Warum stützte sich Hitler in vielen Punkten auf die Germanen ?

Zu behandeln sind Balladen ,die dem nordischen Kulturkreis entstammen und den heidischen Geist der Germanen offenbaren , und um ein Schrifttum ,das den Geist des nordischen Kulturwillens atmet (Storm,Tim Kröger...)

...so lautet ein Satz der Grundsätze des Deutschunterrichtes im 3. Reich .

Nun stelle ich mir die Frage ,warum sich Hitler in seiner Ideologie in dieser Weise auf die Germanen stützt . Nur weil eben dieses alte Volk in "seinem" Land lebte ,spricht doch wirklich nicht viel dafür ,die Germanen als Grundlage seines Gedankengutes zu benutzten .

Dies rückt das alte Volk sicherlich in ein falsches Licht ,wie ich finde . War Hitler schlecht informiert oder waren es lediglich Einzelheiten ,die ihn dazu bewogen dieses Volk in der Weise mit seiner Sichtweise der Dinge zu verbinden ?

Ich meine ,wie kann man sich auf den Lebensraum berufen ,wenn die Germanen doch eigentlich ursprünglich erst aus dem Osten kamen ?

Fragen über Fragen ...

Was meint ihr dazu ? Sehe ich die ganze Sache falsch oder liegt doch ein Fünkchen Wahrehit in meinen Gedanken zu dem Thema ?
 
Der Witz ist, dass Hitler selbst eigentlich gar nicht so viel von den Germanen hielt. Dazu gibt es einen sehr interessanten Text des Historikers Alexander Demandt - der unter anderem eine Rede zitiert, in der Hitler zum antiken Germanien sagte: "Unser Land war ein Sauland". Hitlers Ideal waren eher die Griechen und Römer, an denen der verhinderte Architekt besonders Skulptur und Bauten schätzt. Dabei sah er diese Völker natürlich nur unter rassistischen Aspekten - so überrascht es nicht, dass er in Sparta mit seiner Art "Apartheidspolitik" das höchste Ideal des rassistischen Staates sah. Selbstverständlich betrachtete er die Völker als arisch. Die Römer schätzte er vor allem wegen ihrer militaristischen Politik; deren Dekadenz setzt er in der Zeit an, als sie christlich wurden.
Der ganze Text findet sich unter der Webadresse

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2000/1216/magazin/0003/

Dennoch lässt sich nicht bestreiten, dass es im Dritten Reich natürlich eine intensive Germanenverehrung und -forschung unter rassistischen Gesichtspunkten gab. Die wurde aber weniger von Hitler, sondern vor allem von Heinrich Himmler und der SS gefördert.
Wichtige Vertreter der Wissenschaft waren die Archäologen Gustaf Kossinna und Hans Reinerth.
Kossinna starb 1931 vor der Machtübernahme, aber er war ein großer Vordenker einer deutschen Archäologie unter rassistischen und nationalistischen Gesichtspunkten.
Reinerth setzte Kossinnas Ideen dann während des Dritten Reichs in die Tat um, hatte dabei ebenfalls nazistische Gegenspieler in Form des "Ahnenerbes SS".

Mehr zu Reinerth hier:

http://www.geschichte.hu-berlin.de/ns-zeit/ringvorlesung/teil2_4februar04.htm
 
Zuletzt bearbeitet:
Hitler hätte wohl am Liebsten eine Mischung aus Germanen und Römern/Griechen geschaffen, also ein Deutschland mit Städten im Antiken Stil mit lauter blonden, blauäugigen, großen und dünn-durchtrainierten Menschen. Man muss sich nur die verkitschte Kunst aus der Nazi-Zeit ansehen. Hitlers Kunstgeschmack war wirklich mehr als kitschig, moderne Kunst galt ihm als entartet.
Ein Grund für den Germanenkult Hitlers war natürlich auch, dass germanische Mythen von Schlachten, Morden und Kämpfen geprägt sind, was ja perfekt in sein Weltbild passte. Das christliche Weltbild, in dem der Jude Jesus von Nächstenliebe und Verzicht predigt, das war für Hitler nur Schwäche.

Solidarnosc
 
Ich denke schon .

