Grundlagen der Machtsicherung der Diktatur Adolf Hitlers

K

kam26

Gast
Hallo

Kann mir jemand ausführlich sagen,
warum sich Hitler solange an der Macht halten konnte?

Vielen Dank
 
Sind 12 Jahre lange?

Gemessen an der Evolution ist es ein Wimpernschlag, gemessen an den Veränderungen der politischen Landschaft waren diese 12 Jahre eine Zäsur. Die Verbrechen stellten alles bisher Dagewesene, alles, was man sich zuvor überhaupt vorstellen konnte, in den Schatten, machte die Deutschen für gut und gerne 50 Jahre zum Schrecken Europas.

Erst seit einigen Jahren sind die Spuren einigermaßen vernarbt und die Deutschen nicht länger "The krauts", "the huns", "les boches" oder die "Moffen".
 
Ja, aber für eine Diktatur ist es nicht sonderlich lange. Mir ging es eher um den politischen Aspekt.
In menschlicher Hinsicht ist bereits die kürzest mögliche Dauer zu lange.
 
Gemessen an der Evolution ist es ein Wimpernschlag, gemessen an den Veränderungen der politischen Landschaft waren diese 12 Jahre eine Zäsur. Die Verbrechen stellten alles bisher Dagewesene, alles, was man sich zuvor überhaupt vorstellen konnte, in den Schatten, machte die Deutschen für gut und gerne 50 Jahre zum Schrecken Europas.

Erst seit einigen Jahren sind die Spuren einigermaßen vernarbt und die Deutschen nicht länger "The krauts", "the huns", "les boches" oder die "Moffen".

Das ist mir durchaus klar. Wer benutzt den "Moffen"? Was heißt das?
 
Erst seit einigen Jahren sind die Spuren einigermaßen vernarbt und die Deutschen nicht länger "The krauts", "the huns", "les boches" oder die "Moffen".

Kann ich leider nicht so unterschreiben! Es gibt immer noch genügend Menschen im Ausland, die uns hassen. Das wird sich wohl nie ändern.

Zur Dauer der Nazidiktatur:
Ich mag nicht beurteilen, ob 12 Jahre eine lange oder eine kurze Zeit sind. Es sind aber 12 Jahre, in denen Dinge geschehen sind, die niemand vorher für möglich gehalten hat, von der Eroberung praktisch ganz Europas bis zum vielfachen Völkermord.
Wirklich zum Nachdenken sollte eine Frage anregen: Warum gab es in Deutschland nur sporadischen Wiederstand? Warum hat der überwiegende Teil der Deutschen stillschweigend mit gemacht? Und: Wie kann soetwas in Zukunft verhindert werden?
 
Zitat:
Scorpio
Erst seit einigen Jahren sind die Spuren einigermaßen vernarbt und die Deutschen nicht länger "The krauts", "the huns", "les boches" oder die "Moffen".

Kann ich leider nicht so unterschreiben! Es gibt immer noch genügend Menschen im Ausland, die uns hassen. Das wird sich wohl nie ändern.

Die Narben vernarben wirklich langsam, bestes Beispiel ist Angela Merkel in Israel, die standing ovations bekam.
Andererseits wird das Wort Nazi als Beleidigung für alle Deutschen benutzt, wenn manch einer sich "über uns" aufregt.
 
Ist ja alles schön und gut, was hier ausgeführt wird, und ich wil auch nur ungern meckern, aber dürfte ich dennoch darauf hinweisen, daß es in diesem Thread nicht darum geht, ob 12 Jahre NS Diktatur als eher kurze oder eher lange Zeit zu betrachten sind, und auch nicht darum, ob die Deutschen im Ausland noch heute als die Nazis gesehen werden oder nicht, sondern vornehmlich darum, wie es möglich war, daß Hitler an der Macht bleiben konnte und sein Reich erst infolge der Kriegsniederlage unterging.

TGDarmstadt hat ja diesbezüglich bereits einige zusätzliche Fragen aufgebracht... :fs:
 
Es lag wohl zu einem Teil an dem Terror und den Unterdrückungsmaßnahmen gegenüber der Bevölkerung, zum anderen an der nicht gerade geringen Anzahl von "Überzeugungstätern" die das Regime unterstützten.Zum Dritten würde ich noch die Propaganda und die gezielte Desinformation der Bevölkerung sowie die Indoktrination der Jugend von Seiten des Regimes nennen.
 
