Phys. & psych. Folgen des Krieges (z.B. Kriegszitterer)

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Gast

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Kann mir mal jemand helfen kann echt nix über das Thema: pysische und psychische Folgen für Soldaten finden,dabei ist es wichtig,dass berücksichtigt wird wie es vor und nach kriegsdienst war...naja und medizinische versorgung wäre auch sehr hilfreich!!Es handelt sich dabei um den 1 WK,ja?
Bitte bitte bitte antwortet mir!!!!!!!!!!!!!!!1
 
Wieso hast du zwei Threads aufgemacht?!

Hm, und du könntest auch weniger Ausrufezeichen machen. ;)

Also das Buch "Im Westen nichts Neues" von Erich Maria Remarque kann ich dir nur empfehlen. Da gewinnst du Einblicke in die Situation an der Westfront während des Ersten Weltkrieges und die physischen und psychischen Folgen.

MfG K.W. :winke:
 
Gefechtspaniken, "Schützengrabenpsychosen" durchdrehen von Soldaten hat es vermutlich gegeben, seit es Armeen gibt. Mit der industrialisierten Kriegsführung seit dem Sezessionskrieg wurden solche Phänomene häufiger und sie wurden vor allem im I. Weltkrieg als Massenphänomen auch in der medizinischen Literatur wahrgenommen. Die Behandlung solcher Phänomene war reichlich improvisitär. Moderne Psychopharmaka waren unbekannt, ebenso eine psychologische Betreung. Wenn der Patient Glück hatte, gab man ihm einfach eine Morphium- oder Heroininjektion und hoffte, daß er zu toben oder zu zittern aufhörte. In den meisten Fällen mußte es eine Kinnhakennarkose tun. Ein sehr hilfreiches Mittel, die Grabenkämpfer etwas aufzumuntern war natürlich auch der Alkohol. Sehr beliebt als Stimulantium war, vor allem unter Fliegern, Kokain.

Die Materialschlachten, die ungeheure Überforderung, die völlige Negierung tradierter Werte, entließ eine "lost generation" ins zivile Leben. Die Soldaten des I. und II. Weltkriegs mußten diese schrecklichen Erfahrungen selbst bewältigen. Von meiner Oma weiß ich, daß mein Großvater noch jahrelang traumatisiert war, von Alpträumen und Panikattacken heimgesucht wurde. Die erste Zeit, als er aus Gefangenschaft heimkehrte, war er nicht in der Lage, in einem Bett zu schlafen. Viele Soldaten schafften es nicht mehr, sich an ein ziviles Leben zu gewöhnen. Viele Beziehungen gingen in die Brüche und nicht wenige verfielen dem Alkohol.
Die Kriegsversehrten, die Kriegszitterer sperrte man nach Möglichkeit weg, man zeigte keine Bilder von ihnen, denn so etwas paßte natürlich nicht in das Bild einer Verklärung vom "heroischen Opfergang". Erst seit dem Vietnamkrieg gibt es eine psychologische Versorgung und Behandlung von Kriegstraumatisierten und es fand darüber überhaupt erst eine Diskussion statt.
 
1. Schutzengrabenpsychosen, wie Scorpio geschrieben hat, war typish fur I.WK
2. Minnenpsychose. Sie wird so ernstes Problem, dass sie heute erfolgreich als die separate "Waffe" ausgenutzt wird.
Die Amerikaner haben so gennanten "Drachen-Samen" : die Bomber fliegen und "saen" tausenden kleinen Minnen, die so gross wie dicke Munzen sind. Fur ein Soldat ist das kein Trost, dass er eventuell nur sein Fuss verlieren wird. "Drachen-Samen" soll genau Minnenpsychose bei den feindlichen Truppen verursachen.
 
Fallen mir die "Zitterer" ein, die einem in den 50/60ern allenthalben begegnet sind, "sie seien an der Somme, in Verdun .... verschüttet gewesen". Von 39/45 gabs erstaunlicherweise keine. Haben die den Kriegsschock in der Gefangenschaft überwunden? (klingt blöde, aber ist so, gesoffen haben manche fürchterlich, aber sonst?)

Remarque, "Der Weg zurück" da schießt einer auf seinen Nebenbuhler, und sagt vor Gericht, er hätte schließlich schon viele Menschen erschossen.

Ich weiß nicht für was Du das brauchst, aber auf das Phänomen, dass diese Erscheinungen nach dem 2. WK mindestens wesentlich seltener sind, würde ich auf jeden Fall hinweisen.
 
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Ist zwar zur Kriegschirurgie, enthält aber 30 Seiten zum Weltkrieg 1914 und Vorgeschichte, inkl weiterer Literaturverweise:

http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=978173376&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=978173376.pdf

Alfred Schönwerth (1865-1941)
Ein Münchner Chirurg in der Nachfolge von Johann Nepomuk von Nußbaum
Die Entwicklung der Kriegschirurgie von 1866-1914 anhand einer
Gegenüberstellung der kriegschirurgischen Schriften Vier chirurgische Briefe
von Johann Nepomuk von Nußbaum und Vademekum des Feldarztes von
Alfred Schönwerth.


