Anschläge auf Repräsentanten der Republik
Anschläge auf Repräsentanten des neuen Staates setzten schon in den ersten Monaten des Jahres 1919 als Nachwehen der revolutionären Novemberereignisse ein. Das erste und prominenteste Opfer in Bayern war Kurt Eisner (1867-1919) von der bayerischen USPD, führender Kopf der Revolution in München und seit 7./8. November 1918 bayerischer Ministerpräsident. Eisner wurde am 21. Februar 1919 auf dem Weg zum Landtag von Anton Graf von Arco-Valley (1897-1945), einem jungen ehemaligen bayerischen Offizier, getötet. Während der darauf folgenden Tumulte erschossen linksradikale Arbeiter im Landtag einen Abgeordneten und einen anwesenden Offizier. Der damalige MSPD-Innenminister Erhard Auer (1874-1945) überlebte schwer verletzt.
Seit 1921 ereigneten sich in Deutschland eine Reihe von Attentaten auf Repräsentanten der Weimarer Demokratie, für die eine seit 1920 bestehende rechtsextremistische Geheimorganisation, die „Organisation Consul“ (O.C.), verantwortlich war. Als Beginn dieser Serie wird häufig die nie aufgeklärte Ermordung des bayerischen USPD-Abgeordneten Karl Gareis (1890-1921) am 9. Juni 1921 genannt. Es sprechen jedoch mehr Indizien dafür, dass es sich hierbei um einen typischen Fememord handelte. Ungeklärt blieben auch die Schüsse auf den bayerischen MSPD-Vorsitzenden Auer am 26. Oktober 1921. Der Täter, der zwei Schüsse vom Münchner Südfriedhof auf den sich auf dem Nachhausweg befindenden Auer abfeuerte, wurde nie gefasst.
Eindeutig auf das Konto der O.C., die durch ihre Verbrechen Übergriffe von links provozieren und durch deren Niederschlagung die Demokratie in Deutschland beseitigen wollte, gehen
•die Ermordung des ehemaligen Reichsfinanzministers Matthias Erzberger (1875-1921) am 26. August 1921,
•der Anschlag auf den ersten Ministerpräsidenten einer demokratisch legitimierten Reichsregierung und späteren Kassler Oberbürgermeister Philipp Scheidemann (1865-1939) vom 4. Juni 1922,
•die Tötung des Reichsaußenministers Walter Rathenau (1867-1922) am 24. Juni 1922
zurück.
Auch auf den sozialistischen Publizisten und Journalisten Maximilian Harden (1861-1927) verübten Rechtsextreme am 3. Juli 1922 ein Attentat, das er schwer verletzt überlebte.
Der Reichspräsident erließ nach den Attentaten auf Erzberger und Rathenau Notverordnungen "zum Schutze der Republik". Die bayerische Regierung verweigerte anfangs deren Umsetzung im Gebiet des Freistaates und verschärfte damit den Dauerkonflikt mit dem Reich, der aus der massiven Unterstützung der bayerischen Regierung für die Einwohnerwehren bzw. den aus ihr hervorgegangenen nationalistischen Gruppen entstanden war.