Germanophobie in angelsächsischen Medien (und umgekehrt) 1890 - 1914

HolgerXX

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Kommen wir mal zu Fragen, die manchen Leuten wohl provokativ vorkommen werden. Nämlich gab es in der angelsächsischen Presse- und Literaturlandschaft eine Abbildung der Verschlechterung des deutsch-angelsächsichen politischen Verhältnisses für den genannten Zeitraum (oder auch davor), bzw. vielleicht auch umgekehrt?
Im Fin de Siecle grassierte bereits der Rassismus als Folge der imperialen Erschließung der Welt, und das auch unter den "Weißen" untereinander. Ich stelle jetz mal eine These auf, aber nicht, um sie zu verbreiten, sondern als Diskussionsgrundlage bzw. als Theorie, die es zu beweisen oder zu widerlegen gilt:


Demnach akzeptierte (der Lesbarkeit halber alle als "typisch" zu geltenden nationalen Bezeichnungen im folgenden ohne Gänsefüßchen) der Deutsche nur den Angelsachsen auf Augenhöhe. Eigentlich nur den Engländer, der Amerikaner musste sich bereits heftige Abstriche gefallen lassen. Andere Bewohner der britischen Inseln nahm er nicht oder fast nicht zur Kenntnis. Das Empire hieß immer nur "England". Romanen galten als faul, verweichlicht und teilweise unkultiviert, nur für die Franzosen gab es noch Splitter der früheren (auch nur teilweisen) Hochachtung. Slawen und andere Bewohner des europäischen Ostens galten als faul, eidbrüchig und unkultiviert bis zur Dummheit (je "ost", desto mehr). Vor diesem Hintergrund kann man sich dann das Ansehen aller anderen Menschen bei den Deutschen vorstellen.


Die Deutschen hätten es nun gern gesehen, wären sie von den Angelsachen ebenfalls als gleichrangig angesehen worden (das ging später bis zu Hitlers Bündnisangeboten an "England" und seiner großen Zurückhaltung gegenüber den USA). Die Angelsachsen aber akzeptierten anstelle der Deutschen nur die Franzosen als wenigstens ansatzweise gleichrangig. Die Deutschen waren für sie ein Mischvolk aus kultivierten Westeuropäer und asiatischem Hordenangehörigen (das steht, meine ich, +/- wörtlich irgendwo bei Will Durand, nur finde ich das sicher nicht wieder).


Die "Hunnenpropaganda" des Ersten Weltkriegs drückt das deutlich aus. Meine Frage ist: Hat es etwas Ähnliches, sicher in abgeschwächter Form, in den damaligen angelsächsischen Medien bereits zuvor gegeben? Ich suche also Experten, die sich mit der damaligen angelsächsischen Medienlandschaft auskennen. Natürlich wäre auch die umgekehrte Richtung interessant, wonach das Bild der Angelsachsen in deutschen Medien sich bereits vor 1914 nachhaltig getrübt hätte.


Auf jeden Fall war Kaiser Wilhelm II. mit seinem übertriebenen Gehabe immer wieder Zielscheibe von Kritik und Spott aus "England". Generell wurde dem deutschen Kaiser die angemessene Bezeichnung "emperor" verwehrt, er musste sich mit der abwertenden Übertragung seines Titels in den englischen Sprachgebrauch begnügen. (I.f. aus einem Fernsehbeitrag, leider nicht genau zitierbar) 1912 wurde Kaiser Wilhelm II. aus der Royal Yacht Squadron, deren Sitz auf der Isle of Wight er im Rahmen seiner Reisen immer wieder gern besucht hatte, ausgeschlossen. Das deutschstämmige Herrscherhaus Großbritanniens musste sich im Laufe der Zeit immer mehr "entdeutschen".


Ich bitte um Kommentare. Und möglichst nichts zu Vansittard schreiben, über den gibt es genügend Material.



Grüße, Holger
 
Ich bitte um Kommentare. Und möglichst nichts zu Vansittard schreiben, über den gibt es genügend Material.
Grüße, Holger

"Über den" läßt sich als Einstieg leider nicht vermeiden, denn die Dinge sind höchst komplex.

