Quelle:
Gedenkstätte Buchenwald
1945
Januar
Vor der heranrückenden Roten Armee löst die SS die noch bestehenden Arbeits- und Konzentrationslager im besetzten Polen auf und treibt die Insassen auf mörderische Evakuierungsmärsche. Am 18. und 20. Januar treffen 4200 Juden aus Tschenstochau (Czestochowa) ein, vom 22. Januar bis 5. Februar 7350 in der Mehrzahl Juden aus Auschwitz und vom 10. Februar bis 5. März weitere 7800 vorwiegend jüdische Häftlinge aus Groß-Rosen. Diejenigen, die in Buchenwald lebend ankommen, sind von Erschöpfung, Hunger und Kälte gezeichnet und oftmals todkrank. In den meist offenen Stückgutwaggons liegen Hunderte von Toten.
Februar
Buchenwald ist das größte unter den noch bestehenden Konzentrationslagern. Ende Februar befinden sich im Stammlager und in 88 Außenlagern 112000 Menschen hinter Stacheldraht, davon 25000 Frauen. Ein Drittel der inhaftierten Männer und Frauen sind Juden. Das am nördlichen Rand der Buchenwalder Barackenstadt gelegene Kleine Lager wird ab Januar zum Auffangbecken für die Massentransporte. Tausende werden von dort aus in das KZ Mittelbau und in Außenlager weitergeschickt. Die Zahl der Sterbenden, Kranken und Schwachen, die im Kleinen Lager zurückbleiben, steigt täglich. Im Keller einer SS-Kaserne werden Sondergefangene untergebracht, darunter Dr. Dietrich Bonhoeffer. Familienangehörige der am Attentat auf Hitler beteiligten Offiziere und Politiker werden in der Isolierbaracke neben dem "Sonderlager Fichtenhain" interniert, wo sie bis zum April bleiben.
März/April
Bis zuletzt hält die SS ihr Zwangsarbeitssystem aufrecht. Erst bei unmittelbarer Frontnähe werden die Außenlager geräumt. Die SS metzelt die Gehunfähigen nieder und richtet Massaker in Leipzig, Gardelegen und Ohrdruf an.
Anfang April
Am Abend des 6. April befinden sich im Stammlager auf dem Ettersberg 47500 Häftlinge, davon 22900 in den Baracken des Hauptlagers und 18000 in den Pferdeställen des Kleinen Lagers. Im Gelände der Deutschen Ausrüstungswerke hat die SS bereits am Vortag 6600 Juden zur Evakuierung zusammengetrieben. Lagerkommandant Pister befiehlt die Räumung des Lagers.
7. bis 10. April
28000 Menschen aus dem Stammlager werden in Richtung der Konzentrationslager Dachau und Flossenbürg sowie zum Ghetto Theresienstadt per Bahn in Marsch gesetzt oder zu Fuß getrieben. Tausende kommen auf diesen Märschen um.
Am 11. April erreicht die 6. Panzerdivision der 3. US-Armee das Konzentrationslager Buchenwald. Nach der Flucht der SS besetzen Häftlinge des Lagerwiderstandes noch während der Kämpfe die Türme und übernehmen die Ordnung und Verwaltung des Lagers. 21.000 Häftlinge erleben ihre Befreiung und die Ankunft der US-Armee.
Seit Jahresbeginn 1945 bis zum 11. April sind im KZ Buchenwald 13969 Menschen gestorben. Hunderte gehen noch in den ersten Wochen nach der Befreiung an den Folgen der Haft zugrunde. Über die Toten der Evakuierungsmärsche gibt es nur Schätzungen. Sie liegen bei 12 bis 15000 Opfern.
13. April
Auf einer Versammlung deutscher und österreichischer Sozialdemokraten, an der auch französische, polnische, belgische, tschechische, dänische und niederländische Sozialisten teilnehmen, verliest Hermann L. Brill das "Manifest der demokratischen Sozialisten des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald". Es ist das wichtigste programmatische Dokument für den Weg in die Nachkriegszeit, das in Buchenwald verfaßt wird.
16. April
Auf Befehl des amerikanischen Kommandanten müssen 1000 Weimarer Bürger das Lager besichtigen, in dem die Spuren des Massensterbens und der Greuel noch für jeden sichtbar sind.
19. April
Internationale Trauerfeier für die Toten des Lagers. Die Überlebenden geben sich ein Versprechen, das später als "Schwur von Buchenwald" bekannt wird.
Mai bis August
Die Überlebenden verlassen in Gruppen das Lager.
Juli/August
Übergabe des Lagers an die sowjetische Militäradministration. Einrichtung des sogenannten "Speziallagers Nr. 2".