..warum sich Hitler solange an der Macht halten konnte?
Diese Frage suggeriert, dass ein Diktator wie Hitler schon nach viel kürzerer Zeit hätte verjagt werden müssen. Dazu müsste man Vergleichszeiten ähnlicher Situationen heranziehen. Seit 1945 sind unter den Augen der aufgeklärten Weltöffentlichkeit sehr viele Diktaturen entstanden und wieder vergangen - viele haben bedeutend länger als 12 Jahre gehalten.

Die Hitler-Diktatur endete durch einen total verlorenen Krieg. Wie (und nach welcher Zeit) hätte sie denn sonst eventuell geendet?
 
Man könnte vielleicht so sagen: unabhängig von der Frage, ob Hitler nun lange oder kurz regiert hat, blieb seine Herrschaft bis kurz vor dem Zusammenbruch innerhalb Deutschlands unumstritten. Attentate waren oft das Werk von Einzeltätern oder kleineren Gruppen, eine mögliche Opposition wurde schon in der ersten Jahreshälfte 1933 zerschlagen und entwickelte sich auch danach nicht nennenswert. Die Ursachen sind nicht auf den Terror allein zurückzuführen, sondern auch auf die Sozialpolitik (hierzu sollte man zumindest mal einen Blick in Götz Aly's "Hitlers Volksstaat" werfen) und dadurch, dass das NS-Regime gerade mit der Außenpolitik nach 1933 das Gefühl nationaler Erfolge vermitteln konnte. Der Höhepunkt der Zustimmung dürfte sicher mit dem "Anschluss" Österreichs 1938 gekommen sein. Dafür nahmen die Bürger die Einschränkungen ihrer Freiheit und den Terror gegenüber Minderheiten in Kauf, was Aly zu dem Urteil verleitete (sinngemäß von mir), Hitler habe das deutsche Volk quasi bestochen. Erst die militärische Niederlage 1943/1944 führte zu einem Umdenken. Aber selbst da war die Unterstützung noch sehr groß, was sich daran ablesen lässt, dass es bis zum Kriegsende weder zu umfangreichen Desertionen in der Wehrmacht kam und auch passiver Widerstand durch die Bevölkerung nur sehr zaghaft und oft erst in den letzten Kriegstagen geübt wurde. Dafür waren sicherlich die Geschwindigkeit des Zusammenbruchs - bis 1943 waren die innerdeutschen Verhältnisse noch relativ "normal" gewesen -, der drakonische Terror nach dem 20. Juli, aber auch die Angst vor Übergriffen der vorrückenden Roten Armee, verantwortlich.
 
Diese Frage suggeriert, dass ein Diktator wie Hitler schon nach viel kürzerer Zeit hätte verjagt werden müssen. Dazu müsste man Vergleichszeiten ähnlicher Situationen heranziehen.

Vor allem auch, warum man ihn schon vor 1939 hätte verjagen sollen?
Nicht nur in D, sondern auch in großen Teilen der restlichen Welt konnte man gut mit ihm leben (Olympiade 1936 etc.). So traurig es ist, aber die Diktatur und das Leiden der Juden und Minderheiten reichte weder im In- noch im Ausland jemanden aus, einen Putsch oder Krieg anzufangen (s.München 1938).


So gesehen, waren es "nur" 6 Jahre (1939-45) und da war die halbe Welt dabei ihn zu verjagen...
 
Die Ursachen sind nicht auf den Terror allein zurückzuführen, sondern auch auf die Sozialpolitik (hierzu sollte man zumindest mal einen Blick in Götz Aly's "Hitlers Volksstaat" werfen) und dadurch, dass das NS-Regime gerade mit der Außenpolitik nach 1933 das Gefühl nationaler Erfolge vermitteln konnte. Der Höhepunkt der Zustimmung dürfte sicher mit dem "Anschluss" Österreichs 1938 gekommen sein. Dafür nahmen die Bürger die Einschränkungen ihrer Freiheit und den Terror gegenüber Minderheiten in Kauf,
Sebastian Haffner meint auch, dass der von der Bevölkerung erlebte Terror immer noch hinter dem zurückgeblieben wäre, was die Nazis vor der Machtübernahme ankündigten, was eine Toleranz des Regime begünstigt hätte.
 