"I expected to find a collection of blood brothers and good fellows. I found something very different - hatred, jealousy and the determination to destroy us. ... This discovery came as a great shock to me."
(Vansittart, 1899, frustriert nach seinem Deutschlandbesuch, der ihn etwas später zum Frankophilen machte, anläßlich eines Frankreich-Aufenthalts). Trotz der mit dem späteren Krieg verfestigten Germanophobie kritisierte V. den Versailler Vertrag als "nicht gelungen", in den territorialen Klauseln als "zu weitgehend", und zweifelnd betr. der Alleinschuld Deutschlands.

Vansittart traf hier auf die anglophobe Stimmung in Deutschland während des Burenkrieges, die neben dem imperialistischen Gegensatz zweier Mächte rassistische Anwandlungen in Bezug auf die "verwandten" Buren enthielt.


Um nun die Spannbreite des Themas anhand der Fachliteratur zu zeigen:

Wittek, Thomas: Auf ewig Feind? Das Deutschlandbild der britischen Massenmedien nach dem Ersten Weltkrieg, 2005 - enthält eine ausgezeichnete Darstellung der Vorkriegslage

Hollenberg, Gunter: Englisches Interesse am Kaiserreich : die Attraktivitat Preussen-Deutschlands für konservative und liberale Kreise in Grossbritannien 1860-1914 , 1974 - zeigt beide Facetten unter Bezug auch auf die Presse.

Hoffman, Ross J. S.: Great Britain and the German Trade Rivalry 1875-1914, 1983 - abgewogene Darstellung und Relativierung gängiger Klischees. Dazu auch
Regulski, Christoph: Die Handelvertragspolitik im Kaiserreich Regierungshandeln, Verbandspolitik und publizistische Debatte seit den 1890er Jahren, 2001

Deckart, Gerald: Deutsche-Englische Verständigung. Darstellung der nichtoffiziellen Bemühungen um eine Wiederannäherung der beiden Länder zwischen 1905 und 1914, Dissertation 1967 - behandelt die Ebene unter der "hohen Politik"

Fröhlich, Michael : Von Konfrontation zur Koexistenz - die deutsch-englischen Kolonialbeziehungen in Afrika zwischen 1884-1914, 1990 - mit zahlreichen Hinweise auf die Publizistik in England.

Die häßliche Seite zwischen beiden Ländern - hier aus Sicht Großbritanniens und führender politisch-wirtschaftlicher Kreise beschreibt

Morris, A. J. Anthony: The Scaremongers - The Advocacy of War and Rearmament 1896-1914, 1984 - mit der Darstellungen zur Einflußnahme germanophober Kreise auf die britische Politik

Metz, Ilse: Die deutsche Flotte in der englischen Presse, der Navy Scare vom Winter 1904/05, 1936 - mit, allerdings einseitiger
Presseauswertung.
Sell, Manfred: Das deutsch-englische Abkommen von 1890 im Licht der deutschen Presse, 1926. - schlichte Auswertung.
Jux, Anton Joseph: Der Kriegsschrecken des Frühjahrs 1914 in der europäischen Presse, 1929
Gruschinske, Paul: Kiderlen-Wächter und die deutschen Zeitungen in der Marokko-Krise des Jahres 1911, 1931 - Darstellung zur Kriegstreiberei und zu anglophoben (und natürlich frankophoben) Auswüchsen.

Und schließlich speziell bis zur Julikrise 1914:
Rosenberger, Bernhard: Zeitungen als Kriegstreiber? - Die Rolle der Presse im Vorfeld des Ersten Weltkrieges, 1998


Speziell die fett markierte Darstellung von Hollenberg ist sehr zu empfehlen, da sie einen Zeitraum von 40 Jahren studienartig und sachlich unterteilt abdeckt.

Die ebenfalls zitierte Studie von Wittek ist eine sehr gute Analyse zur Hintergrund der (instrumentalisierten) Kriegspropaganda, die man im Ausmaß von den 40 Jahren zuvor - obwohl hier auch Entwicklungslinien aufgegriffen werden können - sauber trennen sollte. Wenn man schon auf die Kriegspropagande abstellt, sollte die Studie von Horne/Kramer: Deutsche Kriegsgreuel 1914 (insbesondere zu Belgien) nicht fehlen, da sie ebenfalls auf Presse und Propaganda eingeht.


