Schwächen der Weimarer Verfassung?

prolimit

Mitglied
Der Wikipedia-Artikel hat mir schon einige Gründe aufgezeigt, beschäftigt sich da jemand eventuell mit, der mir als Synopse die Gründe pointiert? Oder mir eine schöne Quelle nennt :rolleyes:

Ich refferiere darüber und möchte die Problematik anschaulich machen, quasi als Diskussion. Ich dachte ich nutze ein Bau der Verfassungstruktur, gibts da eventuell noch andere Vorschläge oder gutes Material von euch?

Gruß,

prolimit
 
Desweiteren war die Reichswehr praktisch eine vierte MAcht im Staat die unabhängig vom Parlament war.

Ich erinnere mich noch an ein Zitat von Kurz von Schleicher (glaube der war das) als er am Anfang der Weimarer Republik noch Oberbefehlshaber der Reichswehr war, der auf die Frage, auf welcher Seite die Reichswehr nun stehe - auf der Seite von Ebert oder auf der Seite der Aufständler "Die Reichswehr steht hinter mir" geantwortet hat.
 
Kurt von Schleicher war meines Wissens nach nie Oberbefehlshaber der Reichswehr, dies war von Seeckt. Das von dir erwähnte Zitat stammt, m.E. auch von ihm.

Aber deine Grundaussage ist in meinen Augen richtig, denn es fehlte wirklich eine stärkere Verankerung der Reichswehr in das demokratische System der Weimarer Republik. Alleine die politische Struktur des Offizierskorps ist ein deutliches Zeichen dafür!
 
Zuletzt bearbeitet:
Die grundlegensten Schwächen von Weimar waren: Bei den Wahlen keine 5%-Klausel für die Mandate, also das reiste Verhältniswahlrecht.
Kein konstruktives Mißtrauensvotum, indem ein kanzler nur gestürzt werden kann, wenn man sich auf einen neuen geeinigt hatte.
Zuviel macht beim Reichspräsidenten, der Kanzler konnte ernannt werden, trotzdem dieser keine Mehrheit im Parlament hatte.
Zuwenig Demokraten, nur SPD, Centrum außer von Papen, und die vielen liberalen Partein.:rolleyes:
 
heinz schrieb:
Die grundlegensten Schwächen von Weimar waren: Bei den Wahlen keine 5%-Klausel für die Mandate, also das reiste Verhältniswahlrecht.
Kein konstruktives Mißtrauensvotum, indem ein kanzler nur gestürzt werden kann, wenn man sich auf einen neuen geeinigt hatte.
Zuviel macht beim Reichspräsidenten, der Kanzler konnte ernannt werden, trotzdem dieser keine Mehrheit im Parlament hatte.
Zuwenig Demokraten,

Da gibts aber schon noch ein paar mehr... :)

heinz schrieb:
nur SPD, Centrum außer von Papen, und die vielen liberalen Partein.:rolleyes:

Das zentrum im allg. würde ich nicht gerade als sehr deokratisch werten! Du zeigst ja selber das führende Politiker vom Zentrum antidemokratisch gesinnt waren. Daran lässt sich schon erkennen, dass auch die Mitgliederbasis antidemokratische Grundzüge trug, denn sonst wären diese Leuet nie in der Parteien Hierachie soweit aufgestiegen...
 
DerNuntius schrieb:
Der Reichspraesident hatte eindeutig zu viel Macht. Darum ja auch "Ersatzkaiser"...

Die Amerikaner fahren mit einer eher größeren Machtfülle des Präsidenten aber seit über 200 Jahren so schlecht nicht.

Anderes Beispiel Frankreich, seit 1958 sehr ähnliche Machtkonstellation wie in Weimar, aber damit wurde die Dauer-Regierungskrise der IV. Republik überwunden. Also auch gute Erfahrungen.

Die Präsidial-Verfassung an sich würde ich dementsprechend nicht unbedingt als Schwäche bezeichnen.

Grüße Repo
 
Repo schrieb:
Die Amerikaner fahren mit einer eher größeren Machtfülle des Präsidenten aber seit über 200 Jahren so schlecht nicht.

Anderes Beispiel Frankreich, seit 1958 sehr ähnliche Machtkonstellation wie in Weimar, aber damit wurde die Dauer-Regierungskrise der IV. Republik überwunden. Also auch gute Erfahrungen.

