Angebliche Streiks im New Yorker Hafen 1942

HolgerXX

Mitglied
Es ist immer sehr schwierig, Sachen zu finden, die es nicht gegeben hat. Hinweise auf "nichts" kann es nun mal nicht geben. Aber selbst wenn, dann mutet es doch gerade im Internatzeitalter seltsam an, dass sich auf verschiedene "alte Verschwörungstheorien", oder wie immer man das nennen mag, im Netz keinerlei Hinweise finden. Betreffend von mir angestoßenen hiesigen Threads war das so bei der "(angeblichen) Falle von Midway", und auch für eine ""vernünftige" Kriegführung der Achsenmächte in Nordafrika" hat sich nichts Konkretes finden lassen.

Ich mache dennoch damit weiter. Die neue Thematik sind "(angebliche) kriegszielgefährdende Streiks im New Yorker Hafen 1942". Auch darauf hat eine intensive Netzrecherche nichts Konkretes ergeben.

Nach außen, und mit unbedarftem Blick betrachtet, geben die USA im Zweiten Weltkrieg ein sehr geschlossenes Bild ab. Das muss aber mitnichten so gewesen sein, vor allem in der von Rückschlägen geprägten Anfangsphase. Folgende Aussagen stehen im Raum:

- die überwiegende Mehrheit der Amerikaner (ca. 80%) waren gegen den Kriegseintritt ihres Landes.

- die zahlenmäßige Mehrheit der Einwohner der USA stammt nicht von Angelsachsen ab und hatte schon aus Gründen der nationalen Herkunft mit dem Krieg nichts am Hut.

- es gab möglicherweise auch aktiven Widerstand gegen die Kriegspolitik Roosevelts und seiner Anhänger, etwa durch Streiks.

Streiks gab es. Die prominenten Gewerkschaftsführer hatten sich zwar mit der Regierung auf eine Burgfriedenspolitik verständigt, die offiziellen Gewerkschaften beteiligten sich aktiv an der Unterdrückung von wilden Streiks. Ganz verhindern ließen sich diese aber nicht. Dazu ist diese Seite hier ziemlich interessant:
The World War II and post-war strike wave | libcom.org

Aber auch dort wird nichts über Streiks im New Yorker Hafen berichtet, die, falls es sie gegeben hätte, die amerikanische Kriegspolitik tatsächlich hätten gefährden können. Was es auf jeden Fall gab, waren Sabotageaktionen (etwa gegen den Luxusliner "Normandie"). Unter Umständen war es also vorauseilender Gehorsam, der die amerikanischen Geheimdienste (hier speziell den Marinegeheimdienst) veranlasst hat, die Unterstützung der Mafia zu suchen, auch zur Kontrolle der Gewerkschaften (und mit erheblichem Einfluss auch auf die amerikanische Nachkriegspolitik, aber das will ich hier nicht weiter vertiefen). Bzw. hat sich die Mafia "selbst ins Geschäft sabotiert". Siehe hier: Operation Underworld - Wikipedia, the free encyclopedia.

Zum Thema der gegenseitigen Abhängigkeit von Mafia und US-Gewerkschaften sei der Vollständigkeit halber an den Film "F.I.S.T. – Ein Mann geht seinen Weg" erinnert, mit Sylvester Stallone als Gewerkschaftsführer F.I.S.T. ? Ein Mann geht seinen Weg ? Wikipedia . Ich finde den Film klasse, auch die schauspielerische Leistung von Sylvester Stallone, die viel geschmäht wird. OT: Die Ausschaltung bzw. Marginalisierung des linken politischen Spektrums in den USA mit Hilfe von Sicherheitsorganen und organisiertem Verbrechen wäre eine eigene Untersuchung wert.

Aber zurück zum Thema: Weiß jemand etwas über reale Streiks im New Yorker Hafen 1942?

Danke für alle Antworten!

Grüße, Holger
 
1. die überwiegende Mehrheit der Amerikaner (ca. 80%) waren gegen den Kriegseintritt ihres Landes.