Was ich am Eingangsbeitrag nicht ganz verstanden habe, ist bei dem facettenreichen Thema die Begriffswahl "manche, man, die Deutschen, die Engländer". Es gab zwar Gruppenbildungen und beachtliche Persönlichkeiten, allerdings keine nationalen Konsense in der hier angerissenen Fragestellung. Um damit den Bogen zu schließen:
Jörg Später: Vansittart. Britische Debatten über Deutsche und Nazis 1902-1945, 2003
SEHEPUNKTE - Rezension von: Vansittart - Ausgabe 7 (2007), Nr. 9
 
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Die Hunnenpropaganda des 1. Weltkrieges lässt sich bis auf die "Hunnenrede" Kaiser Wilhelms II. Anno 1900 zurückverfolgen.
Der Kaiser selbst suchte die Wahlverwandtschaft von Deutschen und Hunnen. Die deutsche Soldaten sollten bei der Niederschlagung des Boxer-Aufstands so grausam wie die Hunnen sein und die Deutschen sollten auch in ihrem Ruf den Hunnen gleich kommen.
Sicher war des ein dicker Fettnapf, den der Kaiser mit seinen Hunnenmetaphorik getroffen hat und er sollte noch Jahrzehnte nachhallen.
Mit einer Art Rasseniedologie von mit Hunnenblut zersetzen Teutonen hat die Hunnenpropaganda nichts zu tun. Ist alles dem Kaiser höchstselbst aus dem Bart gefallen. :pfeif:
 
Erst mal herzlichen Dank für den umfangreichen Beitrag und die lange Literaturliste, Silesia! Die werde ich mir auf die Seite ziehen.

Was ich am Eingangsbeitrag nicht ganz verstanden habe, ist bei dem facettenreichen Thema die Begriffswahl "manche, man, die Deutschen, die Engländer". Es gab zwar Gruppenbildungen und beachtliche Persönlichkeiten, allerdings keine nationalen Konsense in der hier angerissenen Fragestellung.
Die Begriffe sind Klischees. Das Problem mit Klischees ist, sie stimmen zwar nie wirklich, sind aber absolut verständlich. Deshalb halte ich die Begriffsweise für DIESEN Eingangsbeitrag ausnahmsweise für angemessen. Es geht schließlich um Vorurteile und die Art, wie sie transportiert werden. Silesia, intellektuell hast Du mich hundertprozentig verstanden!

Maglor, dass Wilhelm zwo auf seine Art ein Tölpel war, ist auch bekannt.

Grüße, Holger
 
[...]Nämlich gab es in der angelsächsischen Presse- und Literaturlandschaft eine Abbildung der Verschlechterung des deutsch-angelsächsichen politischen Verhältnisses für den genannten Zeitraum (oder auch davor), bzw. vielleicht auch umgekehrt?
[...]

Ja, vor allem der für die Engländer so wichtigen Seeherrschaft gab es immerwieder von der Presse aufgeputschte Naval Scare. Anfänglich war die schlecht aufgestellte Royal Navy in den 1880iger Jahren noch von der Presse mit Blick auf den Gegner Russland ins Visier geraten. Doch durch die deutsche Flottenrüstung und ihrer stetigen Verstärkung verschob sich das Feindbild nach Deutschland. Diese Probleme mit dem Naval Scare waren durch Presseberichte auf einem Höhepunkt zur Zeit des russisch-japanischen Krieges 1904/05, nachdem die Royal Navy die deutsche Flotte "kopenhagen" sollte.
Die maritime Krise bei der britischen Bevölkerung wurde dann nochmals 1909 sehr brisant, wohl durch das Gleichziehen der deutschen Flotte im Dreadnoughtbau.
 