Zur Dauer der Nazidiktatur:
Ich mag nicht beurteilen, ob 12 Jahre eine lange oder eine kurze Zeit sind. Es sind aber 12 Jahre, in denen Dinge geschehen sind, die niemand vorher für möglich gehalten hat, von der Eroberung praktisch ganz Europas bis zum vielfachen Völkermord.

Dazu kann ich nur sagen: Gemessen an den über 1000 Jahren Geschichte, auf die die Deutschen zurück blicken können, sind 12 Jahre eine äußerst kurze Zeit, jedoch, wenn man Sendungen bzw. Dokus über deutsche Geschichte sieht, dann kommt es einem vor, als hätte die deutsche Geschichte nur aus diesen fürchterlichen 12 Jahren bestanden - aber das nur so nebenbei.
Wirklich zum Nachdenken sollte eine Frage anregen: Warum gab es in Deutschland nur sporadischen Wiederstand? Warum hat der überwiegende Teil der Deutschen stillschweigend mit gemacht? Und: Wie kann so etwas in Zukunft verhindert werden?
Hierauf habe ich für mich bereits eine Antwort gefunden, wobei man hier mehrere Aspekte betrachten muß:

1.) Bereits die Machtübernahme Hitlers ging schon relativ widerstandslos auch bzw. vor allem von Seiten der Parlamentarier vonstatten (siehe die Diskussion in diesem Pfad: http://www.geschichtsforum.de/f66/hindenburg-ernannte-hitler-21728/).

2.) Die Anfangsjahre nach Hitlers Machtergreifung verliefen für die Mehrheit der Deutschen zufriedenstellend, da sich ihre Lage verbesserte – die hohe Arbeitslosigkeit sank enorm.

3.) Die Opposition konnte durch Zerschlagung oder Verbot der entsprechenden Organisationen weitgehend ausgeschaltet werden – deren Mitglieder wurden durch Einschüchterung oder Gefängnishaft bzw. KZ mundtot gemacht.

4.) Der gesamte Staat wurde auf die totalitäre Herrschaft Hitlers umgebaut. Hierzu gehörte, dass z. B. nach dem Tod Hindenburgs 1934 Hitler auch Staatsoberhaupt wurde (bisher war er ja „nur“ Reichskanzler) und das Reich administrativ umgebaut wurde – sogenannte „Gauleiter“ bekamen auf Kosten der bisherigen Länder große Macht – wurden zu „kleinen Diktatoren“ in dem ihnen zugewiesenen Gau.

5.) Auch an der Reichswehr ging die Machtergreifung Hitlers nicht spurlos vorbei: Sie legte fortan nicht mehr ihren Eid auf die Verfassung ab, sondern schwor ab 1934 "dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes, Adolf Hitler [...] unbedingten Gehorsam zu leisten". (Quelle: FF4/2001: Gelöbnisgeschichte)

Und ich denke, diesem 5. Punkt kam gerade im 2. WK eine Schlüsselrolle zu, denn sowohl für die Generäle der Wehrmacht, als auch für die Soldaten war es völlig klar, dass alle Befehle - zumal in einem Krieg – unbedingt auszuführen sind. Durch den Eid speziell auf den „Führer“ bedeutete eine Befehlsverweigerung Verrat am „Führer“ und zog eine standrechtliche Erschießung nach sich.
Wenn man sich diesem Zusammenhang vor Augen hält, wird auch klar, warum ein Attentat auf Hitler notwendig war, um den Krieg beenden zu können, denn wenn die Person nicht mehr da gewesen wäre, auf die die ganze Nation den Eid geschworen hat, wäre eine Beendung des Krieges zumindest denkbar gewesen.
Schaut man sich diese Zusammenhänge an, so erscheint es einem um so fataler, dass das Attentat von 1944 nicht funktionierte.
 
