Widerstand der "kleinen Leute"

ursi

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Wenn man vom Widerstand im Dritten Reich spricht, dann hört man immer wieder die Namen von Stauffenberg, Molke, Scholl etc. Wer aber kennt die Namen von den Menschen die gegen das NS-Regime protestiert haben? Es gab viel mehr Menschen die sich in irgendeiner Art und Weise gegen Hitler stellten, denen wird aber zu wenig Beachtung geschenkt. Ich mache mal einen Anfang und stelle eine kurze Biographie von einem Ehepaar rein. Wer noch andere kennt, dann nur zu.

Hier soll eine Sammlung von Widerstand der "kleinen Leute" entstehen.
 
Am 8. April 1943 werden in Berlin-Plötzensee das Ehepaar Otto und Elise Hampel hingerichtet. Wer waren diese beiden Menschen? Otto Hampel wird am 21. Juni 1897 in Mühlbock geborgen. Nach dem ersten Weltkrieg arbeitet er im Kabelwerk von Siemens-Schuckert in Berlin-Reinickendorf. Zwischen 1928 und 1933 ist er Mitglied der Stahlhelm. Elisa Hampel, geb. Lemme wird am 27. Oktober 1903 in Bismark geborgen und arbeitet nach der Volksschule als Haushaltshilfe. Otto und Elisa Hampel heiraten 1935. Elisa tritt 1936 in die NS-Frauenschaft ein und betätigt sich bis 1940 als Zellenleitern. 1940, während des deutschen Angriffs auf Frankreich, fällt ihr Bruder und die beiden werden zu Gegnern des NS-Regimes. Sie gehören weder einer Widerstandsgruppe an, noch können sie das Regime stürzen. Sie versuchen mit einfachen Mitteln gegen das NS-Regime zu protestieren, indem sie zwischen September 1940 bis zu ihrer Verhaftung im September 1942 Postkarten und mehr als 200 handschriftliche Flugzettel schreiben. Diese verteilen sie in Briefkästen und legen sie in Treppenhäuser in ihrer Wohngegend im Berliner Bezirk Wedding aus. In ihren Schriften fordern sie dazu auf, gegen das Regime zu kämpfen. Sie ermuntern dazu, sich nicht an den Strassensammlungen zu beteiligen und die Teilnahme am Krieg zu verweigern. Am 20. Oktober 1942 wird das Ehepaar verhaftet, sie wurden denunziert. Otto Hampel sagt bei der Gestapo aus: er sei „glücklich bei dem Gedanken gegen Hitler und sein Regime protestiert zu haben. Das Ehepaar Hampel wird am 22. Januar 1943 vom 2. Senat des Volksgerichtshofes wegen Zersetzung der Wehrkraft und Vorbereitung zum Hochverrat zum Tode verurteilt.
Das Schicksal von Otto und Elisa Hampel diente Hans Fallada zum Vorbild für seinen Roman „Jeder stirbt für sich alleine“.
 

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Widerstand im kleinen und Widerstand der kleinen Leute war in der Regel weniger spektakulär als Bomben-oder Flugblattaktionen - eher der Widerstand des Alltags Man kaufte ini jüdischen Geschäften , obwohl man genau wußte,daß die bespitzelt wurden und man anschließend im lokalen "Stürmer " namentlich erwähnt wurde. Man ließ die Kinder nicht zur HJ, besonders wenn spektakuläre Aktionen,Aufmärsche etc. dort anstanden Man hörte Feindsender ,las verbotene Literatur und gab das dort Gehörte und Gelesene auch weiter Man übererfüllte nicht unbedingt das Arbeitssoll. Das war en die Nadelstiche gegen das Regime
 
Ich mache hier direkt mal mit 93 Männern weiter, die alle in einem Massengrab auf dem Friedhof am Perlacher Forst in München liegen. Sie alle wurden im nebenan gelegenen Gefängnis Stadelheim hingerichtet, viele von ihnen entschieden sich aus den unterschiedlichsten Gründen bewusst zum Widerstand gegen das NS-Regime, einige übten den Widerstand im Kleinen, wie zaphod ihn kurz anreißt und wurden dafür mit dem Tod bestraft. Das Gefängnis München-Stadelheim wurde erst ab 1942 Hinrichtungsstätte für Verurteilte des Volksgerichtshofs. Aufgrund der Vielzahl der Todesurteile war die Kapazität in Berlin-Plötzensee Ende 1941 ausgeschöpft, so dass politisch Verurteilte aus dem südlichen Reichsgebiet in München abgeurteilt und hingerichtet wurden. Obwohl München damit nur knapp 2 ½ Jahre Hinrichtungsstätte des Volksgerichtshofs war, liegt die Zahl der Hingerichteten bei gut 1500.

Um hier nicht direkt den Rahmen zu sprengen, mache ich es mir erstmal leicht und beschränke mich darauf, die Toten des Massengrabs zu nennen und kurz zu umreißen, weswegen sie verurteilt wurden. Auf einzelne gehe ich später noch genauer ein.

