Haltung der US-Regierung zum spanischen Bürgerkrieg

Klaus P.

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Hallo,
Kann mir jemand erklären, wie die offiziell neutrale Haltung der US-Regierung im spanischen Bürgerkrieg 1936-39 begründet wurde? Gab es inoffiziell offizielle Sympathiebezeugungen für die republikanischen Regierung oder Verständnis/Wohlwollen gegenüber den putschenden Generalen?
Viele Grüße
Klaus P.
 
Ich glaube, die Amerikaner waren in dieser Zeit an Europa eher desinteressiert. Der spanische Bürgerkrieg schien eine europäische Sache zu sein. England, Frankreich, Deutschland und Italien einigten sich auf eine Blockade Spaniens, wobei das faschistische Italien und das nationalsozialistische Deutschland sich nicht daran hielten. Deutschlands Beteiligung am Bürgerkrieg blieb bis zus einem Ende offiziell geheim. Die Sowjetunion versuchte die Kontrolle über die republikanischen Soldaten und Milizen zu erhalten, weshalb es zu einem Bürgerkrieg im Bürgerkrieg auf republikanischer Seite kam (zwsichen regulärem Heer und den Milizen der anarchistsichen Gewerkschaften).

Amerika scheint sich erst nach seinem Eintritt in den WK II. vertsärkt für Spanien interessiert zu ahben, weshalb Franco sich 1944 gegenüber Newsweek zu behaupten beeilte, sein Staat sei kein faschistischer Staat, da der Faschismus den Katholizismus nicht als grundlegendes Element habe. Amerika seinerseits konnte in seinem antikommunistischen Kulturkampf der Nachkriegszeit jeden Verbündeten gebrauchen und erkannte Spanien recht schnell an (aus dieser Zeit stammen auch noch einige amerikanische Militärbasen in Spanien (p.e. Rota, Cádiz)). Bis 1946 war Spanien eigentlich überall anerkannt, nur México und Jugoslawien unterhielten Kontakte mit der Exilregierung (erst in Ciudad de México, später in Paris). In den USA wurden spanische Republikaner als Kommunisten verfolgt (McCarthyismus).

Während des Bürgerkrieges gab es aber auch amerikanische Staatsbürger, die sich auf die Seite der Republik stellten und teilweise in den Brigadas Internacionales kämpften.

Heute Abend oder Morgen mehr und qualifizierter.
 
Also in meiner ersten Referenzliteratur (Santos Juliá, Un siglo de España. Política y sociedad. Madrid 1999*) steht zu dem Verhältnis/Verhalten der USA zum spanischen Bürgerkrieg gar nichts. Lediglich, dass Franco schon seit Al-Alamein und Stalingrad verstärkt Abstand von Deutschland und Italien nahm, und 1947 in die antikommunitische Politik der Amerikaner mitaufgenommen wurde.
Bei Ángel Bahamonde (La Guerra Civil (1936 - 1939): In (ders.): Historia de España. Siglo XX - 1875 - 1939. steht etwa (ich paraphrasiere): die britische und französische Politik war - allerdings mit wenig Erfolg - darauf ausgerichtet, den Konflikt in den spanischen Grenzen zu halten und zu isolieren. Daraus enstand wenige Tage nach Kriegsbeginn das Comité de No Intervención, welches die wichtigsten Mächte dieser Zeit vereinen konnte - außer den Vereinigten Staaten von Amerika - mit dem immer weniger erfüllten Abkommen, sich nicht in die spanischen Konflikte einzumischen. Hitler, Mussolini und Stalin beteiligten sich am spanischen Krieg.
Dieses Buch ist aus der historischen Reihe vom Editorial Cátedra, die das abdeckt was in Spanien an der Uni zu spanischer Geschichte gelehrt wird (Cátedra - 'Lehrstuhl').



