Thesen zum Weg in den 1. WK

Raeckers

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Hallo liebe Community,

ich bin neu, es muss leider schnell gehen und ich hab noch keine entsprechenden Schreibrechte.
Ich muss Mittwoch (mittlerweile schon heute ;) ) die Thesen zu meinem Kolloquium "Weg in den Krieg" (1. WK) abschicken und wollte einige meine Entwürfe hier nochmal kurz von euch checken lassen. Ich wäre also über Kommentare sehr dankbar.

1. Mit dem Fortführen des Imperialismus unter den historischen Bündnissystemen und dem Ausfüllen der letzten außereuropäischen Machtvakuen wurde ein Weltkrieg wahrscheinlich.

2. Z.Z. des Attentats von Sarajewo gab es für die europäischen Großmächte bereits keine Handlungsspielräume mehr.

Schon mal im Voraus vielen Dank.
 
Hallo liebe Community,

ich bin neu, es muss leider schnell gehen und ich hab noch keine entsprechenden Schreibrechte.
Ich muss Mittwoch (mittlerweile schon heute ;) ) die Thesen zu meinem Kolloquium "Weg in den Krieg" (1. WK) abschicken und wollte einige meine Entwürfe hier nochmal kurz von euch checken lassen. Ich wäre also über Kommentare sehr dankbar.

1. Mit dem Fortführen des Imperialismus unter den historischen Bündnissystemen und dem Ausfüllen der letzten außereuropäischen Machtvakuen wurde ein Weltkrieg wahrscheinlich.

2. Z.Z. des Attentats von Sarajewo gab es für die europäischen Großmächte bereits keine Handlungsspielräume mehr.

Schon mal im Voraus vielen Dank.

Naja, es ist schon ziemlich spät.
Wo sind denn die Entwürfe?
Doch nicht diese kurzen Sätze unter 1 und 2?
 
Zuletzt bearbeitet:
Das hab ich mich auch gerade gefragt :)

@Raeckers: 1.WK ist zwar nicht sooo mein Spezialgebiet, aber ich stimme deinen 2 Punkten zu.
 
Zu 2. Weshalb gab es denn keine Handlungsspielräume mehr?

Das AA in Person von Unterstaatssekretär Zimmermann und der deutsche Botschafter in Wien Tschirschky sahen deutlich die Gefahr, das im Falle eines Krieges zwischen Österreich-Ungarn und Serbien, dass das Zareneich sich gewiss nicht auf eine Zuschauerrolle beschränken würde. Und das würde wohl dann auch Frankreich in den Krieg ziehen. Aus diesem Grunde hat Tschirschky in Wien zur Zurückhaltung gemahnt. Wilhelm II. war damit aber gar nicht einverstanden. Das Deutsche Reich hätte Österreich-Ungarn keinen Blankoscheck ausstellen müssen. Es hätte vollkommen genügt entsprechende diplomatische Unterstützung zuzusichern, damit das Gesicht Österreich-Ungarns als Großmacht gewahrt bleibt. Die Einstellung von Conrad hinsichtlich eines Krieges gegen Serbien war in der Reichsleitung sicher bekannt.

Und was sprach eigentlich gegen Grey seinen Vermittlungsvorschlag einer Botschafterkonferenz vom 26.Juli in London?
 
Erstmal danke an alle, schön das ihr mir noch so schnell antworten konntet.

@ Florian & Legat: Diese beiden Sätze sind meine Thesen. Laut meiner Auffassung sollen Thesen so kurz und prägnant wie möglich sein.

@ El Quijote, Turgot und silesia: Ich habe heute auch nochmal über die 2. These nachgedacht und mit nem Kumpel drüber geredet. Damit sie tragbar bleibt, sollte sie sich zeitlich auf das Ultimatum Österreich-Ungarns an Serbien beziehen. Also "Nach dem österreichisch-ungarischen Ultimatum gab es für die europäischen Großmächte bereits keine Handlungsspielräume mehr."
Dazu mal eine kurze Erläuterung der Situationen in denen sich die Staaten befinden:
Österreich-Ungarn:
- durch innere Konflikte reformunfähig (z.B. Ungarn will Souveränität --> wäre Untergang Ö-U als Großmacht)
- konnte Attentat nicht hinnehmen, sonst Prestigeverlust --> verlieren der Großmachtstellung
- Druck Deutschlands auf militärische Intervention
Serbien:
- Regierung unter gemäßigten Radikalen konnte Ultimatum nicht zu 100% akzeptieren, sonst Regierungssturz durch extreme Radikale (Schwarze Hand)
- russische Unterstützung war gesichert
Russland:
- konnten Serben nicht wieder hängen lassen, sonst Verlust der Stellung als Schutzherr über Balkanländer
- bei Sieg der Mittelmächte auf Kontinent endgültig von Meerenge abgeschnitten und geografisch nach Europa isoliert, außerdem gestärkte Mittelmächte als Gegner
Frankreich:
- Bündnisverpflichtungen und bei Sieg der Mittelmächte stärkeres Deutschland als je zuvor als Gegner
- Rache für Elsass-Lothringen
Großbritannien:
- bei Nichtunterstützung starken Gegner auf Kontinent und somit Gefährdung der Kolonien

