Das deutsche Levantekorps

Arne

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Ich beschäftige mich ja ständig mit deutschen Einheiten, die ausserhalb Europas eingesetzt wurden. Immer wieder fällt mir dabei auf, wie wenig man über das deutsche Levantekorps hört und liest. Ich habe nicht mal eine anständige Internetseite dazu gefunden und Wikipedia hat keinen Eintrag. :grübel: Immerhin kämpften fast 25.000 Deutsche im Ersten Weltkrieg auf dem Gebiet des osmanischen Reiches gegen die Entente und die Araber Lawrence von Arabiens. Natürlich unterstützten sie die Osmanen wie jeden anderen Verbündeten, aber verstanden sich zusätzlich als Verteidiger der heiligen Stätten in Jerusalem. Eigentlich doch der Stoff, aus dem Heldengeschichten entstehen könnten...?

Es scheint auch wenig Fachliteratur zu geben. Bei der Suche fällt nur eine Gesamtdarstellung aus neuerer Zeit auf:
"Feldgrau in Jerusalem - Das Levantekorps des kaiserlichen Deutschland"
Hans W. Neulen, Universitas-Verlag 1991/2002
http://www.amazon.de/gp/product/3800414376/028-3124857-0675729?v=glance&n=299956

Jetzt, wo im Zuge des Nahost-Konfliktes eine UN-Schutztruppe im Süd-Libanon mit deutscher Beteiligung diskutiert wird, wären zum ersten Mal seit 1917(?) wieder deutsche Soldaten in diesem Gebiet...




 

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shingen schrieb:
kann dir das Buch nur ans Herz legen ,gut geschrieben und sehr informativ !!!

Danke für den Hinweis. :winke: Kennst du dich mit dem Thema gut aus? Wie angedeutet, bin ich da bisher nicht groß eingestiegen, weil es ja keine Kolonialtruppen waren, aber irgendwie ist die Geschichte reizvoll...:grübel:

Habe mir gestern erstmal etwas altes bestellt, kostet auch nur nen Appel & nen Ei :

"Jildirim". Deutsche Streiter auf heiligem Boden, G. Stalling, (um 1926). 174 S. mit 4 Karten, 20 Bildern u. 8 Bildtafeln, Band 4 der Reihe:"Schlachten des Weltkrieges" vom Reichsarchiv.
 
Das hat jetzt nur sehr indirekt mit dem Thema zu tun:
ich kaufte mir vor einige Jahren dieses interessante Buch:

Balke, Ralf: Hakenkreuz im Heiligen Land. Die NSDAP-Landesgruppe in Palästina. Erfurt 2001.

In diesem Buch skizziert Balke wie die Tempelgesellschaft, eine pietistische Abspaltung der würtembergischen Landeskirche, 1861 gegründet, ab 1868 nach Palästina übersiedelnd um dort nicht weniger als "das Reich Gottes auf Erden" zu gründen, Siedlungen, ähnlich der zionistischen Kibbuzim (erst seit 1910) gründeten. Ein gewisser Lehramtskandidat, der nach Deutschland zum Studieren gegangen war, Ludwig Buchhalter, brachte die Ideologie nach Palästina mit, wo er 1932 die NSDAP-Ortsgruppe Jerusalem gründete. Insgesamt lebten etwa 1000 "Templer" zu der Zeit in Palästina (die nichts mit den Tempelrittern zu tun haben!)

Aber auch im Ersten Weltkrieg kamen die "Templer" zum Einsatz. Zunächst an allen Fronten, aber unter General Kress von Kressenstein besann man sich wohl und setzte ab 1917 die der arabischen Sprache mächtigen und Ortskenntnis habenden hier vor Ort ein. Außerdem benutzte man von deutscher Seite die Infrastruktur der Siedlungen der Tempelgesellschaft.

Im Zweiten Weltkrieg offenbarten sich die Probleme der Tempelgesellschaft mit den aus ihren Reihen hervorgegangenen NSDAP-Angehörigen, die ja nach wie vor auch "Templer" waren. Ein Teil der Wehrpflichtigen Männer hatte sich unter dem Code-Wort "Der Chauffeur ist vorgefahren" nach Deutschland abgesetzt, der Rest wurde interniert. Als Internierugsalger für die Deutschen in Palästina wurden die Siedlungen der Tempelgesellschaft benutzt, die ihr Leben eigentlich - natürlich unter den erschwertenn Bedingungen der Internierung so weiterführten, wie bisher. Während des Krieges wurden sie dann nach und nach gegen palästinenische Juden in deutscher Gewalt ausgetauscht oder von den britischen Behörden nach Australien deportiert.
 
