Rudolf Hess-Mann des Friedens oder Rassist?

Simon

Mitglied
Könntet ihr mir eine einschätzung zur person Hess geben?
Wie seine politische einstellung war. Wie sein Flug nach England zu bewerten ist usw
Am besten wäre es mit zitaten von iohm
wenn das möglich ist

vielen dank schon mal

Simon
 
Hä? Da fragst du noch?

Brockhaus schreibt:

"Heß,
Rudolf, Politiker (NSDAP), * Alexandria (Ägypten) 26. 4. 1894, (Selbsttötung) Berlin-Spandau 17. 8. 1987; seit 1920 Mitglied der NSDAP, nahm 1923 am Hitlerputsch teil; 1925-32 Privatsekretär Hitlers. 1933 ernannte ihn dieser zum »Stellvertreter des Führers« (auf Parteiebene). Auf staatlicher Ebene war er seit 1933 Reichsminister ohne Geschäftsbereich, ab 1939 Mitglied des Ministerrates für Reichsverteidigung. In der Öffentlichkeit trat Heß v. a. als fanatischer Propagandist des Führerkultes hervor. Am 1. 9. 1939 ernannte ihn Hitler zu seinem 2. Nachfolger (nach H. Göring). Am 10. 5. 1941 flog Heß nach Schottland mit dem Ziel, Großbritannien zum Friedensschluss zu bewegen (Umstände bisher nicht restlos geklärt, vermutlich auf eigenen Entschluss). Er wurde jedoch interniert, 1945 dem Internationalen Militärtribunal in Nürnberg überstellt und 1946 von diesem zu lebenslänglichem Gefängnis verurteilt (im alliierten Kriegsverbrechergefängnis in Berlin-Spandau inhaftiert; seit 1966 einziger Insasse; nach seinem Tod wurde das Gefängnis abgerissen). "

Ich denke, damit erübrigt sich deine Frage.

Hier noch ne Biographie aus dem Deutschen Historischen Museum:
http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/HessRudolf/
 
Zuletzt bearbeitet:
Könntet ihr mir eine einschätzung zur person Hess geben?
Wie seine politische einstellung war. Wie sein Flug nach England zu bewerten ist usw
Am besten wäre es mit zitaten von iohm
wenn das möglich ist

vielen dank schon mal

Simon


Hier noch einen Text von shoa.de: http://www.shoa.de/content/view/97/92/

Und zwei neuere Bücher:

Eine Biographie:

http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3861891573/hej-21

Bei dem geht es um den Flug nach England:

http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3430180163/hej-21
 
Hallo,

mit etwas Zeit sollte man sich einmal die Aussagen zu Heß vor dem IMT Nürnberg ansehen, wenn man etwas durchblättert:
http://www.yale.edu/lawweb/avalon/imt/imt.htm

Interessant auch die Untersuchung seines Geisteszustandes:
1. Antrag auf Untersuchung I, S. 171
"which in technical terms is called a psychopathic personality"
http://www.yale.edu/lawweb/avalon/imt/proc/v1-28.htm
2. Antrag auf Untersuchung II, S. 528 und 548
3. Antrag auf untersuchung XXII, S. 449
(Seitenangaben nach Blauer Ausgabe IMT)
Zusammenfassung: Hysteriker, Psychopath (jedenfalls nach 1941), Amnesie, geringe Intelligenz etc.

Im IMT sind auch im Dokumententeil die rassistischen Aussagen von Hess (Reden, Vermerke etc.) hinterlegt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Englandflug ist auch kein Gegenindikator für Heß' Rassismus. Er zeigt viel eher, dass Heß sehr in der eigenen Ideologie gefangen war und den Schulterschluss zwischen den 'germanischen Völkern' suchte. Der Englandflug kann also als aus rassistischen Erwägungen entsprungen verstanden werden.
 
Bekennender Nationalsozialist bis zum letzten Atemzug.

Weitere Kommentare erübrigen sich.
 
Bekennender Nationalsozialist bis zum letzten Atemzug.

