Geschehnisse im 1. WK: "Feiglinge auf dem König Stephan"?

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Gast

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Hallo zusammen,

ich schreibe gerade eine Abschlussarbeit in meinem Germanistikstudium. Dabei geht es um den Einfluss von Fremdwörtern im Deutschen und die Kritik daran. Momentan behandle ich einen 1917 verfassten Text, in dem der Autor schreibt, dass eine Benutzung von Anglizismen aufgrund des Krieges mit den Engländern eigentlich als eine "Sprache der Feinde" vermieden werden sollte. Jedoch benutzt der Großteil der Deutschen unverständlicher Weise immer noch englische Fremdwörter. Er schreibt:

„Nicht einmal der „Gentleman“ und seine erprobte „fairness“ werden durch die Erinnerung an die Mörder auf dem Baralong und die schurkischen Feiglinge auf dem König Stephan verdrängt werden“

Auf was das Zitat "Mörder auf dem Baralong" anspielt konnte ich dank Wikipedia bereits herausfinden. Doch hat irgendwer eine Ahnung, wer oder was mit "Feiglingen auf dem König Stephan" gemeint ist? Heißt König Stephan vllt. ein Kriegsschiff?

Vielen Dank für jede Antwort oder Idee im Voraus!
LG Mareike
 
Die Solidität der Web-Site kann ich nicht einschätzen, aber vllt. ist es ein Anfang für Deine Recherche hinsichtlich des Artikels:

"Nach ein Paar Tagen meldeten englische Zeitungen, daß der Kapitän des Fischdampfers “King Stephen” aus Grimsby, William Martin, mit der Besatzung, die sich auf den First des Luftschiffes retten konnte, gesprochen hatte. Eine Rettung hatte er aber abgelehnt, da er befürchtet hatte, er und seine 9 Mann hätten von der Zeppelin-Besatzung überwältigt werden können. Im Morgengrauen des 2. Februar 1916 hatte er den Havarieort verlassen. Stunden später ertrank die Besatzung beim Untergang des Luftschiffes in den eisigen Fluten der Nordsee.

Als diese unterlassene Hilfeleistung -der Bischof von London verteidigte diese Handlungsweise Martins offiziell- an die Öffentlichkeit drang, war die allgemeine Entrüstung auf deutscher, aber auch auf englischer Seite groß. Die Besatzung des L19 mußte in diesem Falle als in Not geratene Seeleute angesehen werden. Hier bestand eine internationale Pflicht zur Hilfeleistung. Monatelang beschäftigte diese Tragödie die Presse. Kapitän und Schiff wurden geächtet und von der Deutschen Marine gesucht.

Bereits am 23. April 1916 wurde die "King Stephen" vom Torpedoboot G41 aufgebracht, während die Hochseeflotte Great Yarmouth beschoß. Die Besatzung, die bestritt zum Zeitpunkt der Verweigerung der Hilfeleistung an Bord gewesen zu sein, wurde gefangen genommen; der Fischdampfer versenkt. Ein Rettungsring und die Hoheitsflagge befinden sich heute im Aeronauticum in Nordholz.

Eine Flaschenpost, die im August 1916 -sechs Monate nach dem Unglück- an der schwedischen Kattegatküste nahe Göteborg angetrieben wurde, enthielt den letzten Bericht des Kommandanten Odo Loewe an seine Vorgesetzten und die letzten Grüße der Besatzung an ihre Angehörigen. In einem der Briefe wurde der Fischdampfer beim Namen genannt: “King Stephen” aus Grimsby. Diese sind hier wiedergegeben. Wo sich die Originale heute befinden ist derzeit nicht bekannt."

Vrgl. hier:

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M.
 
Auf was das Zitat "Mörder auf dem Baralong" anspielt konnte ich dank Wikipedia bereits herausfinden. Doch hat irgendwer eine Ahnung, wer oder was mit "Feiglingen auf dem König Stephan" gemeint ist? Heißt König Stephan vllt. ein Kriegsschiff?

Also ein britisches oder deutsches Kriegschiff mit diesem Namen ist mir nicht bekannt, aber ich habe in einer Chronik folgenden Eintrag gefunden:
23. April 1916: Der Fischdampfer “King Stephen” wird vom deutschen Torpedoboot G41 aufgebracht, die Besatzung gefangen genommen und der Dampfer versenkt.

Dazu wäre zu sagen, daß die King Stephen ein Q-Ship war, was die Anlehnung auf die schurkischen Feiglinge erklären würde.

The"King Stephen", a Grimsby based fishing vessel GY174 latterly converted to a Q-ship as HMS "King Stephen". She and her crews had a very chequered career in both roles as I discovered recently when reading a library book entitled "Outrage at Sea" by Tony Bridgland where there is a whole chapter devoted to her story.

http://www.geschichtsforum.de/f62/bewaffnete-handelsschiffe-im-1-wk-16739/index2.html#post484553
 
Der Bezug zu einem Q-Ship und dem Baralong- Vorfall ist hier auch genauer nachzulesen:

England und der Fall "Baralong"

London, 5. Jan. (Priv.-Tel.)
Die englische Regierung veröffentlicht ein Weißbuch über die von Deutschland gestellte Forderung, die Besatzung des Hilfskreuzers "Baralong", der an der irländischen Küste ein deutsches Unterseeboot versenkt hatte, in Anklagezustand zu versetzen. Sir Edward Grey erklärt, die gegen die Besatzung des "Baralong" erhobenen Anschuldigungen seien nur geringfügig im Vergleich zu den von den deutschen Offizieren gegen Kombattanten und Nichtkombattanten zu Lande und zur See begangenen Verbrechen. Die englische Regierung begnüge sich damit, die Aufmerksamkeit der deutschen Regierung auf drei Vorfälle zu lenken, die sich innerhalb derselben 24 Stunden zugetragen hätten, da die Versenkung des deutschen Unterseebootes durch den "Baralong" erfolgt sei. Sir Edward Grey erinnert an die Versenkung der "Arabic" und die damit verbundenen Unglücksfälle, ferner an den Umstand, daß ein an der dänischen Küste aufgelaufenes englisches Unterseeboot entgegen dem Kriegsrecht von einem deutschen Torpedobootszerstörer angegriffen wurde, und schließlich an den Angriff eines deutschen Unterseebootes auf den Dampfer "Ruol", der keinerlei Widerstand entgegengesetzt hatte. Sir Edward Grey erklärt sich bereit, diese drei Vorkommnisse zusammen mit der "Baralong"-Affäre einem aus amerikanischen Seeoffizieren bestehenden Schiedsgericht vorzulegen und sich dessen Urteil zu unterwerfen. Dieses Gericht würde indessen zu einer Zurückweisung der gegen die britischen Seeleute erhobenen Anschuldigungen der Unmenschlichkeit gelangen müssen, weil diese unter gefahrvollen Umständen bereits mehr als 1100 deutsche Seeleute gerettet hätten, während die deutsche Marine keinen ähnlichen Akt der Menschlichkeit zu verzeichnen habe.

Quelle:
Der 1. Weltkrieg - 5. Januar 1916
 
Dankeschön

Auch wenn es mit reichlicher Verspätung kommt, möchte ich mich für alle Antworten herzlich bedanken. Das hat mir wirklich weitergeholfen.

Vielen Dank!!
 
Der Zeppelin L19 war von Anfang an ein Unglücksschiff. Seit seiner Indienststellung, am 22. November 1915, gab es ständig technische Ausfälle. So wurde auch der defekte Kompass dem Schiff zum Verhängnis.
 
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