Aus dem Vortrag im Link:
Heute sehe ich diese Gefahr weniger gegeben, wohl aber in der Zeit zwischen den Weltkriegen, und die Anfälligkeit zwar nicht der Gesellschaftsleitung, aber eines Teils der in Palästina lebenden Mitglieder für Nationalsozialismus war eine Folge. Höher als hier in Deutschland war der Prozentsatz nicht, aber ein Zeichen für Versagen war es auf jeden Fall.
Dazu: NSDAP-Landesgruppenleiter Cornelius Schwarz beantragte bei der Neuorganisation der Tempelgesellschaft im Herbst 1945 erneut die Mitgliedschaft, die ihm aber wohl verwehrt wurde.
 
kann das buch nur empfehlen !!
der inhalt ist:
2 schiffe goeben und breslau im dienst des sultans. im kaukasus, die vorstöße zum suezkanal , kampf um die dardanellen , deutsche u-boote,,nachschub für lybien,,sms emden,sanitätsprobleme , bagdad und hedschasbahn , georgische legion , k u k truppen in der wüste ,die flieger,
romantische expeditionen /afghan.persien..... .die armenier,abenteuer persien , irakfront . jilderim und das deutsche asienkorps , sinaifront ,der zusammenbruch.
das alles sehr spannend und verständlich geschrieben .
ja ich kenne mich ein bißchen damit aus ,fallst du fragen hast.
Gruß Shingen
 
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shingen schrieb:
ja ich kenne mich ein bißchen damit aus ,fallst du fragen hast.
Gruß Shingen

Ja, zum Beispiel ob um Jerusalem und die heiligen Stätten gekämpft wurde oder ob man aus Ehrfurcht davor alle Kampfhandlungen im unmittelbaren Umfeld vermieden hat.
 
um die stadt selber wurde in der umgebung gekämpft . aber um die heiligen stätten nicht .obwohl falkenhayn erst sie nicht freiwillig aufgeben wollte .
 
Habe mir gestern erstmal etwas altes bestellt, kostet auch nur nen Appel & nen Ei :

"Jildirim". Deutsche Streiter auf heiligem Boden, G. Stalling, (um 1926). 174 S. mit 4 Karten, 20 Bildern u. 8 Bildtafeln, Band 4 der Reihe:"Schlachten des Weltkrieges" vom Reichsarchiv.


"Jildirim" kann ich nur empfehlen. Ist zwar, wie alle* Reichsarchiv-Bände, etwas tröge zu lesen, dafür aber militärhistorisch korrekt und gut recherchiert.

Gruß

Jacobum

*) Naja, fast alle. Einige Bände wurden von Beumelburg verfasst, der als Romanschriftsteller natürlich etwas mehr Wert auf flüssige und anschauliche Lesbarkeit gelegt hat.
 
"Jildirim" kann ich nur empfehlen. Ist zwar, wie alle* Reichsarchiv-Bände, etwas tröge zu lesen, dafür aber militärhistorisch korrekt und gut recherchiert.

Gruß

Jacobum

Woran machst du das fest :grübel: sind die Reichsarchiv. Bände als "korrekt " oder gar als "objektiv " einzuschätzen ?
Der Verlag jedenfalls bürgt auch damals nicht unbedingt für "Korrektheit " ebensowenig wie Herr Beumelburg .

http://www.polunbi.de/inst/stalling.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Beumelburg
 
Woran machst du das fest :grübel: sind die Reichsarchiv. Bände als "korrekt " oder gar als "objektiv " einzuschätzen ?
Der Verlag jedenfalls bürgt auch damals nicht unbedingt für "Korrektheit " ebensowenig wie Herr Beumelburg .

http://www.polunbi.de/inst/stalling.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Beumelburg

Da war der Beumelburg schon tätig? Ich hab jetzt den Wiki-Artikel nicht gelesen, dafür aber mal einen Wälzer dieses Herren über den spanischen Bürgerkrieg. Dachte, der ließe sich möglicherweise, wenn auch gefärbt, als Quelle benutzen. Aber als Quelle über den Bürgerkrieg ist er kaum verwendbar, eher als Quelle zum Zeitgeist in D 1939.
 