*Das Buch ist Teil der 'Trilogie' Un siglo de España. Die anderen Titel:
Juan Pablo Fusi: Un siglo de España. La cultura. Madrid 1999.
José Luis García Delgado; Juan Carlos Jiménez: Un siglo de España. La economía. Madrid 1999. (Verlag: Marcial Pons, Historia)

Eine interessante Arbeit, wenn auch vom quellenkritischen Standpunkt aus gesehen problematisch, hat der Brite (?) Ronald Fraser veröffentlicht
Fraser, Ronald: Blood of Spain. The Experience of Civil War 1936 - 1939. London 1979.
Er hat Spanien "Länge x Breite x Höhe" bereist und 300 Personen aller Gesellschaftsschichten und aller politischer Gruppierungen zu ihren Erlebnissen im Bürgerkrieg befragt. Die Ergebnisse sind in dem Buch zusammengestellt. die Interviews wurden zu 95 % in Spanien zu 5 % in Frankreich geführt, in den Jahren 1973 - 1975.
 
Hallo,
Kann mir jemand erklären, wie die offiziell neutrale Haltung der US-Regierung im spanischen Bürgerkrieg 1936-39 begründet wurde?


Hallo,

ist zwar schon etwas älter, aber vielleicht sind die Informationen interessant:

Die deutsche Botschaft berichtet am 11.8.1936 über eine große Unruhe in der Presse der USA bezüglich deutscher Interventionsabsichten. Die Botschaft erhielt zahlreiche Protesttelegramme und übersandte eine Auswahl nach Berlin.

Am 31.12.1936 informierte die US-Regierung, dass sie einen Ausfuhrantrag eines US-Unternehmens über Flugzeuge und Maschinen im Wert von 2,8 Mio. US-D nicht ablehnen konnte, da die entsprechende joint resolution des Kongresses nur ein Waffenembargo gegen kriegsführende Staaten, nicht aber für den Fall eines Bürgerkrieges (Unanwendbarkeit der joint resolution) vorsehen würde. Die bisherigen Anträge seien abgelehnt worden, begründet mit den patriotischen Gründen der Nichtinterventionspolitik der USA. Über die nun durchgesetzte Genehmigung drückte die USA ihr Bedauern aus, verwies aber darauf, dass der Versand nicht vor Ablauf von 6 Monaten erfolgen würde (was sich als unzutreffend herausstellte).

Hier setzte wohl ein gerichtlich-politisches Wettrennen im Dez.36/Jan.37 ein, vor einer Verschärfung der joint resolution zur Durchsetzung des Embargobeschlusses hatte die spanische MS Mar Cantabrico mit dem Material tatsächlich bereits die Hoheitsgewässer der USA verlassen (Bericht vom 6.1.1937). Die Waffenkäufe waren durch eine Firma der Spanischen Regierung in den USA getätigt worden.

Im State Department herrschte über den Vorgang große Bestürzung, man fürchtete, in die europäischen Verwicklungen durch entsprechende Vorwürfe der Waffenlieferungen einbezogen zu werden, was auf keinen Fall erfolgen sollte. Parallel wurden auch zahlreiche amerikanische Waffenverkäufe an lateinamerikanische Länder und Mexiko gemeldet, die wohl über diesen Umweg in den letzten 6 Monaten nach Spanien gegangen waren. Passend dazu sind die Berichte über Curtiss-Flugzeuge im Spanischen Bürgerkrieg.

Offizielle Haltung 1936-1938 war folglich die strikte Nichteinmischung der USA, begründet mit "nationalen Interessen". Dazu passend erging im April 37 das Neutralitätsgesetz, allerdings mußte der Präsident jeweils den herrschenden Kriegszustand feststellen. In diesem Fall durften Lieferungen an keine keine Seite erfolgen (ansonsten galt ein cash and carry). Das Gesetz war heftig zwischen Isolationisten und Aktivisten umstritten, im Oktober 1937 erging dann die "Quarantäne-Rede" Roosevelts, nach den diplomatischen Erklärungen vorrangig auf die Angreifer-Staaten Italien (a. a. wegen Spanien) und Japan bezogen, Deutschland abgestuft einbeziehend ebenfalls wegen des Engagements in Spanien.

Quelle: ADAP, Serie D, Band III: Deutschland und der spanische Bürgerkrieg, Band I: Von Neurath zu Ribbentrop.

Grüße
Thomas
 
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