Pariser Friedensverträge 1919

Perun

Neues Mitglied
Hi Leute,
Ich bereite mich auf eine am Donnerstag statt findende Diskussion vor und hoffe ihr könnt mir helfen.

Die Pariser Verträge 1919 müssten allen bekannt sein, hoffe ich.
Mich beschäftigt nun eine Frage:
Handelt sich bei den P_Verträgen um wirklich ein "Vertrag", eine gerechte Strafe oder um ein Diktat?

Ich habe nachgedacht und schließe die Form "Vertrag" aus.
Es ist kein Vertrag, weil Deutschland an der Verhandlung nicht teil nehmen konnte und nicht freiwillig erfolgte.
Definiton Vertrag: "Ein Vertrag koordiniert und regelt das soziale Verhalten durch eine gegenseitige Selbstverpflichtung. Er wird freiwillig zwischen zwei (oder auch mehr) Parteien geschlossen." (Zitat aus Wiki)

Nun bleibt es bei Diktat oder eine gerechte Strafe.
Hier kann ich mich nicht wirklich entscheiden.
Ich würde meinen, es handet sich für die Deutschen um ein Diktat und für die "Gewinner" um eine "gerechte Strafe".
Nun benötige ich noch ein paar Argumente um meine Meinung zu besätigen, diese fehlen mir aber.

Seht ihr das genau so? Und was sind eure Argumente?
 
Zunächst einmal handelt es sich um Völkerrecht.

Es gibt Fälle, der wurden Verträge aus sittlich-moralischen Gründen und Zwänge geschlossen, es gibt den "Zwang des Faktischen", ökonomische Gründe, militärische, politische.

Die erhaltene Gegenleistung ist der Friedensschluss für das Deutsche Reich, der Erhalt des Reiches von 1871 unter vernachlässigbaren territorialen Verlusten, die Vermeidung der Aufspaltung, der kompletten Besetzung bzw. der weitergehenden Annexionen.

Der Völkerrechtliche Vertrag kommt durch Annahme des Angebots zustande, wobei sich die Siegermächte die Konditionen nicht abverhandeln ließen.

Der Begriff "Diktat" mag den Vorgang beschreiben, er ist allerdings ein politischer Kampfbegriff in der Weimarer Republik und im Dritten Reich geworden. Er führt auch nicht weiter, im Fall faktischer Zwänge sind viele Verträge "Diktate". Die Definition von Wikipedia führt an den Realitäten vorbei.

Im Rahmen des Verdrängungskampfes gegen den VV bemühten sich übrigens auch renommierte Völkerrechtler der Weimarer Republik, dessen Nichtigkeit zu beweisen (aufgrund formeller und materieller Mängel).
 
Zuletzt bearbeitet:
Also siehst du das als ein Vertrag?
In einigen unserer Lehrbücher wird der Pariser Vertag als ein Diktat bezeichnet.
Dies erfolgt nur von der Seite der deutschen Bevölkerung.
Darum dachte ich, ich kann es trennen.
Aus der Sicht der "Gewinner" : gerechte Strafe
Aus der Sicht der Deutschen: Diktat

Gibt es mehr Meinungen?
 
Also siehst du das als ein Vertrag?
In einigen unserer Lehrbücher wird der Pariser Vertag als ein Diktat bezeichnet.
Dies erfolgt nur von der Seite der deutschen Bevölkerung.

Du sprichst zwei Dinge an: das Ereignis "Versailler Vertrag" und die Empfindung bzw. Wahrnehmung der deutschen Bevölkerung bzw. Teile davon. So hat das einige Teile nicht oder wenig interessiert, da sie zB 1919/20 in der Nachkriegszeit um das nackte Überleben kämpfte.

Das schließt sich alles nicht aus, sondern betrachtet das Ereignis auf unterschiedlichen Ebenen.
 
Du hast recht. Man kann es auf versch. Ebenen sehen.
Ich spreche von diesem Ereignis:Pariser Friedenskonferenz 1919 ? Wikipedia

Also handelt es sich um ein Vertrag bei der Sache?
Ich kann es aber nicht ganz nachvollziehen.
Eine gerechte Strafe kann es doch auch sein, weil Deutschland den Krieg angefangen hat.
 
Also handelt es sich um ein Vertrag bei der Sache?
Ich kann es aber nicht ganz nachvollziehen.

Völkerrechtlich ist das ein Vertrag.
Als Friedensvertrag erfüllt er den Mindestumfang der Ansprüche, nämlich die politischen Regelungen zur Beendigung des Krieges (das unterscheidet dieses Ereignis vom "Waffenstillstand" bzw. der "Kapitulation" als völkerrechtliche Handlung).