Da war der Beumelburg schon tätig? Ich hab jetzt den Wiki-Artikel nicht gelesen, dafür aber mal einen Wälzer dieses Herren über den spanischen Bürgerkrieg. Dachte, der ließe sich möglicherweise, wenn auch gefärbt, als Quelle benutzen. Aber als Quelle über den Bürgerkrieg ist er kaum verwendbar, eher als Quelle zum Zeitgeist in D 1939.

Mein Hinterfragen betreffs "hist. Korrektheit " bezieht sich auf das "Reichsarchiv " indessen Auftrag ....


http://www.rwmilitarybooks.com/si/58-433.html
 
Der Band "Jildirim" ist fast komplett nach den Tagebuchaufzeichnungen des Obergeneralarztes Dr.Steuber geschrieben und zeigt schwerpunktmäßig die Sanitätsorganisation am Schauplatz Naher Osten unter schwersten organisatorischen Bedingungen. Ich bin zwar erst halb durch, kann aber bisher keinerlei Spuren von NS-Ideologie darin finden - kaum verwunderlich, der Text ist von 1921...

Ich kenne die anderen Reichsarchiv-Bände nicht, muß mich aber wundern, was hier diskutiert wird. Was erwartet ihr denn von deutscher Militärliteratur aus der Zeit um 1920? Natürlich ist das im Licht des verlorenen Krieges geschrieben!
 
Ich kenne die anderen Reichsarchiv-Bände nicht, muß mich aber wundern, was hier diskutiert wird. Was erwartet ihr denn von deutscher Militärliteratur aus der Zeit um 1920? Natürlich ist das im Licht des verlorenen Krieges geschrieben!

Sind diese Publikationen Militärliteratur? Sie sind ein Konglomarat unterschiedlichster Gattungen und Qualität.

Zur Mitarbeit wurden meistens Offiziere der Alten Armee oder soldatische Schriftsteller gewonnen, die nicht im Reichsarchiv beamtet oder angestellt waren und nur für einen oder einige wenige zusammenhängende Bände die Fertigung und die Redaktion übernahmen. In einigen Fällen wurden die Bände auch von Archivaren des Reichsarchivs verfaßt.

Grundsätzlich jedoch wurden diese Manuskripte dann im Reichsarchiv-Referat "Volkstümliche Schriften" überarbeitet.


http://home.foni.net/~adelsforschung/schlacht00.htm
 
Nachdem es zum Reichsarchiv einige Unklarheiten gibt, gestatte ich mir folgende Anmerkungen:


Das Reichsarchiv war eine 1919 gegründete Behörde, die dem Reichsinnenministerium unterstand. Heutiger Rechtsnachfolger ist das Bundesarchiv Koblenz.

Das Bundesarchiv definiert das Reichsarchiv wie folgt: "Ein zentrales Archiv für die Organe und Behörden des Reiches ist in Deutschland mit dem Reichsarchiv in Potsdam eingerichtet worden, das im Laufe der Zeit Unterlagen von allen obersten Reichsbehörden seit 1867 übernehmen konnte, ergänzt um Schriftgut nichtstaatlicher Herkunft, fotografische und filmische Dokumente"
http://www.bundesarchiv.de/aufgaben_organisation/geschichte/index.html

Zu den Aufgaben des Reichsarchives möchte ich auf wiki verweisen, wo es u.a. heißt:

Aufgabe des Reichsarchivs Potsdam war erstens das Sammeln und Katalogisieren sämtlicher seit 1871 hervorgebrachten Akten des Deutschen Reiches, besonders der Akten des erst kurz zuvor beendeten Weltkrieges. Zweitens sollte es Benutzern Auskünfte erteilen und eine Erforschung der Reichsgeschichte - besonders der Geschichte des Weltkrieges - ermöglichen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Reichsarchiv


Woran machst du das fest :grübel: sind die Reichsarchiv. Bände als "korrekt " oder gar als "objektiv " einzuschätzen ?
Der Verlag jedenfalls bürgt auch damals nicht unbedingt für "Korrektheit " ebensowenig wie Herr Beumelburg .

Gute Frage. Wie korrekt ist eine staatliche Institution? Wie korrekt ist ein Reichs- oder Bundesarchiv? Was soll ich darauf antworten?

Den Begriff "objektiv" habe ich nicht verwendet. Die Reihe "Schlachten des Weltkrieges" wurde natürlich unter nationalen und damit subjektiven Gesichtspunkten verfasst. Ich kann mir vorstellen, dass entsprechende Archive in GB oder F ebenfalls aus nationalem Blickwinkel gearbeitet haben.

