Friede von Brest Litowsk

Der Pate

Mitglied
Hallo,am 30.3 schreibe ich meine Abi-Klausur in Geschichte.Wir bearbeiten dort das "lange"19.Jh und das "kurze" 20.Jh. Bei den Friedensverträgen von 1919 sollen wir nur den Versailler Vertrag und den Frieden von Brest Litowsk kennen.Ich hab aber keine Vorstellungen was der Friede von Brest Litowsk erreichen sollte...er war doch ein Friedensabkommen was die Deutschen den Russen nach der Oktoberrevolution diktiert haben..doch warum stimmte Russland dem zunächst zu und stornierte ihn später?Was war der Zweck auf russischer Seite?Und was hat der Vertrag eigentlich gebracht?
Danke für jede Hilfe:winke:
 
de.wikipedia.org/wiki/Friedensvertrag_von_Brest-Litowsk
Hier kannst du alles über den Frieden nachlesen. Ist recht Simpel. Nach der Revolution der Sowjets zwingen die Mittelmächte den Sowjets besagten Frieden auf. Die Sowjets wollen das Friedensdiktat in die länge ziehen, in der Hoffnung das die Allierten das Deutsche Reich vorher zu Fall bringen und damit der Friedensvertrag hinfällig wird. Die OHL merkt die Taktik von Troztki allerdings und marschiert in Rußland ein und zwingt die Sowjets den Frieden so anzunehmen.
Der Frieden hätte dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn riesigen Gebietszuwachs geben. Es wäre ein großer Sieg der Mittelmächte im Osten gewesen. Da allerdings die Allierten den Krieg gewonnen hatten, wurde der Vertrag ungültig und Deutschland bekamm überhaupt nichts. Im Gegenteil verlor es sogar noch Gebiet an den neuen poln. Staat.
 
Nicht nur das. Eingroßteil der bestzten Gebiete umfasste die Ukraine, die Kornkammer Russlands. Da die Deutschen aber gezwungen waren dort einzumarschieren, fehlten die Truppen an der Westfront, was ein weiterer Grund dafür sein kann, dass sie den Krieg verloren haben.
 
Ein wenig bekannter Vorgang: Das deutsch-russische Finanzabkommen vom 27.8.1918

Die Regelungen des Friedensvertrages von Brest-Litowsk und des Zusatzvertrages (Ergänzungsabkommen) hatten keine Reparationen für Kriegsschäden vorgesehen, gleichwohl den Ausgleich von Zivilschäden offen gelassen (Art. IX und XII).

Der deutsch-russische Finanzvertrag vom 27. August 1918 basierte nun auf diesen Regelungen und bestimmte einen Pauschalausgleich, um nicht in innerrussische Verhältnisse in Form komplizierter Einzelausgleiche einzugreifen. Damit sollten die Schäden zur Sozialisierungen und die während des Krieges eingetretenen Schäden am deutschen Auslandsvermögen bis zum 30.6.1918 ausgeglichen werden. Nach dem 1.7.1918 eingetretene Enteignungen sollten in einem eigenständigen Verfahren ausgeglichen werden.

Fällig wurden 6 Milliarden Mark, nach dem Finanzabkommen wurde dieser Betrag unter Berücksichtigung der russischen Gegenforderungen und der nach Friedenschluss von Deutschen in Russland beschlagnahmten Vorräte festgesetzt. Die ersten beiden Teilbeträge (von den ersten 5 Tranchen, welche zusammen 1,5 Milliarden Mark ergeben sollten) hatte Russland noch vertraggemäß am 10.9. und 30.9.1918 geleistet. Es handelte sich um:
42.860 kg Feingold und 90.900.000 Rubel in Banknoten am 10.9.1918
50.676 kg Feingold und 113.635.000 Rubel am 30.9.1918 (die erste von 4 betragsgleichen Raten, die drei anderen sollten am 31.10.,30.11. und 31.12.1918 folgen, dazu kam es nicht mehr). Die Stückelung der Rubelnoten wurden genau vorgegeben.

Das Gold musste dann aufgrund der Waffenstillstandsbedingungen vom November an die Entente-Mächte herausgegeben werden, die ihrerseits erklärten, seinen Wert später mit der Sowjetregierung zu verrechnen. Die Banknoten hat das Reich dagegen endgültig behalten, sie brachten einen Erlös von 224.988.500 Mark. Das Geld war zweckgebunden für Entschädigungen aus dem Verlust angemeldeter russischer Staatsanleihen sowie zum Ausgleich vertriebener Reichsangehöriger. Tatsächlich sind rd. 150.000.000 Mark zum Ausgleich der Wertpapiere herausgegeben worden, der Verbleib des restlichen Geldes von rd. 75 Millionen ist unbekannt. Die vereinbarten Warenlieferungen über rd. 1 Milliarde Mark waren von ende 1918 bis 1921 terminiert, fanden aber nicht mehr statt. Interessant ist noch, dass die Moskauer Schließfächer (rd. 7% waren von Deutschen belegt) mit rd. 10 Millionen Rubel herausgegeben wurden (die Zahlungen erfolgten in Duma-rubel). Herausgegeben wurden auch 8 Handelschiffe, die Dampfer Falk, Harz, Oliva, Kurland, Cöln, Prinz Eitel Friedrich, Marienberg und Lissabon zur "Bewirtschaftung" nach dem Ersten Handelsschiffabkommen 1921).