2. die zahlenmäßige Mehrheit der Einwohner der USA stammt nicht von Angelsachsen ab und hatte schon aus Gründen der nationalen Herkunft mit dem Krieg nichts am Hut.

3. es gab möglicherweise auch aktiven Widerstand gegen die Kriegspolitik Roosevelts und seiner Anhänger, etwa durch Streiks.

zu 1. Für welchen Zeitpunkt gilt denn diese Tatsachenbehauptung? Für das Jahr 1938 oder für z.B. den 24.12.1941. Und dann wäre natürlich ein Autor und eine Fundstelle für die Behauptung (auf welcher Umfrage basiert die Angabe?) ebenfalls nicht schlecht.

zu 2. Auch in diesem Fall handelt es sich eher um eine Unterstellung, denn um eine eine einigermaßen seriöse empirische oder analytische Darstellung.

zu 3. Wenn Du Streiks untersuchen möchtest für 1942, dann wäre es wohl eine Frag der Korrektheit, ergebnisoffen die Begründung für Streiks zu untersuchen. Wenn beispielsweise irgendein US-Nazi-Sympathisant Streiks, die aufgrund von z.B. Lohnkonflikten ausgelöst wurden, zu politischen Streiks gegen FDR erklärt, dann sagt das eine Menge über Propaganda und Ideologie aus, aber absolut nichts über die politischen Befindlichkeiten der Hafenarbeiter zum Krieg!

Somit wäre zunächst mal die Frage aufzuwerfen, in welchem Umfang Streiks zu "Nicht-Kriegszeiten" auftreten und welche Begründungen sie haben, um sie dann den Streiks zu kontrastieren, die nach dem Kriegseintritt der USA zu verzeichnen waren.

Und wichtig wäre auch zu betrachten, welche Rolle die Komintern-Strategie für die USA spielte und welche Rolle die kommunistische Partei, inklusive ihr nahestehende Gliederungen. Um auch nur ansatzweise das Streikverhalten zu verstehen.

Das wäre eine angemesse Vergleichsgrundlage, um die Veränderungen in den politischen Zielen zu erkennen.

Ergo. Wenn Du schon meinst, den ungeklärten Mysterien des WW2 nachgehen zu müssen, was ich durchaus positiv finde, dann doch bitte so, dass wenigstens die Prämissen, auf denen Deine Argumentation aufbaut, wenigstens ein wenig literaturmäßig abgesichert sind.
 
Zuletzt bearbeitet:
- die zahlenmäßige Mehrheit der Einwohner der USA stammt nicht von Angelsachsen ab und hatte schon aus Gründen der nationalen Herkunft mit dem Krieg nichts am Hut.

Also diese Behauptung hätte ich gern näher dargestellt! Gab es ein, wie soll ich sagen, regional bedingtes aussenpolitisches Verhalten, dass auch nur ansatzweise auf die gesamte US-Bevölkerung Rückschlüsse führen lässt, vor allem ab 1942?

Also wenn es um einen Konflikt geht, der die USA als gesamtes Betrifft, gibt es wohl kaum einen anderern Vielvölkerstaat, der geschlossen hinter seine Nation und Flagge steh, wie die USA, gestern wie heute.
Dieses übertriebene Nationalbewußtsein entseht meist aus der bedrunkenen Engsichtigkeit des Ereignisses und wird erst wieder Nüchtern von der Bevölkerung betrachtet, wenn weniger Soldaten lebend Heim kommen, als gegangen sind.
Doch dieser Zustand war 1942 wohl keineswegs erreicht, vor allem mit einem Streik von Hafenarbeitern aus Gründen des Krieges, dann damit würden Sie Ihren Kameraden, die in den Pazifikkrieg ziehen, das Messer in Rücken rammen. Das ist sehr Unwahrscheinlich!
Wenn es Streiks gab, dann innenpolitischer Natur und im Zusammenhang mit diversen Gewerkschaften, die sich dadurch aber sich auch keine Freunde machten, inclusive der Streikenden.

Ich denke, so wie Thane fragt, sollten die Recherchen zur Thematik vertieft werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine Beziehung zwischen der Herkunft und der Einstellung zum Kriegseintritt kann man glaube ich eher für den 1. WK nachweisen.