Folgenden Text entnahm ich einem unserer Arbeitsblätter des Faches Geschichte :

Grundsätze des zukünftigen Deutsch -, Geschichts- und Erdkundeunterrichts - Entwurf durch Lehrkräfte der Adolf-Hitler-Schule Flensburg (September 1939)

Deutsch

  • Zu behandeln sind Balladen ,die dem nordischen Kulturkreis entstammen und den heidischen Geist der Germanen offenbaren , und um ein Schrifttum ,das den Geist des nordischen Kulturwillens atmet (Storm,Tim Kröger...)
  • Zu schweigen ist von der Literatur des jüdischen Geistes ,die sich etwa 1840 breit macht und meist unter der Ebene des Anständigen sich bewegt [...]
Geschichte
  • Leitthema "Deutschland und Mitteleuropa" "Adolf Hitlers drittes Reich :Wiederbesinnung auf die deutsche Sendung im Osten und Südosten"
  • Betonung der nordischen Rasse als Staatenbauer (Römer) und Kulturträger(Griechen).[..]* Abstieg (Persiens) in Folge Einsickern vorderasiatisch-semitischen Blutes. [...] Untergang des römischen Reiches infolge Vernichtung des nordischen Blutes der Herrenschicht .Völkerchaos . Erbe : Die Germanen
Erdkunde

  • Verbreitung der Rassen über die Erde . Kultur - Wirtschaft - Rasse . Die nordische Rasse und Leistung in Kolonisation und Erforschung der Erde . Siedlungsbestrebungen insbesondere im Osten
Zit. nach : Langbehn ,J.-J., Im Geiste des Führers ? Nationalsozialistische Prägung und schulische Normalität am Beispiel der "Adolf-Hitler-Schule" in Flensburg 1933-1945 ,in : Zwischen Konsens und Kritik . Facetten kulturellen Lebens in Flensburg 1933-1945 ,Flensburger Beiträge zur Zeitgeschichte 4 ,1999 ,S. 113 ff. (Stadtarchiv Flensburg)


Bemerkung : Die von mir markierte Stelle passt sehr gut auf deine Aussage Ashigaru :winke:


Ps : *Puh* Habe jetzt einfach mal alles abgetippt =)




 
Fenris Mjöllnir schrieb:
Folgenden Text entnahm ich einem unserer Arbeitsblätter des Faches Geschichte :
Grundsätze des zukünftigen Deutsch -, Geschichts- und Erdkundeunterrichts - Entwurf durch Lehrkräfte der Adolf-Hitler-Schule Flensburg (September 1939)[/i]
Danke; deine Eingangsthese aber war allgemeiner Lehrplan, nicht Entwurf eine Lehrplanes einer Hitler-Schule.
Da wäre dann doch zu differenzieren.
 
Du hast Recht ,ich hätte dies ergänzen sollen :autsch:

Trotzdem vermute ich ,dass diese Entwürfe schon in eine gewisse Richtung weisen ,die man auch auf das gesamte Reich verallgemeinern könnte .

Wenn ich damit ganz daneben liege ,dann verbessert mich :winke:

Fenris
 
Laut Hitlers "Mein Kampf" beteht ein srändiger Kampf zwischen den Rassen. Anscheinend meinte er, da im deutschapeachigem aufgewachsen, dass er dem Volk, aus dem er meinte zu stammen, zum Siege über die anderen Völker verhelfen sollte.
Deswegen auch am Ende des Krieges sein "Nero-Befehl" mit dem er der deutschen Bevölkerung jede Lebensgrundlage entziehen wollte, "weil sie sich als die schwächere genüber den Slawen erwiesen habe".
Das Wahnwitzige dabei ist, dass er entscheiden wollte, wer überleben durfte und wer nicht. Da das deutsche Volk seinen Erwartungen nicht entsprochen hatte, durfte es ruhig untergehen.
 
und inkonsequent blieb hitler bis zuletzt. obwohl das deutsche volk, da es sich als das schwächere erwiesen habe, untergehen sollte, hinterließ er dem deutschen volk ein politisches testament, ind em er das deutsche volk ermahnte, es solle besonders die rassengesetze einhalten.

ponzelar

p.s.
warum hitler und konsorten, vor allem der "treue" himmler einen germanenfimmel hatten? vielleicht auch einfach deshalb, weil sie u.a. einen an der waffel hatten. merkwürdig, bei aller schärfe des antisemitismus blitzt doch zwischendurch immer wieder die bewunderung für die vermeintlich minderwertigen juden durch. ich bin nicht hinreichend kompetent, hitler psychologisch selber deuten zu wollen, aber der aspekt des minderwertigkeitskokmplexes drängt sich auf, in vielen zusammenhängen. bis etwa 192? war hitler doch nichts, als ein sich selbst genial empfindender rundum-versager.
 
bis etwa 192? war hitler doch nichts, als ein sich selbst genial empfindender rundum-versager.