Im Rapallo-Vertrag (Art. Ia, Ib und II) 1922 verzichtete das Deutsche Reich dann auf den Restausgleich unter der Bedingung, dass künftig auch Drittstaaten von Russland nicht weitergehend entschädigt würden (sog. Entschädigungsvorbehalt).
 
Lenin war gelernter Rechtsanwalt.
Überhaupt waren die ersten Oberhäupter der Sowjetregierung (mit Ausnahme Stalins) studierte oder abiturierte Revolutionäre.
 
Lenin war gelernter Rechtsanwalt. Überhaupt waren die ersten Oberhäupter der Sowjetregierung (mit Ausnahme Stalins) studierte oder abiturierte Revolutionäre.

Deshalb hat die Räteregierung die Vereinbarungen auch am 7.11.1918 durch Kündigung aufgehoben ;), und war damit 4 Tage schneller als die Aufhebung durch Waffenstillstandbedingungen der Alliierten in Ziffer XV vom 11.11.1918. Übrigens war der Friedensvertrag mit der Ukraine der erste unterzeichnete, am 9.2.1918, ratifiziert allerdings später am 24.7.1918. Mit "Großrußland" wurde am 3./7.3.1918 abgeschlossen, aber früher ratifiziert und später durch E.V. abgeändert.


Nachtrag Literatur: Menzel, Das deutsche Vorkriegs-Vermögen in Rußland und der deutsche Entschädigungsvorbehalt (Rapallo), Beiträge zum Völkerrecht 16, Berlin 1931.
 
Zuletzt bearbeitet:
Überhaupt waren die ersten Oberhäupter der Sowjetregierung (mit Ausnahme Stalins) studierte oder abiturierte Revolutionäre.

Hierzu der ergänzende Hinweis, daß es sich aber auch bei Stalin keineswegs um einen Mann geringer Bildung handelte: er hatte von 1894/99 das Priesterseminar der Georgischen Orthodoxen Apostelkirche bzw. Orthodoxen Kirche Georgiens besucht (was immerhin eine der besten Bildungseinrichtungen in seiner Heimat war) und war dort dann wegen seiner revolutionären Tätigkeit - bzw. weil er aufgrund dieser Aktivitäten Prüfungen versäumt hatte - ausgeschlossen worden.
 
Deshalb hat die Räteregierung die Vereinbarungen auch am 7.11.1918 durch Kündigung aufgehoben ;), und war damit 4 Tage schneller als die Aufhebung durch Waffenstillstandbedingungen der Alliierten in Ziffer XV vom 11.11.1918. Übrigens war der Friedensvertrag mit der Ukraine der erste unterzeichnete, am 9.2.1918, ratifiziert allerdings später am 24.7.1918. Mit "Großrußland" wurde am 3./7.3.1918 abgeschlossen, aber früher ratifiziert und später durch E.V. abgeändert.
Warum kam es dann aber nicht zur Zahlung am 31.10?

Solwac
 
Hierzu der ergänzende Hinweis, daß es sich aber auch bei Stalin keineswegs um einen Mann geringer Bildung handelte: er hatte von 1894/99 das Priesterseminar der Georgischen Orthodoxen Apostelkirche bzw. Orthodoxen Kirche Georgiens besucht (was immerhin eine der besten Bildungseinrichtungen in seiner Heimat war) und war dort dann wegen seiner revolutionären Tätigkeit - bzw. weil er aufgrund dieser Aktivitäten Prüfungen versäumt hatte - ausgeschlossen worden.

Gut, das hat er im Alter von 14 Jahren angefangen. Hohe Bildung brauchte man für das Priesterseminar nicht. Richtig ist, dass er in der Schule Klassenbester war.
Er war kein Russe, das war sein Manko für gute und bessere Bildung im russischen Zarenreich.
 
Warum kam es dann aber nicht zur Zahlung am 31.10?
Solwac

Keine Ahnung. Vielleicht, weil man die Kündigung diskutierte, die dann am 7.11.1918 ausgesprochen wurde?

