Deutsche Christen

Anthrax93

Neues Mitglied
Hallo zusammen,

vielleicht gibt es hier ja einige die sich für Religionsgeschichte oder neuere Geschichte interessieren. :)
Ich hätte da mal eine Frage zu dem Thema Deutsche Christen, die ja die evangelische Kirche zu einer Reichskirche umstrukturieren wollten mit Hilfe der nationalsozialistischen Regierung. Teil ihres Programmes waren ja unter anderem die Entjudung der Bibel und der Ausschluss von ehemaligen Juden aus der Kirche.
Jetzt würde ich gerne wissen, ob sie irgendetwas erreicht haben von ihrem Programm oder ging das alles vom Staat aus, weil sie ja schnell an Bedeutung und Zuwachs verloren nach 1934/35, durch unzufriedene Kirchenmitglieder unter den Deutschen Christen selbst.

Des weiteren wäre es nett wenn mir jemand genauer erläutern könnte wie die Deutschen Christen an Macht gewannen?
Wahrscheinlich mit der Hilfe Hitlers und durch den anfangs starken Zuwachs an Mitgliedern etc.

Ich hoffe, dass da jemand mehr weis als ich :)
Danke im voraus!
 
Jetzt würde ich gerne wissen, ob sie irgendetwas erreicht haben von ihrem Programm oder ging das alles vom Staat aus, weil sie ja schnell an Bedeutung und Zuwachs verloren nach 1934/35, durch unzufriedene Kirchenmitglieder unter den Deutschen Christen selbst.

Des weiteren wäre es nett wenn mir jemand genauer erläutern könnte wie die Deutschen Christen an Macht gewannen?
Wahrscheinlich mit der Hilfe Hitlers und durch den anfangs starken Zuwachs an Mitgliedern etc.

Ich hoffe, dass da jemand mehr weis als ich :)
Danke im voraus!

Deine Fragen werden bei Wikipedia doch eigentlich ganz gut beantwortet, oder ist Dir der Artikel dort nicht konkret genug?

Vgl. Deutsche Christen ? Wikipedia
 
Die Deutschen Christen waren eine theologisch und organisatorisch vielschichtige kirchliche Bewegung. Sie gingen von der religiösen Grundorientierung des Nationalsozialismus aus, d.h. Bekenntnis zum positiven Christentum Art. 24 des NSDAP Parteiprograms. 1933 lösten sie den Kirchenkampf in der evangelischen Kirche aus.

Die Deutschen Christen propagandierten die Gleichschaltung der evangelischen Kirche und das Führerprinzip, sowie der Rassenbiologie der NSDAP. Nach den Deutschen Christen sollten sie und der Nationalsozialismus eine Synthese eingehen um sich von der dogmatischen Erstarrung der Kirche zu befreien.

Nach der Machtergreifung erhielten die Deutschen Christen einen Massenzulauf.

Im Juli 1933 gewannen sie die von Hitler oktroyierte allgemeine Kirchenwahlen und besetzten nun wichtige Schlüsselpositionen in den meisten Landeskirchen und der Deutschen Evangelischen Kirche.

Nach einer Rede des Berliners Gauobmanns im November 1933 brach die Bewegung auseinander. 1936 versuchten sie erneut eine Plattform zu finden, was aber misslang und 1937 schlossen sich die meisten zur Nationalkirchlichen Bewegung Deutschlands zusammen, die hatte aber keine grosse Wirkung trotz Unterstützung durch Reichskirchenminister Hanns Kerrl. Einige der Landeskirchen standen bis 1945 unter deutsch christlicher Leitung, aber auch hier blieb die Durchschlagskraft in den Gemeinden gering.
 
Die Deutschen Christen waren eine theologisch und organisatorisch vielschichtige kirchliche Bewegung. Sie gingen von der religiösen Grundorientierung des Nationalsozialismus aus, d.h. Bekenntnis zum positiven Christentum Art. 24 des NSDAP Parteiprograms. 1933 lösten sie den Kirchenkampf in der evangelischen Kirche aus.

Die Deutschen Christen propagandierten die Gleichschaltung der evangelischen Kirche und das Führerprinzip, sowie der Rassenbiologie der NSDAP. Nach den Deutschen Christen sollten sie und der Nationalsozialismus eine Synthese eingehen um sich von der dogmatischen Erstarrung der Kirche zu befreien.

Nach der Machtergreifung erhielten die Deutschen Christen einen Massenzulauf.

Im Juli 1933 gewannen sie die von Hitler oktroyierte allgemeine Kirchenwahlen und besetzten nun wichtige Schlüsselpositionen in den meisten Landeskirchen und der Deutschen Evangelischen Kirche.