Und hier der Nachweis dazu im Wortlaut, 31.8.1946, S. 372:

I was permitted to work for many years of my life under the greatest son whom my people has brought forth in its thousand year history. Even if I could, I would not want to erase this period of time from my existence. I am happy to know that I have done my duty, to my people, my duty as a German, as a National Socialist, as a loyal follower of my Fuehrer. I do not regret anything.
http://www.yale.edu/lawweb/avalon/imt/proc/08-31-46.htm

= Blaue Bände IMT, XXII, S. 425


EDIT: Das hier zitierte Schlusswort von Heß hat noch einen fast komischen Auftakt. Als er einen Eid auf Gott schwor, murmelte ihm Göring etwas zu, darauf Heß: "Bitte unterbrich mich nicht" - im Schlussplädoyer!
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn man sich Simons Interesse anschaut, was er für Threads eröffnet, dann glaube ich, dass er in seinem Bekanntenkreis Neonazis haben könnte, und mit ihnen diskutiert, und hier antworten sucht. Gerade Heß ist eine wichtige Person in der Szene, und seine Frage läßt sich vielleicht so deuten, denn was Heß nun ist, das weiß doch fast jeder?
Anders sind schon seine anderen Fragen zu bewerten, aber die Überschrift ließ mich erst erschrecken.
 
Oder da hangelt sich einer am Rahmenlehrplan entlang..
Das Friedensangebot Hess` war jedenfalls zu meiner Zeit Unterrichtsstoff, allerdings war die Thematik nicht so provokant formuliert.
Aber am besten gibt Simon wohl selber Auskunft.
 
Vielleicht könnte SIMON ja mal eine Erklärung dafür abgeben, wieso er hier solche rhetorischen Fragen aufwirft.

Die Nationalsozialisten sind per Definition Rassisten. Ihre Weltanschauung, ihr Menschenbild war Sozialdarwinismus in Reinform. Bei "NS-Größen" wie Rudolf Heß erübrigt sich die Frage nach Rassismus daher. Sie ist geradezu dämlich.

Die Frage nach seiner Englandreise wäre schon interessanter. Die hat aber nichts mit Frieden zu tun, sondern mit fortschreitendem Realitätsverlust.
 
Vielleicht könnte man mal seine Antworten abwarten.
Ich für meinen Teil jedenfalls würde mich nicht mehr melden, wenn z.B. Schüler wäre, oder wirklich im rechten Dunstkreis hängen würde (oder in welchem Dunstkreis auch immer), und sich erst über mich und meine Schreibfehler lustig gemacht würde, und dann, ohne Kenntnis der Person, der Hintergründe und der Absichten derart "Verhörfragen" gestellt würden.

Sollte er wirklich rechter Gesinnung sein, dann wird wird er spätestens durch die klaren Antworten zu Hess und dessen Gesinnung kapiert haben, dass hier für ihn nichts zu holen ist (oder er wird eben bei einem wirklichen Versuch gesperrt). Wenn nicht, wurde er jetzt hier ziemlich schief angesprochen.

Und wieso rhetorische Frage? Wenn man absolut keine Ahnung hat, wer Hess war, welche Stellung er bei den Nazis innehatte und hat, dann mag einem die losgelöste Formulierung, dass er nach England flog um "Frieden zu schließen" durchaus seltsam erscheinen.

Also bitte, keine Lampen auf Personen richten, sowas haben wir hier nicht nötig.


Zum Thema selbst: Gerade die dhm Biographie ist sehr gut und sagt eigentlich alles aus. Seine freiwillige Festungshaft zusammen mit Hitler, seine Beteiligung am Buch "Mein Kampf" und die Tatsache, dass die heutige, rechtsradikale Szene seinen Geburtstag (oder wars Todestag?) feiert, nicht selten mit in Gewalt ausufernden Aufmärschen sagt eigentlich bereits alles über diesen Mann aus.
Wer an einen Gesinnungswandel glaubt, kann sich nicht genug in die Biographie eingelesen haben.
 
Es ist tatsächlich so, dass ich versuche gute Argumente gegenüber Rechten zu bekommen.
Sicher ist mir Hess´ Funktion als Stellvertreter Hitlers bekannt. Und für mich steht auch seine Ideologie fest.
Wenn man im Gespräch mit Faschisten allerdings immer wieder zu hören bekommt "er sei der beste der nazis gewesen" oder er wollte nur frieden und wurde von den Engländern eingesperrt-alles andere wäre Siegerpropaganda-dann braucht man schon stärkere Argumente als das was man so durch allgemeinwissen eben weis.
Daher auch meine bitte um Zitate.
Ich nachhinein ist die Überschrifft des Titels sicher verwirrend-war nicht meine Absicht.
Ich wollte lediglich auf seinen Flug nach England anspielen. Auf den ich mir nie einen Reim machen konnte.
Denn:
Wenn er so überzeugter Nazi war, warum teilte er dann Hitlers fanatischen Glauben an den Endsieg und die absolute Ablehnung einer kapitulation nicht?
 
