These: die NSDAP- eine machtlose Partei.

Saint-Just

Mitglied
These: Im Dritten Reich waren zwar individuelle Mitglieder der NSDAP an der Macht, aber die NSDAP als Partei hat keine Herrschaft ausgeübt.

- es gab überhaupt keine Instrumente, keinen Apparat, über welchen die Partei als solche hätte Macht ausüben können (die Gauleiter verwendeten den bestehenden Verwaltungsapparat).

- überhaupt kannte das Dritte Reich keine stabilen Herrschaftsinstituitionen. Die Rivalitäten zwischen den Führungsmitgliedern fanden nicht in den Institutionen statt, sondern durch diese. (D.H. im Zweifelfall wurden mehrere rivalisierende Behörden für den gleichen Zweck gegründet, ohne dass die Aufgabenverteilung zwischen ihnen klar war. Darüber hinaus waren es zumeist Staatsbehörden, keine Parteibehörden.)

- Die Machtbeziehungen im Dritten Reich waren rein persönlicher Natur- vom "Führer" bis zu den Blockwarten. (und die persönlichen Beziehungen waren im Zweifelfalle wichtiger als behördliche Zuständigkeiten)

- Die Parteitage waren auf den Effekt, auf die Show hin konstruiert- reale Debatten oder Entscheidungen gab es dort nicht. Die Parteitagsbauten illustrieren das.

- reale Entscheidungen wurden durch kein Parteigremium gefällt (se sei denn, man würde Hitler und Konsorten als solches bezeichnen).

- Teile der Herrschaftselite (v.a. Militär) waren bedeutend, ohne zugleich Mitglieder der Partei zu sein.

- bis mindestens 1938 (wenn nicht sogar 1944) war eine Parteiherrschaft auch aus Rücksicht auf die alten Eliten nicht vorhanden. Die Parteimitgliedschaft war für Teile des "Lumpenproletariats" nicht mehr als das Eintricksticke tin die vorhandene Elite. Abgelöst oder ersetzt haben sie diese nie.

-> das Dritte Reich als Parteidiktatur zu bezeichnen, geht daher an den Realitäten vorbei.
 
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These: Im Dritten Reich waren zwar individuelle Mitglieder der NSDAP an der Macht, aber die NSDAP als Partei hat keine Herrschaft ausgeübt.

- es gab überhaupt keinen Instrumente, keinen Apparat, über welchen die Partei als solche hätte Macht ausüben können (die Gauleiter verwendeten den bestehenden Verwaltungsapparat)



- Die Machtbeziehungen im Dritten Reich waren rein persönlicher Natur- vom "Führer" bis zu den Blockwarten. (und die persönlichen Beziehungen waren im Zweifelfalle wichtiger als behördliche Zuständigkeiten)



- Die Parteitage waren auf den Effekt hin konstruiert- reale Debatten oder Entscheidungen gab es dort nicht. Die Parteitagsbauten illustrieren das.

Die Parteitage dienten der Propaganda

- reale Entscheidungen wurden durch kein Parteigremium gefällt (se sei denn, man würde Hitler als solches bezeichnen).

- Teile der Herrschaftselite (v.a. Militär) waren bedeutend, ohne zugleich Mitglieder der Partei zu sein.

- bis mindestens 1938 (wenn nicht sogar 1944) war eine Parteiherrschaft auch aus Rücksicht auf die alten Eliten nicht vorhanden. Die Parteimitgliedschaft war für Teile des "Lumpenproletariats" nicht mehr als das Eintricksticke tin die vorhandene Elite. Abgelöst oder ersetzt haben sie diese nie.

-> das Dritte Reich als Parteidiktatur zu bezeichnen, geht daher an den Realitäten vorbei.

Aus shoa.de:

Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei, NSDAP, war vom Juli 1933 bis zur bedingungslosen Kapitulation im Mai 1945 die einzige zugelassene Partei in Deutschland. Adolf Hitler war der Führer der NSDAP. Nicht das Parteiprogramm oder der Wille der Mehrheit der Parteimitglieder bestimmten die Grundlinie der Politik, sondern allein und ausschließlich Adolf Hitler ( Führerprinzip). Die Popularität der Partei beruhte zum Großteil auf einer effektiven Propaganda, die sich vor allem in Massenkundgebungen manifestierte.
Dabei spielte der Antisemitismus eine wichtige Rolle in der Propaganda der NSDAP. 1945 hatte die NSDAP ungefähr 8,5 Millionen Mitglieder.
Im Nürnberger Prozeß wurde 1946 das gesamte Korps der politischen Leiter - ungefähr 700.000 Parteiführer - als verbrecherisch verurteilt.
 
