Akademische Grade in der Wehrmacht

Melchior

Aktives Mitglied
Eine etwas eigenwillige und ausgefallene Frage, mit der ich mich wegen eines Projektes zu beschäftigen habe.

Wurde in der Wehrmacht akademische Grade wie üblich ab Dr. vor den Namen gesetzt, also z.B. Dr. Müller anstatt Herr Oberst, Dienstgradniederer, oder Herr Müller bzw. Oberst Müller, Dienstgradhöherer. Oder wurden akademische Grade, insbesondere Doktortitel nur im Schriftverkehr verwendet, wie nachstehende Vorschrift aus 1921 vermuten läßt:

Die Wehrmacht im Dritten Reich: 30. Januar 1933 bis 2. August 1934 - Rudolf Absolon - Google Books

Spätere Dienstvorschriften über den Gebrauch akademischer Grade sind mir einfach unbekannt. Interpretieren würde ich diese VO so, im Schriftverkehr verwenden, bei der "normalen" Ansprache nicht.

Das es da informelle Abweichungen gab, ist mir schon klar (Militärärzte und Militärbeamte außen vorgelassen).

Vllt. kann mir ein Mitdiskutant helfen.

Danke.

Melchior :grübel:
 
Mit Erlass des RKrMin. vom 20.8.1935 waren Vorgesetzte im Dienst und ausserhalb des Dienstes grundsätzlich ohne Titel, nur mit Dienstgrad anzureden.

Absolon III, S. 387-388.
HDv 22, MDv 594, LDv 22, Politisches Handbuch I 1938 Nr. V 4.
Übereinstimmung mit Verfügung des OBdH 4003/35 (2) vom 12.8.1935.

Spätere Änderungen habe ich nicht gefunden. Bei Untergebenen würde ich dann Gleiches vermuten, wird aber nicht angesprochen.
 
Kleine Ergänzung noch: die späteren Verfügungen zur Anrede von Vorgesetzten beschäftigen sich mit dem "siezen", was wohl heftig umstritten war, angeblich persönlichen Kameradschaften zuwider lief. Offenbar war "duzen" weit verbreitet.

Mit dem Übergang zur Anrede "mein Führer" wurde 1936 zeitgleich das "siezen" im langen Erlass wachsweich vorgeschrieben, und das "duzen" wachsweich untersagt. Zu der Titelverwendung "Dr." etc. darin nichts Neues, blieb untersagt. Siehe Absolon IV.

Offenbar scheint sich aber das Siezen nicht durchgesetzt zu haben, denn Göring fühlte sich kurz vor der Einschließung der 6. Armee in Stalingrad Mitte November 1942 zu dem wichtigen Schriftsatz berufen, das Duzen nun endlich abzuschaffen und die Abschaffung auch durchzusetzen. Siehe Absolon VI.

Wenn ich fragen darf: Geht es um die korrekte filmische Darstellung?
 
...
Wenn ich fragen darf: Geht es um die korrekte filmische Darstellung?

@silesia

Selbstverständlich darfst Du fragen, selbstverständlich antworte ich Dir.

Es geht in erster Linie um eine Nachschau des Filmes "Rommel", hier im Forum diskutiert.

Dort wurde Generalleutnant Speidel immer mit "Dr. Speidel" angesprochen, akademisch korrekt, militärisch aber inkorrekt, ein Fehler, der mir neben anderen auffiel, w.z.B. auch das Fehlen der Hakenkreuze in den Ritterkreuzen etc.

Daraus entsteht eine historische Kritik.

M.
 
Vielen Dank, Melchior:winke:

Den Film muss ich mir unbedingt mal ansehen, ich habe ihn leider verpasst.
 
Zurück
Oben