So, freue mich auf weitere Kommentare :)
 
Nach dem österreichisch-ungarischen Ultimatum gab es für die europäischen Großmächte bereits keine Handlungsspielräume mehr."

Hmmh. Als Wilhelm II. Kenntnis von der serbischen Reaktion auf das Ultimatum Östereich-Ungarns bekam, lag seiner Meinung nach kein Grund mehr für ein Krieg vor. Die serbische Antwortnote war so entgegenkommend, das der Großmachtstatus Österreich-Ungarns nicht verletzt wurde. Wilhelm gab Anweisung an das Auswärtige Amt, das diese seine Ansicht nach in Wien entsprechend vorgestellt werdenn soll. Es gab also noch durchaus Handlungsspileraum. Wenn das AA Wilhelm hier unterlief, ja sogar sabotiert, indem man das Telegramm an Tschirscky verschleppte und inhaltlich nicht zutreffend Wilhelms Wünsche zum Ausdruck brachte, ist dies eine andere Geschichte. Was meinst du?
 
Hmmh. Als Wilhelm II. Kenntnis von der serbischen Reaktion auf das Ultimatum Östereich-Ungarns bekam, lag seiner Meinung nach kein Grund mehr für ein Krieg vor. Die serbische Antwortnote war so entgegenkommend, das der Großmachtstatus Österreich-Ungarns nicht verletzt wurde. Wilhelm gab Anweisung an das Auswärtige Amt, das diese seine Ansicht nach in Wien entsprechend vorgestellt werdenn soll. Es gab also noch durchaus Handlungsspileraum. Wenn das AA Wilhelm hier unterlief, ja sogar sabotiert, indem man das Telegramm an Tschirscky verschleppte und inhaltlich nicht zutreffend Wilhelms Wünsche zum Ausdruck brachte, ist dies eine andere Geschichte. Was meinst du?

Ich jedenfalls würden mich der Meinung von Raeckers anschließen, obwohl ich selber nicht der große 1.WK-Spezialist bin.
1) war die Lage davor ja schon sehr angespannt und es war ja nur noch eine Frage der Zeit, wann ein Krieg ausbrechen würde.
2) (so steht es jedenfalls in meinem Geschichtsbuch) war es unmöglich den Krieg noch weiter hinauszuzögern.
Wenn das Ultimatum von Österreich-Ungarn nicht gestellt worden wäre, dann natürlich.
Aber da die Länder der Entete sich durch diese Handlung unter Druck gesetzt fühlten, war es nicht möglich einen Krieg zu verhindern.
Soweit ich weiss hat Deutschland ja versucht wieder Frieden zu schliessen, bevor es selber England, Frankreich und Russland (gezwungenermaßen) erklären konnte
 
"Nach dem österreichisch-ungarischen Ultimatum gab es für die europäischen Großmächte bereits keine Handlungsspielräume mehr."

Österreich-Ungarn:
- durch innere Konflikte reformunfähig (z.B. Ungarn will Souveränität --> wäre Untergang Ö-U als Großmacht)
- konnte Attentat nicht hinnehmen, sonst Prestigeverlust --> verlieren der Großmachtstellung
- Druck Deutschlands auf militärische Intervention

Nein, ich wuerde diese These nicht so unterschreiben wollen.
Østerreich-Ungarn hat es in der Hand gehabt. Nachdem Serbien das Ultimatum fast komplett akzeptiert hat, wære der Verhandlungsweg durchaus ohne Gesichtsverlust møglich gewesen.
Man hat zwar, bestærkt durch den Blankocheck Deutschlands (das sehe ich aber nicht unbedingt als Druck) und die Fehleinschætzung, man kønne den Krieg begrenzen, anders entschieden - aber Handlungsspielraum war da.

Ich denke, der Zug war erst nach den europaweiten Mobilmachungen abgefahren. Insbesondere Deutschland war dann, wegen dem Schlieffenplan, in Zugzwang.

Alles in Allem muessen wir dann doch zu dem Schluss kommen, das die Hauptschuldigen (nicht Alleinschuldigen) des 1.WK Ø/U und D sind.