Denn:
Wenn er so überzeugter Nazi war, warum teilte er dann Hitlers fanatischen Glauben an den Endsieg und die absolute Ablehnung einer kapitulation nicht?

Er glaubte an den Endsieg. Man muss hier den ganzen Kontext anschauen. Auch schon Hitler wollte England als Verbündete gewinnen und ich gehe davon aus, dass Hess mit diesem Hintergedanken nach England flog um Hitler einen Gefallen zu tun, nicht um ihn zu verraten. Ich denke er hat hier naiv gehandelt und sicher nicht mit seiner Gefangenschaft gerrechnet sondern, dass er als "Held" nach Berlin zurück kommt. Das Hitler und auch England das anders sahen, zeigt die Geschichte.

Er war bis zum bitteren Ende ein Nationalsozialist.
 
Sorry Simon, wenn ich hier über dich und deine Intention angefangen habe zu spekulieren, selbst wenn sie sich im Nachhinein als richtig erwies.

Mal ganz abgesehen von dir.
Ich persönlich, ziehe es vor, einem Nazi, angehenden Nazi, Nationalisten, Islamisten, Monarchisten, und was es noch so alles gibt, hier meine Argumente vorzutragen, um wenigsten zu versuchen, ihn zu überzeugen. Auch wenn es dann schiefgeht, weil er Ohren und Hirn verschließt, sperren kann man dann immer noch. Dann habe ich es wenigstens versucht, denn manchmal ist es einfach auch nur Unkenntnis, oder falsche unseriöse Quellen. Leider klappt dies nicht sooo oft, da Meinung des Users schon zu festgefahren ist.
^^ Meine (vielleicht zu naive) Meinung. :)

LG, lynxxx
 
Hess hat noch in seinen letzten Lebensjahren an der Ideologie des Nationalsozialismus festgehalten. an einen Endsieg Hitlers hat er sicher geglaubt, seine Vorschläge an den Herzog von Hamilton waren dann auch eine Mischung aus angeboten und Drohungen. Seine Worte: "Sie glauben ja gar nicht, wie viele U-Boote der Führer bauen läßt", wurden freilich sehr ernst genommen. bei den Nürnberger Prozessen mimte er den Spinner, zeitweilig wurde er von der Verhandlung ausgeschlossen. Sieht man seine Schuld juristisch, dann erscheint seine Verurteilung zu lebenslanger Haft als übermäßig hart. Heß hat wohl die Prügelstrafe in den Ostgebieten vorgeschlagen, an den eigentlichen Verbrechen die Ermordung der europäischen Juden, die Liquidierung und Versklavung von Millionen Slawen. Anklagepunkten waren Vorbereitung eines Angriffskrieges und "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" war er nicht an politisch verantwortlicher Stelle beteiligt. Als der Holocaust auf Hochtouren lief, war er bereits in England. Dönitz oder Speer waren eigentlich, gemessen an dem, was sie zu verantworten hatten schuldiger. Hess galt auch in der eigenen Partei als "Spinner", der auf Astrologen und Esoteriker hörte. Als Chef der Parteikanzlei wurde er bald von seinem Adlatus Bormann überspielt. Im Grunde genommen war er eigentlich immer eine Gallionsfigur, als der er heute noch in der Neonaziszene als Ikone verehrt wird.

