Straßenumbenennungen

iFlorian

Mitglied
Straßen werden nicht nach lebenden Personen benannt. Dies verfolgte man auch in der NS-Zeit. Zwar wurden gewisse Plätze nach Adolf-Hitler benannt, aber grundsätzlich war es dennoch unerwünscht, Straßen nach lebenden Nationalsozialisten zu benennen.

Wieso eigentlich?


Es wäre doch von Vorteil gewesen, wenn man Straßen nach lebenden Personen benennen würde. Da man dies aber grundsätzlich weigerte, war es dann schwierig, Namen zu finden, die den nationalsozialistischen Bild entsprechen würden.

Es ist doch Unsinn, wenn Straßen nach Adolf Hitler, Hermann Gröning, also nach lebenden Personen benannt wurden, man aber Grundsätzlich darauf verzichtet hat, bei weiteren Namengebungen für Straßen sich nicht auf lebende Personen zu beziehen.

Denn hätte man sich auch für lebende Personen entschieden, dann wäre es kein Problem, sehr viele Straßen nach natioalsozialistischen Bezug zu benennen.






Gruß
 
Geht es nur mir so?
Ich kann mit dieser Fragestellung nichts anfangen!
Bin gespannt ob ich mich da irre, werde es aus den Antworten dazu sehen.
 
Geht es nur mir so?
Ich kann mit dieser Fragestellung nichts anfangen!
Bin gespannt ob ich mich da irre, werde es aus den Antworten dazu sehen.

Im Grunde muss ich dir beipflichten.

Ich denke aber gemeint ist: Straßennamen können auch ein Propaganda-Mittel sein. Es wäre demnach schlüssig, hätte das Regime Straßen nach einflussreichen und "großen" Nazis benannt, was aber laut Threadsteller nicht geschehen ist. Die Frage, die ich daraus erkenne, ist: Warum hat man also auf eine Umbenennung verzichtet, wo dies doch nahe gelegen hätte?
 
aber grundsätzlich war es dennoch unerwünscht, Straßen nach lebenden Nationalsozialisten zu benennen.
Grundsätzlich ist es das auch heute noch und zu was ? zu Recht!
Daß man grundsätzlich darauf verzichtete Strassen nach lebenden Protagonisten der braunen Bande zu benennen, liegt zum einen an der Tatsache,daß die Führungsriege und auch die zweite Garnitur in der Regel aus wenig respektablen Gestalten bestand und man fürchtete sich damit der Lächerlichkeit preiszugeben. Das galt schon für Figuren wie Göring,Göbbels,Himmler, und erst recht für die zweite Ebene wie Streicher, Sprenger und solche Figuren.
Hinzu kam ,daß durch den Führerkult ja alles auf den GröFaZ zugeschnitten war und man durch die Ehrung weiterer lebender Personen natürlich den Personenkult relativiert und Diadochen und potentielle Rivalen aufgebaut hätte. Bei der Benennung von Strassen nach Toten bestand die Gefahr nicht.
Dort war man allerdings nicht sparsam mit dem Propagieren von "Märtyrern" der Bewegung- da wurde jede Leiche ausgeschlachtet. Nicht nur Wessel und Schlageter mußten da ran sondern ganz profane Unglücksfälle wurde hochstilisiert.
Z.B. gab es bei mir im Ort die Ortsgruppenleitersgattin,die auf dem Heimweg vom Reichparteitag volltrunken wie 10 Kosaken gegen einen Baum fuhr , dabei verstarb und dafür zur "Märtyrerin der Bewegung " gemacht wurde. Dafür wurde sogar im Ort ein Gedenkstein errichtet und irgendwelche Aufmärsche mit Fackeln und Reden am Todestag inszeniert-
 
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Straßen werden nicht nach lebenden Personen benannt. Dies verfolgte man auch in der NS-Zeit. Zwar wurden gewisse Plätze nach Adolf-Hitler benannt, aber grundsätzlich war es dennoch unerwünscht, Straßen nach lebenden Nationalsozialisten zu benennen.

Wieso eigentlich?