Josef Jaro
geb. 20.01.1901 in Großreditz, verurteilt am 14.07.1942, hingerichtet am 24.09.1942
Wiederaufbau der kommunistischen Partei im Protektorat und Vorbereitung zum Hochverrat
Wenzel Danikolka
geb. 19.07.1911 in Pschlelautsch, verurteilt am 07.07.1942, hingerichtet am 29.09.1942
Hochverräterische Betätigung und Feindbegünstigung
Karel Lavicka
geb. 15.10.1909 in Schindelhöf, verurteilt am 17.07.1942, hingerichtet am 08.10.1942
Mitglied der Widerstandsgruppe Ceské Budejovice
Josef Melichar
geb. 09.03.1889 in Polic, Urteilsdatum unbekannt, hingerichtet am 08.10.1942
Mitglied der Widerstandgruppe Hradec Králové.
Emanuel Safranek
geb. 04.11.1897 in Zamcoti, Urteilsdatum unbekannt, hingerichtet am 08.10.1942
Safranek war kreistechnischer Leiter der Widerstandgruppe Hradec Králové.
Karel Satal
geb. 14.04.1915 in Prag, verurteilt am 17.07.1942, hingerichtet am 08.10.1942
Mitglied der Widerstandsgruppe Ceské Budejovice
Franticek Selichar
geb. 09.04.1901 in Königgrätz, Urteilsdatum unbekannt, hingerichtet am 08.10.1942
Mitglied der Widerstandgruppe Hradec Králové.
Johann Szpahicz
Geburtsdatum -ort: unbekannt, Verurteilung unbekannt, hingereichtet am 09.10.1942
Abhören von Feindsendern
Anton Doman
geb. 25.03.1889 in Zlic, verurteilt am 11.06.1942, hingerichtet am 27.10.1942
Mitglied der Widerstandgruppe Hradec Králové.
Václav Eller
geb. 23.09.1917 in Enhuschitz, verurteilt am 13.07.1942, hingerichtet am 27.10.1942
Mitglied der Widerstandsgruppe Ceské Budejovice
Josef Hoyny
geb. 13.01.1907 in Wien, verurteilt am 11.06.1942, hingerichtet am 27.10.1942
Mitglied der Widerstandgruppe Hradec Králové.
Franz Korda
geb. 07.08.1894 in Doubrava, verurteilt am 11.06.1942, hingerichtet am 27.10.1942
Mitglied der Widerstandgruppe Hradec Králové.
Jaroslav Zmítko
geb. 04.07.1907 in Holohlavy, verurteilt am 12.06.1942, hingerichtet am 27.10.1942
Mitglied der Widerstandgruppe Hradec Králové.
Frantisek Bauer
geb. 15.04.1896 in Hochofen, verurteilt am 16.07.1942, hingerichtet am 02.11.1942
Mitglied der Widerstandsgruppe Ceské Budejovice
Frantisek Cerveny
geb. 07.02.1904 in Aussig, verurteilt am 16.07.1942, hingerichtet am 02.11.1942
Mitglied der Widerstandsgruppe Ceské Budejovice
Friedrich Hetfleys
geb. 18.07.1910 in Nachodt, Urteilsdatum unbekannt, hingerichtet am 09.11.1942
Mitglied der Widerstandgruppe Hradec Králové.
Wenzel Honcl
geb. 17.08.1870 in Ohnisov, Urteilsdatum unbekannt, hingerichtet am 09.11.1942
Mitglied der Widerstandgruppe Hradec Králové.
Rudolf Prochaska
geb. 03.11.1905 in Ostrov, Urteilsdatum unbekannt, hingerichtet am 09.11.1942
Mitglied der Widerstandgruppe Hradec Králové.
Bohumír Cejnar
geb. 13.09.1910 in Königinhof, verurteilt am 08.06.1942, hingerichtet am 22.11.1942
Mitglied der Widerstandgruppe Hradec Králové.
Filomén Danicek
geb. 21.12.1917 in Brasinec, verurteilt am 08.06.1941, hingerichtet am 27.11.1942
Mitglied der Widerstandgruppe Hradec Králové.
Josef Flégr
geb. 18.03.1907 in Radschitz, verurteilt am 08.06.1942, hingerichtet am 27.11.1942
Mitglied der Widerstandgruppe Hradec Králové.
Bohuslav Nykl
geb. 04.04.1909 in Kostalov, verurteilt am 08.06.1942, hingerichtet am 27.11.1942
Mitglied der Widerstandgruppe Hradec Králové.
Alois Pertlícek
geb. 19.04.1906 in Bolevic, verurteilt am 08.06.1942, hingerichtet am 27.11.1942
Mitglied der Widerstandgruppe Hradec Králové.
Waldemar Schildhabel
geb. 21.05.1903 in Ksawarov, als SS-Offizier verurteilt vom Obersten SS- und Polizeigericht München am 01.10.1942 wegen Landesverrat, hingerichtet am 7.1.1943
Henrik Pecak
geb. 26.09.1918 in Chlewice, verurteilt am 15.02.1943, hingerichtet am 23.3.1943
Abhören von Feindsendern sowie Verbreiten der Nachrichten in der Öffentlichkeit.
Johann Illner
geb. 8.12.1908 in St. Laurenz, verurteilt am 03.11.1942, hingerichtet am 19.04.1943
Mitglied der illegalen KPÖ-Gruppe Salzburg, er tippte verbotene Literatur ab und verteilte sie weiter
Karl Dürr
geb. 23.04.1901 in Leupold, verurteilt am 03.03.1943, hingerichtet am 18.05.1943
Der katholische Priester wurde wegen einer angeblichen sexuellen Beziehung zu einer Frau sowie abhören von Feindsendern (Radio Vatikan) verurteilt.
Václav Jara
geb. 31.12.1912 in Pilsen, verurteilt am 26.02.1943, hingerichtet am 28.05.1943
Unerlaubter Grenzübertritt und versuchter Anschluss an die Tschechische Legion
Josef Cába
geb. 08.09 1911 in Dumrowitz, Urteilsdatum nicht bekannt, hingerichtet am 24.06.1943
Abhören von Feindsendern sowie Pläne zum Aufbau eines Untergrundsenders nach dem Vorbild der BBC.