Damals gab es noch eine sehr große deutschstämmige und deutschsprachige Gemeinde in den USA, inklusive mit sehr vielen Zeitungen auf deutsch (zum Höhepunkt über 600: http://en.wikipedia.org/wiki/German_in_the_United_States), die sich teilweise laut gegen den Krieg aussprachen.

Nach 1917 haben aber die meisten deutschen Zeitungen dicht gemacht oder auf englisch umgestellt, viele Deutschamerikaner hörten auf ihre Muttersprache zu verwenden und nicht wenige änderten sogar ihre Nachnahmen (z.B. die Katzenjammer Kids in the Shenanigan Kids :-D).


Vor dem zweiten Weltkrieg gab es m.W. zwar eine starke Abneigung gegen den Krieg aber nicht mehr aus Herkunftsgründen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Auf der Suche nach Arbeiten von Richard w. Steele bin ich auf diesen Link gestoßen, der den Veränderungen in der öffentlichen Meinung, nach dem Einmarsch der Wehrmacht nach Russland, in den USA für das zweite Hj 1941 nachgeht.

Robert G. Waite(New York): Die USA und der deutsche Angriff auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941.

und auch ein Beitrag von Steele, der nur als kurze Vorschau sichtbar ist:
http://www.jstor.org/discover/10.23...id=2129&uid=2&uid=70&uid=4&sid=47698794439467

Und noch Ergebnisse aus den USA von 1941 von Gallup! Auch zu Bedeutung von Streiks und ihrer Berechtigung!

http://ibiblio.org/pha/Gallup/Gallup%201941.htm

Aus den Ergebnissen wir m.E. deutlich, dass die politische Kultur, trotz Krieg, Streiks als durchaus akzeptable Form der politischen Meinungsäußerung ansah. Und damit auf die in den Köpfen seiner Bevölkerung vorhandene demokratische Kultur der USA verwies.

Und es wird auch deutlich, dass man sich durchaus eine aktive Unterstützung für GB wünschte, vor dem Einmarsch in der SU ud vor Pearl, aber 88 Prozent waren gegen eine aktive eigene Teilnahme.

Nach Pearl sind allerdings 68 Prozent dafür Deutschland zu besiegen und selber Krieg zu führen.

In diesem Sinne hat sich die Meinung in den USA bereits im Jahr 1941 um fast 180 Grad verändert und der Krieg gegen die Achsenmächte wurde durch eine deutliche Mehrheit unterstützt!
 
Zuletzt bearbeitet:
[...]

Nach Pearl sind allerdings 68 Prozent dafür Deutschland zu besiegen und selber Krieg zu führen.

In diesem Sinne hat sich die Meinung in den USA bereits im Jahr 1941 um fast 180 Grad verändert und der Krieg gegen die Achsenmächte wurde durch eine deutliche Mehrheit unterstützt!

Aber die Japaner haben Pearl überfallen und der Krieg der USA war bis 1944 zu m.E. 80% auf den pazifischen Raum gegen die Japaner beschränkt.
Fühlte sich die US-Bevölkerung auch verpflichtet gegenüber England, Krieg gegen Hitler zu führen?
Gab es einen Nimbus (Ruhm) der USA, für das Zünglein an der Waage für einen Krieg in Europa, so wie einst 1917?
Immerhin war Hitler das vorrangige Ziel der Alliierten nach 1942.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber die Japaner haben Pearl überfallen und der Krieg der USA war bis 1944 zu m.E. 80% auf den pazifischen Raum gegen die Japaner beschränkt.

Immerhin war Hitler das vorrangige Ziel der Alliierten nach 1942 zu führen?.

Das verstehe ich nicht so ganz. M.E. wurde in Casablanca das beschlossen, was Du im zweiten schreibst.

Oder bezieht sich das unter 1. auf die direkten Kampfhandlungen der USA z.B. in 42 im Pazifik?

Casablanca-Konferenz ? Wikipedia


Fühlte sich die US-Bevölkerung auch verpflichtet gegenüber England, Krieg gegen Hitler zu führen?.

