Politische Führung des II. Franz. Empire

excideuil

unvergessen
Die Geschichte liefert gelegentlich seltsame Zusammentreffen: Während des I. Empires arbeiteten Napoléon I. und Talleyrand zusammen, während des II. dann die Enkel: Napoléon III. und der duc de Morny, die zudem noch Halbbrüder waren ...

In der Biografie de Mornys [1] findet sich der Satz:
"Fast alle Biografen Mornys sind sich darüber einig, dass Frankreich die Niederlage von Sedan erspart geblieben wäre, hätte er noch einige Jahre länger gelebt."

Sicherlich haben Biografen für ihren Helden eine gewisse Sympathie und manche Wertung mag überhöht sein, auch ist die rein theoretische Beantwortung dieser Behauptung nicht mein Anliegen.

Die Autorin schreibt de Morny nur eingeschränkt staatsmännische Fähigkeiten zu. Die Aussage, dass de Mornys wie auch immer anders gehandelt hätte, impliziert, dass das übrige politische Personal um Napoléon III. möglicherweise tatsächlich recht mittelmäßig gewesen wäre, da sich sonst diese Frage gar nicht gestellt hätte.

Daher meine Fragen: Gab es niemanden in Frankreich, der das Format z.B. eines Bismarcks gehabt hätte? War die "Pleite" damit zwangsläufig? Und hätte ein Einzelner wie de Morny überhaupt die Möglichkeit gehabt, einen anderen Kurs zu steuern?

Schon einmal vielen Dank für Aufklärung!

Grüße
excideuil

[1] Grothe, Gerda: Der Herzog von Morny – Der zweite Mann im Reich Napoleons III., Propyläen, Berlin, 1966
 
In der Biografie de Mornys [1] findet sich der Satz:
"Fast alle Biografen Mornys sind sich darüber einig, dass Frankreich die Niederlage von Sedan erspart geblieben wäre, hätte er noch einige Jahre länger gelebt."

War der Duc de Morny denn so ein diplomatisches Schwergewicht, das er einen Bismarck gewachsen gewesen wäre?


Daher meine Fragen: Gab es niemanden in Frankreich, der das Format z.B. eines Bismarcks gehabt hätte? War die "Pleite" damit zwangsläufig? Und hätte ein Einzelner wie de Morny überhaupt die Möglichkeit gehabt, einen anderen Kurs zu steuern?

Napoleon III. wechselte gern häufiger die Minister aus, um sein Regime zu stabilisieren.
Allein zwischen 1866 bis Ende 1870 hat Napoleon neun Außenminister verschlissen.
Des Weiteren hatte Kaiserin Eugenie, Preussenhasserin, ein nicht ganz unerheblichen Einfluß auf die politische Willensbildung ihres Gattin.

Gramont war vollkommen überfordert und ungeeignet. Mir persönlich ist kein französischer Diplomat bekannt, der 1870 über das Format eines Bismarcks verfügt hätte.

Die Katastrophe war nicht unbedingt zwangsläufig. Napoelon war zwar über den preußischen Verzicht durchaus erleichtert, machte sich aber gleichzeitig Sorge über die Reaktion der Kammer. Die Überlegung war die, ob die Herrschaften dort zufrieden sein würden, die Krise ohne Krieg gelöst zu haben. Olliver sein Eindruck war der, das Napoleon unruhig wegen der Enttäuschung, die sich im Land ausbreitete, weil der Streit mit Preußen nicht endgültig erledigt war. (1) Genau dies hatte Bismarck richtig eingeschätzt gehabt. Ollivier wollte nicht, das Wilhelm in die Affäre hineingezogen würde, nur hatte er seinen Außenminister Gramont nicht unter Kontrolle. Ein bedachterer Außenminister hätte sich mit den bereits erreichten Triumpf zufrieden gegeben.

Bismarck, Frankreich und die spansiche Thronkandidatur der Hohenzollern
 
Zuletzt bearbeitet:
War der Duc de Morny denn so ein diplomatisches Schwergewicht, das er einen Bismarck gewachsen gewesen wäre?
Na, ja, betrachtet man die vorliegende Literatur zu beiden, dann liegt Bismarck klar vorn ... :)

De Morny war schon sehr erfolgreich, egal ob als Politiker, Unternehmer, Dandy, Kunstmäzen und natürlich bei Frauen.
Auch keine Frage, er war intelligent und ein Menschenkenner:
"Wenn Sie mit jemandem reden, ... hören Sie auf das, was er denkt, nicht auf das, was er sagt." riet er Émile Ollivier." [1] Der Satz könnte auch von seinem Großvater stammen.