Jan Hebda
geb. 03.12.1911 in Dobzyce, verurteilt am 25.03.1943, hingerichtet am 08.07.1943
Unerlaubter Grenzübertritt und versuchter Anschluss an die Polnische Legion
Josef Deserta
geb.02.04.1921 in Hoch-Lieben, verurteilt am 03.12.1942, hingerichtet am 30.07.1943
Unerlaubter Grenzübertritt und versuchter Anschluss an die Tschechische Legion
Václav Hanek
geb. 15.09.1921 in Hoch-Lieben, verurteilt am 03.12.1942, hingerichtet am 30.07.1943
Unerlaubter Grenzübertritt und versuchter Anschluss an die Tschechische Legion
Josef Bollwein
geb. 29.06.1904 in Burgweinting, verurteilt am 09.03.1943, hingerichtet am 12.08.1943
Abhören von Feindsendern und regelmäßige Weitergabe des Gehörten auf dem Regensburger Neupfarrplatz.
Josef Medek
geb. 10.04.1925 in Kirchschlag, Urteilsdatum nicht bekannt, hingerichtet am 24.08.1943
Abhören von Feindsendern sowie Pläne zum Aufbau eines Untergrundsenders nach dem Vorbild der BBC.
Josef Cimburek
geb. 03.08.1916 in Skrotschau, verurteilt am 04.12.1942, hingerichtet am 31.08.1943
Unerlaubter Grenzübertritt und versuchter Anschluss an die Tschechische Legion
Jiri Arnost
geb. 16.08.1915 in Prag, verurteilt am 11.08.1943, hingerichtet am 22.10.1943
Vorbereitung zum Hochverrat
Paul Vancura
geb. 15.10.1901 in Dauba Sadet, verurteilt am 11.08.1943, hingerichtet am 22.10.1943
Vorbereitung zum Hochverrat
Jaroslav Matejovsky
geb. 28.01.1901 in Prag, verurteilt am 11.08.1943, hingerichtet am 22.10.1943
Vorbereitung zum Hochverrat
Josef Horácek
geb. 06.02.1924 in Niederstapanio, verurteilt am 29.10.1943, hingerichtet am 07.01.1944
Unerlaubter Grenzübertritt und versuchter Anschluss an die Tschechische Legion
Karl Hladecek
geb. 13.3.1908 in Brüx, verurteilt durch den Volksgerichtshof am 17.04.1944, hingerichtet am 19.09.1944
Als Mitglied des UVOD sammelte Karl Hladecek Informationen über das NS-Regime welche über eine Deckadresse ans Ausland weitergegeben wurden.
Wilhelm Lai
geb. 17.01.1909 in Würzburg, verurteilt am 1.7.1943, hingerichtet am 21.09.1943
Als KPD-Funktionär und Widerständler der ersten Stunde flüchtete Lai früh ins Ausland und war innerhalb des kommunistischen Widerstands als Kontaktperson zwischen den emigrierten und den innerdeutschen Widerstandsgruppierungen der KPD zuständig. Er wurde nach einer Odyssee durch mehrere europäische Länder in Spanien verhaftet und an Deutschland ausgeliefert.
Franz Fuxa
geb. 14.05.1921 in Klansau, verurteilt am 19.05.1943, hingerichtet am 22.09.1943
Planung des unerlaubten Grenzübertritts sowie Anschluss an die Tschechische Legion
Emil Jelinek
geb. 23.11.1923 in Kanitz, verurteilt am 19.05.1943, hingerichtet am 22.09.1943
Planung des unerlaubten Grenzübertritts sowie Anschluss an die Tschechische Legion
Stanislav Polena
geb. 11.02.1914 in Postowitz, verurteilt am 19.05.1943, hingerichtet am 22.09.1943
Planung des unerlaubten Grenzübertritts sowie Anschluss an die Tschechische Legion
Max Heindl
geb. 8.06.1899 in Fürth, verurteilt am 28.07.1943, hingerichtet am 22.10.1943
Er äußerte sich gegenüber seiner Lebensgefährtin, dass Deutschland den Krieg verlieren würde, woraufhin ihn diese denunzierte.
Zdenek Jaroslav Saba
geb. 03.06.1923 in Prag, verurteilt am 25.03.1943, hingerichtet am 22.10.1943
Unerlaubter Grenzübertritt und versuchter Anschluss an die Tschechische Legion
Stanislav Hanys
geb. 16.02.1925 in Streletsch, verurteilt am 28.10.1943, hingerichtet am 16.12.1943
Unerlaubter Grenzübertritt und versuchter Anschluss an die Tschechische Legion
Vlastibor Nedbal
geb. 06.10.1923 in Chust, verurteilt am 28.10.1943, hingerichtet am 16.12.1943
Unerlaubter Grenzübertritt und versuchter Anschluss an die Tschechische Legion
Oldrich Seps
geb. 11.01.1924 in Oberrosental, verurteilt am 28.10.1943, hingerichtet am 16.12.1943
Unerlaubter Grenzübertritt und versuchter Anschluss an die Tschechische Legion
Karl Lid
geb. 06.07.1899 in Kradrob, Verurteilung unbekannt, hingerichtet am 11.4.1944
Abfällige Äußerungen über das Dritte Reich und den NS-Staat
Josef Miroslav Fleißner
geb. 04.10.1914 in Melnik, verurteilt am 23.06.1944, hingerichtet am 12.09.1944
Unerlaubter Grenzübertritt und versuchter Anschluss an die Tschechische Legion
Josef Smid
geb. 30.09.1884 in Ewitz, verurteilt am 20.06.1944, hingerichtet am 12.09.1944
Mitglied der KPC in Elitz, Schutz und Unterstützung eines flüchtigen KPC-Funktionärs
Frantisek Famfulík
geb. 28.09.1912 in Leitomischl, verurteilt am 23.06.1944, hingerichtet am 26.09.1944
Mitglied der KPC Leitomischl
 
