Die Schlacht an der Somme

Jacobum

Aktives Mitglied
Vor 90 Jahren, am 1. Juli 1916, begann die Schlacht an der Somme.

Britische und französische Truppen griffen beiderseits des Flusses Somme auf einer nur 40 km breiten Front die deutschen Stellungen an. Der Angriff war in erster Linie dazu gedacht, die an der Front vor Verdun kämpfenden Franzosen zu entlasten.

Vor dem eigentlichen Angriff der Infanterie wurden 7 Tage und Nächte ununterbrochen die deutschen Stellungen mit Artillerie beschossen. Insgesamt sind dabei 1.500.000 Granaten auf die deutschen Stellungen niedergegangen (wohlgemerkt: in nur einer Woche!).

Um 07:20 h, kurz vor dem Infanterieangriff wurden zeitgleich 10 Minen gezündet, die man in wochenlanger geheimer Arbeit in langen engen Stollen unter den deutschen Linien deponiert hatte. Die größten enthielten 18 Tonnen Dynamit (!).

Als man dachte, die deutschen Linien seien zu Staub zerblasen, begann um 07:30 h der Angriff mit 13 britischen und 6 französischen Divisionen.

Alle Vorbereitungen hatten nichts genutzt, denn die deutschen Verteidigungsstellen hatten zwar gelitten, waren aber zu großen Teilen intakt geblieben. Es begann ein Gemetzel, das als "the bloodiest day in British military history" bezeichnet wurde. An manchen Stellen betrugen die Verluste bis zu 80% der angreifenden Truppen; in einem Sektor lag das Verhältnis von britischen zu deutschen Verlusten bei 18 : 1 (!).
Am Abend des 1.7.1916 waren rund 20.000 Briten tot und 35.000 verwundet (Schätzungen gehen für den 1.7. von etwa 8.000 deutschen Verlusten aus, davon 2.200 Gefangene).

Die Schlacht wurde dennoch fortgesetzt. Schon am ersten Tag wäre es auf alliierter Seite einer Niederlage gleichgekommen, wenn man sie abgebrochen hätte. Und je länger es dauerte, umso prestigeträchtiger wurde das Unternehmen, das in der Heimatpresse als kriegsentscheidend und siegversprechend propagiert wurde. Ähnlich wie bei Verdun ging das Gemetzel weiter, bis der Novemberregen das Terrain in Schlamm verwandelte und eine Fortsetzung technisch unmöglich machte.

Fazit: In viereinhalb Monaten wurde ein Geländegewinn von 8 km an der tiefsten Stelle erzielt...

Die Gesamtverluste (tot, verwundet, gefangen, vermisst) betrugen:
Großbritanien 420.000
Frankreich 205.000
Deutschland 465.000
also über 1 Million Mann, von denen rund 300.000 als tot oder vermisst (und damit zu 99,9% ebenfalls als tot zu betachten) gelten.

Während in Deutschland die Schlachten des 1. WK kaum noch bekannt sind, gedenkt man in Frankreich vor allem der Schlacht um Verdun. Für die Briten zählt die Schlacht an der Somme zu einer der wichtigsten Schlachten ihrer Geschichte.

Nun, zum 90. Jahrestag, finden zahlreiche Gedenkfeiern auf dem ehemaligen Schlachtfeld statt, zu denen u.a. Prinz Charles und ein 110-jähriger Veteran kommen werden.

In den Ländern des ehemaligen British Empire, die ebenfalls hohe Verluste an der Somme zu beklagen haben, gedenkt man der Schlacht, so in Irland, Kanada und Indien.

Bin mal gespannt, ob die deutschen Zeitungen etwas über "Somme 1916" berichten...

Grüße

Jacobum
 
Mercy schrieb:
Crescendo der Vernichtung
Vor 90 Jahren begann an der Somme eine der grausamsten Schlachten des Ersten Weltkriegs. Eine Million Menschen kamen um.

Danke für den Pressehinweis.

