erster Weltkrieg an der Front

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Gast

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Hallo, ich brauche ein paar Informationen über das alltagsleben an der (ost-) Front im ersten weltkrieg. Könntet ihr mir darüber erzählen? also alltagsleben , was die gegessen haben , wo die soldaten geschlafen haben und wie die Gräben gebaut worden sind bzw wie lange das gedauert hat.
 
Hallo,

da du die Gräben ansprichst, gehe ich mal davon aus, dass dich primär die Westfront interessiert.

Im ersten Weltkrieg gab es nicht nur ein paar Gräben, die man eben mal kurz geschaufelt hat, sondern auf beiden Seiten richtige Grabensysteme mit hintereinander gestaffelten und untereinander verbundenen Gräben. Diese Gräben waren i. d. R. übermannshoch. Teilweise waren in den Gräben auch Unterstände errichtet und tiefere Tunnels gegraben, in denen man sich bei gegnerischem Artilleriebeschuss zurückziehen konnte. Der sog. Kronprinzentunnel am Frontabschnitt "Toter Mann" soll z. B. über 30 Meter tief und 1000 Meter lang ins Erdreich getrieben worden sein. Dazu braucht man natürlich auch entsprechendes Bauholz, um die Tunnelwände und -decken abzustützen.

Man sieht schon, dass die Gräben und Befestigungssysteme nicht in ein paar Stunden errichtet werden konnten. Nachdem der Bewegungskrieg beendet und in den Stellungskrieg übergegangen war, hatte man ja auch Wochen, Monate oder sogar Jahre Zeit, das Grabensystem auszubauen.

Das Alltagsleben war die meiste Zeit mit Warten erfüllt. Es erfolgte nicht jeden Tag fünf mal ein Sturmangriff. Auch waren die Soldaten nicht durchgehend an vorderster Front. Auf deutscher Seite gab es, wenn ich das richtig im Kopf habe so eine Art Rotationssystem. Eine Woche ganz vorne, dann eine Woche in einem hinteren Graben als Eingreifreserve und dann eine Woche im Hinterland zur "Erholung". Das Frontleben war also einerseits recht eintönig (wenn man von den Kämpfen als "Abwechslung" absieht), andererseits psychisch aber äußerst belastend. Diese Eintönigkeit, verbunden mit dann z. T. mehrtägigem Artillerietrommelfeuer auf die eigenen Stellungen, in denen man nicht aus der Deckung und der Dunkelheit rauskam und ständig Angst haben musste, getroffen oder beim Einsturz des Grabens oder Tunnels lebendig begraben zu werden hatte teilweise eine verheerende Wirkung auf die Psyche der Soldaten. Nicht wenige wurden verrückt oder erlitten Schädigungen durch diese psychischen Einwirkungen (vgl. sog. Kriegszitterer). Dazu musste man oft miterleben, wie in unmittelbarer Nähe Kameraden von Granaten getötet oder verstümmelt wurden oder verloren im Dauerfeuer jedes Zeitgefühl. Aber die psychische Belastung und ihre Folgen ist ein Thema, das es Wert wäre, ausgiebiger (in einem anderen Thread, falls es hier nicht interessiert) diskutiert zu werden).

Gegessen, gelebt und geschlafen haben die Soldaten in ihren Unterständen im Graben, zumindest solange sie vorne Dienst hatten. Die Gräben waren oft mit Schlamm und Wasser angefüllt, die hygienischen Verhältnisse katastrophal (Latrinen?). Die Verpflegung richtete sich anch dem, was die Armee herbeischaffen konnte und war für die einfachen Soldaten auch recht einfach. Der Sold war relativ gering (ich habe was von 30 Mark im Monat für den einfachen Soldaten im Kopf), so dass man auch im Hinterland nicht immer was dazukaufen konnte.

Gab es an der Front gerade Artilleriebeschuss durch den Gegner, konnten oft die Verpflegung und die Ablösung nicht nach vorne gebracht werden. Dann hingen ein paar Tage die Darmzotten auf Grundeis. Auch der Mangel an Trinkwasser war oft ein Problem. Es gab zwar Granattrichter, in denen sich Regenwasser sammelte, aber da man oft die Gefallenen vor Ort begraben musste war dieses natürlich i. d. R. kaum trinkbar.

Ein weiteres Problem waren Ratten und Läuse, denen man im Graben eigentlich hilflos ausgesetzt war.

Kurz und gut: Es war wohl ziemlich grauenhaft. Schau dir mal einen Film wie Remarques "Im Westen nichts Neues" an. Da kommt Einiges schon ganz gut rüber.

Viele Grüße

Bernd
 
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