Auch wenn die Mehrzahl der Straßen in der Tat nach Adolf Hitler oder verstorbenen Personen (darunter auch vielen NS-"Märtyrern" benannt ist), gab es viele Ausnahmen. Selbst mittelwichtige oder lokale NS-Größen hatten wenig Probleme damit, dass ihnen zu Ehren Straßen gewidmet wurden. M.E. gab es dass im Vergleich zu anderen Systemen relativ häufig (bei der DDR bin ich mir nicht sicher). Beim LWL (also in Westfalen) gibt es derzeit ein Namensprojekt:
Jahr 1933

Beispiele für 1933: neben Hitler auch Göring, Goebbels, Hindenburg, Hugenberg, Franz Seldte (gleich mehrfach), Wilhelm Frick, Franz Ritter von Epp, Josef Wagner, Karl Litzmann, Theodor Düsterberg, Arthur Wagner, Franz von Papen, Alfred Meyer.

Man sieht, dass dabei auch solche Personen dabei sein konnten, die reichsweit wenig prominent waren, bzw. auch mancher (wie Düsterberg, Papen oder Hugenberg), der schon bald politisch kalt gestellt wurde.
Die niedrigrangigste Person war Arthur Wagner, der als Standartenführer den sechsthöchsten SA-Rang einnahm, und wo die Benennung auch bei weiterer Recherche obskur bleibt.

Ein gewisser Personenkult lässt sich m.E. um die Gauleiter feststellen. Auch aus anderen Regionen ist mir bekannt, dass nach ihnen Straßen, aber auch diverse öffentliche Einrichtungen benannt wurden. Hier etwa Josef Wagner, der auch zeitweise einer der prominenteren Gauleiter war.
 
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Daß man grundsätzlich darauf verzichtete Strassen nach lebenden Protagonisten der braunen Bande zu benennen, liegt zum einen an der Tatsache,daß die Führungsriege und auch die zweite Garnitur in der Regel aus wenig respektablen Gestalten bestand und man fürchtete sich damit der Lächerlichkeit preiszugeben. Das galt schon für Figuren wie Göring,Göbbels,Himmler, und erst recht für die zweite Ebene wie Streicher, Sprenger und solche Figuren.

Das war wohl ein Gefühl, dass vielen der bis in höchste Reichsämter recht parvenühaften NS-Politikern (man denke etwa an Ribbentrop oder Goebbels, eigentlich sogar Hitler selbst) eher fremd war.
Jakob Sprenger, der außerhalb seines Gaus nichts zu melden hatte, verfügte übrigens über mehrere Straßen und Einrichtungen im Gau, die nach ihm benannt waren.
Der biedere ehemalige Postbeamte war einer der eher uncharismatischen Politiker im NS, aber sehr geschickt in der Ausschaltung von Rivalen innerhalb des Gaus. So steht zu vermuten, dass diese Benennungen, wenn nicht aktiv von ihm selbst, so doch von seinen Beratern betrieben wurden.
 
Es ist immer problematisch, Straßen nach lebenden Personen zu benennen. Besonders in Diktaturen, wo ein Held von heute zum Verräter von morgen werden kann.

Im 3. Reich gab es viele Straßen und Plätze, die nach Rudolf Hess benannt wurden. Nach dessen Englandflug wurden diese ruckzuck umbenannt.
 
Es ist immer problematisch, Straßen nach lebenden Personen zu benennen. Besonders in Diktaturen, wo ein Held von heute zum Verräter von morgen werden kann.

Im 3. Reich gab es viele Straßen und Plätze, die nach Rudolf Hess benannt wurden. Nach dessen Englandflug wurden diese ruckzuck umbenannt.

Das trifft den Nagel auf den grausigen Kasperkopf.
 
Ich finde es beispielsweise befremdlich, dass der Damm, der die Eisenbahnverbindung zwischen der Insel Sylt und dem Festland trägt, immer noch Hindenburgdamm heißt. Der Herr war weder ein großer Feldherr noch ein bedeutender Reichspräsident. Im Gegenteil. Das sollte sich auch mittlerweile bei den zuständigen Stellen herumgesprochen haben.
 
Ashigaru,das war mir in dieser Form absolut neu .Man lernt doch immer wieder was dazu im Forum.:yes:
War das ein regional beschränktes Phämonen oder sind diese Strassenbenennungen schlicht deshalb in Vergessenheit geraten,weil die Bevölkerung die alten Strassennamen weiterbenutzte ?
 
Ashigaru,das war mir in dieser Form absolut neu .Man lernt doch immer wieder was dazu im Forum.:yes:
War das ein regional beschränktes Phämonen oder sind diese Strassenbenennungen schlicht deshalb in Vergessenheit geraten,weil die Bevölkerung die alten Strassennamen weiterbenutzte ?