Die Präsidial-Verfassung an sich würde ich dementsprechend nicht unbedingt als Schwäche bezeichnen.

Grüße Repo

Diese Ausssage würde ich nur soweit mittragen, wenn du abhängig vom land machst. Ein Land wie deutschland würde isch m.E. immer schwer tun mit einer Präsidial-Verfassung, was mit den ideologisch-struktruellen Gegebenheiten hier zu tun hat. Länder mit einem Ausgeprägten Demokratieverständnis leiden unter solchen Problemen natürlich eher weniger.

Ich würde die Krisen eher in dem Kumulerat vieler hier angesprochenen Punkte suchen.
 
prolimit schrieb:
Der Wikipedia-Artikel hat mir schon einige Gründe aufgezeigt, beschäftigt sich da jemand eventuell mit, der mir als Synopse die Gründe pointiert? Oder mir eine schöne Quelle nennt ...

Der Hamburger Völkerrechtler Norman Paech hat im April 1999 in Weimar eine Rede gehalten, in der er u.a. ausführlich auf Stärken und Schwächen der Weimarer Verfassung eingegangen ist:

http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/Europa/paech-verfassung.html

Eine andere Position in einer anderen Rede (zur 75. Wiederkehr der Verabschiedung der Weimarer Reichsverfassung), gehalten vom Ministerpräsidenten des Landes Thüringen, findest du unter

http://www.thueringen.de/de/index.asp?unten=http://www.thueringen.de/de/politisch/landesregierung/ministerpraesident/ministerpraesident_a_d/reden/00015/uindex.html
 
Brecht schrieb:
Da gibts aber schon noch ein paar mehr... :)
Dann nenne sie doch bitte.:confused:

Das zentrum im allg. würde ich nicht gerade als sehr deokratisch werten! Du zeigst ja selber das führende Politiker vom Zentrum antidemokratisch gesinnt waren. Daran lässt sich schon erkennen, dass auch die Mitgliederbasis antidemokratische Grundzüge trug, denn sonst wären diese Leuet nie in der Parteien Hierachie soweit aufgestiegen...

Lieber Brecht,
das Zentrum ist die Vorgängerpartei der heutigen CDU, auch Konrad Adenauer war in der Weimarer Zeit in dieser Partei. Ich würde sie trotz einiger Ausnahmen als demokratisch bezeichnen.:rolleyes:
 
Zuletzt bearbeitet:
Brecht schrieb:
Diese Ausssage würde ich nur soweit mittragen, wenn du abhängig vom land machst. Ein Land wie deutschland würde isch m.E. immer schwer tun mit einer Präsidial-Verfassung, was mit den ideologisch-struktruellen Gegebenheiten hier zu tun hat. Länder mit einem Ausgeprägten Demokratieverständnis leiden unter solchen Problemen natürlich eher weniger.

Ich würde die Krisen eher in dem Kumulerat vieler hier angesprochener Punkte suchen.

Das Scheitern der Weimarer Republik sehe ich auch weniger in Schwächen der Verfassung.

Deine Einschätzung zur Präsidialverfassung und den "ideologisch-strukturellen Gegebenheiten" in Deutschland kann ich aber nicht nachvollziehen.
Was würde das im Umkehrschluss für Frankreich heißen? Die IV. Republik taumelte von einer Regierungskrise in die andere. Nach De Gaulles halbem Militärputsch und dem auf ihn abgestimmten Präsidialsystem aber stabile Verhältnisse. Wie siehst Du da die "ideologisch-strukturellen Gegebenheiten" Frankreichs?

Grüße Repo
 
heinz schrieb:
Lieber Brecht,
das Zentrum ist die Vorgängerpartei der heutigen CDU, auch Konrad Adenauer war in der Weimarer Zeit in dieser Partei. Ich würde sie trotz einiger Ausnahmen als demokratisch bezeichnen.:rolleyes:
*grübel*
So weit ich weiss, ist das Zentrum nicht die Vorgägnerpartei der CDU, da sich das Zentrum nach dem Krieg aus ehem. CDU-Mitglieder neu gegründet hat, da ihnen der Kurs von Adenauer zu radikal war.

Zum Thema:

Was gerne vergessen wird, ist, das die Werfassung Volksabstimmungen vorsah und diese auch angewendet wurden, letztmalig als Hitler per Volksentscheid zum Präsidenten wurde.
 