Leopold Flajser
geb. 10.09.1914 in Jung-Bunzlau, verurteilt am 24.06.1944, hingerichtet am 26.09.1944
Mitglied der KPC Prag in der Betriebszelle der Rüstungsfabrik Eta
Stanislav Zachar
geb. 05.05.1907 in Leitomischl, verurteilt am 23.06.1944, hingerichtet am 26.09.1944
Mitglied der KPC Leitomischl
Erich Porsch
geb. 23.04.1909 in Oberhausen, verurteilt am 21.06.1944, hingerichtet am 20.10.1944
Unterstützung von einem, im Ruhrgebiet abgesetzten, sowjetischen Fallschirmjäger aus der Gruppe Zielasko
Gerhard Possner
geb. 06.05.1909 in Niederhermsdorf, verurteilt am 21.06.1944, hingerichtet am 20.10.1944
Unterstützung von einem, im Ruhrgebiet abgesetzten, sowjetischen Fallschirmjäger aus der Gruppe Zielasko
Andreas Schillack
geb. 10.11.1907 in Gelsenkirchen, verurteilt am 21.06.1944, hingerichtet am 20.10.1944
Unterstützung von einem, im Ruhrgebiet abgesetzten, sowjetischen Fallschirmjäger aus der Gruppe Zielasko
Andreas Schillack
geb. 29.11.1898 in Beuthen verurteilt am 18.07.1944, hingerichtet am 20.10.1944
Unterstützung von einem, im Ruhrgebiet abgesetzten, sowjetischen Fallschirmjäger aus der Gruppe Zielasko
Friedrich Struckmeier
geb. 13.04.1900 in Herne, verurteilt am 02.07.1944, hingerichtet am 20.10.1944
Unterstützung von einem, im Ruhrgebiet abgesetzten, sowjetischen Fallschirmjäger aus der Gruppe Zielasko
Bohuslav Szlezak
geb. 29.05.1902 in Vejetshof, verurteilt am 01.09.1944, hingerichtet am 20.10.1944
Vorbereitung zum Hochverrat
Wilhelm Hebra
geb. 11.10.1885 in Wien, verurteilt am 16.11.1943, hingerichtet am 27.10.1944
Leiter einer monarchistischen Gruppierung mit dem Ziel der Wiederherstellung der Habsburgermonarchie
Hans Hartwimmer
geb. 31.07. 1902 in Braunschweig, verurteilt am 19.04.1944, hingerichtet am 30.10.1944
Mitglied der kommunistischen Widerstandsgruppe um Beppo Römer und Robert Uhrig.
Johann Reisinger
geb. 08.02.1897 in Oberschleißheim, verurteilt am 18.04.1944, hingerichtet am 31.10.1944
Mitglied der kommunistischen Widerstandsgruppe um Beppo Römer und Robert Uhrig.
Ferdinand Lang
geb. 27.03.1913 in Unterlangendorf, verurteilt am 10.10.1944, hingerichtet am 21.11.1944
Ferdinand Lang wurde verurteilt, weil er politische Witze erzählte, sich kritisch über die nationalsozialistische Besatzungspolitik äußerte, Feindsender hörte und zudem ein verbotenes Buch (Jack London: "Die eiserne Ferse") als Lektüre empfahl und verlieh.
Johann Palme
geb. 08.04.1909 im Amstetten, verurteilt am 24.05.1944, hingerichtet am 05.12.1944
Mitglied der KPÖ-Widerstandsgruppe "Steyr-Werk". Er manipulierte die Produktion im Rüstungswerk „Steyr-Werk“ durch bewusst langsameres und qualitativ schlechteres Arbeiten.
Karl Punzer
geb. 08.12.1912 in Wals, verurteilt am 24.05.1944, hingerichtet am 05.12.1944
Mitglied der KPÖ-Widerstandsgruppe "Steyr-Werk". Er manipulierte die Produktion im Rüstungswerk „Steyr-Werk“ durch bewusst langsameres und qualitativ schlechteres Arbeiten.
Johann Riepl
geb. 16.08.1900 in Mittertrixen, verurteilt am 24.05.1944, hingerichtet am 05.12.1944
Mitglied der KPÖ-Widerstandsgruppe "Steyr-Werk". Er manipulierte die Produktion im Rüstungswerk „Steyr-Werk“ durch bewusst langsameres und qualitativ schlechteres Arbeiten.
Anton Ulram
geb. 25.11.1921 in Wien, verurteilt am 24.05.1944, hingerichtet am 05.12.1944
Mitglied der KPÖ-Widerstandsgruppe "Steyr-Werk". Er manipulierte die Produktion im Rüstungswerk „Steyr-Werk“ durch bewusst langsameres und qualitativ schlechteres Arbeiten.
Oldrich Berdych
geb. 27.05.1902 in Prag, verurteilt am 31.08.1944, hingerichtet am 10.12.1944
Mitglied der KPC Rüstungsbetrieb Prag-Lieben der Böhmisch-Mährischen Maschinenfabriken A.G.
Jan Drobny
geb. 20.10.1898 in Chotouch, verurteilt am 28.08.1944, hingerichtet am 12.12.1944
Vorbereitung zum Hochverrat
Ladislav Kirbis
geb. 16.03.1892 in Jetice, verurteilt am 28.08.1944, hingerichtet am 12.12.1944
Vorbereitung zum Hochverrat
Wenzel Naprestek
geb. 27.05.1886 in Rinhletz, verurteilt am 28.4.1944, hingerichtet am 12.12.1944
Vorbereitung zum Hochverrat
Miroslav Cermak
geb. 26.12.1918 in Prag, verurteilt am 28.08.1944, hingerichtet am 19.12.1944
Vorbereitung zum Hochverrat
Václav Dobias
geb. 08.09.1903 in Stötschewec (Steltschowes), verurteilt am 28.09.1944, hingerichtet am 19.12.1944
Vorbereitung zum Hochverrat
Josef Kolar
geb. 30.07.1916 in Wien, verurteilt am 23.08.1944, hingerichtet am 19.12.1944
Mitglied der KPC Rüstungsbetrieb Prag-Lieben der Böhmisch-Mährischen Maschinenfabriken A.G.
Josef Skribsrsky
geb. 11.03.1903 in Prag, verurteilt am 28.08.1944, hingerichtet am 19.12.1944
Vorbereitung zum Hochverrat
Josef Stochl
geb. 21.05.1903 in Mesnovico, verurteilt am 13.08.1944, hingerichtet am 19.12.1944
Vorbereitung zum Hochverrat
Josef Sulamski
geb. 24.07.1913 in Prag, verurteilt am 28.08.1944, hingerichtet am 19.12.1944
Vorbereitung zum Hochverrat
Karel Urbanek
geb. 06.12.1918 in Bojkowitz, Verurteilung unbekannt, hingerichtet am 19.12.1944
Vorbereitung zum Hochverrat
Karel Zakouril
geb. 01.10.1906 in Liebenau, verurteilt am 23.8.1944, hingerichtet am 19.12.1944
Mitglied der KPC Rüstungsbetrieb Prag-Lieben der Böhmisch-Mährischen Maschinenfabriken A.G.
Josef Bruna
geb. 26.05.1924 in Plaw, verurteilt am 23.08.1944, hingerichtet am 20.12.1944
Unerlaubter Grenzübertritt und versuchter Anschluss an die Tschechische Legion
Jean Dolezal
geb. 23.05.1896 in Nedeschin, verurteilt 01.09.1944, hingerichtet am 20.12.1944
Vorbereitung zum Hochverrat
Josef Dzus
geb. 21.02.1910 in Prag, verurteilt am 31.08.1944, hingerichtet am 20.12.1944
Mitglied der KPC Rüstungsbetrieb Prag-Lieben der Böhmisch-Mährischen Maschinenfabriken A.G.
Stanislaus Franta
geb. 06.09.1899 in Zdar bei Strokwitz, verurteilt am 01.09.1944, hingerichtet am 20.12.1944
Vorbereitung zum Hochverrat
Karl Knop
geb. 11.08.1908 in Lemnitz, verurteilt am 14.07.1942, hingerichtet am 20.12.1944
Vorbereitung zum Hochverrat
Václav Pavel
geb. 03.11.1896 in Prag, verurteilt am 31.08.1944, hingerichtet am 20.12.1944
Mitglied der KPC Rüstungsbetrieb Prag-Lieben der Böhmisch-Mährischen Maschinenfabriken A.G.
Josef Prchal
geb. 20.3.1904 in Kletetscha, verurteilt am 28.08.1944, hingerichtet am 20.12.1944
Mitglied der KPC Rüstungsbetrieb Prag-Lieben der Böhmisch-Mährischen Maschinenfabriken A.G.
Josef Ladislav Rehak
geb. 09.08.1922 in Ponikla, verurteilt am 23.08.1944, hingerichtet am 20.12.1944
Unerlaubter Grenzübertritt und versuchter Anschluss an die Tschechische Legion
Hans Leipelt
geb. 18.07.1921 in Wien, verurteilt am 13.10.1944, hingerichtet am 29.01.1945
Hans Leipelt verteilte zusammen mit seiner Freundin Marie-Luise Jahn Abschriften der Flugblätter der Weißen Rose.