Es ist relativ ob 12 Jahre war zu lange oder zu kurz. Aber Fakt ist dass Hitlers Diktatur total ändern Anschaung an die Weltgeschichte. Was war vor 1933 undenkbar nach 1945 war schon möglich.
 
deSilva:
Diese Frage suggeriert, dass ein Diktator wie Hitler schon nach viel kürzerer Zeit hätte verjagt werden müssen. Dazu müsste man Vergleichszeiten ähnlicher Situationen heranziehen.
Ich erlaube mir, den Blick in die gleiche Zeit, nür über den östlichen Zaun zu richten:
Ein gewisser Iossif Wissarionowitsch Dschughaschwili, besser bekannt als Stalin, herrschte mit nahezu identischen Methoden und - was gerne vergessen wird - noch viel mehr Toten auf dem Gewissen unangefochten gut 30 Jahre lang in der Sowjetunion. Zwar war er nominell nicht das Staatsoberhaupt, das wäre für die Zeit von 1922 bis 1946 ein gewisser Michail Kalinin als Vorsitzender des Präsidiums des obersten Sowjets (quasi Staatspräsident), aber Stalin hatte als "Woschd", also als "Führer", effektiv alle diktatorische Macht. (offiziell war er Generalsekretär der KPdSU)

Er hatte ebenfalls seine Konzentrationslager, einen gleichgeschalteten Staatsapparat, keinerlei politische Opposition (mehr...), eine brutale und äußerst effektive "Staatssicherheit" und eine ausgesprochen aggressive und expansionistische Außenpolitik. Wäre da nicht die unterschiedliche Ideologie, so könnte man ihn und Hitler für politische Zwillingsbrüder halten.

Stalin wiederum konnte sich nun, wie erwähnt, über 30 Jahre an der Macht halten, von 1922 bis zu seinem Tod 1953. Im Gegensatz zu Hitler kam und ging auch sein politisches System nicht automatisch mit ihm.

Man darf nun also tatsächlich fragen, ob 12 Jahre nicht wirklich etwas kurz sind. Potentiell, so der sowjetische Beweis, hätte sich Hitler noch viel länger an der Macht halten können ohne davongejagt zu werden. Er hätte dazu nur den Krieg nicht verlieren dürfen. Das allein ist wohl der Grund für seinen Abgang nach "schon" 12 Jahren. Ich denke nicht, dass die Deutschen irgendwann aufgewacht und seiner überdrüssig geworden wären. Und selbst wenn, wären sie durch die rigorose Überwachung und - bei Bedarf - Unterdrückung wohl nicht zu einem organisierten Aufstand in der Lage gewesen. Sie hatten, wie man so sagt, Geister gerufen, die sie nicht mehr loswurden.

Ich frage also weniger, warum Hitler sich so lange halten konnte, sondern - nachdem das Kind mit der Machtergreifung schon in den Brunnen gefallen war - warum er sich nur so kurz halten konnte.

Der Grund, weshalb Hitler und mit ihm die Nationalsozialisten nach schon 12 Jahren von der Bühne verschwanden - im Verhältnis zu seiner ursprünglichen Planung ist das ja tatsächlich wenig, gerade mal 12 Promille - ist wohl darin zu suchen, dass er es schaffte, den Westmächten bedrohlicher zu erscheinen als sein Kollege im Osten. (Es gab durchaus Kriegspläne bei den Franzosen und Briten gegen die Sowjetunion, Hitler drängte sich nur ungeschickterweise vor)

Warum er ihnen bedrohlicher schien, kann ich nicht erklären, nur vermuten. Aber selbst diese Vermutungen nähmen genug Platz in Anspruch, um einen extra Thread zu rechtfertigen.

PS
Barbarossa:
Und ich denke, diesem 5. Punkt kam gerade im 2. WK eine Schlüsselrolle zu, denn sowohl für die Generäle der Wehrmacht, als auch für die Soldaten war es völlig klar, dass alle Befehle - zumal in einem Krieg – unbedingt auszuführen sind.
Die Wehrmacht bemühte sich tatsächlich nach Kräften, unpolitisch zu sein und konzentrierte sich allein auf ihre militärische Aufgabe. Sie weigerte sich beharrlich, bis eben auf einen kleinen Kreis, aus dem dann auch die Verschwörer von 1944 hervorgingen, in die Politik einzugreifen. Nirgendwo wird das so deutlich wie an der bekannten Antwort Feldmarschall Erich von Mansteins auf den Versuch der Verschwörer, ihn mit ins Boot zu holen: "Preußische Generäle meutern nicht!" Zwar verriet er sie nicht, aber er lehnte kategorisch ab, mit ihnen gemeinsame Sache zu machen.
Von bitterer Ironie ist dabei, dass sich die Wehrmachtsführung geradezu vorbildlich unpolitisch verhielt, wie das heutzutage von einer demokratischen Armee erwartet wird...



Gruß,

Panzerreiter
 
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