Waffenstillstands-/Friedensverhandlungen während des 1. Weltkriegs

steffen04

Gesperrt
Wahrscheinlich wurde das Thema hier schon behandelt und ich find´s bloss nicht. Deshalb:

Im Ersten Weltkrieg hatte keine (?) der kriegführenden Nationen materielle Kriegsziele, die nennenswert über den Status Quo ante hinausgingen. Es war recht bald allen Beteiligten klar, daß dieser Konflikt eine blutige und teure Angelegenheit wird. Trotzdem lese ich wenig bis nichts über Bemühungen, den Konflikt wenigstens im Westen auf diplomatischem Wege zu beenden.

Kann mir in der Richtung jemand weiterhelfen?
 
Au nein.

Die Kriegsziele waren fast maßlos.
Lies mal unter "Septemberprogramm"
Aber auch die der Gegenseite.

Friedensbemühungen gab es viele, Papst, Reichstag, Wilson, Kaiser Karl.
Friedenskonferenz in Stockholm
Um nur mal ein paar Stichworte zum Googeln zu nennen

Gescheitert ist, grob gesagt, alles daran, dass die Seite die jeweils gerade Oberwasser hatte, zu keinen Konzessionen bereit war.
 
Erst nach Kriegsbeginn begannen die Kriegsparteien sich konkrete Gedanken darüber zu machen, was sie durch den Krieg erreichen wollten.

Einigkeit herrschte bei den Alliierten nur darüber, dass das Deutsche Reich völlig niedergeworfen werden sollte. So war das Ziel Frankreichs, Deutschland jenseits des Rheins zu verbannen, nicht mit dem Machtausgleichsbestreben Englands vereinbar. Dieses verfolgte eher die Zerstörung der deutschen Marine und die Aufteilung der deutschen Kolonien.

In Folge der bereits im Herbst 1914 fraglichen Siegesaussichten verbot die Reichsregierung jede Diskussion von Kriegszielen bis Ende 1916.

Von Seiten der Deutschen gab es zwei wesentliche Friedensbemühungen:

  • Ende 1916: Reichskanzler Hollweg macht den Alliierten ein Friedensangebot und verzichtet auf konkrete Bedingungen. Obwohl Wilson dieses Angebot unterstützte, lehnten es England und Frankreich ab.
  • 19. Juli 1917: Eine Reichstagsmehrheit (SPD, Zentrum, Fortschrittspartei) beschließt eine Friedensresolution, in der die Einsicht über einen Verständigungsfrieden und der Verzicht auf Gebietserwerb betont werden. Die Alliierten lehnen sie ab (--> Zeichen der Schwäche).

Im Internet gibt es eine Reihe von Recherchemöglichkeiten :yes: !

Hoffe ich konnte helfen!
 
Die vorherigen Beiträge haben das Thema schon auf den Punkt gebracht. Nur zwei kleine Anmerkungen:

- die britischen Kriegsziele richteten sich mit Kriegsverlauf auch auf den Einfluss im Nahen und Mittleren Osten

- die ungeheure ökonomisch-soziale Erschöpfung im Kriegsverlauf, die menschlichen und materiellen Verluste förderten 1916/18 eine Sichtweise, dass ein Patt als Kriegsende die folgenden Probleme nicht mehr beherrschbar machen würde. Stellvertretend die französische Sicht gegen Kriegsende, die ich wegen ihrer Bedeutung mindestens gleichwertig zu territorialen Forderungen sehen würde: "die Deutschen zahlen alles ..." Man "benötigte" inzwischen dringend einen Verlierer, um die Lasten bei Kriegsende stemmen zu können. Solche Betachtungen bzw. frühe Warnungen gab es auf alllen Seiten. So merkwürdig das klingt: ein Waffenstillstand wurde immer weniger "bezahlbar"
 
Großbritannien ging es zunächst um die Wiederherstellung Belgiens. Später sollte natürlich die deutsche Hochseeflotte als Bedrohungsfaktor beseitigt werden.

Frankreich wollte Elsaß-Lothringen zurückgewinnen. Später kam das Saarland und die Rheingrenze hinzu.

Dem Zarenreich wurde nach den großen Niederlagen von 1915 der Erwerb von den Meerengen und Konstantinopel zugestanden.

Im Sommer 1916 haben die Alliierten auf ihrer Konferenz in Paris festgehalten, das die deutsche Wirtschaftsmacht niedergehalten werden soll. Des Weiteren ging es in Paris auch um die Verteilung der deutschen Kolonien. In Asien beteiligte sich auch Japan an der Verteilung der "Beute".

silesia schrieb:
die britischen Kriegsziele richteten sich mit Kriegsverlauf auch auf den Einfluss im Nahen und Mittleren Osten

Das im Mai 1916 Sykes-Picot-Abkommen legte praktisch die Herrschaft der Allierten über den Nahen Osten fest. Man war wahrlich nicht zimperlich, denn diese Abmachungen sollten ja weitesgehend auch nach Kriegende Bestand haben.

Im Deutschen Reich wurde schn unmmitelbar nach Kriegsbeginn wild fantasiert. Als Beispiel kannst man hier die Denkschrift von Heinrich Claß, den Vorsitzenden der Alldeutschen, nennen. Aber auch die Schwerindustrie meldete sich frühzeitig zu Wort. So wurde beispielsweise das Erzgebiet Longwy-Briey sowie die dauerhafte Kontrolle über Belgien gefordert. Des Weiteren sollte die Grenzen im Osten für Siedler und als militärische Pufferzone korrigiert werden. Die Reichsleitung skizzierte ihre Vorstellungen im sogenannten Septemberprogramm. Dort geht es u.a. um einen europäischen Wirtschaftsverband, den das Deutsche Reich natürlich dommnieren sollte.
 
Im Deutschen Reich wurde schn unmmitelbar nach Kriegsbeginn wild fantasiert. Als Beispiel kannst man hier die Denkschrift von Heinrich Claß, den Vorsitzenden der Alldeutschen, nennen. Aber auch die Schwerindustrie meldete sich frühzeitig zu Wort. So wurde beispielsweise das Erzgebiet Longwy-Briey sowie die dauerhafte Kontrolle über Belgien gefordert. Des Weiteren sollte die Grenzen im Osten für Siedler und als militärische Pufferzone korrigiert werden. Die Reichsleitung skizzierte ihre Vorstellungen im sogenannten Septemberprogramm. Dort geht es u.a. um einen europäischen Wirtschaftsverband, den das Deutsche Reich natürlich dommnieren sollte.

In der Tat scheinen die Kriegsparteien in Gefechtszeiten den Bezug zur Realität zu verlieren, Utopie und Gier entpuppen sich als fatale Kriegstreiber.

Bürgerliche und konservative Parteien, Vertreter der Wirtschaft und des Militärs forderten die Annexion großer Industriegebiete im Westen und landwirtschaftlicher Gebiete im Osten sowie Flottenstützpunkte und ein Kolonialreich in Zentralafrika.

Schau mal diese Grafik an (nach Vorstellung deutscher Nationalisten): "Europas Zukunftskarte".

Gruß!
 
Noch ein kleines Edit:
Bei der Masse der dt. Friedensbemühungen über den ganzen Krieg hinweg, war M. Erzberger beteiligt.
Eine Tatsache die vermutlich bei seiner Ermordung eher eine Rolle spielte wie die Unterschrift unter den Waffenstillstandsvertrag.
 
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