Neben den 90. Widerständlern liegen im Massengrab noch drei so genannte "Asoziale",
  • der Landstreicher Josef Brzek, geboren am 5.11.1922 in Neratau, verurteilt am 29.10.1943 und hingerichtet am 08.12.1943,
  • der schwer erkrankte und damit arbeitsunfähige Zygmund Bak, geboren am 16.07.1920 in Plöhmen, verurteilt am 27.06.1944, hingerichtet am 12.09.1944, weil er sich in die Schweiz absetzen wollte sowie
  • der ebenfalls schwer erkrankte und damit arbeitsunfähige Arthur Vogt, geboren am 24.07.1912 in St. Gallen, verurteilt am 27.6.1944, hingerichtet am 12.9.1944, weil er sich zusammen mit Bak in die Schweiz absetzen wollte.
Literatur:
Namensliste: ausliegend bei der Bayerischen Verwaltung Staatlicher Schlösser, Gärten und Seen
Alt: "Todeskandidaten - Erlebnisse eines Seelsorgers"
Alt/Reuter: "Überschreiten von Grenzen - Strafgefängnis München-Stadelheim"
Bretschneider: "Widerstand gegen den Nationalsozialismus in München 1933–1945"
Detjen: "Zum Staatsfeind ernannt - Widerstand, Resistenz und Verweigerung gegen das NS-Regime in München"
Pfoertner: "Mahnmale, Gedenkstätten, Erinnerungsorte für die Opfer des Nationalsozialismus in München 1933-1945 - mit der Geschichte Leben"
Stuiber: "Hingerichtet in München-Stadelheim"
 