Gruss, muheijo
 
2. Z.Z. des Attentats von Sarajewo gab es für die europäischen Großmächte bereits keine Handlungsspielräume mehr.

Ich würde diese Behauptung einfach ändern. Denn Spielräume gibt es immer, wenn man nur gewillt dafür ist. Vielleicht war daß das große Problem, denn die Zeichen standen auf Krieg und alle haben mehr oder weniger dazu beigetragen.

"2. Z.Z. des Attentats von Sarajewo, wollten die europäischen Großmächte noch Handlungsspielräume nutzen?"
 
Aber was hat denn "der Imperialismus" in These 1 zu suchen ?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ist es denn Stand der Wissenschaft, dies als zentrale Ursache des Kriegsausbruchs zu sehen ?
 
... alle haben mehr oder weniger dazu beigetragen.

"2. Z.Z. des Attentats von Sarajewo, wollten die europäischen Großmächte noch Handlungsspielräume nutzen?"

Das ist nun ungemein spannender, zumal man dann auch in den Bereich der persønlichen Verantwortung Einzelner (oder Gruppen) kommt.

In dem Zusammenhang auch die Frage, ob die europæischen Militærs (insbesondere z.B. auch das deutsche) einen Krieg tatsæchlich gewollt haben - oder hatten sie einfach nur die Einstellung, wenn schon Krieg, dann wollen wir ihn auch gewinnen (was ja eigentlich die Aufgabe des Militærs ist)

Wer waren die Kriegstreiber, wer hat versucht, es zu verhindern?

Insofern muss ich meine eigene Behauptung:
Alles in Allem muessen wir dann doch zu dem Schluss kommen, das die Hauptschuldigen (nicht Alleinschuldigen) des 1.WK Ø/U und D sind.
eigentlich wieder in Frage stellen.

Gruss, muheijo
 
Ist es denn Stand der Wissenschaft, dies als zentrale Ursache des Kriegsausbruchs zu sehen ?

Kommt auf die Richtung der Betrachter an, denn aus dem Bereich des sozialistischen bzw. kommunistischen Denkens, ist der Imperialismus schon der zentrale Kernpunkt aus dem das Machtstreben der Kapitalisten auf Unterwerfung freier Völker zum Zwecke der Ausbeutung im 1.WK mündete.

Aber selbst wenn man es genauer betrachtet, also sachlich und nicht politisch beeinflußt, sind die meisten Spannungen im Vorfeld des 1.WK immer wieder auf das Zusammenstoßen von nationalen Interessen an Kolonien bzw. den Erwerb von Kolonien, entstanden. So übten die großen Nationen ihre "Faustkämpfe um das Recht des Stärkeren" nicht unmittelbar im eigenen Land aus, sondern benutzten die Kolonien. Doch der sich entwickelnde Nationalismus der einzelnen Nationen, machte nicht nur die Militärs für einen Krieg bereit, sondern die gesamte Bevölkerung innerhalb der Nationen für einen offenen Konflikt auch an den eigenen Landesgrenzen empfänglich. Oder warum sonst jubelten die Bevölkerungen in Deutschland, Frankreich usw., als 1914 allgemein überall die Mobilmachung ausgerufen wurde?
 
Raeckers schrieb:
Z.Z. des Attentats von Sarajewo gab es für die europäischen Großmächte bereits keine Handlungsspielräume mehr.

Vor allem für Österreich-Ungarn gab es nach den Balkankriegen keine Handlungsspielräume mehr.
 
Ich finde, gerade der zweite Punkt ist diskutabel.


Ist er auch. Es waren durchaus Handlungsspiielräume vorhanden. Seit der 2.Marokkokrise wurden zwischen de Blöcken auf ganz verschiedenen Ebenen versucht, die angespannte Situation doch zu entschärfen. Ein sehr gutes Beispiel ist die Londoner Botschafterkonferenz nach dem 1.Balkankrieg, wo es gelang mit entsprechenden guten Willen eine Einigung zu erreichen Es war zwar schwierig, aber es gelang auch. Das war eben möglich, weil Grey beispielsweise auf die Russen und Jagow auf den Ballhausplatz entsprechend eingewirkt hatteb. Nicht zu vergessen der österreichisch-ungarisch Botschafter Mensdorf, der sich in London auch sehr um den Frieden verdient gemacht hat.

Auch bemerkenswert ist die Tatsache, das man sich in London und Berlin schnell über den Konferenzort einigen konnte. Grey schlug ursprünglich Paris vor, aber in Berlin fürchtete man dort insbesondere den auf Wien wenig gut zusprechenden Iswolsky und schlug entsprechend London vor. Und das war auch dann auch kein Problem. Sicher auch ein Ergebnis der vorwegegangnen Entspannungsbemühungen.
 
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