Deutsch - Argentinische Beziehungen in der Vergangenheit

Fred

Neues Mitglied
Hallo

Ich bin auf der Recherche was die Beziehungen zwischen Deutschland und Argentinien in der Vergangenheit betrifft. Es gab meines Wissens nach im Dritten Reich Beziehungen der Deutschen zu Argentinien, jedoch habe ich kaum Quellen dazu gefunden. Kann mir einer erklären, inwiefern diese Beziehungen aussahen?

Vielen Dank
 
Dann noch einwenig Literatur:

Holger M. Meding/Georg Ismar (Hg.)
Argentinien und das Dritte Reich. Mediale und reale Präsenz, Ideologietransfer, Folgewirkungen

Inhaltsverzeichnis

Ebel, Arnold
Das Dritte Reich und Argentinien : Die diplomatischen Beziehungen unter besonderer Berucksichtigung d. Handelspolitik (1933-1939)
 
Hallo

Vielen herzlichen Dank für die Infos.

Bestand diese Argentinisch-Deutsche Militärkooperation bis zur Kriegserklärung seitens Argentiniens an die Achsenmächte? Es steht zwar dabei, dass die Kooperation bis 1944 war, aber inwiefern war diese noch von Bedeutung während des 2 Weltkrieges bis 1944?

In Argentinien leben viele Deutsche, warum sind eigentlich so viele Deutsche nach Argentinien ausgewandert?
 
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Also Stichwort Rattenlinie? Eichmann, Mengele, Priebke?
Acción Argentina? Und Chile? Colonia Dignidad? Strössner-Paraguay?
 
Genau generell Lateinamerika.

Die meisten sind aber hauptsächlich nach Argentinien ausgewandert, soviel ich weiß.

Nicht Hauptsächlich. Es gibt auch sehr viele Deutschstämmige im Süden Brasiliens, in Chile, in Paraguay (darunter sehr viele Menonniten) und Uruguay. Insgesamt zwischen 3 und 5 Millionen (schätzungsweise).

Ein kleines, aber sehr altes deutsches Siedlungsgebiet gibt es in Venezuela.

In Argentinien gab es einst ca. 500.000 bis 800.000 Deutschstämmige (je nach Zählweise*) viele sind in den letzten Jahrzehnten jedoch zurückgewandert.

Die Ein- bzw. Auswanderungswellen begannen schon im 19. Jahrhundert, kurz nach der Unabhängigkeit. Im Krieg Brasilien gegen Argentinien, aus dem die Unabhängigkeit Uruguays hervorging, gab es Deutsche Kontingente auf beiden Seiten. Bei den Brasilianern waren es Siedler die man mit Versprechungen ins Land gelockt hatte und dann in den Militärdienst presste. Viele sollen desertiert und zu den Argentiniern übergelaufen sein.

Neben der Hauptstadt Buenos Aires, gibt es Siedlungsgebiete im Norden (Die "Pampa Gringa" in Santa Fe und Entre Rios) bis hoch nach Misiones, in Cordoba (z.B. La Cumbrecita und General Belgrano) und im Süden um Bariloche herum. In Entre Rios gibt es viele Wolgadeutsche.

Man kann noch heute viele Mundarten hören, die hier praktisch ausgestorben sind z.B. "Behmisches Deitsch."

*Die sehr stark abweichenden Zahlen ergeben sich zu einem daraus, dass niemand nach Ursprung erfasst wird, zweitens, dass es schwierig ist festzulegen, zu welcher Volksgruppe eine Person mit zwei deutschen, einem spanischen und einem einheimischen Großelternteil zu zählen ist.
 
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@ Bdaian

Vielen vielen Dank für die Infos. Danke.

Sind echt super Informationen.

Aber was war der Grund für die Auswanderungswelle nach Südamerika? Schlechte Zustände in Deutschland damals?

Kann man in Argentinien heute mit der Deutschen Sprache durchkommen?

In Buenos Aires habe ich gehört, kommt man in der Regel mit der Deutschen Sprache durch.


Also Stichwort Rattenlinie? Eichmann, Mengele, Priebke?
Acción Argentina? Und Chile? Colonia Dignidad? Strössner-Paraguay?

Interessiere mich generell warum so viele nach Südamerika ausgewandert sind. Die oben genanten Personen sind wahrscheinlich nach Argentinien geflüchtet, weil eben dort viele Deutsche leben bzw. weil Argentinien mit Deutschland kooperiert hat und es immer Sympathien gab.
 
