Eid auf Hitler

beetle

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Ich habe jetzt mal eine Frage:

welche Personen mussten nun einen Eid auf Hitler persönlich leisten?

meine bisherige Liste:

* natürlich die Soldaten der Wehrmacht
* Angehörige der SS und der SA
* Beamte in höheren Dienststellen
(galt das für alle Beamten? Z.B. auch für Lehrer?)
* ab Mai 1934 gab es NS-Schwestern. Diese leisteten ebenfalls einen Eid.
(Wortlaut: "ich schwöre Adolf Hitler, meinem Führer, unverbrüchliche Treue und Gehorsam. Ich verpflichte mich, an jedem Platz, an den ich gestellt werde, meine Berufsaufgaben als nationalsozialistische Schwester treu und gewissenhaft im Dienst der Volksgemeinschaft zu erfüllen, so wahr mir Gott helfe")

[der Eid, den die Schwestern des Deutschen Roten Kreuzes schworen, lautete: "Ich schwöre Treue dem Führer des Deutschen Reiches, Adolf Hitler. Ich gelobe Gehorsam und Pflichterfüllung in der Arbeit des Deutschen Roten Kreuzes nach den Befehlen meiner Vorgesetzten. So wahr mir Gott helfe"]
Der Unterschied: die Rotkreuzschwestern fühlten sich nicht persönlich an Hitler gebunden.


Mein Hauptanliegen: war es auch darum so schwer, gegen das NS-Regime in den Widerstand zu treten, weil sich sehr viele an diesen persönlichen Eid gebunden fühlten?
 
In der Enzyklopädie des Nationalsozialsimus von Wolfgang Benz steht folgendes:

Während noch nach der Verordnung des Reichspräsidenten vom 2.12.1933 der Diensteid von Beamten und Soldaten auf die Verfassung zu leisten war, wurde nach Hindenburgs Tod und der Vereinigung der Ämter des Reichskanzlers und Reichspräsidenten in der Person Hitlers ein Treuegelöbnis auf den Diktator eingeführt: Mit Gesetz vom 20.8.1934 musste "dem Führer des Deutschen Reichs und Volkes, Adolf Hitler" Treue und Gehorsam gelobt werden. Die Eidesleistung von SS-Anwärtern, üblicherweise inszeniert am 20.4. dem Geburtstag des Führers sah der "Gehorsam bis in den Tod" vor. Die mit dem Eid beabsichtigte personale Bindung an den Diktator führte nicht nur bei religiösen Gruppen wie den Ernsten Bibelforschen zu Gewissenskonflikten. Eine Eidesverweigerung hatte jedoch Sanktionen zur Folge - von der Entlassung als Beamter bis hin zur Einweisung in ein Konzentrationslager.
S. 438 -439
 
Mein Hauptanliegen: war es auch darum so schwer, gegen das NS-Regime in den Widerstand zu treten, weil sich sehr viele an diesen persönlichen Eid gebunden fühlten?

Von welchem Widerstand sprichst du denn genau?

Das müsste man Anhand von den verschieden Gruppen genauer anschauen und untersuchen.

Ich kenne die Struktur der Roten Kapelle sehr genau und da gab es vom Offizier bis zur Studentin jede berufliche Richtung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Von welchem Widerstand sprichst du denn genau?

Das müsste man Anhand von den verschieden Gruppen genauer anschauen und untersuchen.

im Moment wurde ich durch die Diskussion um Graf Schenk von Stauffenberg auf meine Frage gebracht. Also geht es mir eher um den militärischen Widerstand. Wobei sich, glaube ich, auch einige vom Kreisauer Kreis durch den Eid auf Hitler gebunden fühlten. Darum meine Frage, welche Personenkreise den Eid leisten mussten
 
im Moment wurde ich durch die Diskussion um Graf Schenk von Stauffenberg auf meine Frage gebracht. Also geht es mir eher um den militärischen Widerstand. Wobei sich, glaube ich, auch einige vom Kreisauer Kreis durch den Eid auf Hitler gebunden fühlten. Darum meine Frage, welche Personenkreise den Eid leisten mussten

Hast du einen oder mehrere Namen im Bezug zum Kreisauer Kreis?
 
@Arne: ich bitte darum, mich weiblich zu lassen. :D

Durch die Diskussion "war Stauffenberg ein Held" habe ich darüber nachgedacht. Für mich persönlich sah ich den Eid auf Hitler bei Stauffenberg als möglichen Grund für sein spätes Handeln.

Zeitgleich lese ich eine Doktorarbeit über die NS-Schwesternschaft. Es war für mich völlig neu, dass dieser "Berufsstand" auch den Eid auf Hitler geleistet hat.

Darum die Suche, wer alles diesen Eid leisten musste.