Seres schrieb:
*grübel*
So weit ich weiss, ist das Zentrum nicht die Vorgägnerpartei der CDU, da sich das Zentrum nach dem Krieg aus ehem. CDU-Mitglieder neu gegründet hat, da ihnen der Kurs von Adenauer zu radikal war.

Die Zentrumspartei wurde sogar bereits 1945 wiedergegründet (ob es da schon so viele Ex-CDU-Mitglieder gab?); sie existiert heute noch:

http://de.wikipedia.org/wiki/Zentrumspartei
 
Ich meinte das dahingehend, dass ein lange Akzeptanz von demokratischen Systemen gegeben sein muss, damit eine Präsidaldemokratie gegeben ist. Ansonsten verkehrt sich ihre große Machtfülle schnell ins Gegenteil. Dies habe ich plakativ mit "ideologisch-strukturellen Gegebenheiten" bezeichnet. Natürlich sind meine Ausführungen dazu relativ kurz, aber ich kann sie auf Wunsch gerne ausführen.
 
Brecht schrieb:
Ich meinte das dahingehend, dass ein lange Akzeptanz von demokratischen Systemen gegeben sein muss, damit eine Präsidaldemokratie gegeben ist. Ansonsten verkehrt sich ihre große Machtfülle schnell ins Gegenteil. Dies habe ich plakativ mit "ideologisch-strukturellen Gegebenheiten" bezeichnet. Natürlich sind meine Ausführungen dazu relativ kurz, aber ich kann sie auf Wunsch gerne ausführen.

Hier im Forum gibt es dazu ein ähnliches Thema mit manch interessanten Beiträgen.
Das Thema ist vom Oktober 2004 und vielleicht nicht bei allen im "Weimarer Republik" Forum aufgeführt .

http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=401
 
habe ihn mal kurz überflogen, vich werde es mir aber genauer bei Gelegenheit anschauen. Danke aber schonmal :)
 
@Brecht: Ja sorry ich wusste den Namen nicht mehr genau .. deswegen auch die Klammer hinter dem von Schleicher weilö ich mir nicht sicher war.
Aber du hsat recht es war von Seeckt.


Ich hab allerding hier lesen müssen das die CDU die Nachfoglerpartei vom Zenrtrum war.... dass kann ich aber nicht wirklich glauben selbst wenn Adenauer in der Weimarer Republik dieser Partei angehörte.
Zum einen war das Zentrum keine Volkspartei sondern eher eine Partei für katholische Arbeiter.
Ein weiterer Grund dagegen ist dass das Zentrum bei der ersten Wahl nach dem 2. Weltkrieg also der ersten Bundestagswahl selber einen Neustart versucht hat. Wenn auch dieser misslungen ist.

Und natürlich war das Zentrum am Ende der Weimarer Republik nicht mehr demokratisch andererenfalls hätten sie gegen Hilters Ermächtigungsgesetz gestimmt.
 
Benny1985 schrieb:
Ich hab allerding hier lesen müssen das die CDU die Nachfolgerpartei vom Zentrum war.... dass kann ich aber nicht wirklich glauben selbst wenn Adenauer in der Weimarer Republik dieser Partei angehörte.
Zum einen war das Zentrum keine Volkspartei sondern eher eine Partei für katholische Arbeiter.
Ein weiterer Grund dagegen ist dass das Zentrum bei der ersten Wahl nach dem 2. Weltkrieg also der ersten Bundestagswahl selber einen Neustart versucht hat. Wenn auch dieser misslungen ist.
Nur weil es zwei Parteien gibt, die den Anspruch auf die Nachfolge erheben, heißt das nicht, dass eine davon nicht dazu berechtigt wäre. Wichtiger ist jawohl die Kontinuität von Parteiprogramm, Mitgliedern und Wählerschaft. Und wenn Du Dir den Erfolg des Zentrums nach 1945 anschaust, dann stellst Du schnell fest, dass hier keine Kontinuität vorliegt.
Das das Zentrum eine "Arbeiterpartei" katholischer Prägung gewesen sein sollte, ist eine Fehlinformation. Das Zentrum war sehr wohl eine Volkspartei, die eben nicht klasssenorientiert war, sondern deren Klientel sich "weltanschaulich" zusammenfand. Oder meinst Du Münster, eine der Hochburgen der Zentrumspartei sei eine Arbeiterstadt gewesen? Nein, es war eine preußische Verwaltungsstadt mit überwiegend katholischer Bevölkerung. Auch die ländlichen Gebiete, mit überwiegend katholischer Bevölkerung waren stark zentrumsorientiert. Nicht dagegen die Arbeiterviertel, da kann auch die Katholische Soziallehre, z.B. eines Karl Marx lieber als die Bibel lesenden Priesters Franz Hitze nichts dran ändern.
Benny1985 schrieb:
Und natürlich war das Zentrum am Ende der Weimarer Republik nicht mehr demokratisch andererenfalls hätten sie gegen Hilters Ermächtigungsgesetz gestimmt.
Aus der Retrospektive zu urteilen ist immer einfach. Aber bedenke doch bitte, dass zu dem Zeitpunkt, als das Ermächtigungsgesetz den Reichstag passierte, die Kommunisten schon zum großen Teil verhaftet oder geflohen waren (einige sogar schon ermordet) und auch die SPD schon Federn gelassen hatte. Im Reichstag selber (also lokal in der Oper, in der die Nazis (bedeutungsschwanger?) nach dem Reichstagsbrand den Reichstag tagen ließen) war zudem SA aufmarschiert. Da kann man m.E. nur den SPDlern Hochachtung für ihren Mut zollen, aber die anderen nicht verurteilen.
 