@ Bdaian

Vielen vielen Dank für die Infos. Danke.

Sind echt super Informationen.

Aber was war der Grund für die Auswanderungswelle nach Südamerika? Schlechte Zustände in Deutschland damals?

Da wir über eine Zeitspanne von mehr als 100 Jahren sprechen, gab es in dieser Zeit vielfache Gründe: Politische (nach 1848, nach 1933 und nach 1945) wirtschaftliche (Argentinien war lange Zeit ein reiches und dynamisches Land mit guten Aufstiegschancen) familiäre (Nachzügler von schon Vorab ausgewanderten) und schlichtweg Abenteuerlust.

Die Wolgadeutschen suchten etwas, was ihrer russischen Heimat ähnelte, die Menonniten suchten religiöse Freiheit und Befreiung vom Militärdienst.



Kann man in Argentinien heute mit der Deutschen Sprache durchkommen?

In Buenos Aires habe ich gehört, kommt man in der Regel mit der Deutschen Sprache durch.

Das ist sehr übertrieben. Unter ca. 12 Millionen Einwohnern in Buenos Aires, machen auch einige zehntausende oder gar hundertausend Deutschsprachige eine verschwindend geringe Menge aus, auf die man erst einmal treffen muss. Es gibt in Buenos Aires kein geschlossenes Viertel in dem die Deutschen leben. Die Mehrheit der Argentinier kann nur Spanisch, wenige Englisch.

In den Siedlungsgebieten im Norden oder in Bariloche kann man schon recht häufig Deutsch sprechen, als Verkehrssprache kommt man damit aber trotzdem nicht weit. Die Ansässigen Deutschen dort sind zudem recht verschlossen.

Es gibt aber überhaupt viele deutsche Firmen, Schulen, Vereine und man kann sehr wohl ohne Spanischkenntnisse einreisen und es erst dort lernen. Es gibt zahlreiche Sprachschulen die sich auf Sprachtouristen spezialisiert haben.


Interessiere mich generell warum so viele nach Südamerika ausgewandert sind. Die oben genanten Personen sind wahrscheinlich nach Argentinien geflüchtet, weil eben dort viele Deutsche leben bzw. weil Argentinien mit Deutschland kooperiert hat und es immer Sympathien gab.

Geflüchtet sind einige, sowohl nach 1933 wie nach 1945. Die bereits schon vorher recht große Deutsche Bevölkerung, ermöglichte es dort leicht unterzutauchen. Man hat aber auch heute noch Vertreter aller aus Mitteleuropa emmigrierten deutschsprachigen Gruppen und deren Nachkommen.

Die Beziehungen zwischen Argentinien und Deutschland waren aber nicht immer gut. Nach der Kriegserklärung 1945 wurden sämtlicher Deutscher Besitz eingezogen, auch der von Privatfirmen und Vereinen, sogar von einigen Privatpersonen (Industrielle wie die Bembergs und Großgrundbesitzer).

Privateigentum wurde später größtenteils zurück erstattet (Jahre später) die Argentinische Luftwaffe und die Marine benutzen jedoch noch heute als Casino die Gebäude des ehemals deutschen Rudervereins und des früheren Deutschen Clubs (der neue hat zwei Etagen im Penthouse eines prachtvollen Hochhauses auf der Avenida Corrientes).

In der Argentinischen öffentlichen Meinung gab es während des Krieges Strömungen sowohl für Deutschland wie für die Allierten. Letztere nahmen zum Ende hin Überhand (dank zum Teil des dämlichen Verhaltens der deutschen Regierung und vieler Ansässiger, die mit ihrer Arroganz die vorhandenen Sympathien verspielten).

Beim Argentinischen Militär gab es aber gute Kontakte aus den langen Jahren der Kooperation (Peron selbst war kurzzeitig in Deutschland) und es bestand große Interesse militärischen Know-How und technologie günstig zu ergattern. So kamen neben Kriegsverbrechern die dafür zahlten, oder die von der Kirche protegiert wurden (z.B. der Kroate Ante Palevic) viele "Experten" wie Ernst Udet oder Ullrich Rudel als Ausbilder zur Argentinischen Luftwaffe. Kurt Tank entwarf Düsenflugzeuge in Cordoba und es gab sogar einen Hochstapler der Peron ein komplettes "Atomprogramm" unterjubelte, dass nie zu brauchbaren Ergebnissen führte aber Millionen verschlang (Stichwort "Isla Huemul").

