Neutralität von Dänemark und Admiralstab

silesia

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Was Belgien für den Schlieffen-Plan, war Dänemark für die Seekriegsplanung der Admiralität 1905.


Die Kriegsstudien 1905 beschäftigten sich mit dem Szenario eines Seekrieges gegen Großbritannien. Dabei wurde geplant, dänisches Territorium in einem solchen Fall zu besetzen, um die Zugänge zur Ostsee sicher zu sperren. Die Flotte ging dabei noch von der "engen Blockade" durch die britische Flotte in der Nordsee aus; dabei sollten Flanken-Angriffe aus dem Kattegat durch die Hauptstreitkräfte erfolgen. Ein offener Seekrieg wurde - auch angesichts der Bauprogramme - für die Zukunft als aussichtslos angesehen, da die britische Überlegenheit zu groß bleiben werde.

Man trat an das Heer heran, um Unterstützung für die Besetzung zu fordern. Dieses wurde mit Hinweis auf den Schlieffen-Plan abgelehnt, da es unmöglich sei, 2 Armeekorps abzuziehen.

[Hubatsch, Der deutsche Admiralsstab]


Gibt es dazu weitere Darstellungen? Änderte sich die Planung durch die Befestigung Helgolands, die mit dem Wert von 2 Großkampfschiffen eingeschätzt wurde?
 
Gibt es dazu weitere Darstellungen? Änderte sich die Planung durch die Befestigung Helgolands, die mit dem Wert von 2 Großkampfschiffen eingeschätzt wurde?

Wie solle man den eine Insel als den Wert eines Großkampfschiffes ansehen? Wie schnell kann so eine Insel fahren?
Würde man damit die britischen Kriegsschiffe aufhalten können, wenn diese die Insel umfahren?:grübel:
 
Wie solle man den eine Insel als den Wert eines Großkampfschiffes ansehen? Wie schnell kann so eine Insel fahren?
Würde man damit die britischen Kriegsschiffe aufhalten können, wenn diese die Insel umfahren?:grübel:

Die Überlegung war aus der Bestückung mit 8*30,5 und 8*28cm (= 2 Linienschiffe) abgeleitet. Eine Hauptschlacht sollte idealerweise in der Nähe Helgolands - wenn überhaupt - angenommen werden.


Mir ging es aber um den interessanten Vergleich Heer->Belgien und Marine->Dänemark. Übrigens war auch die Verletzung schwedischen Territoriums zur Sperrung erwogen worden.
 
Die Überlegung war aus der Bestückung mit 8*30,5 und 8*28cm (= 2 Linienschiffe) abgeleitet. Eine Hauptschlacht sollte idealerweise in der Nähe Helgolands - wenn überhaupt - angenommen werden.


Mir ging es aber um den interessanten Vergleich Heer->Belgien und Marine->Dänemark. Übrigens war auch die Verletzung schwedischen Territoriums zur Sperrung erwogen worden.

Mir schwirrt jetzt irgendwas mit einem Planspiel um die Besetzung eines Süd-Norwegischen Hafens im Kopf herum. Um die Fernblockade packen zu können.
Allerdings erst nach 1914
Aber frag bloß nicht nach einer Quelle.
 
Was Belgien für den Schlieffen-Plan, war Dänemark für die Seekriegsplanung der Admiralität 1905.


Die Kriegsstudien 1905 beschäftigten sich mit dem Szenario eines Seekrieges gegen Großbritannien. Dabei wurde geplant, dänisches Territorium in einem solchen Fall zu besetzen, um die Zugänge zur Ostsee sicher zu sperren. Die Flotte ging dabei noch von der "engen Blockade" durch die britische Flotte in der Nordsee aus; dabei sollten Flanken-Angriffe aus dem Kattegat durch die Hauptstreitkräfte erfolgen. Ein offener Seekrieg wurde - auch angesichts der Bauprogramme - für die Zukunft als aussichtslos angesehen, da die britische Überlegenheit zu groß bleiben werde.

Man trat an das Heer heran, um Unterstützung für die Besetzung zu fordern. Dieses wurde mit Hinweis auf den Schlieffen-Plan abgelehnt, da es unmöglich sei, 2 Armeekorps abzuziehen.

[Hubatsch, Der deutsche Admiralsstab]

Hmm,:grübel:

erste prio der Admiralität, war die Angst eines Überfalles der englischen Flotte auf die deutsche Bucht, im zusammenhang mit der engen Blockade. In diesen Szenario spielte der Kaiser-Wilhelm-Kanal eine wesentliche Rolle, da es absolut wichtig war die Flotte schnell von der einen See in die andere verlegen zu können.
Dabei ging man in Operationsplänen davon aus, daß die Engländer ggf. Dänemark besetzten könnten, was wiederum den Kanal als Aufmarsch- und Rückzugsweg der Hochseeflotte gefährtet würde.

Der Operationsplan II zielte darauf ab, die englische Flotte nach Besetzung Dänemarks mit Hilfe der Armee in dänischen Gewässern zu bekämpfen. Der Chef des Genaralstabes Schlieffen, stand diesen Plan der Marine allerdings ablehnend gegenüber, da dies bedeutet hätte, Truppen für den Krieg gegen Frankreich zu entziehen.


Aber ein guter Artikel befindet sich in dem Buch von Michael Salewski "Die Deutschen und die See", ab S138, "Weserübung 1905?"

