Einer der Hauptgründe?
Es sieht erstmal so aus, wenn man sich ausmalt, wie die Geschichte hätte ablaufen können, wenn sich das Reich nach 1871 langfristig saturiert zurückgelehnt hätte, so wie Bismarck es anfangs anstrebte. Also keine Expansion, kein Engagement auf fremden Kontinenten und in weltweiten Konflikten.
Es hätte keine Rivalität um Gebiete und Einfluß in der Welt gegeben. Alles "eitel Sonnenschein" für Deutschland?
Ich meine so einfach kann man es sich nicht machen, ausser man akzeptiert auch, daß das Reich dann im Konzert der Großmächte nur in zweiter Reihe mitgespielt hätte. Man wäre im weltweiten Handel in noch größere Abhängigkeit der führenden Weltmächte geraten (Großbritannien, Frankreich etc) . Deutsche Kaufleute hätten überall darum betteln müssen mit anderen Völkern Handel zu treiben oder Großprojekte bauen zu dürfen. Gewisse Rohstoffe wären monopolartig bei anderen Mächten gewesen. Eine Einflußnahme auf fremde Mächte war damals ohne Flotte fast unmöglich.
Die Abhängigkeit und Machtlosigkeit wäre mit Sicherheit stärker gewesen, wenn Deutschland sich aus allem herausgehalten hätte. Es könnte sein, daß dies erstmal weniger Streit mit anderen Nationen bedeutet hätte, aber wäre da nicht auch die Gefahr gewesen, daß andere, mächtigere Staaten Appettit auf den schwachen Bären bekommen hätten? Das ist eine Überlegung, die nicht ausser Acht gelassen werden sollte. Wie heißt es so schön: Es kann der Friedlichste nicht in Ruhe leben, wenn es dem Nachbarn nicht gefällt...
Auch heute will es sich kaum Staat leisten, friedlich aber auch machtlos zu ruhen. Die Nachbarn und die Konkurrenten sind da wesentliche Faktoren.