Aber er hatte keine Grundsätze: "zuallererst der Profit, dann der Staat."[1]
Auch die Diplomatie musste hinter seinen persönlichen Interessen zurückstehen:
Als Sonderbotschafter in Rußland führte er eine Reihe von Gemälden mit sich unter anderem "Die Wochenstube" von Gabriel Metsu, das er als Kopie gekauft hatte. Das Original hing in der Eremitage. Dachte man. Tatsächlich besaß de Morny das Original. Das Bekanntwerden, der Skandal in der Kunstwelt von St. Petersburg war eine "Taktlosigkeit, die man einem anderen als ihm kaum verziehen hätte. Aber die Lust, auf exklusivem Gelände einen kapriziösen Knalleffekt zu erzielen, der die Gesellschaft verwirren und bestürzen sollte, war stärker als alle diplomatischen Erwägungen." [1]
Dennoch war er angesehen, der Zar besuchte ihn in der franz. Botschaft ... er schaffte Wirtschaftsverträge ... eben doch erfolgreich.

Insgesamt kann man wohl sagen, ein kluger Geist, der von seinen persönlichen Interessen beherrscht, eben kein Staatsmann und schon gar nicht im Sinne Bismarcks sein konnte.
Dennoch war er eine schillernde Gestalt, die dann wohl die Biografen zu der Aussage bewegt hat: "niemals hätte er den Wahnsinn von 1870 zugelassen." [1]

Mir stellt sich da auch die Frage, ob Napoléon III., der wohl auch immer Legitimitätsprobleme hatte, auf seinen Stiefbruder dann gehört hätte, da das Verhältnis zwischen beiden auch nicht immer entspannt war. Daher wohl eher Wunschdenken der Biografen.

Erstaunlich ist aber, dass Kaiserin Eugénie so einen Einfluss hatte. Ich habe ja nichts gegen Frauen in der Politik aber so eine einseitige und zudem unsinnige Haltung ist doch nicht tolerierbar. Oder entsprach das der Meinung der franz. Öffentlichkeit?

Grüße
excideuil

[1] Grothe, Gerda: Der Herzog von Morny – Der zweite Mann im Reich Napoleons III., Propyläen, Berlin, 1966
 
Die französische Regierung hat die Geister, die sie nicht mehr los wurde, selbst am 04.Juli durch Eröffnung der Pressekampagne im offiziösen Constitutionnel durch einen aufsehenerregenden Artikel, Mitverfasser war der französische Außenminister Gramont, herbeigerufen. (1)

Gramont hatte selber Interesse an einen Krieg gegen Preußen. Sobald er Kenntnis von dem Verzicht Leopolds, ausgesprochen durch dessen Vater Karl Anton, erhalten hatten, ging es für ihm nicht mehr um die Frage der Thronkandidatur, sondern schlicht um die militärische Auseinandersetzung Frankreichs mit Preußen. (2)

Gramont ging wohl, warum auch immer, das er mit der Unterstützung Österreichs rechnen könne, obwohl Kaiser Franz Joseph hier unmissverständlich Auskunft erteilt hat.
Was die französische Öffentlichkeit angeht, so ist wohl festzuhalten, dass diese es wohl primär, anders als bei Gramont und Eugenie, darum ging, einen Hohenzollern auf dem spanischen Thron zu verhindern. Anderseits ist aber auch ganz klar, dass der Preussenhass seit Königgrätz und der ausgebliebenen Kompensation ziemlich ausgeprägt war.

Am 23.Juli schrieb Napoleon an La Valette: Die in Frankreich herrschende Begeisterung ist unglaublich. Der Präfekt von Marseille teilte mir einige Tage vor der Kriegserklärung mit: Selbst ein ehrenhafter Friede wird die öffentliche Meinung nicht mehr zufrieden stellen, und wenn selbst Marseille, eine friedliche Stadt par execellence, in dieser Stimmung schwelgt, können Sie sich alles weitere unschwer ausmalen. (3)


(1) Becker, Bismarcks spanische Diversion und der preußisch-deutsche Reichsgründungskrieg

(2) Dittrich Bismarck, Frankreich die Thronkandidatur der Hohenzollern

(3) Willms, Napoleon III,
 
Ich habe noch etwas zur französischen Öffentlichkeit gefunden.

