Montenegro-der lange Weg zu Nation

Zoki55

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Ich würde mal einen eigenen Thread über Montenegro aufmachen, da dass Thema extrem kompliziert ist und das Thema Kosovo im Doku Archiv einfach fehl am Platz ist.

Erstens einmal war Montenegro bis zum Fürstbischof Njegos und dem Fürsten Danilo, kein Staat im eigentlichen Sinne, sondern eine Stammesföderation, diese Stämme waren meistens sehr selten einer Meinung und im ständigen Kleinkrieg (Stichwort Blutrache). Ihr einziges gemeinsames Interesse war der Versuch die osmanische Verwaltung fernzuhalten und die "Türken" (moslemischen Slawen und Albanern) in Podgorica oder Skadar auszurauben.

Wenn man ein Datum nennen kann welches zur Bildung eines montenegrinnischen Bewusstseins geführt hat war die Vertreibung der Muslime aus Cetinje unter dem Fürstbischof Danilo Petrovic. Dieses Ereignis wird legendär im Bergkranz des Fürstbischofs Petar II. Petrovic Njegos beschrieben.

Im 17. Jahrhundert verlassen wiederum viele Montenegriner, Herzegowiner und Bosnier ihr Land und ziehen nach Zentralserbien welches vom Großen Türkenkrieg völlig verwüstet wurde. Die Mehrzahl der Einwohner des heutigen Zentralserbiens flohen nach Ungarn (Vojvodina aber auch Zentralungan wo es noch viele Städte mit dem Namen Rasz gibt) oder nach Kroatien.

Diese Engen Familienbanden schweißten zusammen wie man sich vorstellen kann.

Ein weiterer montenegrinischen Erfolge war die Abwehr der osmanischen Truppen durch Fürstbischof Petar I. Petrovic, dabei wurde die montenegrinische Allianz durch die brdjani was man mit Highlander (es kann nur einen geben:D) eingliedern konnte.

Zu dieser Zeit war das Montenegriner sein eng daran gekoppelt auch Serbe zu sein, die Montenegriner nannten sich auch selbst das montenegrinische Sparta. Man erweitere das Gebiet weiter auf Podgorica.

Den größten Zuwachs an Land verzeichnete Montenegro aber im Zuge des Herzegowina-Aufstandes.http://en.wikipedia.org/wiki/Herzegovina_Uprising_(1875-1878) Als direkte Folge dazu kam es zum serbisch-osmanischen und montenegrinisch-osmanischen Krieg, der vor dem Hintergrund des russisch-osmanischen Kriegs stattfand. Serbien und Montenegro einigten sich auf eine Aufteilung Bosnien zu Serbien, die Herzegowina zu Montenegro, der Sandzak von Novi Pazar und das Kosovo Gebiet sollten auch aufgeteilt werden.

Im 1. Balkankrieg wurde eine direkte Verbindung zwischen Serbien und Montenegro geschossen. Damals erreichte Montenegro seine größte Ausdehnung mit zwei drittel des Gebiets des heutigen Kosovos.

Nun merkte der König von Montenegro Nikola Petrovic dass es zu einer Vereinigung zwischen Serbien und Montenegro hinausläuft. Ein wichtiger Faktor waren die vielen Montenegriner welche ihr Land nach Serbien verließen, da die kargen häufig steinigen Felder kaum was Abgaben und selbst die Industrie im ländlichen Serbien deutlich größer war als im bitterarmen Montenegro. Da nun die Karadjordjevics an der Macht waren hatten diese dadurch das älteste Kind Nikolas Ljubica (Zorka) Petrovic mit Petar Karadjordjevic verheiratet war einen sehr guten fand. Nachdem der älteste Sohn Djodje Karadjordjevic für Geisteskrank erklärt wurde, war auch noch Aleksander welcher seine Jugend weitgehend in Cetinje verbrachte und einen montenegrinischen Akzent hatte war in Montenegro sehr beliebt, was man von den Söhnen Nikolas nicht behaupten konnte.

Nikola fürchtete nun seine Absetzung was dazu führte das er um sich herum Vertraute sammelte. Nicht zuletzt seine großspurige Aussage er würde das serbische Reich wieder errichten hatte in unter Zugzwang gebracht. Er drohte im Falle einer Vereinigung den kürzeren zu ziehen.

Als im 1. Weltkrieg Montenegro von der serbischen Armee erobert wurde, erklärte das Parlament den Anschluss, was darauf folgte war die Schaffung von Jugoslawien. Es gab einen kleinen Bürgerkrieg zwischen den Stämmen Pro Nikola und Pro Karadjordjevic. Der größte Stamm die Vasojevici (Mitglieder die Karadjevics, Slobodan Milosevic, Milo Djukanovic u.v.m) und die Drobjaks (Vuk Karadzic, Vasilije Karadzic, Radovan Karadzic, Zivojin Misic) waren für die Karadjordjevic, die sogenannten Weißen, und mehrer Polizeieinheiten besiegten die Grünen.