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Nicht ganz.
Da sie alleiniges Machtinstrument des Staates war, war sie keinesfals machtlos, da die Führer der Partei in der Diktatur eingebunden waren.
Würde ich mal so behaupten.

Einwand: es gab keinen getrennten Partei- und Staatsapparat (und das wäre die Voraussetzung, dass Partei und Staat gleichberechtigt existieren können).

Mir fällt auch keine Aktion ein, die rein von der Partei oder rein vom Staat getragen wurde. Auch keine, die vom Staat angeordnet und von der Partei ausgeführt wurde.

Alleiniges Machtinstrument war sie keinesfalls- es gab da auch die Wehrmacht, die herkömmliche deutsche Verwaltung, das Gerichtswesen usw (frappierend ist, weie wenig Gewalt nötig war, die gleichzuschalten)
 
also kann man sagen die NSDAP als Partei war allgegenwärtig, aber machtlos?

Ja, ich glaube schon, dass die Partei eig. nur die Aufgabe hatte die Menschen zusammen zuführen und um ihnen etwas zu geben, an das sie glauben konnte (außer Hitler nartürlich), denn der Staat war den meisten Bürgern wohl doch zu suspekt und weit weg. Außerdem ließ sich durch die Partei so wichtige Sachen wie die Propaganda betreiben, denn die Partei war ja mit einem sehr rechten Programm angetreten und viele ihrer Wähler verbanden das sicher noch mit der Partei und nicht mit dem Staat. Außerdem konnte durch die Partei das junge Volk viel näher an die Ziele der Staats- und Parteiführung herangebracht werden; nämlich durch das Jungvolk und die HJ, sowie für Mädchen den BDM. Diese unterstanden mW der Partei und nicht dem Staat.
 
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Hier der Aufbau der NSDAP
 

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These: Im Dritten Reich waren zwar individuelle Mitglieder der NSDAP an der Macht, aber die NSDAP als Partei hat keine Herrschaft ausgeübt.

- es gab überhaupt keine Instrumente, keinen Apparat, über welchen die Partei als solche hätte Macht ausüben können (die Gauleiter verwendeten den bestehenden Verwaltungsapparat).

- überhaupt kannte das Dritte Reich keine stabilen Herrschaftsinstituitionen. Die Rivalitäten zwischen den Führungsmitgliedern fanden nicht in den Institutionen statt, sondern durch diese. (D.H. im Zweifelfall wurden mehrere rivalisierende Behörden für den gleichen Zweck gegründet, ohne dass die Aufgabenverteilung zwischen ihnen klar war. Darüber hinaus waren es zumeist Staatsbehörden, keine Parteibehörden.)

In Stuttgart beim Oberkirchenrat tobte SA, ein neuer Landesbischof sollte eingesetzt werden, (zufällig Pfarrer an der Kirche in der ich viel später konfirmiert wurde) die Herrn und Damen behielten die Nerven, und fanden die Schlüssel für Büros und Panzerschränke nicht. Bis die SA wieder abzog.

- Die Machtbeziehungen im Dritten Reich waren rein persönlicher Natur- vom "Führer" bis zu den Blockwarten. (und die persönlichen Beziehungen waren im Zweifelfalle wichtiger als behördliche Zuständigkeiten)

- Die Parteitage waren auf den Effekt, auf die Show hin konstruiert- reale Debatten oder Entscheidungen gab es dort nicht. Die Parteitagsbauten illustrieren das.

- reale Entscheidungen wurden durch kein Parteigremium gefällt (se sei denn, man würde Hitler und Konsorten als solches bezeichnen).

- Teile der Herrschaftselite (v.a. Militär) waren bedeutend, ohne zugleich Mitglieder der Partei zu sein.

- bis mindestens 1938 (wenn nicht sogar 1944) war eine Parteiherrschaft auch aus Rücksicht auf die alten Eliten nicht vorhanden. Die Parteimitgliedschaft war für Teile des "Lumpenproletariats" nicht mehr als das Eintricksticke tin die vorhandene Elite. Abgelöst oder ersetzt haben sie diese nie.