:winke:

1925 wäre wohl vermutlich die Jahreszahl die du anstrebst . Seit dem erscheinen von "Mein Kampf " dürfte er wohl auch in die Öffentlichkeit gedrungen sein . :grübel:


Fenris
 
die jahreszahl wäre früher, zunächst sein erster wirklicher erfolg, als er die führung der partei drexlers übernahm, spätestens 1924, als der prozess gegen ihn wegen des gescheiterten putsches ihm neben der haftstrafe den "ritterschlag" durch das ihn verurteilende gericht einbrachte.

ponzelar

p.s.

wäre 1925 auch der inhalt seiner schrift "in die öffentlichkeit" gerdrungen, wäre der welt möglicherweise einiges erspart geblieben.
 
die jahreszahl wäre früher, zunächst sein erster wirklicher erfolg, als er die führung der partei drexlers übernahm, spätestens 1924, als der prozess gegen ihn wegen des gescheiterten putsches ihm neben der haftstrafe den "ritterschlag" durch das ihn verurteilende gericht einbrachte.

ponzelar

p.s.

wäre 1925 auch der inhalt seiner schrift "in die öffentlichkeit" gerdrungen, wäre der welt möglicherweise einiges erspart geblieben.

Nunja man kann jedoch auch nicht behaupten ,dass wenige Menschen über den Inhalt des Buches Bescheid wussten . Viele Deutsche hatten "Mein Kampf" auf dem Nachttisch liegen und stimmten später doch für Hitler ...

Es ist ja nicht gerade so ,dass das Buch nur einzelne Bürger erreicht hätte . Eigentlich war es schon weit verbreitet .
 
Hitler war schon vor der Veröffentlichung des Buches zumindest in Bayern recht bekannt, und man kann schon sagen, dass er bereits vor dem Putsch 1923 eine steile politische Karriere in den nationalistischen Kreisen hinlegte. Dies lässt sich zum Beispiel daran ablesen, dass er schon früh einige wohlhabende wie prominente Gönner fand, wie zum Beispiel die Wagner-Familie.
 
Fenris Mjöllnir schrieb:
Nunja man kann jedoch auch nicht behaupten ,dass wenige Menschen über den Inhalt des Buches Bescheid wussten . Viele Deutsche hatten "Mein Kampf" auf dem Nachttisch liegen und stimmten später doch für Hitler ...
Es ist ja nicht gerade so ,dass das Buch nur einzelne Bürger erreicht hätte . Eigentlich war es schon weit verbreitet .

Lieber Fenris,
viele hatten das Buch auf dem Nachttisch liegen, nachdem die Nazis an der Macht waren, wurde es sogar bei der standesamtlichen Trauung als Geschenk des Staates übergeben, aber nur wenige lasen in dem Buch.
Ich habe meine ältere Verwandrschaft befragt, alle sagten mir einschließlich meiner Omas, dass das alles Politik war und mit Politik hatten sie nichts am Hut. Ab 1933 hatten die meisten meiner Verwandtschaft wieder Arbeit, dass die nur durch ein gigantisches Aufrüstungsprogramm entstanden war, wollten sie nicht wissen oder wussten es tatsächlich nicht, weil anscheinend alle ein bißchen naiv waren.
 
Fenris Mjöllnir schrieb:
Es ist ja nicht gerade so ,dass das Buch nur einzelne Bürger erreicht hätte . Eigentlich war es schon weit verbreitet .
Darüber muss nicht spekuliert werden, da gibt es gesicherte Fakten:

1930 wurden die beiden Bände zu einer einbändigen Volksausgabe zusammengefasst im Format 12 auf 18,9 cm – offensichtlich eine Angleichung an das übliche Bibelformat. Von dieser Volksausgabe wurden bis zu Hitlers Machtantritt im Januar 1933 287'000 Exemplare zum Preis von 8 Mark verkauft. Nach Hitlers Machtantritt schnellten die Auflagezahlen gewaltig in die Höhe. Allein vom Februar 1933 bis zum 31. Dezember 1933 wurden rund 1'500'000 Stück vertrieben. Bis 1939 stieg die Gesamtauflagezahl auf 5'450'000, bis 1943 auf 9'840‘000.

