Luftschlacht über England im 1. WK?

Iceman

Mitglied
Sorry,
ich weiß, dass es ins WWI Forum gehört,
aber da habe ich keine Schreibrechte.

Ok nun zur Vorgeschichte:
Ich habe mir eben im Internet ein paar PC Games angesehen
und sah einen Screenshot wo ein Jagdflieger aus dem ersten
Weltkrieg ein Luftschiff abschießt, auf dem Schiff steht LZ31.
Also habe ich mal gegoogelt, LZ31 wurde 1916 über London
zerstört.

Hatte man also schon damals geplant England direkt anzugreifen
oder wurde nur im Affekt gehandelt?
 
Keine Ahnung was du mit Affekt meinst, aber das Deutsche Reich bombardierte im 1.WK London regelmäßig mit Zeppelinen und schweren Bombern um die Moral der Briten zu zermürben..
 
Mit Affekt meine ich ob man das nur mal als "Test" gemacht hatz oder regelmäßig, aber das
hast du ja geantwortet.

Hast du vlt. ne gute Quelle.
 
Affekt?

Die Zeppeline wurden u.a. auch für Aufklärungseinsätze und Bombabwürfe über Großbritannien schon ab 1910 weiterentwickelt.

Das Problem war "nur", das diese aufgrund ihrer geringen Tragfähigkeit, zu schwacher Motorisierung und ungenügender Steigfähigkeit eben sehr gefährdet und somit nur äußerst bedingt fronttauglich waren.

Bis in das Jahr 1918 waren im Deutschen Reich 123 Zeppeline in Dienst gestellt worden. Davon wurden 40 abgeschossen und 39 gingen ohne jegliche Feindeinwirkung verloren. Beim Waffenstillstand befanden sich noch 16 Zeppeline im Dienst. In 51 Abgriffen gegen Großbritannien wurden ca. 5.800 Bomben abeworfen, die 550 Zivilisten töteten. Der angerichtete materielle Schaden ist auf 30 Millionen Pfund Sterling zu beziffern.

Quelle: Enzyklopädie Erster Weltkrieg
 
Hallo Icemann,

ich möchte Dir folgende Quellen empfehlen:

1. Deutsche Marine-Luftschiffe 1912-1918 von Douglas H. Robinson; auch in Deutsch verfügbar. Auf den Robinson bezieht sich übrigens auch Wolfgang Schmidt in seinem Beitrag Zeppelin in der von Turgot angeführten Enzyklopädie Erster Weltkrieg.

2. Liste der Zeppeline ? Wikipedia = Aufstellung der von Zeppelin gefertigten Starrluftschiffe.

3. Schütte-Lanz ? Wikipedia = Aufstellung der von Schütte-Lanz gelieferten Luftschiffe.

Nach Auswertung der o. a. Quellen werden Dir einige "Unschärfen" in den bisherigen Beiträgen zu Deiner Frage auffallen.

Zunächst möchte auf die unterschiedlichen Numerierungen bem Heer (Z1, Z2, ...), bei der Marine (L1, L2, ...), bei Zeppelin (LZ1, LZ2, ...) und bei Schütte-Lanz (SL1, SL 2, ...) hinweisen.

a) LZ31 ist nicht L31!
LZ31 (L6 in der Marinebezeichnung) wurde nicht über London abgeschossen, sondern verbrannte am 16.09.1916 beim Gasnachfüllen in Hamburg-Fuhlsbüttel.

Das PC-Game zeigt vermutlich L31 d. h. LZ72. Dieser Zeppelin wurde am 2.10.1916 über London von Second Lieutenant W. J. Tempest in Brand geschossen und stürzte bei Potters Bar ab. Alle 19 Besatzungsmitglieder, darunter der erfolgreichste Luftschiffkommandant der kaiserlichen Marine, Heinrich Mathy, kamen dabei ums Leben. Robinson beschreibt das Ereignis auf den Seiten 215 und 216.

b) Die Ausführung von Turgot "Das Problem war "nur", das diese aufgrund ihrer geringen Tragfähigkeit, zu schwacher Motorisierung und ungenügender Steigfähigkeit eben sehr gefährdet und somit nur äußerst bedingt fronttauglich waren." gilt lt. Wolfgang Schmidt nur für die bei Kriegsbeginn vorhandenen Zeppeline.

Angesichts der technischen Entwicklung der Zeppeline im I. Weltkrieg wäre die Aussage auch schwer nachvollziehbar, schließlich wurden Nutzlasten von 50to, Reichweiten von über 6.000 km und Einsatzhöhen über 6.000 m erreicht. LZ 120 blieb bspw. im Juli 1917 101 Stunden in der Luft, bei der Landung reichte der restl. Kraftstoff noch für weitere 14 Stunden.

Und wenn "nur" Höchstgeschwindigkeiten von ca. 100 - 120 km/h erreicht wurden, darf man nicht außer Acht lassen, dass die zeitgenössischen Jagdflugzeuge auch nur 160 - 200 km/h erreichten. Eigentlich genauso wie heute bei B2 und F22.

Hauptfeind des Zeppelins war und ist das Wetter und dabei speziell der Wind!

Im Krieg kamen noch die riesige Zielfläche dazu und die Füllung mit Wasserstoff.

c) Der angerichtete Personenschaden wird von Robinson mit 557 Toten und 1.358 Verletzten angegeben, der Sachschaden wird mit 1.527.585 Pfund (rund 30 Mio. Mark) , davon entfielen 850.109 Pfund auf die City von London. Davon gingen 660.787 Pfund allein auf das Konto von Mathy mit seinen Angriffen am 8. September 1915.

Zum Vergleich:
Große Luftschiffe wie L52 wurden nach dem Krieg mit je 163.000 Pfund bewertet, der Stützpunktes Ahlhorn mit 1.522.000 Pfund.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Der große Nachteil der Luftschiffe war ihre Empfindlichkeit. Das fängt beim Wasserstoff an und zieht sich über die noch z.T. unzuverlässigen Motoren hin. Oft kam die Besatzung mit der Reparatur dieser nicht nach und einige Schiffe schleppten sich geradeso nach Hause. Bei intakten Motoren war es aber möglich, auch gegen stärkere Winde anzukommen. Man konnte auch höher steigen, wo es dann windstiller war. Eine gute Wettervorhersage war allerdings von großem Vorteil.
Neben dem Wind gab es auch den Wetterfaktor der Luftfeuchtigkeit. Durch eine Erhöhung sog sich die Hülle des Schiffes mit dieser voll und wurde schwerer, es musste also Ballast abgelassen werden. Wenn das Schiff dann in die Sonne kam, trocknete es aus und wurde leichter, sodass man Gas ablassen musste. Das waren dann so Sachen, die man z.B. beim Stieg durch die Wolkendecke beachten musste. Das Gerüst der Schütte-Lanz-Luftschiffe z.B. bestand entgegen des Aluminiumgerüstes der Zeppelinluftschiffe aus Holz, wodurch der Feuchtigkeitsfaktor noch mehr zum Tragen kam.
So ein Luftschiff war eine sehr wartungsanfällig Angelegenheit. Und man brauchte das richtige Händchen, will sagen viel Gefühl, um es sicher zu fahren.
 
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