Das mit den dort erwähnten Millionenopfern ist aber leider nicht anders, als beim Thema Verdun zu sehen (siehe http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?p=163338#post163338)

So macher Redakteur geht eben immer noch davon aus, dass "Verluste = Tote" bedeutet, auch wenn die Zahlen anhand offizieller Verlustlisten längst korrekt ermittelt wurden...

Aber wenigstens wurde auch hierzulande über die Schlacht an der Somme berichtet.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Schlacht an der Somme, eine der verlustreichsten Schlachten der Weltgeschichte und die grösste Materialschlacht des 1. Weltkriegs hat sich weniger tief ins bewusstsein eingegraben, als die von Verdun, wohl weil ihr die Dramatik der Operationen von Verdun fehlte. Die Sommeschlacht zeigte zum ersten Mal die grosse Materialüberlegenheit der Alliierten. 1915 wurde erstmals Trommelfeuer eingesetzt und die Artillerie wurde die Waffe Nr. 1. Eine Neuerung war die "Feuerwalze", wobei das Artilleriefeuer systematisch um 200-300 m in der Minute vorverlegt wurde. Es zeigte sich aber, dass beiden Seiten für eine so gigantische Materialschlacht noch Erfahrungen fehlten. Die Briten und Franzosen beschossen eine ganze Woche die deutschen Gräben, es zeigte sich aber dann, dass gerade im Grabenkampf in einem surrealistisch anmutenden Trichterfeld die Defensive die stärkere Form der Kriegführung war.

Das Trommelfeuer konnte nicht alle Unterstände vernichten, warnte den Verteidiger und durch die Zerstörungen wurde das Gelände noch unübersichtlicher und schwerer passierbar. Der Nachschub hatte Probleme, und es zeigte sich, dass ein Geschütz, ein paar Mann mit MGs, die das Trommelfeuer überlebt hatten, oft ganze Bataillione zurückschlagen konnten.

Die Deutschen wiederum machten den Fehler, ihre Truppen viel zu dicht in der 1. Linie stehen zu lassen und starre Haltebefehle auszugeben, so dass viele Soldaten beim Artilleriefeuer getötet wurden. Die Unterstände waren häufig zu tief. Bei gutem Zusammenspiel von Artillerie und Infanterie waren die Gegner im Graben, ehe die Verteidiger Zeit hatten, die 20 Stufen hochzusteigen. Da wurden viele wie ein Fuchs im Bau gefangen genommen oder mit Handgranaten ausgeräuchert.

Aufgegebenes Gelände hatte im Grunde für die deutschen kaum Bedeutung. Erst im Lauf der Materialschlacht stellten sich die deutschen besser darauf ein. Auf Befehl Ludendorffs wurde alle zu tiefen Unterstände gesprengt und die Deutschen begannen ihre Reserven besser zu gliedern.

In der vordersten Linie die Bereitschaftstruppen, dahinter Sicherheitsreserven und schliesslich das Gros der Reserve, die Eingreiftruppen. Der Kampf wurde für den Angreifer erst richtig ernst, wenn er auf die deutsche Hauptkampflinie traf. Im Gegenangriff, wurde dann oft das ganze Vorfeld wieder zurückerobert. Insgesamt erzielten Briten und Franzosen vom 1. Juli- November 1916 auf 50 km Frontbreite einen maximalen Einbruch von ca. 15 km Tiefe, ohne die geringste Chance, das in taktische, geschweige denn strategische Vorteile umzusetzen.
 
Ein sehr gutes Buch über die Schlacht stammt von der britischen Historikerin Lyn Macdonald und ist mit "The Somme" betitelt.

Es ist nur in englischer Sprache erhältlich und enthält zahlreiche Augenzeugenberichte, die sich zu einem umfassenden Bild zusammensetzen.

Somme (book) - Wikipedia, the free encyclopedia

Mehr zum Buch unter

Amazon.co.uk: Somme: Books: Lyn Macdonald


Da sind auch weitere Bücher der Autorin aufgeführt.