Folgt man Gallup, und ich sehe das nicht so kritisch wie Du, dann gab es eine starke Sympathie für die Engländer.

Gab es einen Nimbus (Ruhm) der USA, für das Zünglein an der Waage für einen Krieg in Europa, so wie einst 1917?

Folgt man Gallup, dann kann man das wohl für Anfang 41 verneinen. Der Krieg zwischen Hitler und Stalin wurde eher als "entfernt" gesehen, während der Krieg gegen GB die gemeinsamen Grundlagen bedrohte.

Sicherlich der europäische Krieg auch als wirtschaftliche Bedrohung der US gesehen, auch in der Bevölkerung, wie Junker (Der unteilbare Weltmarkt) es beschreibt.
 
zu 1. Für welchen Zeitpunkt gilt denn diese Tatsachenbehauptung? Für das Jahr 1938 oder für z.B. den 24.12.1941. Und dann wäre natürlich ein Autor und eine Fundstelle für die Behauptung (auf welcher Umfrage basiert die Angabe?) ebenfalls nicht schlecht.
Keine Tatsachenbehauptung, sondern nur eine Behauptung. Und keine, die ich persönlich aufstelle.


zu 2. Auch in diesem Fall handelt es sich eher um eine Unterstellung, denn um eine eine einigermaßen seriöse empirische oder analytische Darstellung.
Richtig.


zu 3. Wenn Du Streiks untersuchen möchtest für 1942, dann wäre es wohl eine Frag der Korrektheit, ergebnisoffen die Begründung für Streiks zu untersuchen. Wenn beispielsweise irgendein US-Nazi-Sympathisant Streiks, die aufgrund von z.B. Lohnkonflikten ausgelöst wurden, zu politischen Streiks gegen FDR erklärt, dann sagt das eine Menge über Propaganda und Ideologie aus, aber absolut nichts über die politischen Befindlichkeiten der Hafenarbeiter zum Krieg!

Somit wäre zunächst mal die Frage aufzuwerfen, in welchem Umfang Streiks zu "Nicht-Kriegszeiten" auftreten und welche Begründungen sie haben, um sie dann den Streiks zu kontrastieren, die nach dem Kriegseintritt der USA zu verzeichnen waren.

Und wichtig wäre auch zu betrachten, welche Rolle die Komintern-Strategie für die USA spielte und welche Rolle die kommunistische Partei, inklusive ihr nahestehende Gliederungen. Um auch nur ansatzweise das Streikverhalten zu verstehen.

Das wäre eine angemesse Vergleichsgrundlage, um die Veränderungen in den politischen Zielen zu erkennen.
Genau so müsste man es machen, wenn man systematisch arbeiten wollte.


Ergo. Wenn Du schon meinst, den ungeklärten Mysterien des WW2 nachgehen zu müssen, was ich durchaus positiv finde, dann doch bitte so, dass wenigstens die Prämissen, auf denen Deine Argumentation aufbaut, wenigstens ein wenig literaturmäßig abgesichert sind.
Und genau das geht nicht. Danke, dass Du mal was von mir positiv aufnimmst, aber wenn ich in der Lage wäre, irgend etwas literaturmäßig abzusichern, könnte ich gleich einen Fachartikel schreiben und bräuchte hier nicht so blöde zu fragen.


Also diese Behauptung hätte ich gern näher dargestellt! Gab es ein, wie soll ich sagen, regional bedingtes aussenpolitisches Verhalten, dass auch nur ansatzweise auf die gesamte US-Bevölkerung Rückschlüsse führen lässt, vor allem ab 1942?
S.o. mein zweites Thanepower-Zitat.
Ich gebe der Vermutung Raum, dass die Indianer, Japaner, Schwarzen, Deutschen, Skandinavier, Hispanos, Italiener und Iren mit der Rooseveltschen Außenpolitik nicht viel am Hut gehabt haben. Und vor allem die letzten zwei Nationalitäten könnten die Mehrheit oder eine sehr starke Minderheit der New Yorker Hafenarbeiter gestellt haben. Ob die von Thanepower zitierten Gallup-Umfragen heutigen Anforderungen an Repräsentativität entsprechen würden, kann man auch arbeitshypothetisch in Zweifel ziehen.


