die Gant gekommener oberschwäbischer Ritterschaft.
 
Hie gut Wirtemberg Alleweg, [...] und nicht durch Machtspruch eines welschen Despoten.:devil:400 Jahre später.
Wo die Sonne vorderösterreichischer Größe niedrig steht, werfen eben auch korsische Zwerge (die man sich zu diesem Behufe vor den Karren spannt) lange Schatten.:pfeif:
 
das Problem lag und liegt m.E.in der Orientierung des Gesamtstaates.Länder wie Dänemark,England,Spanien,Frankreich und die Niederlande waren ob der langen Küstenlinien schon immer maritim orientiert,was durch die entsprechenden Kolonialreiche noch verstärkt wurde.
Im deutschen Bund ,bzw.deutschen Reich war die Binnenorientierung aufgrund der Lage bereits vorgegeben.Abgesehen von den Norddeutschen Küstenländern war das Interesse an einer Flotte daher wohl eher gering. Im Süddeutschen wickelte man den Handel wohl auch zu nicht geringen Teilen über die Mittelmeerhäfen und die französischen Atlantikhäfen ab.
Auch die Annahme ,eine Flotte würde einen Staatenbund bzw. Bundesstaat verbinden trifft vor diesem Hintergrund wohl eher für maritim ausgerichtete Staaten zu .
Dem Bauern,dem Bürger,dem Kaufmann in Mittel- und Süddeutschland dürfte eine Flotte ,die mehrheitlich in der Nordsee operierte,letztlich relativ egal gewesen sein.

Überdies bestanden im sehr föderal ausgerichteten Bund offenbar erhebliche Vorbehalte gegen gemeinsame Truppenteile. Das Problem zeigte sich nicht nur bei der Flotte sondern auch bei den Bundesfestungen mit ihren nach strengen Proporzgründen zusammengesetzten Besatzungen.
 
Na ja, die dänische Blockade brach die aus dem Mittelmeer angerückte österreichische Flotte.
Also so ganz ohne ging es auch 1864 nicht.

Von jedem beliebigen Kleinstaat sich die Küsten blockieren lassen, muss ja auch nicht sein.

OT: Wie man sich heute die Schiffe nicht von Schlauchbootpiraten kapern lassen kann.

@Repo

Vollständig OT.

D' accord. Nur das Ergebnis der Bundesexekution bzw. des Bundeskrieges gegen Dänemark war so vorhersehbar, daß man den österreichischen Matrosen auch weiterhin mediterranes Klima hätte gönnen können. Düppel hätte jede Seeblockade beendet.



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