Kann ich nur empfehlen!

Gruß

Jacobum
 
Somme

Hi Leute

Ich suche Bücher für das Thema die Schlacht an der Somme...kann mir da jemand weiterhelfen?

Danke und Gruss
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Eine grobe Übersicht bietet:

Gerhard Hirschfeld / Gerd Krumeich / Irina Renz (Hrsg.): Die Deutschen an der Somme 1914-1918. Krieg, Besatzung, Verbrannte Erde, 2006, 281 S., zahlr. Abb., 18,90 €, ISBN 3-89861-567-7


dann:


Der Weltkrieg 1914 bis 1918, im Auftrag d. Reichskriegsministeriums, Bd. 10: Die Operationen des Jahres 1916, Berlin 1936,

Reichsarchiv, Schlachten des Weltkrieges Bd. 20 + 21,
"Somme Nord"


Literatur aus dem englischen Sprachraum


Jack Sheldon, The German Army on the Somme 1914–1916, Pen & Sword Books, 2005, ISBN 1844152693
(meines Erachtens das Beste!!)

Peter Liddle, The 1916 Battle of the Somme: A Reappraisal (Wordsworth Military Library), Wordsworth Editions Ltd., 2001, ISBN 1840222409

The Somme
by Lyn Macdonald ISBN-10: 0140178678

usw.

Gruß

Cisco
 
Am Besten suchst du bei Amazon.de unter dem Stichwort, gerade im englischen gibt es hunderte Bücher über "Das größte Desaster britischer Militärgeschichte"!

Sucht du speziell Infos zum ersten Tag der Schlacht, oder über den kompletten Zeitraum?

Ich kann "Somme" von Lyn McDonald empfehlen, vorallem gibt es eine ganze Reihe anderer Bücher des Autoren z.B. über "Passchendaele", etc.
 
Von unübertroffener Sachlichkeit ist:
John Keegan: Die Schlacht. Azincourt 1415 - Waterloo 1815 - Somme 1916. München: DTV 1981, S. 241-338.
 
Der Sommeschlacht ging ein 7 tägiges Trommelfeuer voran, dass die Deutschen vernichten sollte. Allerdings mangelte es bei den Briten an schwerster Artillerie, und die Qualität der Munition ließ zu wünschen übrig, da die guten Rüstungsarbeiter inzwischen in Kitchners Armee eingezogen wurden. Der 1. Juli war der schwärzeste Tag der britischen Armee und die Briten erlitten an diesem Tag fast 60.000 Verluste, darunter fast 20.000 Tote. Die Verluste der Franzosen betrugen ca. 2000 Tote. Dabei fielen die meisten Tommys in den ersten beiden Stunden der Schlacht. Die Soldaten trugen nicht Sturmgepäck, sondern bekamen 30 Kg Tornister, Schanzpfähle, etc, etc. aufgebürdet. Die Briten mussten fast überall bergauf stürmen, und sie waren später entsetzt, wie gut einsehbar sie von deutscher Seite waren. Dazu waren viele Kommandeure viel zu unflexibel, die Tommys sprachen später von "lions commanded by donkeys". So gelang es der britischen Ulster Division eine starke Stellung bei Thiepval einzunehmen, die "Schwabenfeste". Statt nun zu improvisieren und Thiepval von Norden, von der Schwabenfeste aus einzunehmen, ließ der General Sir Thomas Morland die Truppen wiederholt frontal anstürmen.

Die neu eingezogenen Truppen waren noch unerfahren, und ein großer Teil der Berufssoldaten bereits gefallen. Man wollte die Soldaten zusammenhalten und befahl daher, dass die Truppen gehend das Niemandsland durchqueren sollten.
 
Suche mal bei Youtube britische Videodokus. Besonders "Somme - Sneak Peak" ist ziemlich heftig und beeindruckend. @Scorpios Zitat von den "lions commanded by donkeys" trifft, wie so oft in der Militärgeschichte, den Sachverhalt voll.
 
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