Ollivier und Gramont waren unter erheblichen Druck. Während einer Unterredung mit Werther verlangte Ollivier nun doch eine Beteiligung des Königs. Von diesem Schritt hatte ihn Gramont überzeugt und dieser wiederum hatte sich mit Napoleon und Eugenie auf diese Vorgehensweise geeinigt. (1)

Ollivier berief sich gegenüber Werther auf die übersteigerte Erregung der Öffentlichkeit. „Ich (Ollivier) sagte zu den Botschafter, daß….es in einer so gespannten Lage nötig sei, in ganz besonderer Weise Wert zu legen auf die öffentliche Meinung, weil sie in diesen Zeiten der Krise eine Macht gewinne, die größer sei als die der Kabinette, die mit ihr zu tun haben. Das sei so wahr, das wir glaubten versichern zu können, das kein Ministerium, welches es auch immer sei, von nun an das Vertrauen der Kammer und der öffentlichen Meinung behalten könne, wenn es einer Regelung zustimme, die nicht irgendeine Garantie für die Zukunft enthalte.“(2)

Preußen sollte also gedemütigt werden, damit die französische Regierung wieder fest im Sattel sitzt.

(1) Entscheidung 1870, Aufsatz Muralt

(2) Dittrich, Bismarck, Frankreich und die spanische Thronkandidatur der Hohenzollern
 
@ Turgot
Vielen Dank für deine Beiträge!

Ich bin ja nun kein Experte des II. Kaiserreiches aber erstaunlich ist dann doch, dass mir so überhaupt kein Minister Napoléon III. etwas sagt.
Daher habe ich einmal bei Wiki geschaut:
Zu de Gramont, duc aus altem Adel, findet sich:

"In welchem Maße Gramont die Schuld am Krieg trifft, wurde kontrovers diskutiert. In seiner Apologie L'empire liberal beschreibt Ollivier die Ereignisse aus erster Hand. Die bekannte Deklaration, die Gramont am 6. Juli vor der Kammer verlas, und die mehr oder minder unverhohlen mit Krieg gegen Preußen drohte, entstand demnach als Gemeinschaftswerk des gesamten Kabinetts. Gramonts ursprünglichen Entwurf befanden die Minister für zu unklar und kraftlos; die Bezugnahme auf eine Wiedererweckung des alten Reichs Karls V. war Olliviers Vorschlag; die Erklärung, dass Frankreich eine Verschiebung des europäischen Gleichgewichts zu seinen Ungunsten durch eine auswärtige Macht nicht erlauben werde, stammte vom Kaiser. Soweit es die Kammererklärung betrifft, waren Gramonts Kabinettskollegen und der Souverän also ebenso verantwortlich."
Das klingt mir insgesamt so, als hätte es nicht wirklich Richtlinienkompetenz gegeben.

Bei Ollivier steht:
"Am 15. Juli trat Ollivier übereilt vor die Kammer und erhielt einen Kriegskredit über 500 Millionen Francs. Er ließ sich dabei zu der verhängnisvollen Äußerung verleiten, dass er die Verantwortung für den Krieg "leichten Herzens" übernehme, da der Krieg Frankreich aufgezwungen worden sei."

Das klingt alles so als wäre die gesamte franz. Politik mit der Situation völlig überfordert gewesen. Einen Staatsmann, der ruhig die Situation hätte meistern können sehe ich da nicht.

Napoleon III. wechselte gern häufiger die Minister aus, um sein Regime zu stabilisieren.
Allein zwischen 1866 bis Ende 1870 hat Napoleon neun Außenminister verschlissen.
Hmm, ist das vllt. auch der Tatsache geschuldet, dass ständig der Ausgleich zwischen Bonapartisten, Republikanern oder Royalisten gesucht werden musste?

