Es ist tatsächlich so, dass ich versuche gute Argumente gegenüber Rechten zu bekommen.
Ein ehrenwertes Motiv.
Könntet ihr mir eine einschätzung zur person Hess geben?
Wie seine politische einstellung war. Wie sein Flug nach England zu bewerten ist usw
Am besten wäre es mit zitaten von iohm - Anm.: Hervorhebung durch Gandolf
Vorsicht: Du solltest nicht das Spiel mit Dir spielen lassen, dass man einen Rechtsextremen nur durch Zitate von Hitler, Hess & Co. widerlegen darf. Die Nazis haben so manches von sich gegeben. Wenn ich da an die vielen Friedensreden von Hitler denke...
Versuche Dir erst einmal einen Überblick über Rudolf Heß zu verschaffen. Die von Rodriguez erwähnte Heß-Biographie von Pätzold/Weißbecker scheint mir hierzu sehr gut geeignet zu sein; das Buch von Heß Eheferau Ilse weniger (da subjektiv und emotional aufgeladen).
Michael Kohlstruck hat einen lesenwerten Aufsatz über die Mythologisierung von Heß im rechtsextremen Lager geschrieben: Michael Kohlstruck, "Fundamentaloppositionelle Geschichtspolitik. Die Mythologisierung von Rudolf Heß im deutschen Rechtsextremismus", in: Fröhlich Claudia und Horst-Alfred Heinrich (Hrsg.), "Geschichtspolitik. Wer sind ihre Akteure, wer ihre Rezipienten?", 2004.
Zum Englandflug von Heß gibt es einen interessanten Aufsatz von Armin Nolzen: Armin Nolzen, "Der Heßflug vom 10. Mai 1941 und die öffentliche Meinung im NS-Staat", in: Martin Sabrow (Hrsg.), "Skandal und Diktatur. Öffentliche Empörung im NS-Staat und in der DDR", 2004.
Wenn Du mit Rechtsextremen intensiver über Heß Englandflug sprichst, werden Dir Deine Gesprächspartner versuchen mit zwei Büchern zu "kontern": Das von Rodriguez genannte Buch von Rainer F. Schmidt, "Rudolf Heß, Botengang eines Toren?" und Martin Allens Buch "Churchills Friedensfalle". Der seriöse Historiker Schmidt vertritt in seinem Buch leider die völlig abstruse These, dass Heß vom britischen Geheimdienst nach England gelockt wurde. Der - ich schreibe mal - fragwürdige "Historiker" Allen wiederum behauptet in seinem Buch einen Beweis für "Churchills Friedensfalle" gefunden zu haben.
Über Allens Buch gab es in N-TV einen 30-minütigen Bericht. In der FAZ erschien eine Rezension ausgerechnet von Rainer F. Schmidt. Dieser lobte vor allem Allens Recherche, da dessen Quellenfund angeblich seine Friedensfalle-Theorie bestätigen würde, die er in der Rezension als Stand der deutschen Geschichtswissenschaft ausgab, obwohl diese Theorie dort nur von ihm selbst vertreten wird. Den Rest von Allens Theorien lehnte Schmidt freilich ab, da ziemlich abstrus (Allen sieht Hitler hinter Heß Englandflug stehen).
Jedenfalls geisterte die Friedensfalle-Theorie und der Heß-Mythos wieder einmal durch die Presse und diesesmal sogar durch die seriöse Presse (N-TV und FAZ), ohne dass man sich dabei mit Allens Buch und seiner Quelle näher beschäftigt hätte. Doch Allens "Historiker-Werkstatt" hat schon so manches "neugefunden", was sich dann später als plumpe Fälschung erwies:
Albrecht Kolthoff, "Braunes Merchandising", in: redok.de;
Geplatzte "Sensation" um Himmlers Tod", in: Geschichtsforum.de