Man sollte nicht vergessen, dass die Engländer im Allgemeinen sehr stark zum Lästern neigen. Das ist bei denen ein Volkssport.
Also, mich wundert es nicht, dass man den steifen Deutschen dermaßen aufzog und es auch heute noch gerne tut. Wilhelm war eben nicht ganz ohne unfreiwillige Komik und er gab ja immer wieder Steilvorlagen. Vor allem, weil er sich selbst sehr ernst nahm.

Hinter diesem Lästern über Deutschland stecken aber auch eine uneingestandene Bewunderung und eine latente Furcht vor dessen wirtschaftlichen Potenz.

Ein Beispiel wie die Engländer die Deutschen, auch im Krieg, sehen können: Dem Nachtjagdpilot Heinz-Wolfgang Schnaufer mit den meisten Abschüssen englischer Bomber wurde an seinem Geburtstag, den 16. Februar 1945, über BBC das Musikstück „Das Nachtgespenst“ von einem Londoner Orchester gespielt.
 
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Man kann das sicher auf eine breite Ebene stellen. Hysterien waren in dieser Zeit fast zyklisch zu beobachten, nur die Hauptakteure wecheselten.

Die deutsche Sicht betont hier den deutsch-britischen Gegensatz. Dabei wird eben häufig übersehen, dass betr. Rußland die "Phobien" ähnlich stark waren. Insofern sind auch die "scares" nicht unmittelbar zu vergleichen (so die Flotten in den 1880ern und das "Great Game" in Asien).

Ab 1904 spielten die Invasionsängste auf der Insel eine wichtige Rolle, ua. mit 3 Untersuchungsausschüssen der Regierungen in 10 Jahren zum "invasion scare". Der letzte - 1913 - wurde durch die Marineübungen der Royal Navy angefeuert. In Folge der "Kriegsübungen" gelang es nicht, eine Invasionsflotte von der Insel vor den Truppenlandungen abzuhalten. Die darauf folgende Hysterie - auch Ergebnis der "Blue Water-School" - führte zum letzten Untersuchungsausschuss. Als Facette des "invasion-scare" (als "social panic") sollte man auch die zunehmend empfundene Luftbedrohung sehen, Folge neuer Technik.
Gollin: The Impact of Air Power on the British People and Their Government, 1909-14.

P.S. die invasion-scares bezogen sich nicht nur auf England, sondern im Fall der Bedrohung durch Rußland auch auf Indien.


ansonsten: "We want eight and we won't wait" (8 Schlachtschiffe/Schlachtkreuzer-Neubauten)
http://de.wikipedia.org/wiki/Naval_Scare_von_1909
mit Hinweis auf Marder, Dreadnought to Scapa Flow I.

Dominik Geppert : Pressekriege - Öffentlichkeit und Diplomatie in den deutsch-britischen Beziehungen (1896-1912), 2007.
 
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Danke für die Antworten.


Die deutsche Sicht betont hier den deutsch-britischen Gegensatz. Dabei wird eben häufig übersehen, dass betr. Rußland die "Phobien" ähnlich stark waren.
Silesia, kannst Du das auch aus russischer Sicht beleuchten? "Man" traut den feudalistischen Russen ja hier wenig intellektuellen Spielraum zu. Zeitungen von Bedeutung gab es vermutlich nur in St. Petersburg und Moskau. Die wenigen Oppositionellen waren fast nur Kommunisten im Untergrund oder nach den Ereignissen von 1905 kaltgestellt. Eine "scare"-Propaganda dürfte so weder möglich noch nötig gewesen sein, der einfache Russe tat, was man ihm sagte.

Und da ich mich auch irren kann, bitte ich weiter um Kommentare. Außerdem habe ich wieder mit Klischees gearbeitet, aber anders kann ich es kaum ausdrücken.

Grüße, Holger
 
Da hast Du mich mißverstanden:

Betreffend Rußland war das Great Game aus Sicht Großbritanniens und die Diskussion ab der britischen Flotten-"Nachrüstung" der 1880er gemeint, also der "scare" in England.