Insgesamt eine Viertelmillion Menschen aus allen europäischen Ländern waren von Juli 1937 bis April 1945 im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert. Die Zahl der Opfer wird auf etwa 56000 geschätzt. 34375 Tote sind in den Unterlagen des Lagers registriert. Nicht erfaßt wurden die durch Genickschuß ermordeten sowjetischen Kriegsgefangenen, die im Krematorium Buchenwald hingerichteten Gestapo-Häftlinge (geschätzt 1100), die mit "Evakuierungstransporten" aus Lagern des Ostens im Frühjahr 1945 tot in Buchenwald ankommenden Menschen und die Opfer der "Evakuierungsmärsche" im April 1945 (geschätzt 12000 bis 15000). Unter diesen Toten waren etwa 11000 Juden.
Aus Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Buchenwald
Die Befreiung
Als sich Anfang April 1945 die 3. US-Army dem Lager näherte, versuchte die SS, auf Weisung Himmlers, das Lager zu evakuieren. Die Häftlinge sollten auf Todesmärschen in Konzentrationslager nach Österreich oder Süddeutschland gebracht werden. Die Evakuierung des Lagers begann am 5. April. Die Widerstandsgruppe verzögerte die Evakuierung nach Kräften, um möglichst vielen Häftlingen die Befreiung durch die Amerikaner zu ermöglichen. Zwar verfügte man auch über einige wenige Waffen, an deren Einsatz war jedoch erst beim Herannahen der Amerikaner zu denken, da sie nichts gegen die Übermacht der Wachmannschaften hätte ausrichten können. Mit Bummeltaktik und einem Verwirrspiel durch das Verstecken von Häftlingen gelang es, die Evakuierungen über Tage zu verzögern. Die illegale Lagerleitung sendete am 8. April 1945 über einen heimlich installierten Sender einen Hilferuf an die herannahenden amerikanischen Truppen ab. Die Amerikaner rieten zur Ruhe bis zur Befreiung. Am 11. April 1945 kam es endlich zu Frontkämpfen in unmittelbarer Nähe des Lagers. Bis zu dieser Zeit war es der SS aufgrund der Verzögerungstaktik der Widerstandsgruppe nur gelungen, etwa die Hälfte der Häftlinge auf Todesmärsche zu schicken. Gegen 11 Uhr begann die Ausgabe von Waffen an ausgewählte Widerständler, die daraufhin Stellung bezogen. Um 12.00 Uhr begannen die noch verbliebenen Wachmannschaften sich aus dem Lagerbereich zurückzuziehen und Stellung im SS-Bereich oder im umgebenden Wald zu beziehen. Um ca. 14.30 Uhr erreichte eine Vortruppe der 6. Panzerdivision der 3. US-Armee den SS-Bereich des Konzentrationslagers. Die Häftlinge konnten dann sogar noch ein kurzes Scharmützel am Torgebäude und den benachbarten Wachtürmen beginnen und anschließend einige nicht geflüchtete Angehörige des SS-Wachpersonals entwaffnen. Auch das Lagertor konnte sodann geöffnet werden. Um 16.00 Uhr war das Lager schließlich befreit. Ein amerikanischer Lagerkommandant wurde am 13. April berufen.[1]
Eine gewaltsame Selbstbefreiung in der Form, wie es der Roman Nackt unter Wölfen schildert, hat es nicht wirklich gegeben. Die Anzahl der heimlich im Lager befindlichen Waffen war zu gering und die physische Verfassung der Häftlinge viel zu angegriffen, als dass ein effektiver Widerstand gegen das SS-Wachpersonal ohne Hilfe der amerikanischen Truppen möglich gewesen wäre. Die Vorstellung von der selbstständigen Befreiung des Lagers durch die Häftlinge wurde durch das DDR-Regime forciert, da sie gut in den sozialistisch-antifaschistischen Gründungsmythos passte und eine Befreiung durch den US-amerikanischen Klassenfeind nicht opportun war. Freilich blieb in diesem Zusammenhang ebenso eine Erwähnung bzw. Würdigung nichtkommunistischer Häftlinge außen vor.
Nach der Befreiung konfrontierten die Amerikaner eine größere Anzahl von Einwohnern der Stadt Weimar mit den Leichenbergen im KZ. Die Mehrheit dieser Bürger behauptete jedoch, nichts oder zumindest nichts Näheres von den Vorgängen im Lager gewusst zu haben.
An die bewaffneten Aufständischen erinnert das weithin sichtbare Denkmal von Fritz Cremer, das zu DDR-Zeiten nach dem Abbruch des dort früher stehenden Bismarckturms errichtet wurde. Finanziert wurde die Errichtung der Gedenkstätte 1955 durch einen Spendenmarkenverkauf des Kuratoriums für den Aufbau nationaler Gedenkstätten.