-> das Dritte Reich als Parteidiktatur zu bezeichnen, geht daher an den Realitäten vorbei.


Siehst Du SA, die eine sehr große Rolle bei der s. g. Machtübernahme und Gleichschaltung spielte,
(die Zahl der Toten kann laut Longerich nicht einmal annähernd geschätzt werden) als Organ der Partei?

Wie siehst Du die Rolle von SD, Gestapo, und diesen ganzen Terrorinstrumenten, als Organe der Partei oder des Staates?

Zu berücksichtigen wäre auch, dass der Gröfaz die "Einheit von Staat und Partei" verkündet hat.

Recht aufschlußreich für 1933/34 ist Longerich, "Die braunen Bataillone"

Wenn z. B. das Amtszimmer eines Bürgermeisters so lange von der SA besetzt wird, bis er "sein Amt zur Verfügung stellt". (zigmal geschehen, dass er auch ein paar aufs Maul bekam versteht sich ja von selbst) War das jetzt eine Aktion des Staates oder der Partei? Wer hat die SA dorthin geschickt? in der Regel wurde dann ja kein SA´ler Bürgermeister. Sondern ein PG. Also wohl doch eine Aktion der Partei.

Es wurden Staatspräsidenten (Eugen Bolz) in ihren eigenen Diensträumen von SA verhaftet und abgeführt. Reichs- und Landtagsabgeordnete (nicht nur Kommunisten auch SPD- und Bürgerliche) ebenso. Staatsanwälte wurden aus ihren Büros geworfen.

Also unterschreiben würde ich die These nicht.

Grüße Repo
 
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...(frappierend ist, weie wenig Gewalt nötig war, die gleichzuschalten)
Frappierend war auch, wie leicht es für die NSDAP war, an die Macht zu kommen. Mit dem Ermächtigungsgesetz und der Selbstauflösung der bürgerlichen Parteien war alles entschieden. Besonders im bürgerlichen Block gab es so gut, wie keinen Widerstand.
Und das, wo die NSDAP selbst bei der letzten demokratischen Wahl im März 1933 nicht einmal ganz 44 % der abgegebenen Stimmen erreichte.
 
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Frappierend war auch, wie leicht es für die NSDAP war, an die Macht zu kommen. Mit dem Ermächtigungsgesetz und der Selbstauflösung der bürgerlichen Parteien war alles entschieden. Besonders im bürgerlichen Block gab es so gut, wie keinen Widerstand.
Und das, wo die NSDAP selbst bei der letzten demokratischen Wahl im März 1933 nicht einmal ganz 44 % der abgegebenen Stimmen erreichte.

Ich empfehle nochmals "Longerich, Die braunen Bataillone".

Die Zahl der Toten der "Machtübernahme" und "Gleichschaltung" kann bis heute nichteinmal geschätzt werden. Papen z. B., zu dem Zeitpunkt Vizekanzler, wurde unter Hausarrest gestellt. Sein persönlicher Referent ermordet.
Es wurde massiv Gewalt angewendet. Wers dann immer noch nicht verstanden hatte, wurde abgemurkst. Sowas spricht sich rum, nicht jeder ist ein Held, man hat Familie, Kinder...

Grüße Repo
 
Siehst Du SA, die eine sehr große Rolle bei der s. g. Machtübernahme und Gleichschaltung spielte, als Organ der Partei?

Wie siehst Du die Rolle von SD, Gestapo, und diesen ganzen Terrorinstrumenten, als Organe der Partei oder des Staates?

Die Frage nach der Zugehörigkeit der einzelnen Organe ist ganz klar zu beantworten:

SA: NSDAP

SS: Erst der SA unterstellt, später dann direkt der Partei

SD: Schutzstaffel Reichsführer-SS, eig. Nachrichtendienst für die NSDAP, später dann mit der Sicherheitspolizei zusammen das RSHA (Reichssicherheithauptamt)

Gestapo: Dem Reichsministerium für Inneres unterstellt und somit staatlich. Allerdings ist dies ja auch eine Art von Polizei. (Geheime Staatspolizei)

Man muss dazu sagen, dass der oberste Reichsführer-SA Hitler war, obwohl die SA nach nach dem Röhm-Putsch nicht mehr bedeutend war. Bei der SS hatte Hitler auch unbegrenzte Befugnisse und konnte machen was er wollte, denn Himmler gehorchte ihm aufs Wort.
Nur der SD behielt sich ein kleine Unabhängigkeit vor, denn er Unterstand zwar Hitler aber nur um den Umweg über den Reichsinneminister Dr. Wilhelm Frick, bis dann irgendwann Heinrich Himmler sich dieses Amt einverleibt hatte.