Zum Beispiel (da ich immer um Vermittlung der britischen Positionen sehr bemüht bin ;) ):
Neilsson, Keith: Britain and the Last Tsar - British Policy and Russia 1894 - 1917, 2003.
Hinsley, Francis H.: British Foreign Policy under Sir Edward Grey, 2008.
Wormer, Klaus: Grossbritannien, Russland und Deutschland - Studien zur britischen Weltreichpolitik am Vorabend des Ersten Weltkrieges, 1980
Plass, Jens B.: England zwischen Russland und Deutschland - Der persische Golf in der britischen Vorkriegspolitik 1899-1907, dargestellt nach englischem Archivmaterial, 1966.
Geyer, Dietrich: Der russische Imperialismus Studien über den Zusammenhang von innerer und auswärtiger Politik 1860-1914, 1977.
Schröder, Stephen: Die englisch-russische Marinekonvention 1912-1914, 2006.
Monger, George: Ursachen und Entstehung der englscih-französisch-russischen Entente 1900-1907, 1966.
Hauser, Oswald: Deutschland und der englisch-russische Gegensatz 1900-1914, 1956
Jaeckel, Horst: Die Nordwestgrenze in der Verteidigung Indiens 1900-1908 und der Weg Englands zum russisch-britischen Abkommen von 1907, 1968.
Simon, Werner: Die Britische Militärpolitik in Indien 1878-1910, 1974.
Siegel, Jennifer: Endgame - Britain, Russia and the Final Struggle for Central Asia, 2002.
Otte, T. G.: The China Question - Great Power Rivalry and British Isolation, 2007.

(dazu gibt es reichlich spezielle Literatur aus der Marinehistorie).
 
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"Man" traut den feudalistischen Russen ja hier wenig intellektuellen Spielraum zu. Zeitungen von Bedeutung gab es vermutlich nur in St. Petersburg und Moskau. Die wenigen Oppositionellen waren fast nur Kommunisten im Untergrund oder nach den Ereignissen von 1905 kaltgestellt.

So wenige waren die Opositionellen nun auch nicht. Es gab in Russland z.B. die Partei der Sozialrevolutionäre und die Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands. Letztere spaltete sich in Bolschewiki und Menschewiki. Es gab anarchistische Bewegungen, darunter den Tschaikowski-Kreis mit nihilistischen Ideen. Zwar waren diese Gruppen klein, aber durch ihre Terroraktivitäten, also Attentate auf Beamte usw., recht gefährlich.
In Russland gährte es politisch schon sehr kräftig.
Um einen russischen Intellektuellen zu nennen: Fürst Pjotr Alexejewitsch Kropotkin, den man auch den anarchistischen Fürst nannte. Seine Zeitung "La Révolte" erschien allerdings in Paris. Er schrieb aber auch Bücher, wie "Die Eroberung des Brotes". Alle Beiträge in der "Encyclopaedia Britannica" über Russland stammen von ihm.
 
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Da hast Du mich mißverstanden:

Betreffend Rußland war das Great Game aus Sicht Großbritanniens und die Diskussion ab der britischen Flotten-"Nachrüstung" der 1880er gemeint, also der "scare" in England.
Durchaus nicht. Ohne Zusammenhang kann Dein Satz "Dabei wird eben häufig übersehen, dass betr. Rußland die "Phobien" ähnlich stark waren." tatsächlich auf zwei Arten verstanden werden. Ich habe den Zusammenhang bewusst missachtet, um eine Frage in die andere als die gemeinte Richtung zu formulieren. Du scheinst mir belesen genug zu sein, um auch "russische Positionen" vermitteln zu können.

@Rurik:
Mir geht es weniger um die russischen Oppositionellen. Sondern die Frage ist, ob es überhaupt eine staatstragende intellektuelle Schicht gab, die für germanophobe Propaganda empfänglich gewesen wäre. Und ob es, darauf basierend, diese germanophobe Propaganda in Russland gab oder nicht.

@Silesia:
Kannst Du, ohne exzessiv daran arbeiten zu müssen, sagen, ob es innerhalb "der" britischen Positionen "die" britische Position gab?

Danke für alle Antworten.