Von den flüchtigen Nazis sind jedoch nur einige in Argentinien geblieben und nach der Entführung Eichmanns untergetaucht oder weitergezogen. Mengele soll über Paraguay schließlich nach Brasilien gegangen sein. Klaus Barbie ist nach Bolivien. Skorzeny lebte bis zu seinem Tod in Spanien. Nicht wenige sind nach wenigen Jahren wieder zurück nach Deutschland und lebten hier lange weitgehend unbehelligt.
 
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Hallo

@ Bdaian Vielen herzlichen Dank für die vielen Informationen. Finde ich sehr interessant. Ich mach im Sommer 2 Monate Urlaub in Argentinien mit einem Kollegen. Bin gespannt wie viel man noch so spürt oder merkt vom Deutschen Leben in Argentinien.

Ich finde eigentlich alle Gebiete sehr interessant, die mal deutschsprachige Gebiete waren. Aber auch die Orte die zwar nie Deutsche Gebiete waren, aber dennoch Deutsche Siedlungsgebiete waren, finde ich sehr interessant. Die meisten Deutschen Siedlungsgebiete waren meines Wissens nach Amerika, hauptsächlich Südamerika und der Europäischer Osten.
Königsberg finde ich sehr interessant, aber viele vergessen immer auf Lemberg, das auch viele Jahre zum Habsburger Reich gehörte. Man hört immer von Königsberg, aber von Lemberg hört man nie was.

Merkt man in Lemberg auch noch was vom Deutschen Leben und der Deutschen Kultur oder ist das alles schon verschwunden im Laufe der Jahre?
 
Merkt man in Lemberg auch noch was vom Deutschen Leben und der Deutschen Kultur oder ist das alles schon verschwunden im Laufe der Jahre?
Lwow war, ganz anders als Kaliningrad, nie deutsch geprägt, sondern polnisch-ukrainisch-jüdisch. Auch wenn es den Habsburgern gehörte.

@Bdaian: ...viele "Experten" wie Ernst Udet ...

Der beging schon 1941 Selbstmord. Wen du nicht erwähnt hast, ist A. Galland.
 
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Lwow war, ganz anders als Kaliningrad, nie deutsch geprägt, sondern polnisch-ukrainisch-jüdisch. Auch wenn es den Habsburgern gehörte.

Ja das stimmt. Im Habsburger Reich war eigentlich nur Österreich und Südtirol Deutsch geprägt. Wie war Böhmen und Mären geprägt? Aber vor allem wie war Triest, Krain (Heute Slowenien) geprägt?

Istrien gehörte auch viele Jahre zum Habsburger Reich, aber soviel ich weiß war dieses Gebiet nicht wirklich Deutschsprachig.
 
Aber vor allem wie war Triest, Krain (Heute Slowenien) geprägt?
Sehr einfach. Italienisch-slowenisch. Noch heute leben Slowenen jenseits der Grenze und umgekehrt. Ein Kollege aus Triest (Italien) heisst Kajetan Kravos. Alles klar?
 
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Sehr einfach. Italienisch-slowenisch. Noch heute leben Slowenen jenseits der Grenze und umgekehrt. Ein Kollege aus Triest (Italien) heisst Kajetan Kravos. Alles klar?

Triest war aber 500 oder 600 Jahre Teil des Habsburger Reiches, von daher kann ich es mir nicht so vorstellen, dass in diesen Gebieten keine Deutschprachige Gemeinde enstanden ist. Es gab ja Deutschsprachige Zeitungen und auch Einrichtugen wie Gasthäuser, Metzger in Triest, die Deutsche Namen hatten.
 
Hallo

Möchte nur kurz was dazu noch fragen. Waren Böhmen und Mähren immer Deutschsprachige Gebiete? Also den Hauptanteil von Böhmen und Mähren meine ich.
 
Lwow war, ganz anders als Kaliningrad, nie deutsch geprägt, sondern polnisch-ukrainisch-jüdisch. Auch wenn es den Habsburgern gehörte.



Der beging schon 1941 Selbstmord. Wen du nicht erwähnt hast, ist A. Galland.

Du hast natürlich vollkommen Recht. Ich meinte eigentlich Galland. Der blieb aber m.W. relativ wenig Zeit dort. Rudel dagegen blieb eine ganze Weile. Er sprach auch am Ende recht brauchbar spanisch. Ich habe ihn in den 70.ern oder Anfang der 80.er in einem Fernsehinterview in Spanien gesehen.
 
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