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Ich möchte auf Anna und Otto Quangel erinnern, denen Hans Fallada einen Roman gewidmet hat, der dieser Tage wieder etwas mehr Beachtung erfährt:

Hans Fallada: Jeder stirbt für sich allein: Der Mensch ist dem Menschen ein Verdacht - Belletristik - Feuilleton - FAZ.NET

Ein spter Welterfolg fr Anna und Otto Quangel - taz.de

Hallo Floxx
Anna und Otto Quangel sind Kunstfiguren. Der Roman handelt eigentlich von Otto und Elise Hampel, siehe meinen Beitrag. Fallada hat die Geschichte vom Ehepaar Hampel aufgeschrieben, wobei er bewusst keine Recherche über ihr Leben gemacht hat, sondern einfach aus den Gestapoakten den Roman "Jeder stirbt für sich alleine", geschrieben hat.
 
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Hallo Floxx
Anna und Otto Quangel sind Kunstfiguren. Der Roman handelt eigentlich von Otto und Elise Hampel, siehe meinen Beitrag. Fallada hat die Geschichte vom Ehepaar Hampel aufgeschrieben, wobei er bewusst keine Recherche über ihr Leben gemacht hat, sondern einfach aus den Gestapoakten den Roman "Jeder stirbt für sich alleine", geschrieben hat.

So ist es. Und ich könnte mich selbst grad sonstwo beißen.

Danke für die Richtigstellung!
 
Jeder/Jede aus den Gruppen die die Nazis zu Staatsfeinden erklärt hatten, Juden, Sinti/Roma/Jenische, der überlebte, hat mehrere Lebensretter gehabt.

Menschen die auf ihre ganz eigene Art und Weise Widerstand geleistet haben.
Nicht in jedem Fall unter Lebensgefahr, aber doch in den meisten.
Die Tatsache, dass doch relativ "viele" überlebt haben, lässt den Rückschluss zu, dass diese stille Art des Widerstands doch relativ verbreitet war.
Schade ist, dass es dazu sehr wenig an Schriftlichem und Nachweisen gibt.

Die Gründe sind vielschichtig, man wollte kein großes Trara um etwas selbstverständliches machen, man sah durchaus auch noch in den 50er/60ern die strammen Altnazis in allen möglichen wichtigen Positionen, die man auch dann noch nicht "aufmerksam" machen wollte. usw. usf.
Vielleicht darf ich noch erinnern, dass noch im Jahr 2010 Bonhoeffer öffentlich ein "ganz gewöhnlicher Landesverräter" genannt wurde. Die "Angst" der Menschen sich entsprechend zu "outen" hat also durchaus einen realen Hintergrund.

Inzwischen ist die biologische Falle am endgültig zuschnappen. Ein 1945 30jähriger feiert in 4 Jahren den hundertsten. Und so manches wird man nie mehr erfahren.

Schön wäre es, wenn hier noch das eine oder andere festgehalten werden könnte.
 
Wolfgang Benz hat ein Buch über das Überleben von Juden im Dritten Reich herausgegeben. Darin werden anhand von individuellen Schicksalen den "stillen Helden" gedacht.

Zitiert aus dem Deckblatt:

Um einen Verfolgten zu retten waren immer mehrere Personen nötig. Es mussten Lebensmittel besorgt werden, die Unterkünfte mussten regelmässig gewechselt werden oder man musste gefälschte Papiere beschaffen. Viele der Untergetauchten und ihre Retter wurden bei der Gestapo verraten und verhaftet. Benz schätzt das ca. 10 - 15'000 Juden untergetaucht sind, davon überlebten 3 -5000.

Das Buch (siehe unten) zeigt einen fundierten Einblick in den Alltag im Untergrund und die Vielfalt der Motive der couragierten Helfer, die nicht immer uneigennützig handelten.

Wolfgang Benz (Hrg).
Überleben im Dritten Reich
Juden im Untergrund und ihre Helfer
DTV 2006
 
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Wolfgang Benz hat ein Buch über das Überleben von Juden im Dritten Reich herausgegeben. Darin werden anhand von individuellen Schicksalen den "stillen Helden" gedacht.

Zitiert aus dem Deckblatt:

Um einen Verfolgten zu retten waren immer mehrere Personen nötig. Es mussten Lebensmittel besorgt werden, die Unterkünfte mussten regelmässig gewechselt werden oder man musste gefälschte Papiere beschaffen. Viele der Untergetauchten und ihre Retter wurden bei der Gestapo verraten und verhaftet. Benz schätzt das ca. 10 - 15'000 Juden untergetaucht sind, davon überlebten 3 -5000.

Das Buch (siehe unten) zeigt einen fundierten Einblick in den Alltag im Untergrund und die Vielfalt der Motive der couragierten Helfer, die nicht immer uneingenützt handelten.

Wolfgang Benz (Hrg).
Überleben im Dritten Reich
Juden im Untergrund und ihre Helfer
DTV 2006

Du hast es schon mal empfohlen, ich habe es mir auch gekauft, aber leider noch nicht gelesen.:S


In Württemberg überlebten manche, weil sich ihre "Schutzgeister" die Spinnefeindschaft der beiden NS-Größen Murr und Mergenthaler zu Nutze machten.
Ein grundsätzliches "Verstecken" ist mir eigentlich nur in einem Fall bekannt, häufiger war, dass der Aufenthaltsort gewechselt wurde, und am neuen ein Leben geführt wurde, ohne "aufzufallen". zB Tätigkeiten ausgeführt wurden, die für irgend jemanden wichtig waren. Was aber nur möglich war, wenn der eine oder andere "Regional-Nazi" davon wusste, und eben aus diesem oder jenem Grund "still" war.

Ein regionaler Bericht:
Lolo Reinhardt, "Überwintern, Jugenderinnerungen eines schwäbischen Zigeuners" herausgegeben von Monika Döppert. Bleicher Verlag ISBN 3-88350-330-4
Der Sprache zuliebe überwiegend in "Sinto-Schwäbisch" abgefasst, deshalb vermutlich für die meisten nur schwer verständlich.

OT: Das Buch ist entstanden aus "Oral-History" Cassetten, die sich allerdings auf Lolo Reinhardt und spätere Aufnahmen seiner Schwester Märza beschränken. Interessant in Bezug auf "Oral History", es gab zwei Polizisten die wichtig für das Schicksal der Sippe waren, der eine hat sie zweifenlos gerettet, der andere wollte sie vernichten. Die beiden Geschwister schildern die Namen der Polizisten genau "seitenverkehrt" der Retter ist bei dem anderen der versuchte Mörder, und umgekehrt.
 