(3,0 MB)
 
Übrigens, zu den Folgen gehört ja auch erstmal das Symptom.
Die Bundeswehr widmet in ihrer Ausbildung etwa der Panik einige Aufmerksamkeit (nicht die reguläre Wehrpflicht, aber die Offz und Uffz bekommen in der Regel dazu etwas ab).
So unterscheidet man Panik Sturm, Panik Starre und Panik Stimmung.


Panik und Psychosen kann man in fast jeder Bedrohung ausmachen, nicht nur bei den aufgezählten wie Minen usw.
Die Tunnelratten der US Truppen in Vietnam etwa leiden fast sämtlich an Raumangst.

Heute bei uns fast gar nicht mehr ausgebildet ist der Panzernahkampf, der nicht nur zur Hebung des Kampfwertes beitragen soll, sondern auch die Panzerangst, unterdrücken soll, so wie die körperliche und seelische Belastung abhärten soll für den Ernstfall.
 
Ich habe mal in einem Antiquariat ein Buch von Paul Ettighofer entdeckt. "Gespenster am Toten Mann". Der Autor beschreibt darin seine eigenen Erfahrungen im I. Weltkrieg an West- und Ostfront.
Er beschreibt darin das Schicksal des Vizefeldwebels Segmüller, der während der 3. Verdunschlacht 1917 nach wochenlangen Grabenkampf am berüchtigten Abschnitt "Mort Homme" wahnsinnig wird.
 
Veteranen des ersten Weltkriegs

hallo!
ich muss für die uni ein essay schreiben über die folgen des ersten weltkriegs für die weimarer republik und hab mir als unterthema die kriegsveteranen ausgesucht und wie der staat mit ihnen umgegangen ist, also was es für psychologische hilfe gab oder resozialisierugs/intergrationsmaßnahmen.
ich dachte wirklich, dass es zu dem thema einiges an literatur geben müsste, meine recherche im internet und in sämtlichen bibliotheken fiel aber leider sehr mickrig aus.
weiß jemand von ihnen vlt eine bestimmte homepage oder ein bestimmtes buch zu diesem thema? oder wenigstens ein bestimmtes stichwort über das ich suchen kann?
vielen dank, gruß ulrike
 
oder wenigstens ein bestimmtes stichwort über das ich suchen kann?

hei,

ein Stichwort wære: Freikorps. Dort sind nicht wenige gelandet. Erstes Einlesen bei Wikipedia: Freikorps ? Wikipedia

Ich kann mir aber uebrigens nicht so recht Integrationsmassnahmen oder gar psycholog. Hilfe bei Millionen von Soldaten vorstellen. Da hat wohl jeder fuer sich selbst sorgen muessen.

Gruss, muheio
 
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Fallen mir die "Zitterer" ein.
Die Männer haben ständig gezittert wie bei einem schweren Parkinson-Anfall.

Gab es anscheinend bei allen Kriegsparteien.

Aber nach dem 2. Weltkrieg nicht!
Nirgends.
 
Da fällt mir dumpf ein Buch ein, dass ich vor Jahren mal gelesen habe, (nur natürlich der Titel nicht). War mindestens dreißig Jahre alt, das Buch.
Da ging es um sogenannte "Magenbataillone", in denen Männer mit traumatischen/psychosomatischen Störungen zusammengefasst wurden, sowohl im 1. als auch im 2. WK.
Die wurden unter anderem mit Elektroschocks behandelt, da sie allgemein als Feiglinge galten und zwar auch bis in die Weimarer Republik hinein.

Such mal nach Elektroschockbbehandlung, vielleicht findet sich da was
Gruß, Theoderich
 
Im "Historischen Lexikon Bayern" heißt es:

Veteranen und Kriegsbeschädigte

Die ökonomische Integration der Kriegsteilnehmer war weitgehend konfliktfrei verlaufen. Die befürchtete destabilisierende Wirkung des gesamten Demobilisierungsprozesses auf die politischen Verhältnisse war ausgeblieben, auch wenn sich ein Teil der heimgekehrten Soldaten umgehend in den politisch heterogenen, paramilitärischen Verbänden (Freikorps, Einwohnerwehren, Wehrverbände) mobilisieren ließ. Weit schwieriger erwies sich jedoch die Reintegration der Kriegsinvaliden in Gesellschaft und Arbeitsmarkt, die als Blinde, Amputierte oder "Kriegszitterer" das Straßenbild der Weimarer Republik prägten. In Bayern zählte man 1924 95.000 Kriegsbeschädigte, die staatliche Renten- und Fürsorgeleistungen durch die bayerischen Versorgungsämter erhielten (Reichsbund 1926, 19). Die Kriegsbeschädigten organisierten sich in Veteranenverbänden, die vornehmlich sozialpolitische Ziele verfolgten und sich darin von den traditionellen Kriegervereinen unterschieden.
 