Grüße
excideuil
 
Am 05.Juli haben sich Napoleon, Ollivier und Gramont in St.Cloud beraten.
Am Mittwoch dem 06.Juli fand die erste Ministerratssitzung seit Bekanntwerden der Kandidatur Leopolds statt. Kriegsminister Leboeuf vertritt die Auffassung, dass ein Krieg gegen Preußen früher oder später unvermeidlich sei und Frankreich den Kampf ohne Furcht aufnehmen könne. Am Nachmittag empfing Napoleon in St. Cloud Olòzaga (spanischer Botschafter). Gramont hält unter tosenden Applaus seine kriegerische Rede in der Kammer.(1)

Mit der Kammererklärung hatte die französische Regierung die Brücken jedenfalls hinter sich abgebrochen; nun konnte nur noch eine weitere Demütigung Preußens Frankreich davon abhalten gegen Preußen in dem Krieg zu ziehen. Und genau daran arbeitete die französische Diplomatie. Und genau an diesem Punkt kam Bismarck zurück ins Spiel. Er hielt die Rede von Gramont für anmaßend und plump und die deutsche Presse müsse grob werden. Jetzt würde Öl ins Feuer gegossen.

excideuil schrieb:
Das klingt alles so als wäre die gesamte franz. Politik mit der Situation völlig überfordert gewesen. Einen Staatsmann, der ruhig die Situation hätte meistern können sehe ich da nicht.

Dem ist zuzustimmen.

Am 08.Juli schreibt Bleichröder an das AA: "Rothschild in Paris schreibt mit Briefe, als ob der Krieg bereits zwischen Frankreich und Preußen entbrannt sei." Bleichröder zitiert dann noch Berichte, aus denen hervorgeht, das England, Italien, Österreich-Ungarn und Rußland mit der französischen Haltung übereinstimmen würden. (2)

(1) Becker, Bismarcks spansiche Diversion und der preußisch-deutsche Reichseinigungskrieg
(2) Stern, Gold und Eisen
 
Zuletzt bearbeitet:
Lagen dann eigentlich im Kern innenpolitische Gründe für diesen Krieg vor, dem dann außenpolitische Ziele nachgeschoben wurden?
 
Lagen dann eigentlich im Kern innenpolitische Gründe für diesen Krieg vor, dem dann außenpolitische Ziele nachgeschoben wurden?

Ich würde meinen ja. Napoleons innenpolitische Machtstellung war angeschlagen und ein Hohenzollern auf dem spansichen Thron würde für ihn den casus belli bedeuten. Das hatte er ja bereits im April 1870 klar zum Ausdruck gebracht. Als der Thronverzicht von Karl Anton für seinen Sohn publik wurde, ging es plötzlich um Garantien. Hintergrund dürfte der widerholte Thronverzicht sein. In Wahrheit jedoch ging es jetzt um die Auseinandersetzung mit Preußen. Die französische Öffentlichkeit war dermaßen aufgeputscht, das sich das Regime von Napoleon es nicht leisten konnte, hier mit kühlen Kopf zu agieren. Das wäre wahrscheinlich politischer Selbstmord gewesen.
 
Das Werden des Second Empire mit dem Staatsstreich ähnelt ja dem von Napoléon I.:
Marx urteilt recht vernichtend:
„Hegel bemerkt irgendwo, daß alle großen weltgeschichtlichen Thatsachen und Personen sich so zu sagen zweimal ereignen. Er hat vergessen hinzuzufügen: das eine Mal als große Tragödie, das andre Mal als lumpige Farce." (Wiki)

Konsequent wurde die Opposition ausgeschaltet und N.III. regierte diktatorisch. Außenpolitisch durchaus mit Erfolg. Ich denke da an die Erfolge im Krimkrieg oder auch an den Sardinischen Krieg, Kriege, die entweder mit einer politischen Aufwertung Frankreichs oder sogar mit Gebietszugewinnen endeten.

Merkwürdig allerdings die Art des Regierens:
"Der Präsident war allein dem Volk und nicht dem Parlament gegenüber verantwortlich. Die Minister unterstanden ausschließlich dem Staatschef, vom Vertrauen des Parlaments waren sie nicht mehr abhängig. Es gab keinen Premierminister und kein Kabinett, sondern alle Fachminister verkehrten direkt mit dem Staatsoberhaupt." (Wiki)
Betrachtet man dann noch die häufig wechselnden Minister, die aus seinen treuen Anhängern bestanden, dann wird wohl deutlich, dass von einer kontinuierlichen Politik nicht gesprochen werden kann.

Förderlich war auch die industrielle Entwicklung, die Frankreich zu einer wirtschaftlich starken Nation machte.

Die im Zuge des Deutschen Krieges 1866 ausbleibenden territorialen Erwerbungen (Luxemburg, Belgien), und der als verloren angesehene Krieg in Mexiko sorgte für Druck, wie auch wirtschaftliche Probleme in den 60igern. Streiks, Erstarken der Opposition waren die Folge.

