Alternative zum Ebert-Groener-Pakt?

Mimi.K

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Findet ihr, es hätte zu Anfang der Weimarer Republik eine Alternative zum Ebert-Groener-Pakt gegeben?

Ich finde: Nein, denn wie sonst hätten sich die späteren Regierungen gegen linke und rechte Demonstranten und Unruhen im Land wehren sollen, wenn nicht mit den Freikorps und dem Militär insgesamt?
Natürlich war es nicht sehr schlau sich mit der OHL die ja wesentlich am 1.Weltkrieg schuld ist zu "verbünden", aber wie sonst hätte man die Republik aufrecht erhalten können?

Lg Mimi
 
Kennst Du Goethes "Faust" und den "Pakt mit dem Teufel"?

Eine wichtige Parabel für die Erklärung von historischen Ereignissen, sofern sich zwei Partner aufeinander einlassen und sich die vermeintliche "Win-Win-Situation" zum politischen Untergang des einen bzw. auch in disem konkreten Fall für beide, also für die WR, die SPD und auch die konservativen, monarchischen militärischen Kreise, verwandelt.

Letzlich waren beide politische "Zauberlehrlinge", was man ihnen aus der damaligen Situation aber durchaus nicht vorhalten konnte. Und beide trugen auf unterschiedliche Weise dazu bei, dass der Nationalsozialismus, sprich Hitler, an die Macht kam vgl. z.B. J. Förster: Germany`s Twisted Road to War, 1919-1939, in:
Origins of the Second World War: An International Perspective - Google Books

Deswegen hätte die WR darauf bestehen müssen, eine komplett neue Wehrmacht aufzubauen und diese mit neuen, demokratisch gesinnten Offizieren zu besetzten. Das wäre die sinnvollere Alternative gewesen.
 
Deswegen hätte die WR darauf bestehen müssen, eine komplett neue Wehrmacht aufzubauen und diese mit neuen, demokratisch gesinnten Offizieren zu besetzten. Das wäre die sinnvollere Alternative gewesen.

Das ist wohl das einzige gedankliche Szenario für eine Alternative.

Nun kann man fragen, warum dieser Weg nicht beschritten wurde. Ich würde neben den innenpolitischen Wirren hier einen ganz wichtigen Grund darin sehen, dass man ganz erhebliche außenpolitische Bedrohungen des Deutschen Reiches wahrgenommen hat.

Die Kaiserliche Armee "rettete" sich auch dadurch in die Republik, dass sie, reduziert aufgrund der Regelungen des Versailler Vertrages, als Schutz für die Ostgrenze angesehen wurde. In der Weise gegen die Umwälzung geschützt, bot sie sich geradezu für den "Teufelspakt" im Inneren an.
 
@ thanepower
Ja, sinnvoll wäre das schon gewesen, da gebe ich dir Recht.
Aber realistisch? Ich denke nicht, dass die Regierung damals die Mittel dafür hätte und das durchzusetzen wäre ja auch sehr schwierig gewesen, da auch Verwaltung und Justiz noch diesselbe (aus dem Kaiserreich) war.

Ich stimme silecia auch zu.
 
Ich sehe (naja gut, es ist Ursula Büttner, die es so sieht ;-) ) eher noch einen innenpolitischen Aspekt für das Bündnis mit den alten Eliten insgesamt - nicht nur der Armee (neue Armee alleine hätte wenig gebracht...und woher den demokratischen Offizier nehmen, wenn nicht stehlen?): Nämlich den, dass Ebert ua schlicht die Infastruktur aufrecht erhalten mussten.

Zu den Grenzen, die der Rat der Volksbeauftragten zu beachten hatte, gehörte die außenpolitische, wirtschaftliche und finanzpolitische Abhängigkeit des Deutschen Reichs von den Siegern. Wie sie (etwas unklar formuliert, gemeint: die Siegermächte, jk) im diplomatischen Verkehr immer wieder zu verstehen gaben und im Baltikum demonstrierten, waren sie entschlossen, ein bolschewistisches Regime in Mitteleuropa zu verhindern. Dieses Ziel deckte sich allerdings mit den Wünschen der großen Mehrheit der Deutschen. Eine wirkliche Einschränkung der politischen Optionen ergab sich nicht aus der Rücksicht auf die Alliierten.

Schwrer wiegt deshalb das Argument, dass die Notsituation nach dem verlorenen Krieg zu größter Vorsicht bei Eingriffen in den mühsam funktionierenden Staats- und Wirtschaftsapparat zwang. (...) Sie brauchten in dieser Situation die Mitarbeit der bürgerlichen fachleute. Richard Löwenthal hat die Frage aufgeworfen, ob ein Austausch der Eliten, wie er in klassischen Revolutionsmodellen gefordert wird, in modernen Gesellschaften überhaupt noch möglich ist." (Büttner, Ursula, Weimar, Die überforderte Republik 1918-1933, Stuttgart 2008, p. 63)
 
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