..., vor allem mit einem Streik von Hafenarbeitern aus Gründen des Krieges, dann damit würden Sie Ihren Kameraden, die in den Pazifikkrieg ziehen, das Messer in Rücken rammen. Das ist sehr Unwahrscheinlich!
Ich frage nur nach einem Zeitpunkt, zu dem es noch keine großartige amerikanische Truppenpräsenz in Übersee gab.


Wenn es Streiks gab, dann innenpolitischer Natur und im Zusammenhang mit diversen Gewerkschaften, die sich dadurch aber sich auch keine Freunde machten, inclusive der Streikenden.
Das kann man sehr wohl so sehen. Ich frage mich nur, ob nicht auch das Gegenteil, nämlich der politisch motivierte Streik aus Opposition zum Kriegskurs der Regierung, stattgefunden haben könnte. Aber es deutet weiterhin außer den alten Gerüchten nichts darauf hin.


Vor dem zweiten Weltkrieg gab es m.W. zwar eine starke Abneigung gegen den Krieg aber nicht mehr aus Herkunftsgründen.
S.o. mein erstes Köbis-Zitat.
Dass die Deutsch-Amerikaner stärker gegen Roosevelt opponiert haben, mag ich auch nicht unterstellen. Wie gesagt, die Vermutung geht eher in die Richtung, dass vor allem die Katholiken aus Ländern mit dem I vorne den Krieg der verhassten WASPS erst mal nicht unterstützen mochten.


Es schaut jetzt eher so aus, dass es diese Streiks nicht gab, aber der amerikanische Marinegeheimdienst sozusagen in vorauseilendem Gehorsam und wohl sogar unter Verwendung der von mir vermuteten nationalen Ressentiments solche Streiks vorherzusehen glaubte, und deshalb die Mafia rein vorsorglich eingeschaltet hat. Ist ja noch schlimmer.

Grüße, Holger
 
Das kann man sehr wohl so sehen. Ich frage mich nur, ob nicht auch das Gegenteil, nämlich der politisch motivierte Streik aus Opposition zum Kriegskurs der Regierung, stattgefunden haben könnte.

Das naheliegende, dass es sich bei Arbeitskämpfen um die einfach Verbesserung der Arbeitsbedingungen gehen könnte, wie in den Gallup-Umfragen als Instrument der arbeitspolitischen Auseinandersetzung durchaus akzeptiert, ist natürlich völlig abwegig, aus Deiner Sicht.
 
S.o. mein zweites Thanepower-Zitat.
Ich gebe der Vermutung Raum, dass die Indianer, Japaner, Schwarzen, Deutschen, Skandinavier, Hispanos, Italiener und Iren mit der Rooseveltschen Außenpolitik nicht viel am Hut gehabt haben. Und vor allem die letzten zwei Nationalitäten könnten die Mehrheit oder eine sehr starke Minderheit der New Yorker Hafenarbeiter gestellt haben. Ob die von Thanepower zitierten Gallup-Umfragen heutigen Anforderungen an Repräsentativität entsprechen würden, kann man auch arbeitshypothetisch in Zweifel ziehen.