N.III. hatte versucht, mit liberalen Reformen gegenzusteuern.
"Infolge des außenpolitischen Rückschlags nach dem Sieg Preußens 1866 begann die Opposition die nationalistischen Ressentiments gegenüber den Deutschen für ihre Zwecke zu nutzen. Das Regime versuchte die Lage durch erneute liberale Reformen zu entschärfen. Im Jahr 1867 erhielt das Parlament das Interpellationsrecht. Eine Lockerung der Zensur hatte allerdings das Entstehen von oppositionellen Presseorganen zur Folge. Reformen im Bildungswesen und beim Militär scheiterten.
Der Höhepunkt der Liberalisierungspolitik (empire liberal) wurde 1870 erreicht, als Napoleon III. Emile Ollivier, den Führer der "Dritten Partei" mit der Bildung einer parlamentarisch unterstützten Regierung beauftragt. Eine Volksabstimmung über eine neue Verfassung erbrachte eine große Mehrheit." (Wiki)

Der innenpolitische Druck war also enorm.
Erstaunlich bleibt dennoch, dass Bismarck mit einer Depesche die ganze franz. Diplomatie aushebeln und Frankreich politisch isolieren konnte.

Sicherlich war N.III. aber generell zum Erfolg verdammt, da er sich ja in der Tradition N.I. verstand und damit außenpolitische Hoffnungen beflügelte, die Louis Philipp noch abwehren konnte.

Grüße
excideuil
 
Ja, die außenpolitischen und militärischen Erfolge waren für Napoleon III. zunächst gegeben. Das militärische Eingreifen im Libanon und China leicht errungene Erfolge für ein Regime, war derart Prestige angewiesen aber auch versessen war. Die nächste Etappe war da schon deutlich problematischer.

In Mexiko tobten seit 1821 fortlaufend Bürgerkriege und Napoleon war wohl der irrigen Auffassung hier leicht Beute machen zu können. Die USA hatten sich ja auch schon kräftig bedient, indem man Mexiko um Texas, Neu-Mexiko und Kalifornien erleichterte.. Spanien und Großbritannien hatten schon 1862 ihre Truppen abgezogen. Diese Tripleallianz war also gescheitert und Frankreich verstärkte sein Engagement und verdeutlichte damit, dass es um mehr ging, als Schulden einzutreiben. Es ging u.a. auch darum, die amerikanische Beherrschung der Neuen Welt zu verhindern.

Das Expansionsstreben der USA war nur von 1861 bis 1865 durch den blutigen Bürgerkrieg unterbrochen, aber sobald dieser beendet war, war es für die USA ganz und gar nicht akzeptabel, das Frankreich sich in ihrem Hinterhof ein Marionettenstaat schaffen wollte. Den Franzosen wurde zu verstehen gegeben, dass sie ihr mexikanisches Abenteuer zu beenden hätten.

Die USA begannen nun Benito Juàrez zu unterstützen. 1866 begann der Rückzug der französischen Truppen. Das Engagement in Mexiko endete in einem Fiasko. Napoleon sah sich gezwungen persönlich nach Wien zu reisen, um Kaiser Franz Joseph persönlich für den Tod dessen Bruders Maximilian zu kondolieren.

Frankreichs und vor allem Napoleons Prestige dürfte in der französischen und vor allem auch in der europäischen Öffentlichkeit gelitten haben.

Der Polenaufstand von 1863 war Napoleon sehr unangenehm. Die Öffentlichkeit sympathisierte ebenso wie Eugenie mit den Aufständischen. Bismarck schloss mit Russland eine Konvention, in der die Unterstützung Preußens für die Niederschlagung des Aufstandes zugesagt wurde. Frankreich hingegen schickte, nicht zuletzt des öffentlichen Druckes wegen, gemeinsam mit Großbritannien eine Protestnote nach Petersburg. Die russische Freundschaft, die für Napoleon gerade während seines italienischen Engagements nicht unwichtig gewesen war, kühlte deutlich ab. Damit erledigten sich die Hoffnungen auf eine Tripleentente mit Russland und Preußen.