Soweit ich weiß, wurden die meisten Straßen, die nach mittleren NS-Größen benannt wurden (wozu ich die Gauleiter rechnen würde), ebenso rasch umbenannt.
Diese Form des Personenkults hatte sicher stark regionale Züge - bei den obigen Beispielen für Westfalen-Lippe dürften die meisten, "große" Namen wie Hitler, Hindenburg, Papen, Göring ausgenommen, irgendeine Beziehung zu den Orten gehabt haben.

Diese Ehrungen für lebende Personen, wie Wagner, wie Sprenger, wurden sicher deshalb nach dem Krieg so schnell vergessen, weil deren "Verdienst" nicht auf Popularität oder Leistungen beruhte, sondern ihrer Machtstellung im Gau.

Leider ist die Gauleiterschicht noch nicht sehr gut ausgeleuchtet, und ich habe auch selbst große Schwierigkeiten, vieles einzuordnen.
Vieles deutet aber darauf hin, dass es sich hier um eine besondere Schwachstelle des Führerprinzips handelt. Die Gauleiter konnten sich innerhalb der Gaue besondere Freiheiten leisten, und sich nicht selten bei Konflikten auch gegenüber mächtigeren NS-Größen behaupten.
 
Ich finde es beispielsweise befremdlich, dass der Damm, der die Eisenbahnverbindung zwischen der Insel Sylt und dem Festland trägt, immer noch Hindenburgdamm heißt. Der Herr war weder ein großer Feldherr noch ein bedeutender Reichspräsident. Im Gegenteil. Das sollte sich auch mittlerweile bei den zuständigen Stellen herumgesprochen haben.

Die Diskussion wurde in Trier 50 Jahre recht intensiv um das damalige Hindenburg (inzwischen Humboldtgymnasium geführt) und hat es sogar in die überegionalen Medien geschafft:

Schule: Hindenburg hat ausgedient | Politik | ZEIT ONLINE
 
Diese Form des Personenkults hatte sicher stark regionale Züge - bei den obigen Beispielen für Westfalen-Lippe dürften die meisten, "große" Namen wie Hitler, Hindenburg, Papen, Göring ausgenommen, irgendeine Beziehung zu den Orten gehabt haben.

In Münster hat man vor kurzem den nach dem Eugeniker Karl-Wilhelm Jötten benannten Jöttenweg in Paul-Wulf-Weg umbenannt.
Karl-Wilhelm Jötten hatte während des Nationalsozialismus in Münster zu erb- und rassehygienischen Fragen "geforscht", nach dem Ende des Nationalsozialismus blieb er Professor für Hygiene in Münster, bis zu seiner Emeritierung 1955. Außerdem war er Träger des Bundesverdienstkreuzes.
Während der NS-Zeit hatte er sich dafür ausgesprochen, Hilfsschulkinder aus dem Fortpflanzungsprozess auszuschalten (was auch immer das Ausschalten bedeutete, ob "nur" Sterilisierung oder auch Ermordung).

Paul Wulf dagegen war ein Opfer genau dieser Politik. Als Sohn armer Eltern wurde er in ein Kinderheim gegeben, aus dem er in eine Jugendpsychiatrie überstellt wurde. Als seine Eltern 1937 den Antrag auf Entlassung stellten, wurde dies nur unter der Bedingung der Zwangssterilisation zugelassen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hat Paul Wulf Informationen über die Verbrechen hauptsächlich von Ärzten im Rahmen der nationalsozialistischen Rassenhygienepolitik gesammelt und in selbstgemachten Ausstellungen vorwiegend in Münster öffentlich gemacht. Er hat dabei, in einer Zeit, in der die NS-Verbrechen noch weitgehend totgeschwiegen wurnde, auch nicht davor zurückgeschreckt, sein eigenes Schicksal kund zu tun und sich dabei dem Spott der Menschen ausgesetzt.

Man hat also hier den Namen eines Täters durch den eines Opfers ersetzt.
 
In Münster hat man vor kurzem den nach dem Eugeniker Karl-Wilhelm Jötten benannten Jöttenweg in Paul-Wulf-Weg umbenannt.

Man hat also hier den Namen eines Täters durch den eines Opfers ersetzt.

In Oldenburg arbeitet derzeit ebenfalls eine Historikerkommission, die alle Straßennamen auf eine Benennung nach NS-belasteten Personen untersucht. Im Herbst wird sie einen Bericht vorlegen, auf dessen Grundlage der Stadtrat dann über eventuelle Umbenennungen entscheiden wird.