Ihn zum Friedensfürsten zu stilisieren, ist natürlich absurd, aber wen sollten die Neonazis als Galionsfigur unter den Führungspersönlichkeiten des Dritten Reichs auch nehmen, um sie den Leuten die sie umwerben, als "anständigen Nazi" zu verkaufen? Göring war zweifellos ein Paradiesvogel, aber er hat alles mitgemacht, was Hitler wollte. Außerdem war er total korupt, Hoch- und Landesverräter und schlimmer noch, ein Junkie. Goebbels mußte unbedingt noch seine Kinder mit in den Tod nehmen, Himmler der "treue Heinrich" hat seinen Herrn ebenso verraten und sich, wie sein Intimus Heydrich, allzu offen seiner Verbrechen gebrüstet. Speer tat alles leid, oder er gab zumindest vor, daß es ihm leid täte. Hess taugte natürlich in Wirklichkeit mit seiner ganzen Persönlichkeit ebensowenig als Held und Ikone. Aber seine Eigenschaft als teuerster und zuletzt einziger Gefangener von Spandau machte ihn prädestiniert, als Aufhänger der Rechten zu dienen und seine Person als Medium zu funktionalisieren, um altbekannte Parolen über "Siegerjustiz" und "Holocaustlüge" zum Besten zu geben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Entschuldigung, aber ich finde es zwar ehrbar, aber auch naiv, Nazis mit Argumenten entgegen zu treten. Denn Nazi ist man nicht mit dem Kopf, sondern aus dem Bauch heraus.

Es gibt kein rationales Argument für eine so in sich widersprüchliche und auf tönernen Füßen stehende Ideologie wie das Nazitum, aber viele dagegen.

Wer also trotzdem Nazi ist, hat bereits vor langer Zeit mit dem Denken aufgehört. Mit Argumenten erreicht man höchstens noch Menschen, die von der Ideologie zwar angezogen aber noch nicht überzeugt sind.

Zurück zur Diskussion: An Hess' durch und durch brauner, rassistischer Weltanschauung über '45 hinaus besteht kein Zweifel.
 
Ersteinmal wird Rudolf Heß nachgesagt, dass sein Gerechtigkeitssinn sehr ausgeprägt war, dass er äußerst höflich und zuvorkommend war - half gern anderen in verzweifelter Lage, deshalb nannte man ihn auch "die Klagemauer der Partei".
Als Rudolf Heß von der sogen. "Reichskristallnacht" hörte, die ohne sein Wissen organisiert worden war, verbot er jeden Parteigenossen, sich daran zu beteiligen!
Es wird ihm auch nachgesagt, dass er nicht besonders intelligent gewesen sein soll. Seine Privatsekretärin, Frau Hildegard Faht, hat viel privates überliefert. Z.B. in: Heß, Ilse: Ein Schicksal in Briefen. 1984.

Speer über Heß' Englandflug:
"Wenn ich es richtig beurteile, ist Hitler über den 'Treuebruch' seines Stellvertreters nie hinweggekommen. Noch einige Zeit nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 erwähnte er im Rahmen einer seiner phantastischen Fehlbeurteilungen der Lage, zu seinen Friedensbedingungen zähle die Auslieferung des 'Verräters'. Er müsse aufgehängt werden. Heß meinte, als ich ihn später davon erzählte: 'Er hätte sich mit mir ausgesöhnt. Ganz bestimmt. Und glauben sie nicht, dass er 1945, als alles zu Ende ging, manchmal dachte: Heß hat doch recht gehabt?'"

Dass Rudolf Heß zur Galionsfigur der rechten Szene wurde, geht auf seinen Sohn "Butz" Wolf-Rüdiger Heß, ein ehemals erfolgreicher Architekt und Ingenieur, zurück, denn Wolf-Rüdiger agierte seit den 50er Jahren in einer dichten politischen Verschränkung von rechtsradikalen und gutbürgerlichen Milieus. Wolf-Rüdiger & Freunde gründeten in den 70er Jahren die "Hilfsgemeinschaft Freiheit für Rudolf Heß e.V". Vorsitzender war der ehemalige Bundesjustizminister Dr. Dr. Ewald Bucher (FDP). Zum seriösen Anschein trug auch Dr. Alfred Seidl bei: Der ehemalige bayerische CSU-Innenminister war der Rechtsanwalt des Häftlings Rudolf Heß. Seidl beließ es nicht bei der juristischen Vertretung, er warb auch mit einem Buch und zahlreichen Artikeln für Heß, schrieb das Vorwort zum Buch des Sohnes "Mord an Rudolf Heß". Er kritisierte das Nürnberger Tribunal als "Unrechts- und Siegerjustiz".


