Das passive Wahlrecht der Frauen 1933

Repo

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Die Nazis entzogen den Frauen 1933 ja das passive Wahlrecht.
Sie durften weiterhin wählen, aber nicht mehr kandidieren.
Ist ja soweit bekannt.

Nun hat das zu Zeiten des Gröfaz ja eigentlich auch überhaupt keine Rolle gespielt. War ja niemand mehr zu wählen. Höchstens noch durch Akklamation "Butter oder Kanonen" und der "Totale Krieg".

Trotzdem wundert es mich doch, dass mir da eigentlich nie eine Reaktion zu Augen gekommen ist. Müsste doch eigentlich einen Entrüstungssturm ausgelöst haben.

Habe ich da etwas übersehen?
haben die weiteren Ereignisse dies überdeckt?
oder war die Reaktion "verhalten"?
 
Die Nazis entzogen den Frauen 1933 ja das passive Wahlrecht.
Sie durften weiterhin wählen, aber nicht mehr kandidieren.
Ist ja soweit bekannt.

Nun hat das zu Zeiten des Gröfaz ja eigentlich auch überhaupt keine Rolle gespielt. War ja niemand mehr zu wählen. Höchstens noch durch Akklamation "Butter oder Kanonen" und der "Totale Krieg".

Trotzdem wundert es mich doch, dass mir da eigentlich nie eine Reaktion zu Augen gekommen ist. Müsste doch eigentlich einen Entrüstungssturm ausgelöst haben.

Habe ich da etwas übersehen?
haben die weiteren Ereignisse dies überdeckt?
oder war die Reaktion "verhalten"?

Das es ein Entrüstungssturm gegeben hat, davon ist mir nichts bekannt. Ich habe jetzt auch keine Publikation im Kopf die sich damit beschäftigt. Auch in der Literatur über Frauen im Widerstand ist mir nicht begegnet.

Ich suche mal in meiner Bibliothek ob ich was finde.
 
Trotzdem wundert es mich doch, dass mir da eigentlich nie eine Reaktion zu Augen gekommen ist. Müsste doch eigentlich einen Entrüstungssturm ausgelöst haben.

Habe ich da etwas übersehen?
haben die weiteren Ereignisse dies überdeckt?
oder war die Reaktion "verhalten"?

Meinst du jetzt direkte Reaktionen von damaligen Zeitgenossen oder historische Einschätzungen, die auch später entstanden sein können?

Denn generell reiht sich das doch nur in eine Reihe ein mit der generellen Abschaffung der Demokratie, dem Parteienverbot, etc.
Hinter vorgehaltener Hand gefiel das sicher einigen nicht, aber wer sich dagegenstellte wurde mundtot gemacht.

Demokratie, Parteien, Frauenwahlrecht..das alles wurde sich ja lange erkämpft - nun abgeschafft, da es nicht ins Weltbild der Nazis passte.
Aber beim Frauenwahlrecht verhielt es sich doch genauso wie bei den anderen Sachen: Wer sich dagegenstellte, wurde bestraft.
Das schließt eine öffentliche Entrüstungswelle eigentlich gänzlich aus.
 
Das es ein Entrüstungssturm gegeben hat, davon ist mir nichts bekannt. Ich habe jetzt auch keine Publikation im Kopf die sich damit beschäftigt. Auch in der Literatur über Frauen im Widerstand ist mir nicht begegnet.

Ich suche mal in meiner Bibliothek ob ich was finde.

So geht es mir auch, nie was dazu untergekommen, außer der Tatsache.
Was mir auch erst die letzten Tage aufgestoßen ist.

Meine "Bibliothek" scheint nichts zu enthalten.


Aber beim Frauenwahlrecht verhielt es sich doch genauso wie bei den anderen Sachen: Wer sich dagegenstellte, wurde bestraft.
Das schließt eine öffentliche Entrüstungswelle eigentlich gänzlich aus
@iamnex
Schikaniert ja, bestraft nein.
Vielleicht habe ich da mit "Entrüstungssturm" das falsche Wort gebraucht.
Eine "Welle" einen "Sturm" hätten die Nazis unterbunden, klar.
Es scheint mir aber groß gar keine Reaktion gegeben zu haben. Was mich wundert.
 