Grüße, Holger
 
@Rurik:
Mir geht es weniger um die russischen Oppositionellen. Sondern die Frage ist, ob es überhaupt eine staatstragende intellektuelle Schicht gab, die für germanophobe Propaganda empfänglich gewesen wäre. Und ob es, darauf basierend, diese germanophobe Propaganda in Russland gab oder nicht.
r
Germanophobie gab es so nun nicht unbedingt in Russland. Viele Deutsche taten in Russland seit Peter dem Großen ihren Dienst in Staat und Millitär. Katharina die Große war eine Deutsche! Auch wurden viele erfolgreiche Unternehmen von Deutschstämmigen geführt. Mit dem Ersten Weltkrieg änderte sich einiges, obwohl die Deutschstämmigen ihre Liebe zu Russland erklärten. Vieles ging dann in dieser Zeit den Bach runter. Das spürten die Russen. Nicht Deutschland war der Feind, sondern der Zar und sein Regime. Deshalb hatte es Lenin auch so leicht.
Ich glaube sogar, die Russen mögen uns.
Natürlich gab es auch slawische Nationalisten und mit ihnen den Panslawismus. Aber, das war wohl eher Politik.
 
Holger schrieb:
Die wenigen Oppositionellen waren fast nur Kommunisten im Untergrund oder nach den Ereignissen von 1905 kaltgestellt.
So simpel war es nicht. Es gab zum Beispiel auch nach 1905 die liberale Tageszeitung "Retsch". Deren Herausgeber waren I. W. Hessen, A. I. Kaminka und W. D. Nabokov. Die Zeitung erschien bis 1917.
 
@Silesia:
Kannst Du, ohne exzessiv daran arbeiten zu müssen, sagen, ob es innerhalb "der" britischen Positionen "die" britische Position gab?

Zu welchem Zeitpunkt soll das sein und wer sollte "die" britische Position widerspiegeln? Ist dabei die Unterscheidung zwischen Politischer Führung, Wirtschaft und Bevölkerung interessant?

Beispielsweise interessierte die Hunnenrede zeitweise kaum jemanden in England, was nicht vom Hervorholen einige Jahre später anläßlich anderer Krisen abhielt.

Für diese Differenzierung kann ich nur wiederholt auf die Arbeit von Hollenberg verweisen: "Englisches Interesse am Kaiserreich : die Attraktivitat Preussen-Deutschlands für konservative und liberale Kreise in Grossbritannien 1860-1914"
 
Einen wahren Leckerbissen habe zum Thema Verbindung von deutschen Rasse und Hunnen, habe ich hier gefunden.
Charles Darwin: The descent of men
The shape of the skull varies
much in some races (17. For instance, with the aborigines of America and
Australia, Prof. Huxley says ('Transact. Internat. Congress of Prehist.
Arch.' 1868, p. 105), that the skulls of many South Germans and Swiss are
"as short and as broad as those of the Tartars
," etc.); and so it is with
every other character. Now all naturalists have learnt by dearly bought
experience, how rash it is to attempt to define species by the aid of
inconstant characters.
Der bekannte Darwininist Thomas D. Huxley sagte, dass die Schädel von vieler Süddeutscher und Schweizer so kurz und breit sind wie die der Tataren.
Das ganze ist ein Beispiel für die genetische Vielafalt innerhalb einer "Menschenrasse", heute würde man wahrscheinlich Population sagen.
Darwin weist der Schädelform zumindest an der Stelle keine speziellen Charakterzüge zu.
 
Zuletzt bearbeitet:
Einen wahren Leckerbissen habe zum Thema Verbindung von deutschen Rasse und Hunnen, habe ich hier gefunden.

Das ist interessant.

Welche Verbindung besteht denn von dem Zitat zur britischen Presse vor 1900, also bezüglich der Wahrnehmung der britischen Öffentlichkeit und der Bezeichnung "huns".

Wiki schreibt die "huns" dem Gebrauch in der Rede von KaWeZwo zu:
"Mercy will not be shown, prisoners will not be taken. Just as a thousand years ago, the Huns under Attila won a reputation of might that lives on in legends, so may the name of Germany in China, such that no Chinese will even again dare so much as to look in askance at a German"

... und datiert die breite Wahrnehmung im Ersten Weltkrieg (was bzgl. der Rede etwas zu spät sein dürfte).
 
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