Natürlich ist der Ansatz von Arne "wer den Eid auf Hitler leistete, hielt sich persönlich an Hitler gebunden und dem fiel es schwerer, etwas gegen Hitler zu unternehmen." auch überlegenswert.

Meine eigene Philosophie: die Generationen von heute können sich nicht vorstellen, wie stark der Eid auf Hitler persönlich die Leute damals gebunden hat. Ich meine, welche Eide gibt es heute noch?
Einmal den Offenbarungseid. Dann für Männer noch den Eid, wenn sie in die Bundeswehr eintreten. Der ist aber nicht mehr Personen bezogen. Genausowenig der Beamteneid.
Einziger Personen-bezogener Eid: das Hochzeitsversprechen - nur ist das eben auch nicht mehr so bindend, wie es schon mal war.

@Ursi: wie gesagt, ich möchte mich auf keine Personen festlegen. Mir geht es um das Hemmnis, wenn man einen Eid auf eine feste Person geleistet hat, sind Gewissenskonflikte bezüglich Attentatsgedanken möglich (so für mich eben bei Stauffenberg oder auch in gewisser Weise bei Graf von Moltke)
 
@Arne: ich bitte darum, mich weiblich zu lassen. :D)

Uups, `tschuldigung. Man sieht das Käferchen nicht von unten. :rotwerd:




Meine eigene Philosophie: die Generationen von heute können sich nicht vorstellen, wie stark der Eid auf Hitler persönlich die Leute damals gebunden hat. Ich meine, welche Eide gibt es heute noch?

Völlig richtig. Ein Offizier, der in preußischer Tradition aufgestiegen war, hatte da ein Verpflichtungsgefühl, was sich heute kaum noch jemand vorstellen kann. Wer sich nicht mal die Mühe macht, sich dort hineinzudenken, für den sind auch gegebene Versprechen nur leere Worte - also Wischiwaschi.
 
@Ursi: wie gesagt, ich möchte mich auf keine Personen festlegen. Mir geht es um das Hemmnis, wenn man einen Eid auf eine feste Person geleistet hat, sind Gewissenskonflikte bezüglich Attentatsgedanken möglich (so für mich eben bei Stauffenberg oder auch in gewisser Weise bei Graf von Moltke)

Das Molke kein Attentat (erst spät zustimmte) gegen Hitler wollte, hat meiner Ansicht nach nichts mit dem Eid zu tun. Ob er einen Eid auf Hitler geleistet hat, ist mir nicht bekannt und in der neuen Biographie über ihn, wird dies nicht erwähnt.

Molke sah und sagte dies auch, dass die Ernennung Hitlers für Deutschland eine Katastrophe sei. Dies sagte er bei einem Mittagessen in Berlin am 30. Januar 1933 Karl Ohle, einem ehemaligen Landrat von Waldenburg. Karl Ohle war wie viele der Meinung, dass die Regierung unter Hitler keine lange Amtsdauer haben werde.

Molke verfolgte den Aufstieg Hitlers mit innerer Ablehnung und offner Kritik, er stand den demokratischen Kräften dieser Zeit nahe. Und verzichtete auf nach 1933 auf ein Richteramt. Dafür lässt er sich als Anwalt nieder. Nachdem Überfall auf Polen wird er von der Völkerrechtsabteilung des Auswärtigen Amtes Ausland/Abwehr übernommen. Dort versucht er gegen Unrecht und Willkür einzuschreiten.

Molke sucht nach ethischen Grundlagen des menschlichen Handelns und findet sie im christlichen Glauben. Einen Anschlag auf Hitlers Leben lehnte er deswegen lange Zeit ab.

Wenn man im Zusammenhang mit dem Eid den Kreisauer Kreis anschaut, dann sollte man eher Peter Graf Yorck von Wartenburg anschauen. Wobei Yorck den Beitritt zur NSDAP verweigert hatte, was ihm berufliche Nachteile einbrachte. Er hatte Kontakt zum militärischen Widerstand.

Yorck wollte nicht nur denken, sondern ebenso handeln. Deshalb befürwortete er früher als Molke einen aktiven Umsturzversuch und wirb in einem engeren Kreis der Kreisauer für die Umsturzpläne.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein Offizier, der in preußischer Tradition aufgestiegen war, hatte da ein Verpflichtungsgefühl, was sich heute kaum noch jemand vorstellen kann.

Mich beschæftigt das mit dem Eid auf Hitler auch schon længer. Es war offensichtlich ein geschickter Schachzug.