@iamnex
Schikaniert ja, bestraft nein.
Vielleicht habe ich da mit "Entrüstungswelle" das falsche Wort gebraucht.
Eine "Welle" hätten die Nazis unterbunden, klar.
Es scheint mir aber groß gar keine Reaktion gegeben zu haben. Was mich wundert.

Jetzt ist mir eine Frau in den Sinn gekommen und zwar Liselotte Herrmann. Sie war Mitglied der KPD und wurde 1933 von der Universität verwiesen, weil sie einen "Aufruf zur Verteidigung demokratischer Rechte und Freiheiten an der Berliner Universität“ unterschrieben hat. Ca. 100 Studenten wurden deswegen verwiesen.

Liselotte Herrmann wurde 1938 hingerichtet.

Hier einen Beitrag über sie:

Liselotte Herrmann

http://www.hu-berlin.de/pr/publikationen/humboldt/200907/geschichte/herrmann
 
Zuletzt bearbeitet:
Jetzt ist mir eine Frau in den Sinn gekommen und zwar Liselotte Herrmann. Sie war Mitglied der KPD und wurde 1933 von der Universität verwiesen, weil sie einen "Aufruf zur Verteidigung demokratischer Rechte und Freiheiten an der Berliner Universität“ unterschrieben hat. Ca. 100 Studenten wurden deswegen verwiesen.

Liselotte Herrmann wurde 1938 hingerichtet.

Hier einen Beitrag über sie:

Liselotte Herrmann

Im Widerstand gegen die Kriegsvorbereitungen der Nazis —

OT:
Es ist eine Schande, aber ausgerechnet das "Sondergericht Stuttgart" hat sich herausragend ekelhaft gebärdet.
und das war der Ober-Blutsäufer
der anschließend sein erbärmliches Leben mit allen möglichen Juristenspielchen verbracht hat. Er wollte die "Rehabilitation"...... die "Widerherstellung seiner Ehre"

dass ausgerechnet solche Schweine dann vom Rechtsstaat profitieren.
 
Hier noch mal der Link

Die Reaktion auf den Entzug des passiven Frauenwahlrechts scheint aber doch sehr verhalten gewesen zu sein.

Aber über was soll man sich wundern, bis 1939 sind ca. 1 Million Deutsche durchs KZ gezogen,
(in einer Publikation des Jahres 1937 ist die Rede davon, dass manche ein "vorlautes Mundwerk gehabt hätten" und "unvorsichtig" gewesen wären)
und wer es dann noch nicht "begriffen" hatte, für den ist das Schicksal von Frau Herrmann exemplarisch.
Ein Richter der für Nichtigkeiten zum Tode verurteilte fand sich vermutlich immer.

Auch scheint mir, dass das aktive Frauenwahlrecht zdZ schon einen erheblichen Stellenwert hatte, das passive dagegen nicht.
 
Die Nazis entzogen den Frauen 1933 ja das passive Wahlrecht.
Sie durften weiterhin wählen, aber nicht mehr kandidieren.
Ist ja soweit bekannt.
Unbekannt ist mir, auf Grund welcher gesetzlichen Grundlage das passive Wahlrecht den Frauen entzogen wurde.
Das Reichswahlgesetz (RWahlG) vom 27.4.1920 legte fest, dass das passive Wahlrecht für Männer und Frauen ab 25 Jahre mit aktivem Wahlrecht (§ 4) gilt.
Wurde dieses Gesetz geändert?
 
Unbekannt ist mir, auf Grund welcher gesetzlichen Grundlage das passive Wahlrecht den Frauen entzogen wurde.
Das Reichswahlgesetz (RWahlG) vom 27.4.1920 legte fest, dass das passive Wahlrecht für Männer und Frauen ab 25 Jahre mit aktivem Wahlrecht (§ 4) gilt.
Wurde dieses Gesetz geändert?


Hast du recht.
Muss man schon da ansetzen.
 
Nach oberfllächlicher Durchsicht:
Es gab im "März-Reichstag" 1933 einige Frauen, SPD, KPD auch Zentrum.
Im Dezember dann nicht mehr.

