Homosexuelle während der Zeit des Nationalsozialismus

Lesbische Frauen wurden nicht systematisch verfolgt, wie die Männer. Die Historiker Claudia Schoppmann nennt dafür zwei Hauptgründe:

1. Die Frauen waren von den Machtpositionen der NS-Staates ausgeschlossen und standen nicht in der Öffentlichkeit.

2. Die weibliche Sexualität wurde vom Mann her definiert und gedacht. Dazu gehörte die Vorstellung, dass Liebkosungen unter Frauen akzeptabel waren.

Dann gab es die weitverbreitete Meinung, das lesbische Betätigung nur in Dirnenkreisen vorkam.

Ihr Fazit ist:

Weibliche Homosexualität wurde im Gegensatz zur männlichen als sozial ungefährlich eingestuft und stellte für den NS-Staat keine Bedrohung dar.

Dennoch wurden lesbische Frauen inhaftiert, aber nicht wegen ihrer Homosexualität, sondern weil sie sich dem Regime nicht anpassten. Meist wurden diese Frauen denuziert oder man fand einen andern Vorwand, wie zum Beispiel Prostitution.



Buchtipp:
Claudia Schoppmann: Nationalsozialistische Sexualpolitik und weibliche Homosexualität.
 
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:winke:
Der Mann hatte damals im Nazi-Regime bestimmt. Was die Frauen machten war den Nazis ziemlich zweitrangig, außer, daß sie "brav gebären sollten" und Mutter und Ehefrau sein, um damit dem Vaterland zu dienen. Mit solchen Ansichten läßt sich deine Frage eh leicht beantworten!:winke:
 
Prostitution war wie Korruption und Alkoholismus ein Tabuthema im 3. Reich, und spätestens mit Ausbruch des Krieges erschien es aus militärischer Sicht notwendig, das älteste Gewerbe der Welt zu kontrollieren, weil es gar zuviele Landser gab, die sich eine Nahkampfverletzung der besonderen Art zuzogen und mit einem Tripper infizierten. Es ist ein Thema, das nach dem Krieg total verdrängt wurde, aber es gab keine Stadt im rückwärtigen Frontgebiet, wo es kein Bordell für Mannschaften, Unteroffiziere und Offiziere gab, und jeder Puff brauchte eine Hausordnung. Es schossen Bordelle im Hinterland wie Pilze aus dem Boden, selbst Konzentrationslager wie Auschwitz und Buchenwald hatten ein Bordell, ausdrücklich vom Reichsführer SS gefördert, um Häftlinge, die Kriegswichtig waren zu motivieren, wobei Juden ausgeschlossen als Freier, nicht aber als Prostituierte. Ob man sich bewusst war, dass damit "Rassenschande" gefördert wurde? Eines aber ist klar,Ordnung musste auch auf diesem Gebiet sein, aber das war natürlich eine Ordnung ohne Recht. Im Rückblick und nach 1/2 Flasche Cognac erzählt, mag man über so manche Anekdote lachen können.
Mein Opa erzählte mal von einem Offizier, ein 150%iger. Der infizierte sich mit einem Tripper und schoss sich eine Kugel in den Kopf. Da nicht sein konnte, was nicht durfte wurde das Ganze vertuscht, und der Herr fiel offiziell unter Feindeinwirkung und für Großdeutschland. Was mit der Frau passierte, die ihn infizierte weiß ich nicht, wenn man es ihr nachweisen konnte, musste sie mit dem Allerschlimmsten rechnen.

Die Wehrmacht aber auch schon die kaiserliche Armee war nur am Schutz ihrer Soldaten interessiert, Prostituierte aus den besetzten Gebieten waren Beutegut, rechtlose Objekte, und ob es sich um "Glücksmädchen" für die Japaner oder Französinnen, Belgierinnen oder Polinnen und Russinnen handelte, es war Zwangsprostitution im übelsten Sinne, teilweise arbeiteten Arbeitsämter mit Militärbehörden zusammen, um Frauen und Mädchen zu rekrutieren, von denen einige gar nicht wussten, was auf sie zukommen konnte.
Selbst wenn man argumentiert, dass etliche das Gewerbe schon vorher ausgeübt haben, so ist es doch ein Unterschied, ob eine Prostituierte am Nollendorfplatz ihrem gewerbe nachgeht und gewalttätige oder durchgeknallte Freier ablehnen kann oder zwangsrekrutiert wurde und an der Ostfront am Tag 24 Männer im wahrsten Sinne des Wortes über sich ergehen lassen musste, denen ein Menschenleben nicht mehr viel zählte.

Dazu ein Kulturdokument aus dem 1. Weltkrieg

Betrieb und Polizei des öffentlichen Hauses in Mönchen Gladbach
Die zwei Frauen, die das gesamte Personal (Gasthausstr.2) ausmachen, haben erklärt, dass sie nicht imstande sind, den zahlreichen Besuchern zu genügen, die ihr Haus überschwemmen, vor dem ständig ausgehungerte Klienten stehen. Sie erklären, dass sie mit Hinsicht auf den Dienst, den sie ihren deutschen und belgischen Abonnnenten schulden, nicht im Stande sind, der Division mehr als 20 Eintritte täglich (jede 10) zu gewähren. Das Etablissement arbeitet nicht in der Nacht und schenkt keine Getränke aus. Das Etablissement arbeitet nicht nachts und hält die Sonntagsruhe ein. Andererseits erlauben die Hilfsquewllen der Stadt nicht neues Personal einzustellen.

Arbeitstage: Alle Tage mit Ausnahme Sonntag

Betriebszeit: 5.30 Nachmittag- 9.00 abends
Tarif: 1 Viertelstunde einschließlich Eintritt und Verlassen des Etablissements 5 Mark
Erfrischunge: Das Haus verkauft keine getränke, Wartezimmer ist nicht vorhanden. die Besucher dürfen nur zu zweit eintreten.
Einteilung: Montag 1. Bataillion 164. regiment
Dienstag 1. Btl/ 169.IR
Mittwoch 2. Btl/ 164. IR
Do: 2. Btl/169. IR
Freitag:3. Btl/164. IR
Samstag: 3. Btl/169.IR

In jedem dieser Bataillione werden an den ihn zugewiesenen Tagen 20 Eintrittskarten, 5 für jede Kompanie in den Bureaus der Sergeantmajore ausgelegt. Die Mannschaften, die das Etablissement zu besuchen wünschen, erhalten im Bureau ihres Sergeantmajors eine Karte, die ihnen das recht der Priorität gibt. Es folgen noch weitere Verfügungen über die "einzelnen", die das Recht haben, noch einzutreten, wenn die Frauen nicht besetzt sind und über die Ordnungsmaßnahmen. Es wird nachdrücklich den Offizieren empfohlen, in der Gasthausstraße fleißig nachzusehen, ob alles in Ordnung ist."

Ein Schelm, der Böses dabei denkt

(zitiert nach Ernst Friedrich, Krieg dem Kriege Berlin 1924)

Es ist dieses Gebiet ein Forschungsfeld wo noch viel zu erforschen ist, aber auch ein Thema, bei dem es einem den Magen umdrehen kann, wenn man zuviel Phantasie hat und die Abgründe ahnt, die sich aus den spärlichen bürokratischen Quellen entnehmen lassen.
 
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