Die Entwicklung der "islamischen Republik Iran" ab 1970

Rafael

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Die Entwicklung der "islamischen Republik Iran" ab 1970

In den 70er Jahren gab es immer größere Spannungen im Iran. Dies führte 1978 zum Beginn einer Revolution, die von Ayatollah Khomeini angeführt wurde. Khomeini schaffte es mit dem Schlagwort "Islamische Republik Iran" die damalige Opposition der Regierung und die Massen (vor allem Unterschicht und Sub-Proletariat) zu mobilisieren. Da die damalige Regierung im Innern geschwächt war und von außen nicht mehr unterstützt wurde, war die Revolution ein Erfolg und so musste der zweite Herrscher aus dem Geschlecht der Pahlawi, der westlich orientierte Mohammed Reza, Schahinschah-e Iran Aryamehr, am 16. Januar das Land verlassen.

Am 31.3.1979 wurde dann die "Islamische Republik Iran" nach einer Volksabstimmung ausgerufen. 97% stimmten für die "Islamische Republik Iran", obwohl es den meisten unklar war, wie diese aufgebaut sein sollte.
So war die "Islamische Republik Iran" zunächst nur ein vages Konzept. Doch diese entwickelte sich konsequent weiter und das Konzept nam langsam Form an. Schon im Herbst 1979 diente es zur Erhaltung und Ausübung der Macht von fundamentalistisch islamischen Kräften.

Man erkannte die Unsicherheit Khomeinis und des islamischen Regimes bei der Verwirklichung einer islamistischen Republik auch daran, dass sie einen strengen Islamisten, der auch in westlichen Werten bewandert war, als Ministerpräsidenten einsetzten. Ein Ingenieur namens Mehdi Bazargan.
Zuerst schien sich die Politik den Werten der westlichen Demokratie zu nähern, doch im November trat dann Bazargan zurück und die Verbindung zwischen politischem Liberalismus und einer islamischen Identität des nachrevolutionären Irans scheiterte.

Die neue Verfassung, die von einer gewählten Versammlung verfasst wurde, in der radikal religiös orientierte Mitglieder über eine bedrückende Mehrheit verfügten, basierte grundlegend auf den Ideen eines islamischen Staates.
So zeigte auch die Einrichtung des "Wilayat-e faqih" (Herrschaft des anerkannten Gottesgelehrten) - d.h. dass erstmal Khomeini selbst der Herrscher war - den neuen Rahmen für die politische Weiterentwicklung des Iran.
Die Außenpolitik wurde seit 1979 radikalisier. Propagandistisch und vereinfachend versuchte man das Profil des wahrhaft "Islamischen" darzustellen. So wurde die USA als Satan bezeichnet. Immer schärfer wurde die Polemik gegen die USA. So kam es im November 1979 auch dazu, dass die amerikanische Botschaft besetzt wurde. Die Besetzung der Botschaft und die Geiselnahme dabei, galten als eine Kriegserklärung gegen die USA und dieses Klima in der Politik brachte nun die gemäßigten Parteien zum Schweigen.

Seit Ende 1979 wurde die Vielfalt der Parteien größer (einige Parteien: "Nationale Front", "Feda'ijan-e khaluq" und "Mudschahidin-e khaluq").
Die IRP (Islamisch-Republikanische Partei) versuchte nun die Opposition auszuschalten. Schon mitte von 1980 begann man westlich eingestellte und die "Islamische Republik" kritisierende Parteien und Personen druch Pasdaran (Revolutionswächter), revolutionäre Gerichtshöfe und revolutionäre Komitees zum Schweigen zubringen und "auszuschalten". Nachdem der erste Präsident Bani Sadrs der neuen Republik, der zum liberalen Lager gehörte, 1981 abgesetzt worden war, übernahm die militante IRP vollkommen und alleinig die Macht. Die Pasdara verteidigten die Macht der Mullahs (islam. Geistliche) mit strenger Brutalität.

Alle Parteien verschwanden gänzlich, die kommunistisch eingestellte Tudeh-Partei konnte sich bis 1982 halten, da sie zuerst mit der IRP solidarisierte. Aber dann wurde auch sie aufgelöst. Nur noch die IRP und eine Reihe religiös-politischer Bewegungen (keine Parteien) lenkte den Staat. Diese stellten ausschließlich die Mitglieder für das Parlament. Ein Widerstand entstand durch die Volksmudschahidin, die islamisches Gedankengut mit der marxistischen Idee vermischten. Sie gingen in bewaffneten Anschlägen zum Gegenangriff gegen die Regierung über.

Am 22. September 1980 überschritten irakische Truppen die Grenze und wollten Teile des benachbarten Khuzistan besetzen.
Der Krieg führte zu einer Stabilisierung der schlechten innenpolitischen Phase. Mitte 1982 wurden bei zwei Bombenanschlägen unter anderem Präsident Raja'i als auch der Führer der IRP getötet. Khomeini konnte sich nun als unumstrittener Führer und Schiedsrichter in inneren und äußeren Konflikten ausweisen und so die politischen Geschicke der "Islamischen Republik Iran" bestimmen.
Die Pasdaran und die Basidsch (jugendliche Milizen) stürzten sich freiwillig in Krieg und Tod. 1984 nämlich wurde schon erkennbar, dass der Iran dem Gegner nichts entgegenzusetzen hatte, da der Irak stärker war und mehr Unterstützung von den Großmächten hatte.
Der Erdölexport Irans wurde durch irakische Angriffe abgeschnürt und die Städtekriege wurden intensiviert. Deshalb musste die Führung der islamischen Republik 1988 eine Resolution der UNO von 1987 über die Bedingungen eines Waffenstillstandes annehmen. Am 20. Juli 1988 sagte Ayatollah Khomeini in einer Rede, dass ihm dieser Schritt schwerer gefallen sei als "Gift zu trinken".

Nach dem Tod Khomeinis (3. Juni 1989) und der Wahl vom neuen Staatspräsidenten Hashemi Rafsandchanis (28.7.1989) begann die iranische Politik eine andere Richtung einzuschlagen. Realistische Entwicklungsziele wurden anvisiert, der Einfluss des radikalen Flügels wurde zurückgedrängt und die Außenpolitik wurde offener. Die Parlamentswahlen von 1992 zeigen, dass Rafsandschani von der absoluten Mehrheit auf seinem Weg unterstützt wird.

Autor: Rafael (1999)
Quelle: Informationen zur politischen Bildung; 238; Der Islam im Nahen Osten
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Rafael,

wie wird die Zeit unter Khomeini eigentlich heute im Iran gesehen?
Distanziert man sich von der damaligen Politik, steht man, wenigstens zum Teil, noch dahinter oder schweigt man?
 
Danke für die Fragestellungen und die Informationen.

Zu den Fragen bezüglich der aktuellen Gesinnung: Ich suche noch Verwertbares. :)
 
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