Insgesamt also hatte Hitler überall seine Finger im Spiel und konnte den Herren befehlen und sie hatten zu gehorchen, obwohl die Organe eig. der Partei angehörten.
 
Ein wesentliches Kennzeichen der faschistischen bzw. nationalsozialistischen Diktatur ist der "Führerkult". Dass also die wesentlichen Impulse von Hitler und einer kleinen Führungsclique ausgingen, ist kein Geheimnis. Die NSDAP diente in diesem Terrorsystem als Transformator und sorgte für die Durchsetzung des "Führerwillens" durch folgende Dienststellen:

1) 18 Reichsleiter der Reichsämter

2) 32 Gauleiter der Reichsgaue

3) Kreisleiter

4) Ortsgruppenleiter

5) Zellenleiter

6) Blockleiter

7) "Volksgenossen", erfasst durch die Gliederunegn der Partei wie z.B. SA, SS, HJ und ihre angeschlossenen Verbände wie NS-Juristenbund, NS-Lehrerbund, Deutsches Frauenwerk, NSD-Ärztebund, NS-Beamtenbund, Deutsche Arbeitsfront usw.

Ich meine, mit dieser Struktur konnte der "Führer" seine Befehle schon ziemlich nachhaltig und brutal durchsetzen.

Dass es noch eine konkurrierende Staatsebene gab, ist in den letzten Jahrzehnten ausgiebig und ziemlich einvernehmlich erörtert und analysiert worden. Es bestanden schließlich noch die von den Reichststatthaltern eingesetzten Länderregierungen fort, ferner auch die Regierungspräsidenten, Landräte und Bürgermeister. Und so gab es häufig Reibungsverluste mit den konkurrierenden Dienststellen der Partei. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die nationalsozialistische Terrormaschine durch eine effektive Gestapo und SS erschreckend gut funktionierte.

Richtig ist lediglich, dass manche "Führerbefehle" im Dickicht der Kompetenzen und Konkurrenzen versandeten.
 
Die Frage nach der Zugehörigkeit der einzelnen Organe ist ganz klar zu beantworten:

SA: NSDAP

SS: Erst der SA unterstellt, später dann direkt der Partei

SD: Schutzstaffel Reichsführer-SS, eig. Nachrichtendienst für die NSDAP, später dann mit der Sicherheitspolizei zusammen das RSHA (Reichssicherheithauptamt)

Gestapo: Dem Reichsministerium für Inneres unterstellt und somit staatlich. Allerdings ist dies ja auch eine Art von Polizei. (Geheime Staatspolizei)

Man muss dazu sagen, dass der oberste Reichsführer-SA Hitler war, obwohl die SA nach nach dem Röhm-Putsch nicht mehr bedeutend war. Bei der SS hatte Hitler auch unbegrenzte Befugnisse und konnte machen was er wollte, denn Himmler gehorchte ihm aufs Wort.
Nur der SD behielt sich ein kleine Unabhängigkeit vor, denn er Unterstand zwar Hitler aber nur um den Umweg über den Reichsinneminister Dr. Wilhelm Frick, bis dann irgendwann Heinrich Himmler sich dieses Amt einverleibt hatte.

Insgesamt also hatte Hitler überall seine Finger im Spiel und konnte den Herren befehlen und sie hatten zu gehorchen, obwohl die Organe eig. der Partei angehörten.

Zustimmung.
Womit die These von der "Machtlosen NSDAP" widerlegt wäre.

Grüße Repo
 
Ja und nein. Natürlich ist die Partei ein brutales Element zur Durchsetzung der Befehle von oben gewesen. Aber allein das Tragen der Parteiuniform konnte nach 1933 aus einem Niemand einen Jemand werden lassen. Ich würde die These daher nicht als widerlegt gelten lassen, sondern als nur eingeschränkt gültig. In politischen Prozessen hatten die NSDAP natürlich keinen Einfluss, da waren es die Personen die Macht kumulierten, ob offen wie Göring, oder verdeckt, wie Bormann.
 