Widerstand im kleinen und Widerstand der kleinen Leute war in der Regel weniger spektakulär als Bomben-oder Flugblattaktionen - eher der Widerstand des Alltags

Martin Broszat hat das als "Resistenz" bezeichnet - und es wird durchaus kontrovers gesehen, ob man "„Resistenz“ als Widerstand gegen Diktatur" betrachten sollte (so der Titel dieses Papers von Gerhard Botz: http://www.lbihs.at/GBResistenz.pdf).

Botz versucht sich auf S. 13 an einer "Typologie des Widerstands- und „Resistenz“-Verhaltens im Dritten Reich", die sicher auch für uns an dieser Stelle interessant ist.
 
Martin Broszat hat das als "Resistenz" bezeichnet - und es wird durchaus kontrovers gesehen, ob man "„Resistenz“ als Widerstand gegen Diktatur" betrachten sollte (so der Titel dieses Papers von Gerhard Botz: http://www.lbihs.at/GBResistenz.pdf).

Botz versucht sich auf S. 13 an einer "Typologie des Widerstands- und „Resistenz“-Verhaltens im Dritten Reich", die sicher auch für uns an dieser Stelle interessant ist.

Ich habe 2009 einen Beitrag über den Widerstandsbegriff geschrieben. Ich kopiere den leicht abgändert einfach hier rein:

ursi schrieb:
Die ersten Historiker die sich mit dem Widerstand zwischen 1933 - 1945 befassten, versuchten den Alliierten klar zu machen das es einen Widerstand in Deutschland gab und arbeiteten mit groben Begriffen. Wie zum Beispiel: Unangepasstheit, partieller Dissens, Verweigerung, aktiver und passiver Widerstand etc.

Im Zusammenhang mit dem 20. Juli kamen Begriffe wie Mut und Opferwillen dazu.

1963 entwickelte sich im Zusammenhang mit Adam von Trott zu Solz einen weitern Ansatz. Bethge (er schrieb eine Biographie über Bonhoeffer) teilte den Widerstand in fünf Stufen ein.

Einfacher passiver Widerstand
Offene ideologischer Gegensatz
Mitwisserschaft an Umsturzvorbereitungen
Aktive Vorbereitung
Aktive Konspiration

In den 1970er schrieb Karl Dietrich Erdmann in seinem Handbuch, das nicht alles was der NS-Bewegung fernblieb zum Widerstand gerechnet werden könne.

Detlev Peukert richtete seinen Blick in den 80er Jahren auf die Nonkonformalität, etwa bei Abhören von Feindsendern, Verweigerung als wesentlich aktiverer Widerstandsfrom, die er zum Beispiel in der Zurückhaltung von Kindern vor NS-Jugendorganisationen sah. Protest war für ihn ebenfalls eine Stufe des Widerstandes und schliesslich der Sturz des Regimes.

Wie man siehst ist der Widerstandsbegriff im NS-Regime sehr schwer zu definieren.

Ein grosses Forschungsprojekt des Instituts für Zeitgeschichte versuchte dies zu ändern. Sie untersuchten Bayern in der NS-Zeit. Das bestreben war, sich von den politischen Vereinnahmungen und Glorifizierungen einzelner Widerstandsgruppen zu lösen.
Die Vielfältigkeit der Widerstandsformen wurde in einer gesellschaftlichen Analyse der Diktatur aufgehoben und die vielen Antinomien, die eine isolierte Betrachtung von Opfern, Tätern und Widerständlern aufgeworfen hatte, wurde so weitgehend überwunden.

Dieses Forschungsprojekt warf einen neuen Terminus in die Runde - Resistenz.

Kritiker meinten dieser Begriff ist unglücklich gewählt, da er zu nahe an der Résistance und der Resistenza sei. Martin Broszat der den Begriff Resistenz brachte, sah darin ganz allgemein wirksame Abwehr, Begrenzung, Eindämmung der NS-Herrschaft.

Es gab heftige Kritiken gegen diese Art des Umgangs mit dem Widerstand. Manche befürchteten, die Realität des NS-Verbrecherstaates würde vor dem Hintergrund vielfältigster Kleinformen zivilen Mutes allzu sehr aus dem Blick geraten.

Zitat von Walter Hofer:
"Was das Bayernprojekt als Resistenz bezeichne, sei in anderen europäischen Widerstandsbewegungen geradezu als Kollaboration angesehen worden."


Das Bayernprojekt ist trotz aller Kritik nach wie vor von Besonderer Bedeutung für den Widerstandsbegriff wie für die Deutung des Widerstandes selbst geblieben ist, weil es Herrschaftsbegrenzung im Konflikt zwischen Staat und Gesellschaft wie auch die mentalen und traditionsgeprägten Voraussetzungen und Folgen dieser Grenzen so anschaulich wie kein anderes Projekt zu verdeutlichen vermochte.

http://www.geschichtsforum.de/f68/verh-ltnis-von-widerstand-und-kollaboration-konsens-30447/
 
Martin Broszat hat das als "Resistenz" bezeichnet - und es wird durchaus kontrovers gesehen, ob man "„Resistenz“ als Widerstand gegen Diktatur" betrachten sollte (so der Titel dieses Papers von Gerhard Botz: http://www.lbihs.at/GBResistenz.pdf).

Botz versucht sich auf S. 13 an einer "Typologie des Widerstands- und „Resistenz“-Verhaltens im Dritten Reich", die sicher auch für uns an dieser Stelle interessant ist.

Danke für den Hinweis!

