Europäischer Bürgerkrieg (1915-1945)

gromZen

Mitglied
Seid gegrüßt Liebe Geschichtsgenossen,

im Auftrag eines, nicht für diesen Fachbereich legitimierten, Kollegen von mir stelle ich die folgende Thematik zur Debatte und zitiere ihn der Einfachheit wegen:
bester Kumpel schrieb:
Hallo Leute würde hier gerne eine Diskussion zu dem oben stehenden Thema anregen.
Und zwar beschreibt Ernst Nolte, dass der Zeitraum von 1914-1945 als "europäischer Bürgerkrieg" angesehen werden kann.
Klar treffen in dieser Zeit die Welten der Demokratie, Kommunismus und Faschismus aufeinander.
Die Definition für einen Bürgerkrieg lautet jedoch, dass ein Bürgerkrieg ein bewaffneter Konflikt auf dem Gebiet eines einzigen Staates zwischen mehreren inländischen Gruppen, häufig unter Einmischung ausländischer Mächte, ist.
Bewaffneter Konflikt zwischen den verschiedenen Staaten und Systemen ist mir klar. Damit sind sicher alle kriegerischen Auseinandersetzungen in dieser Zeit gemeint, jedoch finden die Konflikte immer zwischen der Regierung und oder mehreren aufständischen Gruppen statt.
Also in wie weit ist es legitim von einem "europäischen Bürgerkrieg" zu sprechen und was steckt eigentlich hinter dieser Aussage!
Eine allgemeine Diskussion zu diesem Thema würde ich begrüßen!

Liebe Grüße von uns Beiden!
 
Hallo,

mich irritiert etwas der Austausch der beiden Daten 1914 und 1915. Sollte damit bewußt Italiens Kriegseintritt angesprochen werden?

Übrigens: @pope
danke für die links

Grüße
Thomas
 
Dazu gibt es eigentlich nicht viel mehr zu sagen, als in den Links steht.

Nolte trat mit der These an, dass der deutsche Faschismus eine Reaktion auf den internationalen Kommunismus war. Er geht wohl davon aus, dass das Bedrohungsszenario sowohl in Deutschland, wie auch in anderen Staaten, derart reel war, dass sich das bürgerliche Lager förmlich eine radikale, autokratische Regierungsform herbeisehnte, um die Gefahr des Kommunismus nieder zu ringen.

Der Verdienst Noltes, wofür er wohl den Konrad-Adenauer-Preis für Wissenschaft erhielt, war die Rückbesinnung der NS-Forschung auf ein Ursache-Wirkungs-Prinzip. Die Historiker jener Zeit hatten sich scheinbar damit begnügt, den Faschismus bzw. seine Untaten ausserhalb des historischen Zusammenhangs zu betrachten. Daher traf sie Nolte mit seiner These wohl völlig unvorbereitet, weil er es gewagt hat, eine Erklärung für den Führerkult, den Vernichtungskrieg und den Holocaust zu liefern, die das deutsche Volk eben miteinbezog: Mit der Gefahr von "Links" vor Augen, suchte das Volk, wenn nicht gar ganz Europa, händeringend nach einem Retter.

Viele Historiker, die das deutsche Volk als von Hitler verführt, verblendet und eingeschüchtert gemeint hatten, fanden sich wohl plötzlich in der Rolle wieder, zum Einen das deutsche Volk und zum Anderen den Kommunismus gegenüber Nolte in Schutz nehmen zu müssen. Dazu kam Noltes Rechenexempel, dass der Kommunismus ja viel mehr Opfer 'produziert' hat, als der Faschismus - ein statstisches Gefeilsche um Opferzahlen, dem jeder seriöse Historiker nur ausweichen kann.

Wie aus diesen und anderen Links zu Nolte hervorgeht, wurde der Streit niemals beigelegt. Man kann lediglich feststellen, dass die Mehrzahl der Historiker Noltes These verwarf.

Ich sehe die Ursache des deutschen Faschismus in der der innenpolitischen Dauerkrise der Weimarer Republik. Die Deutschen hatten keineswegs die Sowjetunion im Blick, als sie Hitler wählten, sondern vorerst ihr eigenes Leben. Sie sehnten sich nach wirtschaftlicher Stabilität, Arbeit und politischer Konsolidierung. Hitler versprach Ordnung, und erst im Zuge der Machtergreifung begann seine Propaganda Wirkung bei den Menschen zu zeigen: Die oberflächlichen Probleme werde man schnell gelöst haben, aber das wahre Problem sei der jüdische Kapitalismus und der bolschewistische Kommunismus (ein erstaunliches Phänomen, wie Hitler beide Antipoden unter einen Hut bekam!).

Wenn man die ablehnende Haltung der Westmächte bezüglich eines Angriffs auf die SU hinzuzieht, dann erkennt man schnell, dass die These von Hitler als 'Retter Europas' haltlos ist.

Fazit: Einen europäischen Bürgerkrieg zwischen Links und Rechts hat es nicht gegeben.
 
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