Du tust grade so, als ob diese Abstammungen das zentrale Element für das Verständnis dieser Menschen waren. Zunächst einmal waren die Japaner wohl von der Rechnung auszunehmen. Diese wurden relativ früh interniert. Die Indianer waren eine Minderheit, sie haben zudem selten als Arbeiter in den Städten gearbeitet. Die Deutschen hatten schon 1917 eine Kertwende vollführt. Gab es 1914 in den USA noch massen renomierte
Deutschsprachige Schulen, so stellten schon 1916/1917 ihre Sprache auf Englisch um, um zu beweisen, dass sie patriotische Amerikaner waren. Viele "Deutsche" waren 1849 in den USA und hatten sich gut integriert, vor allem jene die protestantischen Glaubens waren. Politisch waren sie relativ stark in die Gewerkschaftsbewegung eingebunden und waren aber ansonsten patriotische Amerikaner. Die wenigsten gehörten zu den Nazi-Sympathisanten. Besonders für die "Deutschen" war es wichtig NICHT als Sympathisanten des Feindes zu gelten.
Die Schwarzen waren politisch unterdrückt. Allerdings gab es viele Schwarze, die im Krieg gerne mehr geleitet hätten, wenn die entsprechenden Kommandeure sie gelassen hätten.
Skandinavier zählten zu den am besten integrierten Gruppen in den USA. Wenn sie nicht grade frisch eingewandert waren, waren sie aufgrund ihres Glaubens und ihrer Hautfarbe genau wie der typische WASP.
Über Hispanos weiß ich aktuell nicht viel zur betreffenden Zeit. Als Katholiken dürften sie schlechter integriert gewesen sein, aber sie waren auch eher eine kleinere Gruppe.
Italiener waren sicherlich ein Grenzfall. Sie waren in Little Italy häufig unter sich. Aber auch von ihnen waren schon einige in den Hierarchien aufgestiegen.
Iren waren als Katholiken ebenfalls nicht unbedingt am gernsten gesehen, aber wiederrum aufgrund der Sprache und ihrer langjährigen Staatszugehörigkeit recht loyale Amerikaner. Allerdings galt bei ihnen, genau wie bei den Deutschen, dass sie relativ stark in die Gewerkschaftsstrukturen eingebunden waren.

Grundsätzlich sollte man aber die Unterstützung für Roosevelts Politik nicht anhand der "Ethnie" festmachen, zumal die meisten Amerikaner, heute wie damals sowieso "Mischlinge" waren, die verschiedenste Ethnien vereinten. Dass bei einem Arbeitskampf aber Iren und Deutsche vermehrt teilgenommen haben, kann ich mir gut vorstellen, grade wegen ihrer Verwurzelung in der Gewerkschaftsbewegung.
 
Ein weiterer Ansatz wäre es, hier erstmal nach Literatur zu fragen anstatt ellenlange unbegründete Anwürfe gegen andere Member zu verfassen.

@HolgerXX

floxx78 hat vollkommen recht. Durchsuche systematisch die Artikel z.B. der NY Times oder anderer Zeitungen aus 1942 weiter oben hast Du die links. Streiks von Hafenarbeitern in Kriegszeiten sind etwas "außerordentliches" darüber hätten, so es sie gegeben haben sollte, selbige ausführlich berichtet. Ansonsten bleibt alles im Reich der Spekulation.

M.

P.S.: Hier wollen wir im GF schon einen gewissen Selbstanspruch einhalten und Recherchearbeit hat noch nie geschadet. :winke:
 
....
Grundsätzlich sollte man aber die Unterstützung für Roosevelts Politik nicht anhand der "Ethnie" festmachen, zumal die meisten Amerikaner, heute wie damals sowieso "Mischlinge" waren, die verschiedenste Ethnien vereinten. Dass bei einem Arbeitskampf aber Iren und Deutsche vermehrt teilgenommen haben, kann ich mir gut vorstellen, grade wegen ihrer Verwurzelung in der Gewerkschaftsbewegung.

Das würde ich nicht behaupten. Die Einwanderergruppen in den USA haben sich lange Zeit gegeneinander abgeschottet so wie auch gegen die etablierten Einwohner. Das sieht man schon an den von dir erwähnten "Little Italy" zu dem es Pendanten für praktisch jede größere Sprachgruppe gab oder gibt: Chinatown, Spanish Harlem, Little Odessa, Little Poland, Koreatown, Little Manila, Curry Row, Lapskaus Boulevard (Norweger), Little Germany bzw. German Broadway, und nicht ganz so explizite aber doch überwiegend von einer Gruppe bewohnte Gegenden. (http://en.wikipedia.org/wiki/New_York_City_ethnic_enclaves) Die Vermischung war ein sehr langsamer Prozess der m.E. erst in den letzten Jahrzehnten so richtig griff.