Dass ein Ereignis wie der 1. WK nicht in kürzester Zeit aufgearbeitet werden konnte (vor allem nach den Folgen des Versailler Vertrages) versteht sich von selbst. Die Humboldt-Universität Berlin hat über die "Schlachten"-Reihe bemerkt:

Reihenwerke wie ‚Schlachten des Weltkrieges’ verschwiegen zwar zahlreiche und teilweise auch schwerste Niederlagen nicht, interpretierten sie aber immer als Drama, Tragödie oder Schicksal, und Buchillustrationen verstärkten diese heroische Trivialisierung und mythische Überhöhung des Krieges. Nach dessen Ursachen und Folgen zu fragen, war tabu.
http://hsozkult.geschichte.hu-berli...o=16&type=rezbuecher&sort=beitraeger&order=up

Dass die Inhalte aus militärischer Sicht weitgehend korrekt wiedergegeben wurden, liegt daran, dass die Mitarbeiter des Reichsarchives Zugang zu allen Informationen hatten, die sie benötigten. Dazu gehören ministerielle Vorgänge, Militärakten, Regimentschroniken, Tagebücher usw. Die frühere kriegsgeschichtliche Abteilung des Großen Generalstabes wurde Bestandteil des Reichsarchives.

Zu Beumelburg: Es geht mir hier weder um dessen Seriösität noch Korrektheit. In meine Beitrag habe ich lediglich darauf hingewiesen, dass ein Schriftsteller eben flüssiger und unterhaltsamer schreiben kann als ein Team von beamteten Archivaren im Reichsarchiv. Entsprechend lesen sich die einzelnen Bände (ich habe alle 36).

Wie Mercy richtig angemerkt hat:
Sie sind ein Konglomarat unterschiedlichster Gattungen und Qualität

Am Rande noch ein Hinweis: Die beiden Präsidenten des Reichsarchives hießen v. Haeeften und v. Quirnheim. Beider Söhne wurden 1944 als Verschwörer des 20. Juli gehängt, bzw. erschossen.

Gruß

Jacobum
 
Zuletzt bearbeitet:
Sind diese Publikationen Militärliteratur? Sie sind ein Konglomarat unterschiedlichster Gattungen und Qualität.

Zumindest kann man die 38 (bzw. 36) Bände der Reihe "Schlachten des Weltkrieges" mit Sicherheit so einordnen. Der Band "Jildirim" ist Band 4 der Reihe.

Das der Stalling-Verlag später "in den rechtsnationalen Rand driftet und im Dritten Reich beste Kontakte zur Wehrmacht genieß." (Zitat www.palundi.de) ist für mich kein abschreckendes Indiz bei einem Militärbuch. Wenn da stehen würde: "der Verlag gab vorwiegend Kinderbücher heraus", eher.

Off topic: "Genieß? Merkwürdiges Deutsch. Wer steht im Impressum? :fs:
Herausgeber

Dr. Olaf Simons
Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg
Seminar für Anglistik/Amerikanistik
D-26111 Oldenburg
 
Aha(!):
Am 5. November 1917 traf General Erich von Falkenhayn, der ehemalige deutsche Kriegsminister, in Jerusalem ein, bezog das Kaiserin-Augusta-Victoria-Gebäude und ersetzte Dschemal [Pascha] als Kommandeur der Armeen der Mittelmächte auf dem palästinensischen Kriegsschauplatz. Von diesem Agenblick an waren die Deutschen praktisch die Herren Jerusalems.
Die türkische Führung wollte bis zum Letzten in Jerusalem kämpfen, aber ihr Alliierter, Deutschland, setzte sich über sie hinweg. Am 21. November schrieb Franz von Papen, der Stabschef der IV. osmanischen Armee (und spätere Vizekanzler Hitlers), weitere Anstrengungen, die Stadt zu halten seine angesichte der heranrückenden britischen Armee militärisch sinnlos. Am selben Tag wurde in Berlin ein Sonderkommuniqué veröffentlicht, in dem versprochen wurde, die heilige Stadt nicht zum Schlachfeld zu machen. Auf deutschen Befehl hin begannen de türkischen Truppen aus Jerusalem abzuziehen.
Aus: Bernard Wasserstein, Jerusalem. Der Kampf um die Heilige Stadt. München 2002, S.92. Originaltitel: Divided Jerusalem. The Struggle for the Holy City. London 2001.
 
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