Robert Blum und die Folgen seines Todes

Eule53

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Hallo ihr Lieben :)

Zunächst mal vielen Dank für eure tollen Beiträge hier. Das lesen macht sehr viel Spaß!
In der Hoffnung das ich hier auf hilfbereite Leute treffe. Wende ich mich deswegen nun an euch.
Ich schreibe momentan eine Hausarbeit über die Problemstellung "Wie wäre die Revolution in Deutschland verlaufen, wenn Robert Blum nicht ermordet worden wäre." im Studiengang Geschichtswissenschaften.

Mit diesem Thema komme ich auf keinen grünen Zweig und hoffe das mir hier geholfen werden kann :rotwerd:

Vielen Dank schonmal für eure Hilfe :)
 
Hast du ernsthaft von deinem Dozenten eine "was wäre wenn"-Fragestellung bekommen? Oder hast du sie dir selber auferlegt? "Was wäre wenn"-Fragestellungen sind, wenn man sie nicht extrem eng umgrenzt, hochgradig unseriös. Du kannst ja letztlich nur auf die Tage nach Blums Tod schauen und seine Schriften untersuchen, schauen, wie der Wegfall seiner Einflussnahme auf seine unmittelbare Umgebung - die demokratische Bewegung - gewirkt hat, etwa im Sinne einer Depression (nicht unbefingt psychologisch gemeint) seiner Parteigänger. Zerfiel die Bewegung?
 
Teils teils, diese Rahmenbedingung sollte ich schon einhalten, es hieß zu mir ich solle doch Thesen bzw Antithesen für dieses Thema aufstellen....??
 
Die einzige, halbwegs nachvollziehbare Methode für derartige Fragestellungen bietet die "Szenarioanalyse".

https://de.wikipedia.org/wiki/Szenarioanalyse

Es wäre Deine Aufgabe, unterschiedliche "Zukünfte" retrospektiv zu entwickeln. In diesem Sinne liegt die "Worse-Case" als Szenario-Variante bereits vor. Aber es gibt sicherlich 2 oder 3 alternative Varianten, die auch denkbar gewesen wären, allerdings nicht genauso wahrscheinlich.

Diese Varianten wären durch eine realistische historische Analyse, die die Machtkonstellationen der damaligen Zeit berücksichtigt, zu begründen.

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OT: Interessant an dem Mord/Exekution an Blum, als Mitglied des ersten gesamtdeutschen, demokratisch gewählten Parlaments, durch den österreichischen Staat finde ich, dass ein Repräsentant der deutschen Volkssouveränität getötet werden kann, ohne dass es diplomatische Folgen gab. Ein Zeichen der Schwäche der demokratischen Institutionen für die damalige Zeit?

In anderen Kontexten wurde derartige Morde durch Monarchien benutzt, um daraus Rechtfertigungen für Kriegserklärungen zu konstruieren. Wenn zwei das Gleiche tun, dann ist es offensichtlich nicht das Gleiche.

Damit will ich auch auf die Geringschätzung demokratischer Institutionen durch die damaligen Monarchien hinweisen, sofern man die österreichische als typisch ansehen möchte. Und das verweist auf die extrem harten Widerstände, die radikale Demokraten zu erwarten hatten und die für die meisten in den sozialen und wirtschaftlichen Ruin geführt haben. Ein Ansatzpunkt, der die Härte der Konflikte bei Revolutionen erklären hilft, da - gemäß dem Highlander - es nur einen geben kann. Was Machiavelli bestätigt hätte.

Und die Moral von der Geschichte: Opportunisten leben länger und besser:grübel:, aber sie haben nicht soviel "Spass":pfeif:
 
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Man fragt sich warum die Paulskirchenversammlung die Exekutive nicht unter ihre Kontrolle gebracht hat. Hätte sie beim Tode Blums eine Streitmacht zur Verfügung gehabt, hätte man die österreichische Regierung entsprechend bestrafen können.
 
Die Rahmenbedingung sollte schon die " was wäre wenn " Situation sein und genau da sehe ich das Problem, ich weiß nicht wie ich das aufbauen soll und vorallem was soll ich zitieren um meine Thesen damit zu belegen....

Ich denke mal vllt. kann ich eine andere Persönlichkeit aufgreifen die dasselbe (ähnliche) Schicksal erlitten hat und bei der Person sich anschließend die damalige Situation verändert hat.

Es würde mir sehr helfen, falls ihr noch weitere Inspirationen/Ideen für diese HA habt welche ich einbinden kann ....

Danke, dass ihr so aktiv seid, echt super von euch :)
 
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Du kannst z.B. auch auf die Personen eingehen, die die Rolle bzw. die Rollen/Augaben von Blum übernommen haben. In welcher Art haben sie sich von ihm unterschieden? Wie hat sich das ausgewirkt? etc.pp.
 
Ohne den Tod von Robert Blum wäre die Revolution auch gescheitert. Dass die gemäßigten Demokraten, zu denen Blum zählte, sich nicht durchsetzen konnten, lag nicht daran, dass es ihnen an Führungspersönlichkeiten mangelte.

Im Frühjahr 1848 machten die Regierungen der Staaten des Deutschen Bundes notgedrungen Zugeständnisse. Die Liberalen sahen ihre Ziele erreicht; die Demokraten, die das Prinzip der Volkssouveränität vertraten, hatten sich nicht durchsetzen können.

In der Frankfurter Paulskirche gab es eine Mehrheit für die gemäßigten Kräfte. Blum gehörte zu den Vertretern des linken Flügels, die mit fortschrittlichen Liberalen zusammen arbeiten wollten. Bei allem Respekt vor seinem tragischen Schicksal - man überschätzt ihn, wenn man seinen Tod zum Ausgangspunkt von kontrafaktischen Überlegungen macht.

Im Herbst 1848 hatten sich die konservativen Eliten vom Schock des Frühjahrs erholt. Die gemäßigten Liberalen waren jetzt aus Angst vor den Demokraten und den Arbeitervereinen bereit, mit den gemäßigten Konservativen zusammen zu arbeiten.

Ob die europäischen Großmächte einen deutschen Nationalstaat geduldet hätten, ist fraglich. Außerdem hätte man sich für eine kleindeutsche oder großdeutsche Lösung entscheiden müssen.

Die Revolution von 1848/49 war ein komplexer Prozess. Die Frage nach der Staatsform, der Regierungsform, den Grenzen Deutschlands und der Rolle der vorproletarischen Schichten spielten eine Rolle. Eine Person - mag sie auch wichtig gewesen sein - zum Dreh- und Angelpunkt alternativer Geschichtsverläufe zu machen, halte ich für falsch.
 
Danke für die tollen Beiträge, mit diesen Ideen werde ich bestimmt etwas anfangen können. :D
Falls euch noch etwas einfällt ich bin für weitere Vorschläge offen :)
 
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