Fragen dazu:

Wieviel Zeit gab es zwischen dem Bekanntwerden, dass man diesen Eid abzulegen habe, und der Vereidigung?
Hatte man also genuegend Zeit, sich ueber die Tragweite im Klaren zu werden?
Gab es bei den Offizieren/Generælen Diskussionen darueber bzw.weiss man etwas darueber?
Gerade wenn dieser Eid so wichtig ist, wird ihn ja wohl niemand leichtfertig abgegeben haben.
Sah man einen Widerspruch zum bis dahin geltenden Eid auf die Weimarer Verfassung?
Meine Vermutung ist, dass man es ueberwiegend als Erweiterung des bisherigen Eides ansah, da sicher die Wenigsten meinten, die Machtuebernahme Hitlers sei im Widerspruch zur Verfassung geschehen. Das Regime hatte sich ja alle Muehe gegeben, alles so legal wie møglich aussehen zu lassen.
Wer hatte Zweifel? Wer sah sich nicht an den Eid auf den "Fuehrer" gebunden, obwohl er ihn ablegte? (Zu dieser Einschætzung kønnte man kommen, wenn man ihn als erzwungen ansieht)

Gruss, muheijo
 
Zuletzt bearbeitet:
Hindenburg starb am 2. August 1934. Als Reichspräsident war er der eigentliche Oberbefehlshaber der Reichswehr. Am gleichen Tag wurde die Reichswehr durch den Reichswehrminister Blomberg auf Hitler vereidigt ...

Ich glaube daher, dass einem großen Teil nicht lange Zeit zum Nachdenken blieb. Es mag sein, dass höhere Offiziere von diesen Plänen länger wussten, aber Offiziere im Rang Stauffenbergs z.B. (Leutnant) wohl eher nicht.

Aber der Führer hatte dem Militär ja auch eine "Gegenleistung" geliefert: Er hat die eigene SA geopfert (Röhm hatte den Plan, die Reichswehr in die SA einzugliedern, das wollte die Reichswehr auf keinen Fall, außerdem sah die Reichswehr die SA als Konkurrenz).
Und: Zumindest die Offiziere ganz oben wussten um Hitlers Zukunftspläne - dazu gehörte die Aufrüstung und der Krieg. Damit sah man in der Reichswehrführung die Möglichkeit, wieder einen größeren Stellenwert als Militär zu bekommen, den Versailler Vertrag abstreifen zu können, sich die verlorenen Gebiete wenigstens im Osten zurück zu holen usw. ... Ich denke, was das betrifft lagen viele Generäle auf der gleichen Wellenlänge.
 
@Arne: ich bitte darum, mich weiblich zu lassen. :D

Durch die Diskussion "war Stauffenberg ein Held" habe ich darüber nachgedacht. Für mich persönlich sah ich den Eid auf Hitler bei Stauffenberg als möglichen Grund für sein spätes Handeln.

Zeitgleich lese ich eine Doktorarbeit über die NS-Schwesternschaft. Es war für mich völlig neu, dass dieser "Berufsstand" auch den Eid auf Hitler geleistet hat.

Darum die Suche, wer alles diesen Eid leisten musste.

Natürlich ist der Ansatz von Arne "wer den Eid auf Hitler leistete, hielt sich persönlich an Hitler gebunden und dem fiel es schwerer, etwas gegen Hitler zu unternehmen." auch überlegenswert.

Meine eigene Philosophie: die Generationen von heute können sich nicht vorstellen, wie stark der Eid auf Hitler persönlich die Leute damals gebunden hat. Ich meine, welche Eide gibt es heute noch?
Einmal den Offenbarungseid. Dann für Männer noch den Eid, wenn sie in die Bundeswehr eintreten. Der ist aber nicht mehr Personen bezogen. Genausowenig der Beamteneid.
Einziger Personen-bezogener Eid: das Hochzeitsversprechen - nur ist das eben auch nicht mehr so bindend, wie es schon mal war.

@Ursi: wie gesagt, ich möchte mich auf keine Personen festlegen. Mir geht es um das Hemmnis, wenn man einen Eid auf eine feste Person geleistet hat, sind Gewissenskonflikte bezüglich Attentatsgedanken möglich (so für mich eben bei Stauffenberg oder auch in gewisser Weise bei Graf von Moltke)



Wir haben heute Probleme diese "Skrupel" nachzuvollziehen. Wie wird auch ein Eid auf den "Gottseibeiuns" verpflichtend sein.
Aber damals sah man es wohl ganz anders.

Und um auch mal zu Filosofieren:
Diese "Eid-Inflation" zu Adolfs-Zeiten ist daran schuld.
Das wurde aber auch so erkannt, um den Wertverfall des "Eides" aufzuhalten, gibt es zB den von Dir genannten "Offenbarungs-Eid" schon lange nicht mehr, ersetzt durch die "Eidesstattliche-Versicherung", auch die Bundeswehr-Soldaten werden nicht mehr "Vereidigt" sondern legen statt dessen ein "Gelöbnis" ab.

Meinst Du eigentlich die "NSV-Schwestern"?
 