Auch zu dieser lokalen Resistenz gibt es eine Reihe von Studien, auf eine sehr ausführliche mit einem besonderen Fokus möchte ich dazu hinweisen:

Goldhammer, Karl Werner: Katholische Jugend Frankens im Dritten Reich, 1987, Europäische Hochschulschriften XXIII/275


Das passt sehr gut zur "Resistenz", weil es weniger um Widerstand gegen das System, sondern um Gegenwehr bei der Vereinahmung und nationalsozialistischen Durchdringung der deutschen Gesellschaft ging.Aus Sicht des Regimes ist die ex-post-Unterscheidung zwischen Widerstand und Resistenz eher weniger zu finden. Resistenz "reichte" eben häufig zur Verfolgung, wobei die Härte zunahm, von den Kriegsbedingungen dann ganz zu schweigen.
 
Aus Sicht des Regimes ist die ex-post-Unterscheidung zwischen Widerstand und Resistenz eher weniger zu finden. Resistenz "reichte" eben häufig zur Verfolgung, wobei die Härte zunahm, von den Kriegsbedingungen dann ganz zu schweigen.

Eben.

Gerade von Deinem Literaturtipp gesehen her,
wieviele kath. Pfarrer usw. sind, weil sie lediglich nicht so ganz funktioniert haben, im KZ gelandet? Dieser unliebsamen Gruppe angehören, dann noch den regionalen NS-Fürsten ärgern, hat da oft schon gereicht.

Da eine "Gleichsetzung" mit Kollaborateuren zusammenkonstruieren....
das geht nun wirklich nur mit warmem Hintern im bequemen Sessel.
 
Da eine "Gleichsetzung" mit Kollaborateuren zusammenkonstruieren....
das geht nun wirklich nur mit warmem Hintern im bequemen Sessel.

Hier hat doch niemand widerständige katholische Geistliche zu Kollaborateuren gemacht, oder übersehe ich grade (wieder) irgendwas?

Ich glaubem, es geht vielmehr darum, die Ambivalenz dessen, was Mallmann (nach Botz, a.a.o., S. 16) “loyale Widerwilligkeit" genannt hat, näher zu beleuchten.

Ich glaube aus dem Kontext des Broszat-Projektes ist mir folgende Geschichte einer Bauernfamilie in Erinnerung - glühende Nazis allesamt - die dennoch wie selbstverständlich das Verbot übergingen, mit den ihnen zugewiesenen Zwangsarbeitern an einem Tisch zu essen. Wer zusammen arbeitet, der isst zusammen! Die Quelle muss ich allerdings vorerst leider schuldig bleiben.

Hier wird es doch interessant! Deutlich wird, dass es eben nicht nur auf der einen Seite den Widerstand, auf der anderen die treuen Nazis gab, sondern eben auch Graustufen.


Frage am Rande: Macht es nicht Sinn, das hier alles abzutrennen und unter dem von Ursi verlinkten Thread weiter zu diskutieren?
 
Prima Idee.

Du könntest das mit einer Beschreibung unter "Resistenz-Verhalten" kurz vorstellen. Wir sortieren dann die Beiträge um.

Zu dem Broszat-Projekt zu Bayern schlage ich auch noch mal nach.
 
Hier hat doch niemand widerständige katholische Geistliche zu Kollaborateuren gemacht, oder übersehe ich grade (wieder) irgendwas?

Du nicht:winke:
und "hier" auch niemand:grübel:
Zitat von Walter Hofer:
"Was das Bayernprojekt als Resistenz bezeichne, sei in anderen europäischen Widerstandsbewegungen geradezu als Kollaboration angesehen worden."

Ich glaubem, es geht vielmehr darum, die Ambivalenz dessen, was Mallmann (nach Botz, a.a.o., S. 16) “loyale Widerwilligkeit" genannt hat, näher zu beleuchten.

das ist mir zu akademisch.
Mit "Gewalt" rudimentäre Unterschiede rausgepult und durch Akklamation zur Entdeckung des Jahrzehnts erklärt.
 
Ich habe ihn schon öfter im Forum erwähnt:


Erwin Dold, der einzige von einem Gericht freigesprochene KZ-Kommandant

2012 soll an den Original-Schauplätzen ein Film über ihn gedreht werden

aus Schwarzwälder Bote 18.3.2011
Schömberg - Matthias Schweighöfer, Anna Maria Mühe und sogar Gérard Depardieu: Renommierte Schauspieler sollen in dem Film "Himmel und Erde" mitspielen, der vom ehemaligen KZ-Lagerleiter Erwin Dold handelt und im Schlichemtal gedreht wird.
Im kommenden Winter wird voraussichtlich Ausnahmezustand in Schömberg und Umgebung herrschen. Das Obere Schlichemtal soll Schauplatz eines groß angelegten Filmprojekts mit international bekannten Schauspielern werden, das der Berliner Regisseur Christian Schumacher verwirklichen will.
Der Film erzählt die Geschichte von Erwin Dold, der als Wachmann und späterer Lagerleiter des Konzentrationslagers in Dautmergen sein Leben riskiert, als er den dortigen Häftlingen hilft. Dold sorgt für bessere Lebensverhältnisse, schmuggelt Kleidung und Essen in das Vernichtungslager.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wird er nach anfänglicher Gefangenschaft in einer spektakulären Gerichtsverhandlung in Rastatt von einem französischen Gericht freigesprochen.
Bei der Verfilmung dieses faszinierenden Stoffs soll nach Angaben von Regisseur Christian Schumacher kein Geringerer als Matthias Schweighöfer die Hauptrolle spielen, der "bereits seine feste Zusage erteilt hat". Schweighöfer ist einem breiten Publikum aus Filmen wie "Der rote Baron" oder "Keinohrhasen" von Til Schweiger bekannt.
Für die Rolle des Richters habe gar der weltweit bekannte französische Star Gérard Depardieu zugesagt......

 
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