Was dachten die Deutschen über polnische Menschen im 3ten Reich?

bacunia

Neues Mitglied
Hallo,

ich bin Pole und habe Interesse an Geschichte.
Mich würde es sehr interessieren was die Deutschen über die Polen im Kaiserreich bis zum 2. Weltkrieg gedacht haben?

Im Internet habe ich bis jetzt nichts darüber gefunden.
Vielen Dank im Voraus.
 
Mich würde es sehr interessieren was die Deutschen über die Polen im Kaiserreich bis zum 2. Weltkrieg gedacht haben?
Ich würde diese Fragestellung aufteilen in:
1. Kaiserreich bis 1918
2. 1918-39

Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs gab es keinen polnischen Staat, Polen war gewaltsam aufgeteilt zwischen dem Kaiserreich, Österreich un Russland. In den polnischen Gebieten des Kaiserreichs betrieb man verstärkt nach den 1863er Aufständen Germanisierung, im russischen Teil Russifizierung; etwas liberaler scheint man in Österrich gewesen zu sein.

Jedenfalls ist Ende des 19. Jhs. nichts mehr von der Polenbegeisterung der 30er Jahre des 19. Jhs. übrig geblieben.
 
Im Kaiserreich versuchte man die Polen im Herrschaftsgebiet zu germanisieren, die Nazis bewunderten Piłsudski (u.a. wegen des Wunders an der Weichsel), was sie nicht daran hinderte, die Polen später als langfristig auszulöschendes Sklavenvolk zu sehen, dem man sehr aktiv versuchte, die Kultur zu nehmen, entweder durch Raub oder durch Vernichtung. Ein sehr komplexes Thema also, zu dem es nicht einmal für die Nazizeit eine eindeutige Antwort gibt.
 
Hallo,

ich bin Pole und habe Interesse an Geschichte.
Mich würde es sehr interessieren was die Deutschen über die Polen im Kaiserreich bis zum 2. Weltkrieg gedacht haben?

Im Internet habe ich bis jetzt nichts darüber gefunden.
Vielen Dank im Voraus.

Wie schon gesagt, ist Polen erst nach dem 1. Weltkrieg als Staat neu erstanden, und Deutschland musste im Versailler Vertrag den sogenannten Weichsel-Korridor (Westpreußen/Posen) und Ostoberschlesien an Polen abtreten und in der Freien Stadt Danzig Polen die freie Benutzung aller Wasserstraßen und das Zollrecht abtreten. Wie schon gesagt, hatte man im Deutschen Kaiserreich eine strikte Germanisierungspolitik durchgezogen. Dass Polen durch die Siegermächte sich auf Kosten des Deutschen Reiches ausgedehnt hatte, wurde von vielen Nationalkonservativen als ungeheurer Affront und Schmach empfunden. Hitler hatte für Pilsudski eine gewisse Bewunderung, und ursprünglich sollte Polen ein Bundesgenosse gegen die Sowjetunion werden, ähnlich wie später die Slowakei, Ungarn und Rumänien. Realpolitiker der Weimarer Republik wie Gustav Stresemann konnten die Annexion Elsass-Lothringens anerkennen, die neue Grenzziehung zu Polen anzuerkennen wäre allerdings einem politischen Selbstmord gleichgekommen. Als die Wehrmacht am 1. September 1939 Polen überfiel, wurde das von der Mehrheit der Deutschen begrüßt.

In Polen wurden aber schon 1939 "ethnische Säuberungen" durchgeführt und systematisch die Intelligenz, Adel, Lehrer, Studenten, Priester ermordet. Es wurden nicht nur Juden, sondern auch Polen zu Menschen zweiter Klasse erklärt, ermordet und verschleppt. Einsatzgruppen ermordeten in jedem Dorf den Pfarrer, den Lehrer, den Apotheker und den Arzt. Polen sollte ein Sklavenvolk werden. Das Verhalten der SS, aber auch mancher Soldaten missfiel allerdings einigen deutschen Militärs und Beamten. General Blaskowitz ließ SS-Leute verhaften und ein Mahnmal errichten. Die Gewaltexzesse wurden aber von Hitler legitimiert.

Die Besatzung des Generalgouvernements Polens unter Hans Frank. gehört zu einem der düstersten und unrühmlichsten Kapiteln deutsch-polnischer Geschichte, und man muss leider sagen, dass allzuviele Deutsche da mitmachten. Polen und Juden wurden systematisch ausgeplündert. Polen durften kein Radio besitzen, viele wurden zwangsrekrutiert als Arbeitskräfte in der Industrie und Landwirtschaft und in Gefangenenlagern sehr viel schlechter behandelt als Niederländer oder Franzosen. Sexuelle Kontakte zwischen Deutschen und Polen wurden als Rasseschande bestraft und kriminalisiert.

