Weimarer Republik: Schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt

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Gast

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Ich muss mir bis morgen eine Grobgliederung zu dem oben genannten Thema für die Präsentationsprüfung ausdenken. Habt ihr vllt eine Idee wie ich das für 10 Minuten Voprtrag gleidern sollte?
Ich habe mir überlegt:
- Die Ursachen für das Scheitern (grob)
- waren die Ursachen schon in der Anfangszeit vorhanden?
- Wie führten diese Ursachen zum Scheitern der Weimarer Republik?
Kann man das so nehmen? Oder ist das eventuell zu viel für 10 min? Wie weit darf ich bei dem Vortrag bei dem Thema ausholen?
 
das ist sicherlich eine gute Möglichkeit. Ich würde unbedingt folgende Aspekte als Ursachen erwähnen : Weltwirtschaftskrise, Dolchstoßlegende, Tod Gustav Stresemanns, Bruch der großen Koalition
 
Die Frage lautet, ob die WR schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Da passen die Weltwirtschaftskrise, der Tod Stresemanns und der Bruch der Großen Koalition nicht hinein. Die Gründe sind nach der Fragestellung eher in der Verfassung und der Übernahme des kaiserzeitlichen Beamtenapparats zu suchen (aber auch Dolchstoßlegende, vielleicht noch Ruhrkampf und Inflation). Trotzdem sollte man natürlich, für etwaige Nachfragen die späteren Rückschlägge für die WR auf dem Schirm haben.
 
Also, wie oben indirekt erwähnt, ist es auf jeden Fall wichtig, dass die Justiz "auf dem rechten Auge blind" war. Es wurden ja die ganzen Beamten übernommen, die der Republik ablehnend gegenüber standen.
Dann würd ich auch erwähnen, dass die Republik extrem belastet war, weil DEMOKRATEN den Versailler Vertrag unterzeichneten! Das hätte man den Kaiser machen lassen müssen, so war das von Anfang an (bzw. Juni 1919) eine fast untragbare Belastung für die Demokratie.:motz:
 
Die Frage lautet, ob die WR schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Da passen die Weltwirtschaftskrise, der Tod Stresemanns und der Bruch der Großen Koalition nicht hinein.
Die späteren Gründe sollten nicht nur wegen Nachfragen bekannt sein, sondern auch weil sich die These widerlegen ließe, wenn man beweist, dass erst die späteren Entwicklungen zum Scheitern führten und z.B. vor der WWK kein Verfall erkennbar war.
 
Die Frage lautet, ob die WR schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Da passen die Weltwirtschaftskrise, der Tod Stresemanns und der Bruch der Großen Koalition nicht hinein.
Tschuldigung, aber da stimmt die Logik nicht!

Diese Punkte passen nur dann nicht hinein, wenn Du die Frage schon mit Ja beantwortest.

Wenn man aber umgekehrt die WWK und ähnliche Faktoren für die wesentlichen Ursachen des Scheiterns hält, dann muß man sie bringen und dann feststellen, daß sie zu Anfang der Republik nicht relevant waren, d.h. sie eben nicht zum Scheitern "verurteilt" war.

Meine persönliche Meinung ist, daß die Weimarer Republik ihre Gründungsprobleme eigentlich ganz gut überwunden hatte und Ende der 20er Jahre eine Stabilisierung erreicht hatte, die Basis für eine erfolgreiche Weiterentwicklung hätte sein können.
Ein Scheitern war also keineswegs zwingend.

Erst mit der Wirtschaftskrise kam dann die Wende zum Schlechten, und erst dann sind diverse alte Probleme wieder aufgebrochen.
 
Meine persönliche Meinung ist, daß die Weimarer Republik ihre Gründungsprobleme eigentlich ganz gut überwunden hatte und Ende der 20er Jahre eine Stabilisierung erreicht hatte, die Basis für eine erfolgreiche Weiterentwicklung hätte sein können.
Ein Scheitern war also keineswegs zwingend.

Erst mit der Wirtschaftskrise kam dann die Wende zum Schlechten, und erst dann sind diverse alte Probleme wieder aufgebrochen.

Also da muss ich widersprechen. Zweifellos gab es eine Phase der leichten Erholung, aber schon ab 1920 hatten die gemäßigten,prorepublikanischen Parteien nie wieder eine Mehrheit im Reichstag. Es gab dann nur noch Koalitionen, in denen starke ideologische Differenzen herrschten. Die längste Amtszeit betrug 21 Monate, die kürzeste 48 Tage. Stabil ist das nicht gerade...
Des Weiteren gab es bis 1929 eine stabile Sockelarbeitslosigkeit von 1,4 Millionen. Das sind 6,5 %. Die Weltwirtschaftskrise hat den Untergang nur (rapide) beschleunigt. Aber es gab einfach zu wenig Menschen, die bereit waren für die Republik zu kämpfen und zwar nicht mit Gewalt, sondern mit den Mitteln von Rede und Gegenrede und Interessenausgleich.
 