Quellen:
Pätzold, Kurt / Weißbecker, Manfred: Rudolf Heß. 2003.
Schmidt, Rainer F.: Rudolf Heß, Botengang eines Toren?.
Stafford, David: Flight from Reality: Rudolf Hess and His Mission to Scotland, 1941. 2004.
Nesbit, Roy: The Flight of Rudolf Hess Myths and Reality. 2003.
Heß, Ilse: Ein Schicksal in Briefen. 1984.
 
Es ist tatsächlich so, dass ich versuche gute Argumente gegenüber Rechten zu bekommen.
Ein ehrenwertes Motiv.
Könntet ihr mir eine einschätzung zur person Hess geben?
Wie seine politische einstellung war. Wie sein Flug nach England zu bewerten ist usw
Am besten wäre es mit zitaten von iohm
- Anm.: Hervorhebung durch Gandolf
Vorsicht: Du solltest nicht das Spiel mit Dir spielen lassen, dass man einen Rechtsextremen nur durch Zitate von Hitler, Hess & Co. widerlegen darf. Die Nazis haben so manches von sich gegeben. Wenn ich da an die vielen Friedensreden von Hitler denke... :rolleyes:

Versuche Dir erst einmal einen Überblick über Rudolf Heß zu verschaffen. Die von Rodriguez erwähnte Heß-Biographie von Pätzold/Weißbecker scheint mir hierzu sehr gut geeignet zu sein; das Buch von Heß Eheferau Ilse weniger (da subjektiv und emotional aufgeladen).

Michael Kohlstruck hat einen lesenwerten Aufsatz über die Mythologisierung von Heß im rechtsextremen Lager geschrieben: Michael Kohlstruck, "Fundamentaloppositionelle Geschichtspolitik. Die Mythologisierung von Rudolf Heß im deutschen Rechtsextremismus", in: Fröhlich Claudia und Horst-Alfred Heinrich (Hrsg.), "Geschichtspolitik. Wer sind ihre Akteure, wer ihre Rezipienten?", 2004.

Zum Englandflug von Heß gibt es einen interessanten Aufsatz von Armin Nolzen: Armin Nolzen, "Der Heßflug vom 10. Mai 1941 und die öffentliche Meinung im NS-Staat", in: Martin Sabrow (Hrsg.), "Skandal und Diktatur. Öffentliche Empörung im NS-Staat und in der DDR", 2004.

Wenn Du mit Rechtsextremen intensiver über Heß Englandflug sprichst, werden Dir Deine Gesprächspartner versuchen mit zwei Büchern zu "kontern": Das von Rodriguez genannte Buch von Rainer F. Schmidt, "Rudolf Heß, Botengang eines Toren?" und Martin Allens Buch "Churchills Friedensfalle". Der seriöse Historiker Schmidt vertritt in seinem Buch leider die völlig abstruse These, dass Heß vom britischen Geheimdienst nach England gelockt wurde. Der - ich schreibe mal - fragwürdige "Historiker" Allen wiederum behauptet in seinem Buch einen Beweis für "Churchills Friedensfalle" gefunden zu haben.

Über Allens Buch gab es in N-TV einen 30-minütigen Bericht. In der FAZ erschien eine Rezension ausgerechnet von Rainer F. Schmidt. Dieser lobte vor allem Allens Recherche, da dessen Quellenfund angeblich seine Friedensfalle-Theorie bestätigen würde, die er in der Rezension als Stand der deutschen Geschichtswissenschaft ausgab, obwohl diese Theorie dort nur von ihm selbst vertreten wird. Den Rest von Allens Theorien lehnte Schmidt freilich ab, da ziemlich abstrus (Allen sieht Hitler hinter Heß Englandflug stehen).

Jedenfalls geisterte die Friedensfalle-Theorie und der Heß-Mythos wieder einmal durch die Presse und diesesmal sogar durch die seriöse Presse (N-TV und FAZ), ohne dass man sich dabei mit Allens Buch und seiner Quelle näher beschäftigt hätte. Doch Allens "Historiker-Werkstatt" hat schon so manches "neugefunden", was sich dann später als plumpe Fälschung erwies:
Albrecht Kolthoff, "Braunes Merchandising", in: redok.de;
Geplatzte "Sensation" um Himmlers Tod", in: Geschichtsforum.de
 
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