http://www.shoa.de/content/view/421/41/
 
ponzelar schrieb:
warum hitler und konsorten, vor allem der "treue" himmler einen germanenfimmel hatten? vielleicht auch einfach deshalb, weil sie u.a. einen an der waffel hatten.
...
bis etwa 192? war hitler doch nichts, als ein sich selbst genial empfindender rundum-versager.
Irrtum, da hatte er "seine" Partei schon geformt, Konkurrenten aus dem Weg geräumt oder sie paralysiert.
1926 war der erste Reichsparteitag in Weimar, der einen militarisierten und disziplinierten Apparat vorführte und dessen Echo der Völkische Beobachter vervielfachte.

Seinen "Germanenfimmel" erhielt er in seinen Wiener Jahren 1907-1913.
Wien war zu dieser Zeit einer der Brennpunkte des Antisemitismus. Vom Klima dieser Stadt geprägt, will Hitler Deutscher und Arier sein.

Und er:
Hilfsarbeiter, Pensionär eines Männerheims, Postkartemaler, glückloser Kandidat für die Akademie der Schönen Künste - für all diese Niederlagen braucht er Schuldige: die Juden.
 
Das Dritte Reich hat es nicht geschafft, einen eigenständigen Lehrplan zu entwickeln. Es übernahm über weite Strecken den schon in der WR gängigen Lehrplan, den es modifizierte. Im Geschichtsunterricht gab die Partei z.B. Extraheftchen zum Geschichtsbuch heraus, die sich mit der Geschichte der Bewegung oder den Germanen o.ä. beschäftigten und/oder den Lehrplan der WR 'korrigierten'. Einer der wichtigsten Autoren davon ist Walther Gehl, der später auch Geschichtsbücher herausgab, welche aber keine weite Verbreitung mehr fanden (im Krieg wurde ja auch immer weniger unterrichtet).
Dietrich Klagges (der, der die Einbürgerung Hitlers ins DR ermöglichte) schrieb in seinem Buch Geschichtsunterricht als nationalpolitische Erziehung etwas, was einem Lehrplan im Fach Geschichte nahe kam, paraphrasierte aber über weite Strecken aus Mein Kampf.

El Quijote
 
Mercy schrieb:
(1.) Irrtum, da hatte er "seine" Partei schon geformt, Konkurrenten aus dem Weg geräumt oder sie paralysiert.
1926 war der erste Reichsparteitag in Weimar, der einen militarisierten und disziplinierten Apparat vorführte und dessen Echo der Völkische Beobachter vervielfachte.

(2.) Seinen "Germanenfimmel" erhielt er in seinen Wiener Jahren 1907-1913.
Wien war zu dieser Zeit einer der Brennpunkte des Antisemitismus. Vom Klima dieser Stadt geprägt, will Hitler Deutscher und Arier sein.

(3.) Und er:
Hilfsarbeiter, Pensionär eines Männerheims, Postkartemaler, glückloser Kandidat für die Akademie der Schönen Künste - für all diese Niederlagen braucht er Schuldige: die Juden.

1.: wieso irrtum? genau das sage ich ja.

2.: richtig! seinen germanenfimmel kupferte er wohl bei lanz v. liebenfels und schönerer ab, die selber einen an der waffel hatten.

3.: naja, man braucht halt einen feind. der mensch tut sich schwer ohne feind und der kollektive feind ist so schön gemeinschafts- und gemütlicjkeitsfördernd. FRAGE: gibt es ausser hitlers selbststilisierung in mein kampf irgendeinen verläßlichen hinweis darauf, daß er je hilfsarbeiter war?

ponzelar
 
Diese "Germanenverehrung" ist ja keine Erfindung Hitlers.

Die - ich nenne es mal "Eindeutschung der Germanen" - fand im 19. Jahrhunder statt.
"Arminius" wurde plötzlich "Hermann" genannt. Und sogar aus dem Ostgoten-König "Theoderich" wurde "Dietrich von Bern". Noch heute sind viele Gemälde aus dem 19. Jahrhundert erhalten, in denen die wahre Geschichte heroisiert bzw. verfälscht wird.

Hitler ist in dieser Zeit aufgewachsen. Sein "Germanenbild" konnte also nur diese bestimmte Gestalt annehmen.
 
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