Die Verordnungen und Gesetze im "documentarchiv" habe ich für den entsprechenden Zeitraum ebenfalls oberflächlich durchgeschaut. Nichts.

So stelle ich mal die These auf, dass da nichts groß entzogen wurde, in den Reichstag wurden einfach keine Frauen "delegiert".
Und in kommunalen Gremien wird das ähnlich wie mit den Abgeordneten der Liberalen gehandhabt worden sein.

Man entdeckt doch immer wieder eine interessante Facette.
 
Unbekannt ist mir, auf Grund welcher gesetzlichen Grundlage das passive Wahlrecht den Frauen entzogen wurde.
Es ist eigentlich ganz "einfach":

  • Die meisten Parteien lösten sich bis Juli 1933 auf.
  • Die Neubildung von Parteien wurde am 14.07.1933 verboten (RGBl. I S. 479).
  • Einzige Partei war seitdem die NSDAP, und die hat ein passives Wahlrecht von Frauen seit ihrer Gründung praktisch nie gehabt.
  • Ergo konnten bei den noch folgenden "Wahlen" (z.B. Reichstagwahlen am 12.11.1933, 29.03.1936 und 10.04.1938) keine Frauen gewählt werden.
 
Es ist eigentlich ganz "einfach":

  • Die meisten Parteien lösten sich bis Juli 1933 auf.
  • Die Neubildung von Parteien wurde am 14.07.1933 verboten (RGBl. I S. 479).
  • Einzige Partei war seitdem die NSDAP, und die hat ein passives Wahlrecht von Frauen seit ihrer Gründung praktisch nie gehabt.
  • Ergo konnten bei den noch folgenden "Wahlen" (z.B. Reichstagwahlen am 12.11.1933, 29.03.1936 und 10.04.1938) keine Frauen gewählt werden.

Nachdem der Fachmann auch nichts finden konnte, wird es so gewesen sein.

Es gab ja sicher in den kommunalen Vertretungen auch die eine oder andere Frau, und ich stelle mir das vor wie mit den Vertretern der Liberalen in diesen Gremien, wurden von den Nazis solange kuranzt und angepöpelt, bis sie nicht mehr kamen.
Und mit dem "Neuaufbau des Reiches" der "Gleichschaltung" war das ja dann eh vorbei. Gab es "Ratsherren" (sic!) und keine Stadträte/innen mehr.

OT:
Zentrum usw. bildeten Fraktionsgemeinschaften mit den Nazis, aber "mit Demokraten ist keine Zusammenarbeit möglich"
Regional bei mir gab es einen, (leider keine Frau, dann hätte ich es früher geschnallt)) der bis zum letzten Tag zu jeder Sitzung erschien, er hat ein Mandat des Wählers und das nimmt er wahr. Die ständigen Pöpeleien waren ihm schnurz. Der Mut des kleinen Mannes.
 
...von den Nazis solange kuranzt und angepöpelt, bis sie nicht mehr kamen...
Das wird durch Regional- bzw. Lokalstudien belegt [1]. Hilfe konnten die Betroffenen nur in einzelnen Fällen erwarten, am ehesten noch im Württembergischen.

Nachtrag zum Reichstag:
Die Reichstags-Abgeordneten der KPD verloren ihr Mandat durch Gesetz vom 31.03.1933, die der SPD durch Verordnung vom 07.07.1933; vor- und nachher gab es willkürliche Verhaftungen. Biographien und Bilder enthält das Reichstagshandbuch [1]. Übrig blieben bis zur Novemberwahl nur das Zentrum und kleinere Parteien. Zwar fanden nach dem 17.05.1933 keine Sitzungen mehr statt, aber es gab sogar noch "Nachrücker", wenn Abgeordnete ausschieden. Am Ende waren noch 8 Frauen im Reichstag: 5 vom Zentrum (Dr. Peerenbohm, Siebert, Teusch, Dr. Weber, Zillken), 2 von der DNVP ( Lehmann, von Tiling) und 1 von der BVP (Lang-Brumann).

[1] Beispiele in Herrschaft und Gesellschaft im Konflikt - Google Bücher und Nationalsozialistische ... - Google Bücher (S. 41 f.)