1864 ließ Napoleon durch seinen Außenminister Drouyn de Lhuys Bismarck wissen, das man nichts gegen eine Einverleibung der Herzogtümer Schleswig und Holsteins einzuwenden hätte. Man würde dann eine Kompensation, beispielsweise Landau oder die preußische Rheinprovinz, die neutralisiert werden könnte. Das war mit Bismarck nicht zu machen. Zur Überraschung der französischen Diplomatie macht er gemeinsame Sache, im Auftrage des Deutschen Bundes, mit Österreich. Napoleon war glatt überspielt worden.

1866 ist es Napoleon nicht besser ergangen. Auch nach Königgrätz ist es ihm nicht gelungen, etwas für Frankreich herauszuschlagen. Fortan schallte der Ruf nach Rache für Sadowa in den französischen Gazetten.

Willms, Napoleon III.
 
1864 ließ Napoleon durch seinen Außenminister Drouyn de Lhuys Bismarck wissen, das man nichts gegen eine Einverleibung der Herzogtümer Schleswig und Holsteins einzuwenden hätte. Man würde dann eine Kompensation, beispielsweise Landau oder die preußische Rheinprovinz, die neutralisiert werden könnte. Das war mit Bismarck nicht zu machen. Zur Überraschung der französischen Diplomatie macht er gemeinsame Sache, im Auftrage des Deutschen Bundes, mit Österreich. Napoleon war glatt überspielt worden.

1866 ist es Napoleon nicht besser ergangen. Auch nach Königgrätz ist es ihm nicht gelungen, etwas für Frankreich herauszuschlagen. Fortan schallte der Ruf nach Rache für Sadowa in den französischen Gazetten.
Da der Name Drouyn de Lhuys gefallen ist, habe ich mir mal die Liste der franz. Außenminister angesehen:
Liste der Außenminister von Frankreich ? Wikipedia
Erstaunlich ist zunächst, dass, wenn man einen Minister finden will, der kontinuierlich sein Amt über 10 oder mehr Jahre versah, man bis zu Vergennes zurück muss (1774-1787) -und fairerweise sei gesagt, sein Amt endete mit seinem Tod, nicht mit dem Entzug des Vertrauens durch Louis XVI.

Das Außenminister-Wechselspiel ist kein typisches Phänomen des 2. Empire. Allerdings besteht der Unterschied z.B. zur Restauration oder zum Juli-Königtum darin, dass es unter Napoleon III. erst ab 1870 einen Ministerpräsidenten gab, der Außenminister daher vorher direkt von der Gnade des Kaisers abhängig war.

So auch Walewski (der Sohn Napoléons I. mit der Gräfin Walewska) und auch Drouyn de Lhuys.

Zu Walewski weiß die deutsche Wiki nur:
"Als sein Cousin Napoléon III. an die Macht kam, wurde er Diplomat. 1855 wurde er zum Außenminister ernannt, was er bis 1863 blieb." Richtig muss es heißen bis 1860.
Die franz. Wiki verrät, dass er wegen Differenzen mit seinem Monarchen in der ital. Frage zurücktrat (Opposé à Napoléon III sur la question italienne, il démissionna)

Und Drouyn de Lhuys?
Da ist Wiki ausführlicher:
"1862 übernahm Drouyn de Lhuys wiederum das Außenministerium. Obwohl die Politik Kaiser Franz Joseph I. von Österreich und Papst Pius IX. unterstützte, unterzeichnete er 1864 die Septemberkonvention mit Italien. Seine Bemühungen für die Polen, die amerikanischen Südstaaten und Dänemark blieben erfolglos. In der deutschen Frage suchte er 1866 vor allem Frankreichs Interessen zu fördern durch ein Protektorat über Süddeutschland und Abtretung linksrheinischer Gebietsteile.
Als aber Otto von Bismarck im August 1866 die französischen Kompensationsforderungen ablehnte, erklärte Napoleon III., da er für einen Krieg mit Preußen nicht gerüstet war, diese für eine Eigenmächtigkeit Drouyns und entliess diesen am 1. September desselben Jahres."

Das liest sich wie abservieren und in die Wüste schicken und so heißt es auch weiter bei Wiki:
"Seitdem beschäftigte er sich mit Ackerbau und Akklimatisationsfragen und starb 1. März 1881."

Gut, aus Wiki geht nicht hervor, ob das Außenamt gut besetzt war. Dennoch werde ich das Gefühl nicht los, dass die Fehler in der Außenpolitik nicht (maßgeblich) an den Ministern lagen. Aber das ist nur ein Gefühl.

Grüße
excideuil
 
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