Zuletzt bearbeitet:
El Quijote schrieb:
Das Zentrum war sehr wohl eine Volkspartei, die eben nicht klasssenorientiert war, sondern deren Klientel sich "weltanschaulich" zusammenfand.

Lieber El Quijote, ich habe deine Beiträge schon immer sehr geschätzt und auch diesen finde ich sehr gut, nur wenn eine Partei den Anspruch hat eine Volkspartei zu sein, dann muss sie auch jeden jeder "sozialen schicht" Wähler gewinnen und mobilisieren können. Dies ist aber meines Wissens nach bei der Gruppe der Industriearbeiter nicht der Fall gewesen. Mir fehlen zwar genaue Erhebungen wie hoch die Prozente bei den katholischen Arbeitern im Ruhrgebiet sind, doch vermute ich sehr stark, dass diese sehr gering waren. Ich gehe davon aus, dass das Zentrum hier nie Fußfassen konnte. Die Frage die übrig bleibt, ob man das Zentrum nun trotzdem noch als Volkspartei fassen kann?

El Quijote schrieb:
Aus der Retrospektive zu urteilen ist immer einfach. Aber bedenke doch bitte, dass zu dem Zeitpunkt, als das Ermächtigungsgesetz den Reichstag passierte, die Kommunisten schon zum großen Teil verhaftet oder geflohen waren (einige sogar schon ermordet) und auch die SPD schon Federn gelassen hatte. Im Reichstag selber (also lokal in der Oper, in der die Nazis (bedeutungsschwanger?) nach dem Reichstagsbrand den Reichstag tagen ließen) war zudem SA aufmarschiert. Da kann man m.E. nur den SPDlern Hochachtung für ihren Mut zollen, aber die anderen nicht verurteilen.

Vollkommen richtig, ich teile auch nicht die Ansicht, dass das Zentrum am Ende nicht mehr demokratisch war. Trotzdem darf man aber auch nicht vergessen, dass nicht nur der Terror der Nazis für die Zustimmung für dieses Gesetz bedingten.
 
Brecht schrieb:
nur wenn eine Partei den Anspruch hat eine Volkspartei zu sein, dann muss sie auch jeden jeder "sozialen schicht" Wähler gewinnen und mobilisieren können. Dies ist aber meines Wissens nach bei der Gruppe der Industriearbeiter nicht der Fall gewesen. Mir fehlen zwar genaue Erhebungen wie hoch die Prozente bei den katholischen Arbeitern im Ruhrgebiet sind, doch vermute ich sehr stark, dass diese sehr gering waren. Ich gehe davon aus, dass das Zentrum hier nie Fußfassen konnte. Die Frage die übrig bleibt, ob man das Zentrum nun trotzdem noch als Volkspartei fassen kann?
Leider kann ich Dir diese Frage auch nicht beantworten, aber ich habe eine Seite mit interessanten Titeln zu Thema gefunden. Die scheinen teilweise recht polemisch zu sein und daraus wiederum eine wirklich verwertbare Aussage zu ziehen, erscheint mir schwierig.
http://www.fb1.uni-siegen.de/history/news/biblnet.htm
 
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