Die Frage nach der Zugehörigkeit der einzelnen Organe ist ganz klar zu beantworten:

SA: NSDAP

SS: Erst der SA unterstellt, später dann direkt der Partei

SD: Schutzstaffel Reichsführer-SS, eig. Nachrichtendienst für die NSDAP, später dann mit der Sicherheitspolizei zusammen das RSHA (Reichssicherheithauptamt)

Gestapo: Dem Reichsministerium für Inneres unterstellt und somit staatlich. Allerdings ist dies ja auch eine Art von Polizei. (Geheime Staatspolizei)

Man muss dazu sagen, dass der oberste Reichsführer-SA Hitler war, obwohl die SA nach nach dem Röhm-Putsch nicht mehr bedeutend war. Bei der SS hatte Hitler auch unbegrenzte Befugnisse und konnte machen was er wollte, denn Himmler gehorchte ihm aufs Wort.
Nur der SD behielt sich ein kleine Unabhängigkeit vor, denn er Unterstand zwar Hitler aber nur um den Umweg über den Reichsinneminister Dr. Wilhelm Frick, bis dann irgendwann Heinrich Himmler sich dieses Amt einverleibt hatte.

Insgesamt also hatte Hitler überall seine Finger im Spiel und konnte den Herren befehlen und sie hatten zu gehorchen, obwohl die Organe eig. der Partei angehörten.

Zustimmung.
Womit die These von der "Machtlosen NSDAP" widerlegt wäre.
Grüße Repo

Ich glaube wir reden aneinander vorbei. Es gab zwar Organisationen, welche der Partei unterstanden, aber de facto nicht an sie gebunden waren. Z. B. die SS: Himmler schuldete mit Sicherheit den Reichsleitern keine Rechentschaft. Er wandete sich bestimmt immer an Hitler, wenn er etwas brauchte oder wollte. Deshalb versuchte ich mit meinem Beitrag die Ausgangsthese von Saint-Just unterstützen. :friends:
 
Man kann es auch anders ausdrücken: Die Partei war der Rahmen, in dem die Befehle von oben nach unten durchgesetzt wurden. Sie war also Erfüllungsgehilfe, Transformator und Katalysator in einem.

Innerhalb dieses Rahmens namens NSDAP übten die Nazi-Größen ihre Macht aus, was aber letztlich stets vom "Führer" geliehene Macht war. Wer die ihm zugeteilte Macht missbrauchte bzw. zum Schaden des Führers nutzte, war ganz schnell aus dem Machtgefüge entfernt - und er konnte meist von Glück sagen, wenn er mit dem Leben davon kam.
 
Ich glaube wir reden aneinander vorbei. Es gab zwar Organisationen, welche der Partei unterstanden, aber de facto nicht an sie gebunden waren. Z. B. die SS: Himmler schuldete mit Sicherheit den Reichsleitern keine Rechentschaft. Er wandete sich bestimmt immer an Hitler, wenn er etwas brauchte oder wollte. Deshalb versuchte ich mit meinem Beitrag die Ausgangsthese von Saint-Just unterstützen. :friends:

Ihr macht einen Denkfehler.
Ihr versucht die NSDAP von der heutigen Parteienlandschaft her zu verstehen. Das geht aber nicht. Die haben innerhalb der Partei über nichts abgestimmt.

Jede Ebene hatte ihre Führer, die der nächsten Ebene verantwortlich waren und von dort ihre Befehle bekam. Wer führt trägt die Verantwortung, bei den Nazis aber immer nur nach oben, nie nach unten. Nicht der Parteibasis gegenüber. Das ist der entscheidende Unterschied. In einer demokratischen Partei kann die Basis ihre Führung "zur Verantwortung ziehen", bei den Nazis war es genau umgekehrt. Ein PG der gut funktionierte, wurde auch "Führer", hatte dann auch jemand der ihm verantwortlich war, dem er Befehle gab!
Wenn Du schreibst, dass Himmler sich "an Hitler wandte" ist das doch klar. Dem war er verantwortlich, der hat ihm die Befehle gegeben.

Folgerichtig hat der oberste Parteiführer alles bestimmt. Die Partei in der Person ihres obersten Führers hatte alle Macht.