Dennoch gab es auch Deutsche, die dabei nicht mitmachten. In der Gegend, in der ich aufgewachsen bin, eine Region die landwirtschaftlich geprägt war und heute noch ist, genossen manche Polen größere Freiheit und erhielten auch reichlich Lebensmittel. Mein Urgroßvater hatte während des Krieges einen Franzosen und einen Polen als Arbeitskräfte auf seinem Hof. Die meisten polnischen Zwangsarbeiter hatten Erfahrung in der Landwirtschaft, und manche hatten ein relativ hohes Maß an Freiheit und durften einen Großteil der Zeit außerhalb des Gefangenenlagers verbringen und bekamen Lebensmittel, etwas Geld und Zigaretten. Mein Vater (Jahrgang 1942) erzählte, dass meine Urgroßeltern keine Bedenken hatten, die Kinder von polnischen Hilfskräften betreuen zu lassen und den Fremdarbeitern ein relativ hohes Maß an Freiheit zuzubilligen, was mit Sicherheit den Vorschriften widersprach. Ich muss dazusagen, dass einige Mitglieder meiner Familie durchaus dem NS zugeneigt waren und meine Heimatregion eine Nazihochburg war. In einem Dorf wurde eine junge Frau, die ein Verhältnis mit einem Polen einging, wegen Rassenschande in ein KZ geschickt und der Pole aufgehängt.

Allerdings respektierten die hessischen Bauern meiner Heimatregion tüchtige Landwirte, und es widersprach und widerspricht dem Ehrenkodex, Arbeitskräfte nicht angemessen zu verpflegen. Aus dem ehemaligen Gefangenenlager wurde nach dem Krieg ein Dorf, in dem sich Flüchtlinge aus Ostpreußen, Pommern und vor allem Schlesien niederließen.
 
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Was "die Deutschen" während des 3. Reich über "die Polen" gedacht haben, wird sich wohl nie eindeutig klären lassen. Es wird wohl ein breites Spektrum der Sympathie bzw. Antipathie gewesen sein, wobei unklar ist, wie die Verteilungskurve der Meinungen aussah.

Zumindest Hitler hatte ein streckenweise "pragmatisches Bild" in Bezug auf Polen. Bei R-D Müller (Der Feind steht im Osten) wird deutlich, dass es durchaus alternative Szenarien für einen Angriff auf die Sowjetunion gab, da Hitler Polen als "Juniorpartner" durchaus eine Rolle zuweisen wollte.

Da Polen jedoch auf der "Äquidistanz" zu den beiden großen Nachbarn bedacht war, wollte es weder mit dem 3. Reich kooperieren noch mit den Sowjets.

Nachdem Polen sich der Rolle als "Juniorpartner" verweigert hatte, wurde es zum "Angriffsziel".

Ob eine Kooperation der Polen mit dem 3. Reich die nationale Unabhängigkeit garantiert hätte, sei dahingestellt.

Zumindest ist davon das Bild der Deutschen betroffen, die Polen entweder als "Verbündeten" hätten wahrnehmen können, im Gegensatz zu der späteren Wahrnehmung von Polen als geschlagener Gegner.
 
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@bacunia - ich kann mir zwar die Intension Deiner Frage erklären, jedoch.: - summarisch lässt sich diese Frage nicht beantworten - ebenso - wie die Fragestellung als solche eigentlich summarisch nicht möglich ist. Es gab (und es gibt) immer Menschen, die in Extremen denken - je nach Intelligenz und Bildung - in jederlei Richtung. Die Politik (Propaganda) hat immer versucht (und tut es auch heute noch) das Denken der Menschen zu beeinflussen - und leider oftmals mit der Folge - dass die Mehrzahl des leicht beeinflussbaren Volkes sich suggerieren - führen und leider auch verführen lässt. W e n also - oder w e l c h e Deutsche willst Du mit Deiner Frage "erreichen"?
Es würde m.E. den Rahmen "hier" sprengen, wenn man Dir eine umfassende und auch in alle "Richtungen" hineinreichende Antwort geben wollte. - Wie schwierig allein schon Deine Fragestellung ist, mögest Du daran erkennen, wenn ich z.B. eine ähnliche Frage stelle - etwas aktuallisierter "was denken die Deutschen über die Flüchtlinge ?" - ich hoffe Du verstehst meine Antwort-Frage. - berti1 -
 
Wie schwierig allein schon Deine Fragestellung ist, mögest Du daran erkennen, wenn ich z.B. eine ähnliche Frage stelle - etwas aktuallisierter "was denken die Deutschen über die Flüchtlinge ?" - ich hoffe Du verstehst meine Antwort-Frage.

Die Darstellung ist inhaltlich kaum korrekt. Aus folgenden Gründen:

1. Es gab keine Umfragestudien im 3. Reich, die ein "Meinungsklima" zu einem Thema hätten erstellen können.

Es gab "lediglich" die entsprechenden Berichte des "SD" zur Stimmung in der Bevölkerung.

https://de.wikipedia.org/wiki/Meldungen_aus_dem_Reich

2. Für die Bundesrepublik - auch in der DDR - und später für Gesamt-Deutschland gab und gibt es natürlich repräsentative Befragungen, die eine approximative Verteilung der Meinungen an die realen Verteilungen der Meinungen der jeweiligen Grundgesamtheit (durch die Art der Stichprobenziehung definiert) bieten kann.