Ich habe jetzt mal eine Frage:

welche Personen mussten nun einen Eid auf Hitler persönlich leisten?

meine bisherige Liste:

* natürlich die Soldaten der Wehrmacht
* Angehörige der SS und der SA
* Beamte in höheren Dienststellen
(galt das für alle Beamten? Z.B. auch für Lehrer?)
* ab Mai 1934 gab es NS-Schwestern. Diese leisteten ebenfalls einen Eid.
(Wortlaut: "ich schwöre Adolf Hitler, meinem Führer, unverbrüchliche Treue und Gehorsam. Ich verpflichte mich, an jedem Platz, an den ich gestellt werde, meine Berufsaufgaben als nationalsozialistische Schwester treu und gewissenhaft im Dienst der Volksgemeinschaft zu erfüllen, so wahr mir Gott helfe")

Kirchengesetzblatt vom 10.8.1934 (für evangelische Geistliche):
Ich, NN, schwöre einen Eid zu Gott dem Allwissenden und Heiligen, dass ich als ein berufener Diener im Amt der Verkündigung sowohl in meinem gegenwärtigen wie in jedem anderen geistlichen Amte, so wie es einem Diener des Evangeliums in der Deutschen Evangelischen Kirche geziemt, dem Führer des Deutschen Volkes und Staates Adolf Hitler treu und gehorsam sein und für das deutsche Volk mit jedem Opfer und jedem Dienst, der einem deutschen evangelischen Manne gebührt, mich einsetzen werde, weiter, dass ich die mir anvertrauten Pflichten des geistlichen Amts gemäß den Ordnungen der Deutschen Evangelischen Kirche und den in diesen Ordnungen an mich ergehenden Weisungen gewissenhaft wahrnehmen werde; endlich, dass ich als rechter Verkündiger und Seelsorger allezeit der Gemeinde, in die ich gestellt werde, mit allen meinen Kräften in Treue und Liebe dienen werde. So wahr mir Gott helfe!
aus Der Nationalsozialismus, Dokumente 1933-1945, Hrsg. Von W. Hofer, Frankfurt a.M. 1957, S. 130
 
Kirchengesetzblatt vom 10.8.1934 (für evangelische Geistliche):

aus Der Nationalsozialismus, Dokumente 1933-1945, Hrsg. Von W. Hofer, Frankfurt a.M. 1957, S. 130


Ich denke mal, dass das unterschiedlich je nach Landeskirche war.

Mir liegt die maschinengeschriebene "Kriegschronik" 1933-1948 einer württ. Gesamtkirchengemeinde vor.

Im April 1938 wurden die Pfarrer in ihrer Eigenschaft als Religionslehrer aufgefordert den "Eid auf Adolf Hitler" abzulegen. Die betroffenen drei Pfarrer waren nur bereit diesen Eid unter Massgabe ihres Ordinationseides abzulegen. Daraufhin wurde auf ihre Vereidigung verzichtet und bereits am anderen Tag die Lehrbefugnis entzogen.

Da nun kein von der Kirche überwachter Religionsunterricht mehr gegeben war, hat die Evangelische Landeskirche Württembergs den wöchentlichen Konfirmanden-Unterricht von 1 auf 2 Jahre verlängert.
Insofern gehe ich davon aus, dass die Masse der württ. ev. Pfarrer so handelten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Meinst Du eigentlich die "NSV-Schwestern"?
nach meinem Verständnis ist die NSV (= Nationalsozialistische Volkswohlfahrt) der Dachverband. Darum habe ich "NS-Schwestern" geschrieben.

Und um auch mal zu Filosofieren:
Manchmal tut mir die Rechtschreibreform immer noch weh :S

@Ursi: vielen Dank für die Ausführungen zu Moltke und York! Ist einiges dabei, was ich noch nicht wußte.
Darum auch mein Anliegen, meine Frage (war der Eid ein Hinderungsgrund bei Aktivitäten gegen Hitler/das NS-Regime) nicht auf bestimmte Personen des Widerstandes zu begrenzen.

@Arne: Danke für die Ausführungen zu den Eiden (damals und heute)

@Hurvinek: dass auch evangelische Pfarrer einen Eid ablegten, war mir auch noch unbekannt. Danke
 
@Ursi: vielen Dank für die Ausführungen zu Moltke und York! Ist einiges dabei, was ich noch nicht wußte.
Darum auch mein Anliegen, meine Frage (war der Eid ein Hinderungsgrund bei Aktivitäten gegen Hitler/das NS-Regime) nicht auf bestimmte Personen des Widerstandes zu begrenzen.

Ich denke, deine Frage kann man nicht pauschal beantworten. Weil die Hintergründe für oder gegen einen Widerstand sehr unterschiedlich waren.
 
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