Die Deutschen und die See: Studien ... - Google Buchsuche
 
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Schlieffen erhob auchdeshalb Einwände, da er befürchtete die deutschen Truppen auf Seeland könnten abgeschnitten werden. Des Weiteren merke Schlieffen an, das die zwei Armeekorps verfügbar seien, wenn Großbritannien der alleinige Gegner sei und welche Garantie Deutschlan hätte, das dies so bleibe.(1)

Der Zweck der Aktion gegen Dänemark war auch, "die Teilung" der britischen Flotte. Beide Teile sollten möglichst weit von einander entfernt sein, damit die Siegesaussichten der deutschen Flotte sich verbessern. Beide Teile der britischen Flotte sollten hintereinander geschlagen werden.

Admiral Büschel hat intensiv auf diesen Plan hingearbeitet und Wilhelm entsprechende Studien zukommen lassen. Am 04.Februar 1905 wurde die Stellungnahme des Generalstabes abgeschlossen und ging dem Admiralstab am 08.Februar zu. (2)

Wie auch immer, am 07.Februar 1905 hat Wilhelm definitv entschieden, das eine Besetzung Dänemarks im Falle eines Krieges gegen England oder auch gegen England und Frankreich zusammen, nicht durchgeführt wird. Wilhelm ist nämlich noch rechtzeitig die Erleuchtung gekommen, das es keine schlechte Idee wäre, den Reichskanzler und das AA zu der Angelegenheit zu hören. Und die Herren hat entsprechende Einwände vorzutragen, wie man sich lebhaft vorstellen kann.

(1) Röhl, Wilhelm II Der Weg in den Abgrund, S.344, München 2008
(2) Schlieffen, Denkschrift vom 04.02.1905 und Schlieffen an Büschel am 06.02.1905 hier nach Röhl, Wilhelm II Der Weg in den Abgrund,S. 361, München 2008
 
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Die englische Flotte diskutierte immer wieder drei Pläne: Eine Landung auf den Inseln in der deutschen Bucht (insb. Borkum), eine Landung in Dänemark, eine Landung in Pommern. Bei letzteren spielt Dänemark eine wichtige Rolle. Wirklich ernsthaft in Frage kam nur die Landung in Pommern (Plan Lord Fishern). Im Weltkrieg bot eine Verbindung mit russischen Kräften, die über Posen nach Berlin verstoßen, Möglichkeiten (wenn die 8. deutsche Armee in Kauf genommen wird - sehr riskant - oder vorher ausgeschaltet wurde - in der Praxis nicht gelungen). Die Engländer, die in Pommern landen, fehlen natürlich auch in Frankreich. Das Risiko wurde in Deutschland hoch eingeschätzt, es war einer der(militärischen) Gründe, warum die Hochseeflotte nicht in einer frühen Seeschlacht eingesetzt wurde. Den deswegen trauten sich die Engländer den Durchbruch in die Ostsee nicht zu.

Die geopolitische Bedeutung Dänemarks für Deutschland ist evident. Dänemark musste aber nicht unbedingt mit Waffengewalt für die deutsche Sache eingespannt werden. Tirpitz brachte (auf privater Ebene) den Gedanken auf den Prager Frieden zu überdenken (d.h. die rein dänischen Gebiete gegen entsprechende Kompensationen an Dänemark zurück zuübertragen). Wilhelm II. hat Bülow angewiesen in Verhandlungen mit Dänemark einzutreten. Dieser hat abgelehnt mit Hinweis auf eine feindliche Haltung Englands und Rußlands einerseits und der prinzipiell deutschfeindlichen Haltung der dänischen Bevölkerung andererseits.
 
Die englische Flotte diskutierte immer wieder drei Pläne: Eine Landung auf den Inseln in der deutschen Bucht (insb. Borkum), eine Landung in Dänemark, eine Landung in Pommern. Bei letzteren spielt Dänemark eine wichtige Rolle. Wirklich ernsthaft in Frage kam nur die Landung in Pommern (Plan Lord Fishern). Im Weltkrieg bot eine Verbindung mit russischen Kräften, die über Posen nach Berlin verstoßen, Möglichkeiten (wenn die 8. deutsche Armee in Kauf genommen wird - sehr riskant - oder vorher ausgeschaltet wurde - in der Praxis nicht gelungen). Die Engländer, die in Pommern landen, fehlen natürlich auch in Frankreich. Das Risiko wurde in Deutschland hoch eingeschätzt, es war einer der(militärischen) Gründe, warum die Hochseeflotte nicht in einer frühen Seeschlacht eingesetzt wurde. Den deswegen trauten sich die Engländer den Durchbruch in die Ostsee nicht zu.

Die geopolitische Bedeutung Dänemarks für Deutschland ist evident. Dänemark musste aber nicht unbedingt mit Waffengewalt für die deutsche Sache eingespannt werden. Tirpitz brachte (auf privater Ebene) den Gedanken auf den Prager Frieden zu überdenken (d.h. die rein dänischen Gebiete gegen entsprechende Kompensationen an Dänemark zurück zuübertragen). Wilhelm II. hat Bülow angewiesen in Verhandlungen mit Dänemark einzutreten. Dieser hat abgelehnt mit Hinweis auf eine feindliche Haltung Englands und Rußlands einerseits und der prinzipiell deutschfeindlichen Haltung der dänischen Bevölkerung andererseits.

Die Dänen haben auch den deutschen Wünschen betreffend die Sund-Verminung entsprochen.
 
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