Insofern ergeben sich gravierende Unterschiede zwischen dem 3. Reich und der Periode nach 45 und Deine "Analogie" greift kaum.

Und ob " das Volk" - man beachte Deine Pauschalisierung! - leicht durch Propaganda zu verführen wäre, wartet der - bzw. Deiner - Beweisführung, jenseits von y Gasset oder le Bon. Um mal 2 Klassiker zu dem Thema anzuführen.
 
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Hallo,
Danke für Eure Antworten.
Ich stelle mal eine Liste auf was mich genau interessiert.

Was dachte die deutsche Arme und dessen Führer (2. Weltkrieg)z.B. über die
Die Schlacht bei Wizna (Wlodyslaw Reginis)

Und über folgende Personen:
Jozef Pelsucki
Gen.Wladyslaw Sikorski

Gen.Wladyslaw Anders
Stefan Paweł Rowecki, Tarnname Grot Anführer der Polnischen Heimatarmee
Rittmeistetr Witold Pilecki Kavolerieoffier der Plonische Armee
Getto w-wa Janucz Korczak
Edward Rydz Smigly
Ignacy Moscicki
5 Vilnius Brigade Army (auch "Death Brigade"). Dowódcą brygady był mjr Zygmunt Szendzielarz "Łupaszka". Der Brigadekommandeur war Major Zygmunt Szendzielarz "Lupaszko".
Polnische Heimatarmee(poln.Anmia Krajowa AK)
Nation Streitktäfte NSZ(poln .Narodowe Sily Zbrojne NSZ)
Dunklen Fallschirmagenten(poln .Cichociemni)
Untergrundarmee(armia podziemna)
Verstoßene Soldaten (poln. Żołnierze wyklęci)
 
Wizna

Von deutsche Seite aus gab es keine Schlacht bei Wizna. In der Nähe der Narew war nur ein Ort wichtig, die Narew selbst. Der Wehrmachtsbericht vom 11. September gab bekannt: "Nach hartem Kampf um die polnischen Befestigungen am Narew gelang es, bei Nowogrod und Wizna Brückenköpfe am Südufer zu bilden." Operatives Ziel war die Bildung von Brückenköpfen am südlichen Ufer der Narew in der Gegend von Lomza. In zeitgenössischen Karten zum Polenfeldzug findet man auch nur Lomza eingezeichnet. So in Bathe, Rolf: Der Feldzug der 18 Tage & OKW: Der Sieg in Polen; beide von 1939. In Der Sieg in Polen wird darüber berichtet im Kapitel Der Übergang über den Narew bei Nowogrod, Seiten 70f. Im Wehrmachtsbericht wird zum 6. September von Durchbruch einer Bunkerlinie bei Sieradz berichtet.
 
Was dachte die deutsche Arme und dessen Führer (2. Weltkrieg)z.B. über die Schlacht bei Wizna (Wlodyslaw Reginis)

Wehrmachtsberichte und andere Propagandadarstellungen sind hier nicht einschlägig.

Wenn Du dazu mehr in Erfahrung bringen möchtest, insbesondere die Sichtweise der Wehrmacht, sind zunächst die Kriegstagebücher des XIX. Armeekorps, insbesondere zum Narew-Übergang, relevant.

Diese sind erhalten und zB über das NARA-Archiv zu beschaffen, NARA T 314 (enthält Akten der deutschen Armeekorps), hier T 314 Roll 611 bis 614.

Weiter sind die Armeeakten ("AOK 3", 3. Armee) relevant, unter NARA T 312 geführt. Roll 31 enthält die ein- und ausgehenden Befehle und Meldungen, Roll 32 und 33 insbesondere Kartenmaterial und Kriegstagebuch, medizinische Dienste etc.

Das Material enthält die militärische Sichtweise zu Wizna und den Kontext. Es handelt sich um interne Berichterstattungen, die in den Führungs- und Verwaltungsabläufen lediglich durch den damaligen Kenntnisstand begrenzt sind (also natürlich auch kriegsbedingt Fehlinformationen enthalten können, jedoch sind für diesen Zeitraum für die militärischen Abläufe keine bewussten Fehldarstellungen oder Fälschungen bekannt). Das ist also ein relativ ungeschminktes Bild, auf das auch Militärhistoriker zurückgreifen.
 
Ich finde den Begriff Pole bzw. polnische Menschen ziemlich problematisch, weil ja während des 2. Weltkrieges praktisch neu entschieden wurde, wer Pole ist und wer nicht.
Die Bevölkerungsgruppen, die vor dem Krieg die polnische Staatsbürgerschaft hatten, wurden völlig unterschiedlich behandelt. Für einen Teil der Polen wurde schlicht das Deutschtum angeordnet, hierzu auch Wikipedia "Deutsche Volksliste". Die polnischen Volksdeutsche wurde aber - entgegen der großdeutschen NS-Politik - von den eingesessenen Reichsdeutschen nicht unbedingt anerkannt, daher rühren auch unfeine Bezeichnungen wie "Beutedeutsche" oder "Wasserpolen".
 
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