Das Oldenburger Hindenburg-Gymnasium wurde in den 90er Jahren nach heftiger Diskussion in Herbart-Gymnasium (nach dem Philosophen Johann Friedrich Herbart) umbenannt.
 
Ich finde es beispielsweise befremdlich, dass der Damm, der die Eisenbahnverbindung zwischen der Insel Sylt und dem Festland trägt, immer noch Hindenburgdamm heißt. Der Herr war weder ein großer Feldherr noch ein bedeutender Reichspräsident. Im Gegenteil. Das sollte sich auch mittlerweile bei den zuständigen Stellen herumgesprochen haben.

In Berlin gibt es auch immer noch einen solchen Damm.
 
In Bad Tölz gibt es eine Hindenburgstraße, und ausgerechnet da liegt das Gymnasium.

In letzter Zeit hat man sich auch Gedanken über eine Umbenennung der Straße gemacht. Am Gymnasium wurde (und wird) viel über die Person Hindenburg geforscht. Die Meinung bei Lehrern und Schülern ist geteilt.

Der Direktor hat sich übrigens vor wenigen Wochen gegen eine Straßenumbenennung ausgesprochen. Hier ein Presseartikel dazu:

http://www.gvs-gymnasium-bad-toelz.de/images/presse/pdf/sz1-29-4-2013.pdf
 
Die Sylter Rundschau hat in der Vergangenheit über das Thema Hindenburgdamm und einer Namensänderung berichtet:

Artikeldetails | shz.de

Die Argumente von wegen Geschichte tilgen, kann ich nicht nachvollziehen. Man sah sich ja auch 1948 in der Lage, den Kaiser Wilhelm Kanal in Nord-Ostsee-Kanal umzubenennen. Aber Hindenburg, da tut man sich arg schwer.
 
In meiner Stadt gab es mächtigen Streit um die von Linken und Grünen geforderte Umbenennung einer "Agnes-Miegel-Straße".

Überschattet Agnes Miegels unkritische und befürwortende Haltung Hitler gegenüber ihr dichterisches Schaffen so sehr, dass ein Straßenname geändert werden sollte? :grübel:

Bis heute blieb diese Frage hier umstritten und die Straße trägt noch ihren alten Namen.
 
Reine Denkmalssetzerei, die in der hier aufgeworfenen Fragestellung politischen Veränderungen unterworfen ist.

  • Hinzukommend der Ärger der Menschen, die in solchen Straßen, an solchen Plätzen etc. wohnen und/oder arbeiten, weil ihre Anschrift geändert wird (Lauferei, Kosten usw.)
  • Hinzukommend die Kosten, die die Steuerzahler für diese Änderungen aufbringen müssen.
Kommt auf das politische System an welcher Eifer bei den Verantwortlichen zur Denkmalsetzerei besteht.

Bei Diktaturen, ob Links oder Rechts – so die Geschichte – findet man das recht oft und ausgeprägt.

Umbenennung von Straßen, Plätze etc. sind aber nur die eine Erscheinung.

Problematischer wird es, wenn ganze Städte umbenannt werden und noch dazu, ohne Veränderung des politischen Systems, die Macher dann selbst einsehen, dass das wohl ein Fehlgriff war.
Wie das Beispiel zeigt:
1953 Umbenennung der Wohnstadt von Eisenhüttenstadt in Stalinstadt; hielt gerade mal 8 Jahre.

Kann man es Verändern?
Mir scheint, bei den Demokraten hält sich diese Denkmalsetzerei in engen Grenzen; bei den Diktaturen ist diese jedoch recht ausgeprägt.
Und wer bei den Diktaturen dagegen protestiert, muss in der Regel mit unliebsamen Folgen, Sanktionen etc. rechnen.
 
Ich finde es beispielsweise befremdlich, dass der Damm, der die Eisenbahnverbindung zwischen der Insel Sylt und dem Festland trägt, immer noch Hindenburgdamm heißt.

In Berlin gibt es auch immer noch einen solchen Damm.

Zusammen mit einer Moltke-, Roon- und Manteuffelstraße und einem Moltkeplatz, alles in der nähe des Gardeschützenweges (an der die Kaserne steht, in der früher das Garde-Schützen-Battailone lag). Nicht allzu weit davon entfernt liegen übrigens die Sedan-, Gravelotte- und Vionvillestraße.

Hach, Kindheitserinnerungen...
 
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