Es gibt sogar bis heute "Ethnische Landkarten" von New York, etwas was z.B. in Buenos Aires, Großstadt die auch auf Emigration basiert, praktisch unmöglich wäre.

Was die Italiener zur damaligen Zeit betrifft, war die Antifaschistische Bewegung unter den Emigranten sehr stark, da viele politische Flüchtlinge in die USA gegangen waren, und ebenso der Wunsch zu beweisen, dass sie gute US-Bürger seien. So weit mir bekannt, war die Ablehnung des Krieges unter der Italoamerikanischen Bevölkerung nicht sehr ausgeprägt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das naheliegende, dass es sich bei Arbeitskämpfen um die einfach Verbesserung der Arbeitsbedingungen gehen könnte, wie in den Gallup-Umfragen als Instrument der arbeitspolitischen Auseinandersetzung durchaus akzeptiert, ist natürlich völlig abwegig, aus Deiner Sicht.

Richtig.

Das Thema kann man eher in Rubrik "US-Phobie zur 5. Kolonne" einsortieren. An solchen Befürchtungen waren allerdings deutsche Aktivitäten beteiligt:

Deutsche Propaganda in den Vereinigten Staaten, 1933-1941 - Klaus Kipphan - Google Bücher
http://www.geschichtsforum.de/f67/literatur-auslandspropaganda-des-dritten-reichs-40510/

Welcher Autor liegt eigentlich dem Hinweis auf die möglichen Streiks zugrund?
Keine Tatsachenbehauptung, sondern nur eine Behauptung. Und keine, die ich persönlich aufstelle.

Wenn man Logistik 1942 der USA betrachtet, ist hier eher die "Tankerkrise" durch das "Tankersterben" Anfang 1942 bemerkenswert. Deren Auswirkungen waren beträchtlich, so dass zeitweise die Energieversorgung der gewaltig ausgeweiteten Rüstungsproduktion gefährdet schien, und man bereits an Pipeline-Lösungen arbeitete, um das industrielle Zentrum der Ostküste versorgen zu können.

Ein paar Streiks (was sollten die eigentlich konkret logistisch - und ggf. unter Kriegsrecht und damit verbundenen Maßnahmen - beeinträchtigen?) wären dagegen nur ein Strohfeuer von ein paar Tagen gewesen. Solche Streiks hätten keine irgendwie beachtlichen Auswirkungen auf den Kriegsverlauf gehabt. An Nationalitäten konnte man das schon gar nicht festbinden, wie auch die Vorredner ausgeführt haben.
 
floxx78 hat vollkommen recht.
Womit denn bitte?

Ein weiterer Ansatz wäre es, hier erstmal nach Literatur zu fragen...
Sowohl ich selbst als auch die meisten derjenigen, die mir antworten, verstehen meine Anfragen auch als Fragen nach Literatur und Links, wie Du an den Antworten unschwer erkennen kannst.

...anstatt ellenlange unbegründete Anwürfe gegen andere Member zu verfassen.
Es würde mich mal interessieren, woran Du diese Beobachtung festmachen willst.

Das naheliegende, dass es sich bei Arbeitskämpfen um die einfach Verbesserung der Arbeitsbedingungen gehen könnte, wie in den Gallup-Umfragen als Instrument der arbeitspolitischen Auseinandersetzung durchaus akzeptiert, ist natürlich völlig abwegig, aus Deiner Sicht.
Völlig. Deswegen hat man doch noch nie gestreikt! Gute Idee übrigens, sollte man mal drüber nachdenken!=)

Grüße, Holger
 
Sowohl ich selbst als auch die meisten derjenigen, die mir antworten, verstehen meine Anfragen auch als Fragen nach Literatur und Links, wie Du an den Antworten unschwer erkennen kannst.

Ja, das mag ja durchaus sein. Aber dein Interesse gilt offensichtlich einer sehr speziellen Theorie zu kriegs/außenpolitisch bedingten Streiks, zu der es keine nennenswert belastbare Literatur gibt.