[1] Digitale Bibliothek - Münchener Digitalisierungszentrum
 
Hilfe konnten die Betroffenen nur in einzelnen Fällen erwarten, am ehesten noch im Württembergischen.

Das wird gern so dargestellt, hält aber der Nachprüfung nicht stand.
Die kleinen "Führer" haben sich aufge"führt" wie überall, SA-Schlägertrupps, Schutzhaft, bei einer überraschenden Kassenprüfung (sehr beliebt!) fehlen 20 RM, der Verantwortliche, natürlich ein politisch Mißliebiger, wird mit Schimpf und Schande davongejagt, usw.

Ist hier OT, aber jedenfalls ist die gerne und oft behauptete "harmlosere" Nazi-Variante in Württemberg Unsinn.
 
Ist hier OT, aber jedenfalls ist die gerne und oft behauptete "harmlosere" Nazi-Variante in Württemberg Unsinn.
OT
Ich bezog meine Information von Sauer: Württemberg in der Zeit des Nationalsozialismus, Ulm 1975. Wenn ich mich recht erinnere, wollte der Autor sagen, dass es anfängliche Widerstände gegen die "Gleichschaltung" der Rathäuser gegeben habe, die am Ergebnis freilich nichts änderten. Möglich, dass neuere Studien das anders sehen.
/OT
 
Auch OT: von Sauer stammt auch die Biographie des Reichsstatthalters Murr in Württemberg.
Wilhelm Murr ? Wikipedia


Nochmals OT:
Der "Parteifreund" und Erzfeind von Murr war Mergenthaler, dem haben sie in Balingen beim letzten Entnazifizierungsverfahren dort lediglich ein paar Jahre verpasst, die er nicht mal mehr absitzen musste. Kriegt heute ein Steuerhinterzieher mehr....
Da fragt man sich, warum sich Murr mit Frau umbrachte....


jschmidt
Ich bezog meine Information von Sauer: Württemberg in der Zeit des Nationalsozialismus, Ulm 1975.
"Der Sauer" ist ganz zweifellos ein sehr gutes Werk.
Diese seine Einschätzung lässt sich jedoch nicht halten.
Klar, meist Kleinstädte, man kennt sich, ist verwandt, verschwägert, zusammen zur Schule gegangen... hat man manches gerade gebogen.
Aber auch das gab es überall.

Nee, stimmt leider nicht, so gerne ich es durch die "Hirschhorn"--Brille sehen würde.

Edit: Den Unsinn bezog ich nicht auf Dich, jschmidt, sondern auf die durchaus seriösen Quellen, wo das immer noch so dargestellt wird. Aber da ist vermutlich der Wunsch der Vater des Gedankens.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht sollte ich noch anfügen, dass es keinen Zweifel gibt, dass recht viele Widerstandskämpfer einen "schwäbischen Hintergrund" haben. Stauffenberg, die Geschwister Scholl, Gerstenmaier fallen mir auf die Schnelle ein,
Menschen auf die der Schwabe stolz sein kann und darf.

Die "harmlosere" Nazivariante jedoch ist reines Wunschdenken.
 
Vielleicht sollte ich noch anfügen, dass es keinen Zweifel gibt, dass recht viele Widerstandskämpfer einen "schwäbischen Hintergrund" haben. Stauffenberg, die Geschwister Scholl, Gerstenmaier fallen mir auf die Schnelle ein,
Menschen auf die der Schwabe stolz sein kann und darf.

Die "harmlosere" Nazivariante jedoch ist reines Wunschdenken.

Georg Elser war doch auch ein Schwabe oder? Wenn ja, sollte man ihn nicht vergessen. Wenn nein, auch dann nicht.
 
Georg Elser war doch auch ein Schwabe oder? Wenn ja, sollte man ihn nicht vergessen. Wenn nein, auch dann nicht.


Doch natürlich war er Schwabe.
In jeder Beziehung, bis zum Eigenbrötler mit leicht autistischen Zügen, die man bei uns nicht selten findet.

OT: Sorry, aber ich habe "nebenher" mit meinem Computer gekämpft (und verloren) war also etwas abgelenkt.
 
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