Zu den "Zitterern":
Das ist tatsächlich ein Nervenleiden, das wohl mit dem Dauerbeschuss durch die gegnerische Geschütze, entstanden ist.
Soweit ich mich erinnere zeigt Arte gerade eine ganze Menge Dokus über den ersten Weltkrieg. Vielleicht wirst da auch fündig.
Literatur über dieses Thema kenne ich nicht und ich vermute mal das es sehr wenig darüber geben wird.
Denn das Thema ist ja eigentlich totgeschwiegen worden ...........
 
Hindenburg und Groener haben versucht einige "treugebliebene" Divisionen zusammenzuhalten. Um der Staatsgewalt (oder was sie dafür hielten) eine bewaffnete Macht zur Seite zu stellen.

3 Divisionen wurden Anfang Dezember in den Großraum Berlin transportiert, die Truppe hat sich dort sofort aufgelöst.
Die Soldaten haben selbständig "demobilisiert" und sind schlicht nach Hause gegangen.

Alfred Döblin hat den Vorgang in einem seiner Romane beschrieben (Titel fällt mir natürlich gerade nicht ein:red:)
In Wiki findet man alles..
[14]. November 1918: eine deutsche Revolution; Erzählwerk in drei Teilen / [Hrsg. Werner Stauffacher]. – 2,2. Heimkehr der Fronttruppen : nach dem Text der Erstausgabe (1949). - 1991. - 576 S.

Im Dezember 1918 hatte deshalb die Republik tatsächlich "nichts" an Bewaffneten zur Verfügung.
Der Grund zur Anwerbung der Freikorps.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zu den "Zitterern":
Das ist tatsächlich ein Nervenleiden, das wohl mit dem Dauerbeschuss durch die gegnerische Geschütze, entstanden ist.
Soweit ich mich erinnere zeigt Arte gerade eine ganze Menge Dokus über den ersten Weltkrieg. Vielleicht wirst da auch fündig.
Literatur über dieses Thema kenne ich nicht und ich vermute mal das es sehr wenig darüber geben wird.
Denn das Thema ist ja eigentlich totgeschwiegen worden ...........

Da wurde nichts totgeschwiegen!
Nur, wie alles über den WKI, durch den WKII in Deutschland schlicht zugedeckt.

Ich habe mal einen Bericht über die "Schleudertraumas" gelesen, die es anscheinend nur in Deutschland gibt, da sie in anderen Ländern von den Haftpflichtversicherern nicht anerkannt werden. Und da wurden die WKI-Zitterer als Beispiel genannt, die es nach dem WKII auch nicht gegeben hätte, da ihnen keine Rente zugestanden worden wäre.
Keine Ahnung über die Materie, kann also nicht weiter diskutieren.
 
Mir fällt spontan Morphiumsucht ein. Das wichtigste starke Schmerzmittel des ersten Weltkrieges wurde wohl so offensiv und häufig (wenn es vorhanden war) eingesetzt, dass nach dem Krieg rund 2 Mio. Morphiumsüchtiger in Deutschland lebten. Ein berühmtes Beispiel ist Göring. Er hat sich die Sucht zwar erst in Folge einer Verletzung, die er sich bei dem Marsch auf die Feldherrenhalle zugezogen hatte, angewöhnt, aber es ist im Prinzip das gleiche Phänomen.

Ansonsten bietet die BPB oft interessante Infos. z.B.
Weimarer Republik - Informationen zur politischen Bildung (Heft 261)
 
In diesem Artikel findest Du Hinweise auf Quellen

http://www.erster-weltkrieg.clio-online.de/_Rainbow/Documents/einzelne/krieg-1914-wojtecki.pdf

Außerdem:
Ziemann, Benjamin: Front und Heimat. Ländliche Kriegserfahrungen im südlichen Bayern 1914-1923, Essen
1997

Kienitz, Sabine: “Fleischgewordenes Elend” . Kriegsinvalidität und Körperbilder als Teil einer Erfahrungsgeschichte
des Ersten Weltkrieges, in: Die Erfahrung des Krieges, hrsg. v. Horst Carl und Nikolaus Buschmann,
Paderborn 2001, S. 215-238

Landwehr, Rolf: Funktionswandel der Fürsorge vom Ersten Weltkrieg bis zum Ende der Weimarer Republik,
in: Ders. Und Rüdiger Baron (Hrsg.): Geschichte der Sozialarbeit. Hauptlinien ihrer Entwicklung im 19. Und
20. Jahrhundert, Weinheim und Basel 1983

@Repo

Es wurden aber Veröffentlichungen verhindert, z.B das Buch von Arthur Kronfeld - Psychologische und neurologische Erfahrungen als Frontarzt Privatdruck Springer, Berlin, wurde Ende 1918 von der Militärbehörde nicht zur Veröffentlichung freigegeben.

Gruß

Cisco

noch einer

http://www.erster-weltkrieg.clio-online.de/_Rainbow/documents/keiner fühlt sich 2/ulrich.pdf
 
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