Fragen zur Novemberrevolution

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Gast

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Hallo :)

Wir haben den Auftrag erhalten, eine Hausarbeit über
ein bestimmtes Thema zu erarbeiten, meines ist die
Novemberrevolution 1918.
Ich hab alles soweit fertig, hat auch alles
ganz gut geklappt, nur hab ich jetzt ein kleines
Problemchen:

Wir sollen uns selbst zu unserem Thema Fragen stellen,..
also unser Thema noch ein bisschen vertiefen.
Mein Lehrer hat mir schon Denkanstöße gegeben,
die ich aber einfach nicht weiter ausführen KANN,
weil ich in Geschichte einfach überhaupt nicht belesen
bin und denke, dass man solche Fragen/Thesen nicht
mal einfach so ohne ein gewisses Hintergrundwissen
ausführen kann:

a) Hätte die Revolution der Räte/Kommunisten Erfolg haben können?
Was spricht dafür / dagegen? Was sind die historischen Zufälle / Strukturen,
die den "Gemäßigten" geholfen haben sich durchzusetzen?

b) War die Revolution bzw. deren Scheitern der Grund für den Machtaufstieg
A. Hitlers? (ja, hart, ich weiß..)


Es wäre sehr lieb von euch, wenn ich mir da ein bisschen helfen könntet.
LG
 
a) Naja, wichtig hierfür war der 1. Deutsche Rätekongress in Berlin. Hier wurde sich zum Großteil für das parlamentarische System ausgesprochen, womit ein Rätesystem in Deutschland ersteinmal auf Eis war - im Verlauf der Weimarer Republik gab es dann noch einige kommunistische Aufstände (zb. Spartakus-Aufstand, Rote Ruhr-Armee, etc..) - diese schlugen aber fehl, auch weil die MSPD-Spitze unter Ebert nun stark mit der Reichswehr zusammenarbeitete (siehe Ebert-Groener Pakt).
Dies verschaffte der RW natürlich mehr Einfluss, und die waren bekanntlich auch keine Freunde des Rätesystems.

b) Nein. Also ich sehe das nicht so.
Hitlers Aufstieg und somit das Ende von Weimar haben viele Gründe.
Geschichte ist fast immer kausal - daher könnte man das weiterführen und sagen ohne 1. Weltkrieg keine Novemberrevolution. Ohne Wilhelm II. kein 1. Weltkrieg.
Ohne Bismarck kein deutsches Kaiserreich.
Ohne 30. Jährigen Krieg keine Zersplitterung Deutschlands.
Ohne Zersplitterung Deutschlands hätte es dann vermutlich keine Notwendigkeit gegeben ein einheitliches Reich zu gründen.
Von daher könnte man auch den 30. Jährigen Krieg für Hitler verantwortlich machen.
Du siehst, das ist nonsens.

Vielmehr war die Novemberrevolution aber für Hitler ein geeigneter Propagandapunkt, den die Nazis geschickt ausschlachteten, gerade in Verbindung mit den Schlagwörtern "Novemberverbrecher", "Erfüllungspolitik", "Dolchstoßlegende", etc..
 
b) Nein. Also ich sehe das nicht so.
Hitlers Aufstieg und somit das Ende von Weimar haben viele Gründe.
Geschichte ist fast immer kausal - daher könnte man das weiterführen und sagen ohne 1. Weltkrieg keine Novemberrevolution. Ohne Wilhelm II. kein 1. Weltkrieg.
Ohne Bismarck kein deutsches Kaiserreich.
Ohne 30. Jährigen Krieg keine Zersplitterung Deutschlands.
Ohne Zersplitterung Deutschlands hätte es dann vermutlich keine Notwendigkeit gegeben ein einheitliches Reich zu gründen.
Von daher könnte man auch den 30. Jährigen Krieg für Hitler verantwortlich machen.
Du siehst, das ist nonsens.

Nur um unserem Gast zu zeigen, dass es hier v.a. darum geht, sich eine eigene Meinung zu bilden, weniger um richtig und falsch, vertrete ich zu diesem Punkt mal die Gegenthese:

Natürlich kennt geschichte Kauslitäten, auch wenn diese nur in den seltensten Fällen monokausal sind. Eine Mitschuld am Ende der Weimarer Republik und der Machtergreifung der Nazis kann man einigen Versäumnissen der Novemberrevolution durchaus zusprechen.

1. Die praktisch vollständige Übernahme des alten, kaisertreuen und zutiefst antidemokratischen Beamtenapparats (einschließlich auch der Kustiz) führte dazu, dass in diesem zentralen Bereich staatlicheN Wirksn die Republikanier in der Minderzahl waren. Eine demokratische Kultur konnte so nicht entstehen.

2. Die Besitzverhältnisse wurden überhaupt nicht geändert, es blieb bei einer zutiefst ungerechten Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums. Auch administrative Änderugnen (Bspw die Einführung von Betriebsräten) führten nicht dazu, dass sich die Machtverhältnissen in der Inudstrie änderten.

3. Die Reichswehr blieb ein antidemokratischer "Staat im Staat", der nicht auf die neuen Verhältnisse eingeschworen wurde. So konnte sich die Weimarer Republik ihren eigenen bewaffneten Kräften nicht über den Weg trauen oder sich auf sie stützen.

Die Frage, ob diese Kompromisse im Zuge der Novemberrevolution notwendig waren oder nicht, ob überhaupt eine andere Entwicklung möglich gewesen wäre, sind natürlich hochgradig spekulativ.
 
Das Armeen bzw. bewaffnete Einheiten oft einen "Staat im Staat" bilden, unterschreibe ich.
Aber die Reichswehr war vergleichsweise klein, ob man da echt von einem "Staat im Staat" sprechen kann?
 
Dann halt "Kleinstaat im Staate"... ;)

Der Punkt ist, dass sich die Weimarer Republik ihrer eigenen Armee nicht sicher sein konnte, da die Reichswehr bzw deren Offizierskorps überwiegend aus republikfeindlichen, monarchistisch-reaktionären Offizieren des ehemaligen kaiserlichen heeres rekutierte.
 
Dann halt "Kleinstaat im Staate"... ;)

Der Punkt ist, dass sich die Weimarer Republik ihrer eigenen Armee nicht sicher sein konnte, da die Reichswehr bzw deren Offizierskorps überwiegend aus republikfeindlichen, monarchistisch-reaktionären Offizieren des ehemaligen kaiserlichen heeres rekutierte.


"Kleinstaat" - ich weiß nicht?
Wenn du zu den regulären 100.000 Reichswehrsoldaten und 15.000 Marinern noch die ca. 400.000 Mann der diversen Freikorps dazuzählst, die dieselben reaktionären Ideologien vertraten und mit der Reichswehr - oft - kooperierten, und die Ex-Soldaten mit denselben Einstellungen (und Verbindungen) in politischen/gesellschaftlichen Führungspositionen, z.B. Justiz und Verwaltung, dann kann man das m. E. nicht mehr als "Kleinstaat" abtun.
 
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