Grüße Repo
 
Auch wenn einiges jetzt schon gesagt wurde:

Siehst Du [die] SA ... als Organ der Partei?
Ich sehe sie als Organ des „Führers“, der sie seinem Duzfreund Röhm unterstellt hat. Was ich nicht sehe ist, dass irgendein Parteigremium Röhm mit der Leitung der SA beauftragt hätte. Entscheidend war die rein persönliche Beziehung zwischen Hitler und Röhm. Als Röhm Hitlers Gunst verloren hatte, verlor er sein Leben, und die SA wurde auf eine eher bedeutungslose Rolle zurückgestutzt.

Repo schrieb:
Wie siehst Du die Rolle von SD, Gestapo, und diesen ganzen Terrorinstrumenten, als Organe der Partei oder des Staates?

So wie in einer Monarchie jeder Beamte der Vertreter des Königs vor Ort war, so im Dritten Reich jeder noch so kleine Funktionär der Vertreter des „Führers“ vor Ort- nicht der Vertreter der Partei oder des Staates, sondern des „Führers“! Die Karrieren der Führungsfiguren, Aufstieg und Fall- alles hing vom Zugang zu Hitler ab. Nicht von Leistungen für die Partei oder dgl.

Gestapo- wie das ausgeschriebene Akronym sagt "Geheime Staatspolizei". Von Göring (als preußischer MP) aus dem preußischen Sicherheitsapparat ausgegliedert. Interessant ist das weitere Schicksal: unterstand sie zunächst Göring, jedoch reichte es aus, dass dieser Heydrich einsetzte, damit die Gestapo plötzlich in den Machtbereich Himmlers überging (obgleich der formell nur ein Parteiamt an der Spitze der SS hatte). Eine einfache Umbesetzung an der Spitze reicht aus. 1939 ging die Gestapo in das RSHA ein (eine Staatsbehörde). Auch hier waren wieder die persönlichen Loyalitäten entscheidend, nicht Parteizugehörigkeit oder Staatsbehörde.

SD (Sicherheitsdienst)- ursprünglich als parteiinterne Behörde gegründet, wurde 1939 in das staatliche RSHA eingegliedert. Hier wird eine Unterscheidung Partei-Staat endgültig zur Makulatur.

shoa.de schrieb:
Am 27. September 1939 wurde das in sieben Ämter gegliederte RSHA als Verbindung von Sicherheitsdienst (SD) und Sicherheitspolizei (Sipo) geschaffen. Die Kompetenzen von staatlichen Organen und Gliederungen der NSDAP wurden dabei immer stärker vermengt. An der Spitze des RSHA, das seinerseits ein Hauptamt der SS
shoa.de schrieb:
bildete, stand Reinhard Heydrich. Nach dessen Tod 1942 wurde Ernst Kaltenbrunner Leiter der Behörde.

Auch hier zeigt sich wieder sehr gut, dass es gar keine reinen Parteibehörden gab.

Repo schrieb:
Zu berücksichtigen wäre auch, dass der Gröfaz die "Einheit von Staat und Partei" verkündet hat.

Das zeigt dass Hitler keine Trennung von Staat und Partei gesehen hat. Wenn es diese Trennung aber nicht gibt, dann gibt es auch keine für sich handlungsfähige Partei, die die Macht haben könnte. (Und der Staat löst sich seinerseits ebenfalls in persönliche Loyalitätsbeziehungen, letztlich denen zum „Führer“, auf). Entspricht haargenau meiner These.

Repo schrieb:
Wenn z. B. das Amtszimmer eines Bürgermeisters so lange von der SA besetzt wird, bis er "sein Amt zur Verfügung stellt". (zigmal geschehen, dass er auch ein paar aufs Maul bekam versteht sich ja von selbst) War das jetzt eine Aktion des Staates oder der Partei? Wer hat die SA dorthin geschickt? in der Regel wurde dann ja kein SA´ler Bürgermeister. Sondern ein PG. Also wohl doch eine Aktion der Partei.
Repo schrieb:
Es wurden Staatspräsidenten (Eugen Bolz) in ihren eigenen Diensträumen von SA verhaftet und abgeführt. Reichs- und Landtagsabgeordnete (nicht nur Kommunisten auch SPD- und Bürgerliche) ebenso. Staatsanwälte wurden aus ihren Büros geworfen.