Eine gerechte Strafe kann es doch auch sein, weil Deutschland den Krieg angefangen hat.
Du sprichst von Strafe, und vermutlich meinst du damit die Konsequenzen (politisch - Territorialverlust, militärisch - Entwaffnung, finanziell - Reparationen und Wiedergutmachung).

Natürlich kann man die Konsequenzen landläufig als "Strafe" sehen. Bestrafung im Rechtssinn kann aber nur handelnde Personen treffen, zB Kriegsverbrecher. So könnte man die Reparationen als Sanktion sehen, tatsächlich ist das aber ein bestimmter Schadenersatz vom Kriegsverlierer. Über die Höhe läßt sich natürlich streiten, aber es erreichten zB die deutschen Reparationen nach dem Weltkrieg (zunächst als Forderung >100 Mrd. Mark) nicht einmal die Kriegsschäden in Frankreich. Dazu findest Du hier im Forum entsprechende Diskussionen und Fakten.
 
Ja ich spreche von den Bestimmungen, die bei der Konferenz getroffen worden.
Zusammen gefasst:Territoriale BestimmungenMilitärische Bestimmungen
Wirtschaftlichen Bestimmungen
Kriegsschuld

Anhand dieser Faktoren soll ich feststellen ob es eine gerechte Strafe für deutschland ist, ob es sich um ein Diktat handelt oder ob es ein Vertrag mit Deutschland ist.

Es handelt sich zwar um ein Vertrag, aber deutschland hatte keine andere Möglichkeit außer zu unterschreiben. Wobei es auch nicht direkt ein Vertrag ist, da Deutschland keine Gegenleistung bekam.
Sie hatten zu große Angst von einer Besatzung+Aufteilung und einer Wirtschaftsblockade.
Dazu kann man ergänzen, dass Deutschland die Kriegsschuld trägt, denn der Kaiser hat die Kriegserklärung unterschrieben.

Mann kann, wie du gesagt hast, die Beschlüsse als Sanktionen sehen.
Somit wäre es eine "gerechte Strafe"

Das ist einfach sehr komplex und man aknn es aus verschiedenen Winkeln sehen, desshalb wollte ich ein paar Meinungen hören.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja ich spreche von den Bestimmungen, die bei der Konferenz getroffen worden. Zusammen gefasst:
Territoriale Bestimmungen
Militärische Bestimmungen
Wirtschaftliche Bestimmungen
Kriegsschuld

Alles richtig. Mittels der Präambel würde ich hinzufügen: Bestätigung des Staates "Deutsches Reich".
"und Deutschland andererseits,
in Anbetracht, daß; auf den Antrag der Kaiserlich Deutschen Regierung am 11. November 1918 Deutschland von den alliierten und assoziierten Hauptmächten den Waffenstillstand mit dem Ziel demnächstigen Friedensschlusses bewilligt worden ist,"



Anhand dieser Faktoren soll ich feststellen ob es eine gerechte Strafe für Deutschland ist, ob es sich um ein Diktat handelt oder ob es ein Vertrag mit Deutschland ist.
Was wäre denn gerecht, nach dem verlorenen Krieg? Das ist ein schwieriger Massstab!
Die territorialen Verluste und die erwarteten Reparationen sind zB nicht weit entfernt von den Bedingungen für Frankreich 1871 (Verlust Elsaß-Lothringen, Reparation 5 Mrd.)

Es handelt sich zwar um ein Vertrag, aber deutschland hatte keine andere Möglichkeit außer zu unterschreiben.
Das ist bei einem Friedenschluss für den Verlierer allerdings häufig so.
Viel zu verhandeln gibt es nicht, wenn es kein Drohpotenzial mehr gibt.

Wobei es auch nicht direkt ein Vertrag ist, da Deutschland keine Gegenleistung bekam.
Sie hatten zu große Angst von einer Besatzung+Aufteilung und einer Wirtschaftsblockade
Wieso keine? Du beschreibst doch da ganz zutreffend einige der diversen Gegenleistungen der Siegermächte.

Siehe auch hier einige interessante Gedanken zu der Bestätigung der deutschen Einheit im Versailler Vertrag:
http://www.geschichtsforum.de/f58/d...s-70-jahre-sp-ter-6317/index6.html#post378954
http://www.geschichtsforum.de/f58/d...s-70-jahre-sp-ter-6317/index5.html#post378734
http://www.geschichtsforum.de/f62/wilsons-14-punkte-15010/#post315480
 
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