Die doppelt so starke Navy erlitt das zweifache an Menschen- und Tonnageverlusten. Und das, obwohl der Kampf der Schlachtschiffe mit dem für die Engländer so günstigen „crossing the T“ (gegen die Sonne, idealer ging es wirklich nicht) durch reinen Zufall zustande kam. Jellicoe wusste nicht wohin er fahren sollte (er erhielt von seinen Aufklärungsschiffen keine verwertbaren Nachrichten) und fuhr einfach darauf los – und zwar genau richtig. Nutzen konnte er es nicht – für die Deutschen war die Situation derart ungünstig, dass sie keine Erfolge erzielen konnten – Glück im Glück.
...Er [Jellicoe] war auch zufrieden mit dem Ausgang der Schlacht – seine Niederlage war keine Entscheidende.
Man sollte dabei auch immer daran denken, dass Scheer vor der 2. Gefechtskehrtwende den Schlachtkreuzern das Rammen der gegnerischen Schlachtlinie befohlen hatte. Daran sieht man, wie verzweifelt die deutsche Situation war. Überlebt haben die Deutschen nur, weil Jellicoe vom Feind abdrehte anstatt auf ihn zuzudrehen. HMS "Marlborough" erhielt zu diesem Zeitpunkt einen Unterwassertreffer. Die Briten vermuteten einen U-Bootangriff.
Zumal die deutschen Schiffe nach der 2. Gefechtskehrtwende abermals direkt in das Crossing T der britischen Linien lief. Scheer beabsichtigte sicherlich mit den vielen Gefechtskehrtwenden mit der britischen Linie in einen Parallelkurs zu gelangen, um hier die gesamte Feuerkraft der Hochseeflotte einsetzen zu können, aber sicherlich kein Rammen.
Den Torpedobooten wird mit dem Stander Z das Angriffssignal gegeben. Das Kommando lautet im Signalbuch "Ran an den Feind", nicht "Ramm den Feind" (macht bei einem Torpedoboot ohnehin keinen Sinn). Tirpitz sah (gemäß seinen Erinnerungen) in dem Torpedobootsangriff große Chancen. Scheer auch und Jellicoe sicherlich ebernfalls. Jellicoe musste abdrehen lassen und verlor den Kontakt mit der Hochseeflotte. Das ist bemerkenswert. Ein crossing the T im Gegenlicht war die denkbar günstigste Position, die gibt man nicht ohne schwerwiegende Gründe auf. Damit war die eigentliche Schlacht und zwar durch - Jellicoe - beendet. Eine wirkliche Nachschlacht größerer Einheiten war damals auch für die Deutschen nicht möglich. Ich glaube nicht, dass Jellicoe wirklich interessiert war die Schlacht am nächsten Tag wieder aufzunehmen.
Scheer dazu (Hochseeflotte im Weltkrieg):
"Den Nachtmarsch anzutreten war es noch zu früh. Wenn der Feind uns folgte, mußte unser Verhalten bei Beibehalten der nach dem Umlegen der Linie eingenommenen Richtung den Charakter des Rückzuges annehmen, und die Flotte mußte bei etwaiger Beschädigung unserer Schlußschiffe diese entweder preisgeben oder sich zu einer Handlungsweise entschließen, die unter dem Druck der feindlichen Wirkung, also nicht aus freiem Entschluß, erfolgte und uns daher von vornherein benachteiligte. Ebensowenig war es angebracht , schon jetzt eine Loslösung vom Feinde anzustreben und es ihm zu überlassen, wo er sich am anderen Morgen zu stellen beliebte. Dem vorzubeugen, gab es nur ein Mittel : dem Gegner durch einen nochmaligen rücksichtslosen Vorstoß einen zweiten Schlag zu versetzen und die Torpedoboote mit Gewalt zum Angriff zubringen.
Über den genauen Zeitpunkt gibt es unterschiedliche Angaben, vermutlich ging der Befehl um 19.13 Uhr raus. Die Angabe 19.30 Uhr ist aus mehreren Gründen nicht plausibel.
Die deutschen Schlachtkreuzer waren zu diesem Zeitpunkt kaum noch für den Artilleriekampf einsatzfähig. Auf SMS "Von der Tann" waren alle acht schweren Geschütze ausgefallen. Deren Kommandant, Kapitän zur See Zenker, hat später diesen Befehl als Auftrag zum Rammen des Feindes interpretiert. ...
Aber wie oben von mir zitiert, nannte Scheer ausdrücklich in seinem Funkspruch die Schlachtkreuzer und nicht die Torpedoboote. Der Doppelstander Z ist ein Flaggensignal, der von mir genannte Befehl wurde per Funk übermittelt.
Das schließt sich nicht aus.
Je weiter südöstlich er Jellicoe annahm, umso problematischer wird es für Scheers Rückmarsch und umso größer die Chancen, "hinten" durchzulaufen nach Art eines Hasen, der Haken schlägt.
Danke nochmal für das Detail zu "von der Tann": die Schlachtkreuzer in dem Zustand bei dem Manöver vorn kommt einer Opferung gleich. Irgendwo habe ich etwas zur Wirkung des Eindrehens auf die Besatzung gelesen (Derfflinger?), die glaubten, gerade erst glücklich dem Feuerofen entkommen zu sein.
Ich habe die Hinweise dazu hier eingestellt, um das andere Thema "Strategie" nicht zu verwässern. Überblick nach Karten:
Datei:Skagerrakschlacht1.png ? Wikipedia
Erste Kehrtwende:
Datei:Skagerrakschlacht3.png ? Wikipedia
Zweite und Dritte Kerhrtwende:
Datei:Skagerrakschlacht4.png ? Wikipedia
(sorry, für die smilies in dem link kann ich nichts)
Teil II folgt.