Die Gewalt im Prozess der „Machtergreifung“ sagt nichts aus die Macht der NSDAP aus. In disem Fall wird die SA vor Ort Befehle der regionalen SA befolgt haben, diese die Befehle des Röhms und der wiederum die Befehle des OSAF Hitlers. Wo soll da die Partei sein? Wann soll die Partei die „Machtergreifung beschlossen haben? Aktiv handeln sehen ich nur Hitler und seinen engsten Kreis. Was es natürlich gab, war ein Netzwerk verschiedener Parteimitglieder, die sich auf Posten und Pöstchen geholfen haben (unter anderen Umständen würde man sowas Korruption nennen); irgendein Interesse mussten sie ja haben, um Hitler hinterherzulaufen.

Wahrscheinlich ist es überhaupt falsch, den Begriff „Partei“ auf die NSDAP anzuwenden. Ein innerparteiliches Leben (etwa Delegiertentagungen auf Kreis-, Bezirks- und Reichsebene, innerparteiliche Debatten, wirksame Beschlüsse der Partei u.ä.) lässt sich nicht erkennen. (Auf Parteitagen der NSDAP hat es keine Trennung zwischen Teilnehmern und Delegierten gegeben! Wozu auch, es wurde ja nichts beschlossen. Nur paradiert und Reden gelauscht.)
 
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@ Saint Just: vorab: auch wenn ich hier einiges kritisiere, finde ich dieses Thema sehr interessant und wichtig.
- es gab überhaupt keine Instrumente, keinen Apparat, über welchen die Partei als solche hätte Macht ausüben können (die Gauleiter verwendeten den bestehenden Verwaltungsapparat).
Das stimmt nicht ganz. Es gab zumindest schon mal Gremien, die dazu dienten, Herrschaft innerhalb der Partei zu üben, nämlich die Parteigerichte. Es gab auch die Parteikanzlei als zentrales Herrschaftsinstrument, geleitet ab 1941 von Martin Bormann.

- überhaupt kannte das Dritte Reich keine stabilen Herrschaftsinstituitionen. Die Rivalitäten zwischen den Führungsmitgliedern fanden nicht in den Institutionen statt, sondern durch diese. (D.H. im Zweifelfall wurden mehrere rivalisierende Behörden für den gleichen Zweck gegründet, ohne dass die Aufgabenverteilung zwischen ihnen klar war. Darüber hinaus waren es zumeist Staatsbehörden, keine Parteibehörden.)
Das ist richtig, es gab zum Beispiel zahlreiche Instanzen, die irgendwie in die Außenpolitik des Reiches involviert waren. Ich würde jedoch aus der Tatsache der konkurrierenden Institutionen, die - vor allem die SS - manchmal wie "Staaten im Staaten" handelten, dass die NSDAP selbst nicht in Erscheinung trat. Freilich gibt es selbst innerhalb der Partei noch mal eine Vielzahl von Unterorganisation (darunter solch große wie die HJ). Ich denke aber, dass gerade auf den kommunalen und Länderebenen die NSDAP im Leben der Menschen eine sehr große Rolle spielte. Von dieser Ebene aus wurden Luftschutz (daher das sprichwörtliche "Blockwart") und z.B. auch die Sammlungen für das Winterhilfswerk organisiert. Verwiesen sei auch auf die Rolle der Ortsgruppenleiter - im Unrechtssystem des Dritten Reiches hatten sie faktisch die stärkere Position gegenüber den Bürgermeistern. Schließlich hatten diese unteren Parteiführer in der Diktatur auch eine große Bedeutung für die Kontrolle ihrer Mitmenschen.
- Die Machtbeziehungen im Dritten Reich waren rein persönlicher Natur- vom "Führer" bis zu den Blockwarten. (und die persönlichen Beziehungen waren im Zweifelfalle wichtiger als behördliche Zuständigkeiten)
So einfach war das dann doch nicht. Zwar spielten ohne Frage persönliche Beziehung eine große Rolle, ebenso steht auch außer Frage, dass Hitler an der Spitze des Systems sich seinen engeren "Mitarbeiterkreis" häufig eher nach persönlichem Geschmack heraussuchte. Dennoch gab es straff organisierte Massenorganisation wie "Kraft durch Freude" oder auch die Hitler-Jugend, die einen entsprechenden Verwaltungsapparat gehabt haben müssen. Zudem ist noch auf die Rolle der Parteikanzlei zu verweisen: ohne Frage sehr auf Bormann personalisiert, hatte sie doch eine wichtige Vermittlerfunktion, da sie ja auf Anfragen der Organisationen/Ministerien regierte. Und die höchste Schiedsstelle war eben Hitler selbst. Abgesehen davon darf man nicht vergessen, dass die Parteimitgliedschaft an sich ja schon einen Wert darstellte, dass sie eben den gesellschaftlichen Aufstieg ermöglichte und dass gemäß den Prinzipien der nationalsozialistischen Selektion bestimmte Gruppen von vornherein ausgeschlossen waren an einer Parteimitgliedschaft und damit auch Mitarbeit in Staat und Gesellschaft.
- Die Parteitage waren auf den Effekt, auf die Show hin konstruiert- reale Debatten oder Entscheidungen gab es dort nicht. Die Parteitagsbauten illustrieren das.
Das stimmt, sie sollten aber auch nie eine legislative Funktion haben. In Hitler-Deutschland gab es aber keine demokratisch arbeitenden Gremien mehr, warum sollte die NSDAP da eine Ausnahme bilden?
Es darf aber nicht vergessen werden, dass es z.B. auch unter den Gauleitern Tagungen gab. Ich habe keine genauen Kenntnisse darüber, aber von den Reden, die mir von dort bekannt sind, wurden durchaus Dinge von politischer Wichtigkeit dabei besprochen.
- reale Entscheidungen wurden durch kein Parteigremium gefällt (se sei denn, man würde Hitler und Konsorten als solches bezeichnen).
Das stimmt nicht, so wurde z.B. der Volkssturm durch Aufruf und mit Organisation der Parteikanzlei gegründet und die örtliche Organisation durch Parteistellen übernommen. Dass Heinrich Himmler nominell den militärischen Oberbefehl übernahm, zeigt auch, dass es durchaus zur Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Institutionen des NS-Staates kommen konnten. Für richtig halte ich es, dass der Parteiapparat eher einen exekutiven Charakter hatte, und dass es keine Entscheidungsprozesse von unten nach oben gab.