Die Zahlungen sind in der angegebenen Literaturquelle dargestellt. Der Autor war "Vorsitzender der Spruchkammer für Rußlandschäden beim Reichsentschädigungsamt", also würde ich das aus deutscher Sicht als sachkundig einschätzen.
 
Mit geht es auch weniger um die Sachkenntnis, die unterstelle ich erst mal.

Meine Verwunderung gilt der dem Umstand, dass die Russen 1918 wegen des Bürgerkrieges Rot gegen Weiß gegenüber Deutschland sehr kooperativ gewesen sind (die deutschen Truppen waren halt eine große Bedrohung ihrer Herrschaft). Wenn jetzt also Ende Oktober dieser Druck nicht mehr als stark genug für eine pünktliche Zahlung empfunden wurde, dann hätte doch auch an anderen Stellen entsprechendes bekannt werden müssen. Oder hatten die Russen da bessere Kontakte als einige andere?

Solwac
 
@Solwac: Warum kam es dann aber nicht zur Zahlung am 31.10?

Bezahlst du deine Knöllchen immer pünktlich und sofort? Man hat einfach ein wenig Zeit geschunden, in der berechtigten Hoffnung, dass sich der Fall eine Woche später erledigt hat.
 
Sowjetrussland hatte keine Mauer um sich gezogen als sie an die Macht kamen. So gelangten nach wie vor Infos aus erster Hand aus Europa auch nach Moskau. :)
Im August 1918 war der Krieg für Deutschland an der Westfront verloren (Amiens). Massenstreiks, Hunger, Unzufriedenheit, politische Auseinandersetzungen wer Schuld an der bevorstehenden Niederlage hat liessen ausländische Beobachter für Deutschland gravierende gesellschaftliche Umwälzungen erahnen. Ende September 1918 hat Ludendorff (OHL) Waffenstillstandsverhandlungen gefordert.
 
Bezahlst du deine Knöllchen immer pünktlich und sofort? Man hat einfach ein wenig Zeit geschunden, in der berechtigten Hoffnung, dass sich der Fall eine Woche später erledigt hat.
:huh:

Diese Hoffnung hätte genauso gut ein Monat vorher für eine Verzögerung sorgen können, oder? Schließlich hatte die russische Regierung weniger Freiheiten als ich beim Umgang mit meinem Konto in Bezug auf Knöllchen. ;)

Sowjetrussland hatte keine Mauer um sich gezogen als sie an die Macht kamen. So gelangten nach wie vor Infos aus erster Hand aus Europa auch nach Moskau. :)
Im August 1918 war der Krieg für Deutschland an der Westfront verloren (Amiens). Massenstreiks, Hunger, Unzufriedenheit, politische Auseinandersetzungen wer Schuld an der bevorstehenden Niederlage hat liessen ausländische Beobachter für Deutschland gravierende gesellschaftliche Umwälzungen erahnen. Ende September 1918 hat Ludendorff (OHL) Waffenstillstandsverhandlungen gefordert.
Waren die Russen denn so gut über das Chaos in der deutschen Chefetage unterrichtet?

Schließlich wussten nicht mal die Deutschen selber, mit welchem Tempo welche Entwicklung eintreten würde. In Russland hingegen tobte ein Bürgerkrieg und viele verschiedene Gruppierungen sorgten für große Wirren. Ich finde es einfach erstaunlich, dass die russische Führung da von einem Monat auf den anderen einfach die Zahlungen zurückhält und das Eingreifen deutscher Truppen riskiert.

Solwac
 
Ich finde es einfach erstaunlich, dass die russische Führung da von einem Monat auf den anderen einfach die Zahlungen zurückhält und das Eingreifen deutscher Truppen riskiert.
Solwac
@solwac

Deshalb fand ich auch den Ablauf interessant. :winke:
Man lieferte das Feingold tonnenweise und auch die dicken Bündel Rubelscheine (Stückelungen waren im Vertrag genau vorgegeben, wie bei einer Erpressung, zT waren kleine Scheine erforderlich); zweimal äußerst pünktlich.


Und dann muss etwas geschehen sein ...
 
Ich finde es einfach erstaunlich, dass die russische Führung da von einem Monat auf den anderen einfach die Zahlungen zurückhält und das Eingreifen deutscher Truppen riskiert.

Das Risiko tendierte ab Oktober 1918 gegen Null. Deutschland war am Ende. Wenn man bedenkt, dass die deutsche Kaiserflotte beschloss kämpfend auf See unterzugehen...
Anfang Oktober 1918 wurden deutsche Angebote zum Waffenstillstand mit der Entente begonnen.
Es stand die Kapitulation (das war inhaltlich der Waffenstillstandsvertrag von Compiegne) des Deutschen Reiches auf dem Tapet. Und einem voraussichtlichen Kapitulanten steckt man nicht noch vorher Millionenvermögen zu.
 
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