Nach einer Rede des Berliners Gauobmanns im November 1933 brach die Bewegung auseinander. 1936 versuchten sie erneut eine Plattform zu finden, was aber misslang und 1937 schlossen sich die meisten zur Nationalkirchlichen Bewegung Deutschlands zusammen, die hatte aber keine grosse Wirkung trotz Unterstützung durch Reichskirchenminister Hanns Kerrl. Einige der Landeskirchen standen bis 1945 unter deutsch christlicher Leitung, aber auch hier blieb die Durchschlagskraft in den Gemeinden gering.


Also haben die Deutschen Christen selbst nicht wirklich etwas bewegen können, von dem was sie propagiert haben`?
Das ging eher vom Staat aus oder?
 
Also haben die Deutschen Christen selbst nicht wirklich etwas bewegen können, von dem was sie propagiert haben?
Das ging eher vom Staat aus oder?

Diktaturen leben vom Mitmachen. Gerade das NS-Regime hat, dadurch dass es eine Konkurrenz der Träger des Regimes untereinander gab, sehr von vorauseilendem Gehorsam etc. gelebt.
Es gab tatsächlich Versuche nicht unbedingt die Bibel, aber das Neue Testament zu "entjudisieren", um so christlichen Glauben und Rasssenantisemitismus miteinander vereinbar zu machen. So versuchte man über die Galater, einem keltischen Stamm der bis nach Anatolien gekommen war, die Galiläer zu gallisieren. Jesus sei demnach kein Jude sondern Kelte gewesen. Wirklich durchsetzen konnte sich das aber nicht, zumal die Deutschen Christen, die versuchten Christentum und Nationalsozialismus zu vereinbaren auch nicht wirklich auf das Regime setzen konnten, welches sich zwar der Deutschen Christen und eines Reichsbischofs ("Reibi" Müller) gerne bedienten, aber eigentlich eher antichristlich waren. Nur konnten es sich die Nationalsozialisten nun mal auch nicht mit den Christen auch nicht verscherzen, da die Bevölkerungsmehrheit nun mal damals noch deutlich christlich war und damit eben auch eine Dopplung des "Mitgliederstamms" einherging.
 
Hinzuzufügen wäre noch, dass die die Deutschen Christen "Konkurrenz" im Dritten Reich hatten. Auch kleinere Organisationen dockten im Bereich zwischen Christentum, Nationalsozialismus und völkisch-heidnischen Vorstellungen an.
Sogar eine neue Konfession, die innerparteilich stark gefördert wurde, wurde erfunden, die "Gottgläubigen":

Gottgläubig ? Wikipedia
 
Diktaturen leben vom Mitmachen. Gerade das NS-Regime hat, dadurch dass es eine Konkurrenz der Träger des Regimes untereinander gab, sehr von vorauseilendem Gehorsam etc. gelebt. ...
/
o.t.

@ElQ

Das ist für das ns Regime korrekt und wahrscheinlich auch für alle anderen totalitären Regime, aber kann diese Theorie vom "Mitmachen" und "vorauseilenden Gehorsam" auf alle Diktaturen ausgeweitet werden? Da hätte ich Bedenken und ließe mich auch auf einen Diskurs ein.

Zurück zum Thema.

@Anthrax93

M.E. haben die sog. "Deutschen Christen" in der Theologie keine kirchen- bzw. religionshistorischen Spuren hinterlassen, weder in der Dogmatik, Moraltheologie, Liturgie etc. Diesen religiösen Anspruch hatten sie auch nicht.

Vielmehr hatten sie einen kirchenpolitische Zielsetzung und sie sind auf den sich bietenden "Zug" Nattionalsozialismus in der Phase der Konsolidierung der ns Diktatur "aufgesprungen". Wie meine Mitdiskutanten schon schrieben, der NS war eine zutiefst antireligiöse Ideologie, aber die NS mußten sich arrangieren, und da boten sich in der protestantischen Kirche die "Deutschen Christen" an, sie wiesen die größte Schnittmenge mit der eigenen Ideologie auf (Antisemitismus). Diese kirchenpolitische Strömung war nicht staatsgetrieben, aber staatlicherseits durch das ns Regime gefördert.

Manchmal wird der Treiber auch zum Getriebenen, wer sich mit dem Teufel einläßt, läßt sich auch auf die Spielregeln des Teufels ein.

M. :winke:

P.S.: Wenn Du darüber arbeiten möchtest als Tipp, die Unterlagen des RM für kirchliche Angelegenheiten findest Du im Bundesarchiv, Findbuch R 5101.

http://startext.net-build.de:8080/b...ndex.htm?kid=318A13D2F34044BDAB5B78E2611922CF
 
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