Heute gelten die Grünen als erste montenegrinische Freiheitskämpfer was nicht stimmt, die Grünen waren keineswegs keine Serben die wollten nur die Rückkehr der Petrovics nach Montenegro.

Unter Drljevics Montenegro welches ein italienisches Protektorat war, wurde versucht eine montenegrinische Nation zu schaffen mit eigener Sprache.

Nach dem 2. Weltkrieg, wurde Jugoslawien umgestaltet, dabei gab es unter den jugoslawischen Partisanen Uneinigkeit über das weitere Vorgehen. Da man eine zu hohe Dominanz der Serben fürchtete gab es stimmen welche für die Schaffung einer montenegrinischen Nation plädierten (die wenigsten davon waren Montenegriner, während Partisanen aus Serbien dies häufig unterstützten).

Dadurch sind auch die gewaltigen Werte zu erklären die besagen das in Montenegro 95 % ethnische Montenegriner leben, oder besser gesagt das jeder Einwohner Montenegros der serbokroatisch sprach Montenegriner ist.

Dies änderte sich Ende der 80er Jahre mit der Machtergreifung der beiden Vasojevics Milosevic und Djukanovic. Danach stieg die Zahl der Serben wieder, aber auch der deklarierten Muslime wie im Sandzak von Novi Pazar, auch die Zahl der Kroaten stieg.

Beim Ausbruch des Krieges war Djukanovic energisch für die Einnahme Dubrovniks, die Eroberung der mehrheitlich serbischen Gebiete und Vergrößerung Montenegros auf Kosten von Bosnien und Herzegowina und Kroatien, änderte sich dies schlagartig als sich der Krieg in die Länge zog. Djukanovic reichte ein Referendum für die Unabhängigkeit ein dieses wurde aber abgelehnt.

Ab 2000 versuchte er erneut die Unabhängigkeit vorzubereiten. Bei diesem Unterfangen konnte er auf die Minderheiten im Land zählen Albaner, Kroaten und Bosniaken. Nachdem es 2006 schlecht für die Unabhängigkeit aussah haben aussagen des internationalen Gerichtshof Serbiens Chancen auf die EU verkleinert somit gab das ein Schub für die Bewegung.

Vor allem wurde Serbien für die schleppende wirtschaftliche Entwicklung verantwortlich gemacht. Nach der Unabhängigkeit gab es ein durch russisches Kapital verursachtes Wirtschaftswunder mit hohem Wachstum und steigenden Löhnen.

Kritikpunkte an der Regierung

-Montenegros Wirtschaft erholt sich deutlich schlecht von der Wirtschaftskrise als die serbische Wirtschaft, auch wird in Zukunft Serbien ein höheres Wachstum vorhergesagt dadurch ist die Aussage obsolet

-Die Grenze verteuert die Nahrungsmittel nur die aus Serbien importiert werden

- Einführung des montenegrinischen als Unterrichtssprache mit eigenen Buchstaben und Grammatik, zu schwere Umstellung, vor allem da die Basis der serbokroatischen Schriftsprache ostherzegowisch im größten Teil des Landes gesprochen wird.

-Neue Trennung der Stämme Vasojevics, Drobjaks sind mehrheitlich serbisch, Kucis und Njegusen mehrheitlich montenegrinisch.

-Je kürzer die Zugehörigkeit zu Montenegro ist desto weniger ausgeprägt ist das Montenegrinertum, wie z.B in Herceg Novi.

-Trennung der Akademie der Künste der Wissenschaften in die von Duklja (mittelalterlicher Stadt) und die von Crnagora (Montenegro auf serbokroatisch). Duklja Akademie für eine montenegrinische Nation vor 1945, die andere dagegen.

-Montenegro Opfer des serbischen Nationalismus, klares Gegenargument ohne den serbischen Nationalismus währe Montenegro wohl nur ein Viertel seiner heutigen Größe. Montenegro ist als Staat Produkt des serbischen Nationalismus.

- Geschichtsfälschung, Leugnung irgendwelcher Kriege zwischen den Muslimen und den Montenegrinern, Massakern oder sonstigen. Stattdessen sollen sowohl orthodoxe als auch islamische Montenegriner eine gemeinsame Identität gehabt haben.

-Vuk Karazdic stahl den Montenegrinern die Sprache und nannte sie serbisch. Angesicht der Tatsache das zur Zeit Vuk Karadzics die Drobjaks Herzegowiner waren ist das lächerlich.

- Schaffung einer montenegrinisch orthodoxen Kirche, welche die Kirchen will.

- Anerkennung des Kosovos

- Bischof der seribsch-orthodoxen Kirche in Montenegro Amfilohije ein Montenegriner, währen der Bischof der montenegrinischen Kirche ein Bosnier ist.