- Teile der Herrschaftselite (v.a. Militär) waren bedeutend, ohne zugleich Mitglieder der Partei zu sein.
Das lag aber mehr am Ethos der Wehrmacht und der Tatsache, dass Hitler zunächst trotz seiner offenkundigen und immer wieder deutlich gemachten Abneigung der Wehrmachts-Offiziere zunächst nicht zu offen gegen die Wehrmachtsführung opponieren konnte. Dies änderte sich sowieso nach 1941 und ab 1943 begannen die Versuche, auch die Armee stärker zu politisieren, durch Einführung der Nationalsozialistischen Führungs-Offiziere (NSFO).
- bis mindestens 1938 (wenn nicht sogar 1944) war eine Parteiherrschaft auch aus Rücksicht auf die alten Eliten nicht vorhanden. Die Parteimitgliedschaft war für Teile des "Lumpenproletariats" nicht mehr als das Eintricksticket in die vorhandene Elite. Abgelöst oder ersetzt haben sie diese nie.
Das sehe ich nun völlig anders. Dabei will ich gar nicht mehr auf die überhöhte Rolle der "alten Kämpfer" eingehen. Dennoch brachte die "Machtergreifung" auch eine völlig neue politische Führungsschicht hervor. Es gab nur wenige unter den neuen Machthabern, die zuvor eine bedeutende politische Position außerhalb der Partei (und vom einfachen Reichstagsmandat abgesehen) bekleidet hatten - eine der wenigen Ausnahmen war Hermann Göring, der noch Reichstagspräsident der Weimarer Republik war. Auf der kommunalen Ebene war dies sicher nicht anders, da ja viele Bürgermeister das falsche Parteibuch hatten und ersetzt wurden.
Was das Fazit betrifft, so würde ich einschränken: die Partei war ein Teil des Nebeneinanders konkurrierender Organisationen innerhalb des NS-Staates. Als Massenorganisation hatte sie dabei beträchtlichen Einfluss auf das Leben des einfachen Bürgers (wobei ja auch darauf geachtet wurde, dass Menschen möglichst früh und in ihrem Leben durchgängig mit Parteiorganisation in Berührung kamen).
 
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