Anstatt nun aber diesen Weg der Interpretation der historischen Ereignisse aufzugeben und nach weiteren Deutungsmöglichkeiten zu suchen (so wie es im Übrigen die Mitdiskutanten versucht haben, wie du evtl. erkennen kannst), begibst du dich auf den wissenschaftlich äußerst unlauteren Weg, deine Theorie (worin auch immer sie genau bestehen mag), mit allen Mitteln zu verteidigen. Dazu ist dann selbst die Mafia und irgendein dahergelaufener Geheimdienst nicht zu schade:

Es schaut jetzt eher so aus, dass es diese Streiks nicht gab, aber der amerikanische Marinegeheimdienst sozusagen in vorauseilendem Gehorsam und wohl sogar unter Verwendung der von mir vermuteten nationalen Ressentiments solche Streiks vorherzusehen glaubte, und deshalb die Mafia rein vorsorglich eingeschaltet hat. Ist ja noch schlimmer.

Keine Tatsachenbehauptung, sondern nur eine Behauptung. Und keine, die ich persönlich aufstelle.

Ähm. Wie jetzt? Mal im Ernst. Hier kann ich mich nur thane anschließen:

Wenn Du schon meinst, den ungeklärten Mysterien des WW2 nachgehen zu müssen, was ich durchaus positiv finde, dann doch bitte so, dass wenigstens die Prämissen, auf denen Deine Argumentation aufbaut, wenigstens ein wenig literaturmäßig abgesichert sind.

Sei dir sicher, dass viele von uns in den letzten Tagen zum Thema recherchiert haben. Wenn es eine deutschsprachige Community gibt, die derart in alle mögliche geschichtlichen Themen eintauchen kann, dann ist es diese hier. Wenn es belastbare Literatur gäbe, hätten einige von uns die sicher schon ausfindig gemacht.

Dass es diese Literatur nicht gibt, deutet meiner Meinung aber eher nicht darauf hin, dass der amerikanische Geheimdienst und die Maya, sry Mafia, in die Angelegenheit verwickelt waren. Es waren stattdessen eindeutig japanische Yakuzas! Öhm, nein.. Mist!

Was ich eigentlich meine: Angesichts der unübersehbaren Flut von perspektivlosen Geschichtsstudenten, -lehrern und sonstigen Interessierten dürfte jede halbwegs seriöse Theorie schon hundertfach abgegrast und falsifiziert...

Ach nein, warte. Irgendwas war noch mit Schwarmintelligenz. Aber ich finde das Ende nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
.... deine Theorie (worin auch immer sie genau bestehen mag), mit allen Mitteln zu verteidigen. Dazu ist dann selbst die Mafia und irgendein dahergelaufener Geheimdienst nicht zu schade:

....
Dass es diese Literatur nicht gibt, deutet meiner Meinung aber eher nicht darauf hin, dass der amerikanische Geheimdienst und die Maya, sry Mafia, in die Angelegenheit verwickelt waren. Es waren stattdessen eindeutig japanische Yakuzas! Öhm, nein.. Mist!

....

Was diesen Punkt betrifft, ist das nicht Holgers Erfindung: Letzte Woche lief im Fernsehen (N24?) eine Dokumentation über die Mafia und ihre (so weit bekannte) Geschichte. Dort wurde über die Beziehung der US-Geheimdienste und der Mafia im Zusammenhang mit der Vorbereitung der Landung auf Sizilien gesprochen so wie auch bei der Vorbeugung von Streiks und Sabotageakten im Hafen von New York. Zuständig war dort (falls ich das nicht falsch mitgekriegt habe) jedoch das FBI. Dort soll tatsächlich die Verquickung von Mafia und Gewerkschaften begonnen haben.

Die Dokumentation war optisch gut gemacht, widersprach aber in einigen Punkten Informationen die ich aus anderen Quellen kenne, vor allem was die Frühgeschichte betrifft, die arg romantisiert wurde.
 
Wie für New York gesagt, und auch im Fall Sizilien:


das sind medial prima verwertbare Storys, militärhistorisch nur Lapalien, im Fall New York der 5.-Kolonne-Hysterie geschuldet.
 
Zurück
Oben