-Die Verurteilung des Massakers in Srebrenica durch die montenegrinische Kirche, aber gleichzeitige Segnung der Helden der Schlacht von Niksic in deren Folge die männliche Bevölkerung der Stadt massakriert und die Frauen und Kinder vertrieben wurden.

-Der heutige Text der Hymne ist vom Drljevic geschrieben wurde der Originaltext ist wiederum serbisch nationalistisch.
 
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Erstens einmal war Montenegro bis zum Fürstbischof Njegos und dem Fürsten Danilo, kein Staat im eigentlichen Sinne, sondern eine Stammesföderation, diese Stämme waren meistens sehr selten einer Meinung und im ständigen Kleinkrieg (Stichwort Blutrache).
Die montenegrenische Stammesgesellschaft war eine archaischstschen des neuzeitlichen Europa. Das Fürstbistum Montenegro war kein Nationalstaat, es wäre überhaupt zu prüfen, ob es eine Staatsgewalt im üblichen Sinne gab.

Die Struktur der Clans untergrub teilweise die nationale Zuordnung.
Ein extremes Beispiel ist der Volksstamm der Kuči im Südosten Montenegros.
Ist es schon nahezu unmöglich Montenegriner und Serben zu unterscheiden, kommt hier noch hinzu, dass sich Teile des Clans als Albaner betrachten und auch albanisch sprechen.
Meyers Lexikon von 1907 betrachtete die Kuči als teilweise serbisierte Albaner in Montenegro.
Die englische Wikipedia unterscheidet den albanische und serbische Sub-Clans.
 
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Ja Maglor, wobei die Kuci wirklich ein extrembeispiel sind. Die albanischen Kuci gehören auch nicht zu den serbischen Altkuci Ku?i - Wikipedia, the free encyclopedia.

Sowieso waren die Verbindungen der mehrheitlich orthodoxen montenegrinischen Clans mit den albanischen Stämmen im Norden die Katholiken waren bis zur Schaffung eines serbisch-albanischen Gegensatzes sehr eng.

Somit ist die Behauptung das Karadjordje einen albanischen Vorfahr hatte, wie es viele albanische aber auch serbische Historiker tun, wäre nicht wirklich unüblich. Es gibt auch Albaner die sehen die Vasojevici als serbisierte Albaner an. Was bedeuten würde das die Karadjordjevics, Milosevic und Zeljko Raznatovic (Arkan) Albaner wären, was absurd ist. Der Legende nach stammen ja die Vasojevic von Vasilije (Vaso) ab einem Sohn des Bruders des serbischen Königs Stefan Nemanjic.

Was auch interessant ist das die Clans die klassische Aufteilung der Religionsteilung die in Serbien oder Bosnien herrschten aushob. Die Selimovic, Abazovic waren teilweise Moslems (die mit äußerster Brutalität gegen die Muslime in Niksic vorgingen), es gab auch katholische Drobnjaks. Diese früheren Multikonfessionellen Gruppierungen sind mit dem Ende der Stämme als politische Organisationen ist auch dies nicht mehr der Fall.

Es gibt aber noch diese unsichtbare Stammesgrenze, Stämme die schon lange Teil Montenegros sind, sind auch eher für die Regierung. Die Stämme welche eher kurz Teil von Montenegro sind, diejenigen die eher kurz dazukommen sind tendieren entweder zur serbischen Liste, aber noch vielmehr zu Montenegrinischen Volkspartei welche auch proserbisch ist.

Auch gibt es unterschiede zwischen der Bezeichnung der Sprache während die erwähnten Kuci, Njegusi, Pjesivci, Cevo und weitere Stämme eher sich als Montenegriner und ihre Sprache als montenegrinisch definieren. Ist es bei Stämmen wie den Drobnjaks und Vasojevics anders. Was auch an der Clanehre anhängt. Die "ethnischen" Montenegriner greifen häufig Vuk Stefanovic Karadzic an. Der nach Meinung vieler ethnischer Montenegriner die montenegrinische Sprache gestollen hat und dann serbisch genannt hat und dann den Fürstbischof Njegos überzeugt hätte das er ein Serbe sei.
 
Wenn man will kann man die heutige Situation Montenegros mit der Österreichs vergleichen, nur das die Bindungen an Serbien wahrscheinlich noch enger sind als zwischen Österreich und Deutschland.

Außerdem teilen sich die Österreicher auch eine längere Geschichte, Salzburg ist zur Zeit Napoleons Teil von Österreich geworden, die Bucht von Kotor erst nach dem 2. Weltkrieg zu Montenegro.

Desweiteren behindert die Entstehung Montenegros als sehr agressiver serbischer Nationalstaat (siehe montenegrinische-osmanischer Krieg, den Bergkranz von Njegos, Mythen und Legenden der Montenegriner) eine Selbstidentifizierung vieler Montenegriner als eigene Nation oder eigenes Volk.
 
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