Stabil ist das nicht gerade...
Das ist letztlich schwer zu messen - eine typische Frage von "Glas halb voll oder halb leer".
Ich gebe Dir völlig recht, daß es nie eine Stabilität gab wie z. B. in der Adenauer-Zeit.
Aber es war eben auch nicht mehr das Chaos der Gründungszeit oder später der Weltwirtschaftskrise.

Die Frage der Regierungsmehrheiten ist auch schwer zu messen.

Das Italien der Nachkriegszeit könnte man als extrem instabil bezeichnen, weil dauernd Regierungsneubildungen erfolgten, wo in Deutschland das brave Durchregieren einer Mannschaft durch die ganze Legislaturperiode üblich war.
Man kann es aber auch so sehen, daß Italien über Jahrzehnte letztlich immer von der gleichen Parteienkombination und denselben Personen regiert wurde, und damit viel stabiler war als Deutschland mit seinen heftigen Regierungswechseln.

Ende der 20er Jahre hatten sich die Deutschen mit der Republik arrangiert. Du hast völlig recht, daß es zuwenig aktive Anhänger gab - aber die Gegnerschaft war eben auch ziemlich zurückgegangen.
Es gab zwar keine stabilen Mehrheiten im Reichstag, aber letztlich gab es eine demokratische Regierung, die sich ihre Mehrheiten im Parlament verschaffen konnte (vor allem weil die starke DNVP eine konstruktive Rolle spielte, obwohl sie offiziell noch republik-kritisch war).

Ohne Wirtschaftskrise hätte sich das m. E. vernünftig weiterentwickeln können, ein Scheitern war nicht zwangsläufig.
 
Ich gebe Dir völlig recht, daß es nie eine Stabilität gab wie z. B. in der Adenauer-Zeit.
Aber es war eben auch nicht mehr das Chaos der Gründungszeit oder später der Weltwirtschaftskrise.

Das Kriegsende nach 1918 würde ich nicht mit dem Kriegsende nach 1945 vergleichen.
Aus folgenden Gründen:

Nach 1918 wurden Deutschland Friedensbedingungen auferlegt, die den Alliierten garantieren sollte, daß Deutschland weder wirtschaftlich noch militärisch ein Bedrohung darstellen könnte. Die Verwaltung und die politischen Verhältnisse in Deutschland wurden nach 1918 (Abgesehen vom besetzten Rheinland) nicht von den Siegermächten kontrolliert und überwacht. Man überließ das zusammengebrochene Kaiserreich so seinem Schicksal und die politische Umgestaltung in Deutschland Parteigewalten, die mit der Führung einer Nation keinerlei Erfahrungen hatten.
Dies führte in der Weimarer Republik dazu, daß wichtige Positionen um den Staat zu steuern, Beamte übernahmen, die schon zu Kaiserzeiten die Zügel führten. Auch war das Militär nicht wirklich gewillt, die Republik zu unterstützen, im Gegenteil.

Nach 1945 wurden Deutschland Friedensbedingungen auferlegt, die den Alliierten wiederum garantieren sollten, daß Deutschland weder wirtschaftlich noch militärisch eine Bedrohung darstellen könnte. Doch diesmal mit allen Konsequenzen, sprich Deutschland sollte nicht nur von Außen geschwächt und kontrolliert werden, sondern jetzt würde man es komplett besetzen und auch die gesellschaftliche Struktur ändern. Die Bevölkerung bekam eine Schiene, wie sie sich gesellschaftlich und politisch entwickeln konnte (je nach der Gesellschaftsform der Besatzermacht) vorgegeben, zusätzlich wurden nun als vorgeschobener Posten im der gesellschaftlichen Blockbildung die Staaten wirtschaftlich unterstützt.

Dies hatte 1918 gefehlt, damit gab es auch bei der Bevölkerung das Dogma des Friedensvertrages von Versailles und der Gedanke an Rache an dieser Schmach brannte sich in die Köpfe der Bevölkerung, gepaart mit wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Missständen in der Weimarer Republik.
Die Wirtschaftskrise kam erst 10 Jahre nach 1918 und gab der gebeutelten deutschen Bevölkerung den Rest. Ich glaube eine Wirtschaftskrise in den 1950iger Jahren, hätte sich bestimmt ebenfalls kontraproduktiv ausgewirkt, doch blieb dies aus.

Sicherlich hat die deutsche Bevölkerung die Niederlage des Krieges jeweils gleich empfunden, doch 1918 sich selbst überlassen, wurde 1945 die Bevölkerung geleitet, neu anzufangen.
 
Das Kriegsende nach 1918 würde ich nicht mit dem Kriegsende nach 1945 vergleichen.
Da hast Du völlig recht - um diesen Aspekt ging es mir auch nicht.

Ich habe die Adenauerzeit schlicht als Beispiel für eine SEHR politisch stabile Phase genommen, es hätte auch ein Beispiel aus einer anderen Epoche oder einem anderen Land sein können.
 
Kommt etwas verspätet.
Aber ich hab für die Schule letztes Jahr eine Map mit Gründen für den Untergang der Weimarer Republik erstellt, und diese jetzt auf den PC übertragen.

Hier noch als Link in Originalgröße:
http://www.imagebanana.com/img/jvf071x3/WeimarEnde.jpg
 

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