Angriff auf Frankreich

Hi

vor kurzem habe ich mit meiner Klasse im Schulunterricht einen Film über den ersten sowie zweiten Weltkrieg gesehen. Dort wurde gesagt, dass Hitler bei dem Angriff auf Polen noch darauf hoffte, dass England und Frankreich auch diesmal tatenlos zusehen würden. Sein Ziel war ja auch eigentlich nur der Landgewinn im Osten. Einen Krieg mit England oder Frankreich war ja gar nicht vorgesehen, aber er wurde schon mit eingeplant, weil man erwartete, dass England und Frankreich diesmal nicht zusehen würden.

Doch dann haben sie in dem Film gesagt, hätte Frankreich Deutschland zwar den Krieg erklärt, aber nicht angegriffen. In dem Film meinten sie außerdem, dass Hitler dann nur Frankreich angegriffen hat, weil er sich erhoffte mit England ein Abkommen machen zu können über eine deutsche Kontiental- und englische Seemacht.

Was sagt ihr dazu? Warum hat Hitler Frankreich dann überhaupt angegriffen, wenn Frankreich noch keine Anzeichen zum Krieg gegeben hat, nachdem die Kriegserklärung erfolgt war?

Danke für alle Antworten. :winke:
 
Weil man mit einem Land im Rücken, das einem den Krieg erklärt hat, schlecht den Kampf um den "Lebensraum im Osten" führen kann. Frankreich hätte es sich ja jederzeit anders überlegen können und durch den schon vor Ausbruch des Krieges abgeschlossenen Hitler-Stalin-Pakt konnte Hitler davon ausgehen, dass die Sowjetunion sich erstmal nicht einmischen würde, wenn Hitler Frankreich niederrang.

Dass Hitler von einem Bündnis mit England träumte ist richtig. Dass ein Sieg über Frankreich die mehr als geringen Chancen auf ein solches Bündnis heben würde, war sicherlich auch ein Kalkül Hitlers.
 
Einen Krieg mit England oder Frankreich war ja gar nicht vorgesehen, aber er wurde schon mit eingeplant, weil man erwartete, dass England und Frankreich diesmal nicht zusehen würden.
War Frankreich in Hitlers Weltbild nicht Deutschlands schlimmster Feind (von den Juden abgesehen)? Im Osten war er nur an dem Land interessiert. Die Bevölkerung war für ihn zwar rassisch minderwertig und durch den Bolschewismus ein Feind Deutschland, aber Frankreich war doch fast ein traditioneller Gegner und in "Mein Kampf" äußerte Hitler imho schon den Wunsch Frankreich endgültig niederzuwerfen.
 
Was sagt ihr dazu? Warum hat Hitler Frankreich dann überhaupt angegriffen, wenn Frankreich noch keine Anzeichen zum Krieg gegeben hat, nachdem die Kriegserklärung erfolgt war?

Einige Punkte sind ja schon angesprochen wurden. Die Franzosen hatten das Problem einer sehr starren strategischen Doktrin, nämlich einfach hinter der Maginot-Linie zu verharren. Deswegen auch ihre Untätigkeit - wobei es 1939/1940 zu einigen Stoßtrupp-Unternehmen beiderseits kam, also von einer völlig ruhigen Grenze kann nicht gesprochen werden. Darüber hinaus hatte sich Frankreich an dem Versuch beteiligt, die Invasion Norwegens durch die Deutschen zu verhindern, was freilich in den Frühjahr fiel, also es war schon ein eindeutiger Kriegszustand.
Die deutsche Führung kam am Problem Frankreich so oder so nach dem Polenfeldzug nicht vorbei. Egal, welche Optionen verfolgt worden wären, um den Krieg zu gewinnen - erst musste die Gefahr an der Westgrenze beseitigt werden. Es gab praktisch keinen Feldzug im Krieg, der unter der Generalität und Hitler unumstrittener gewesen wäre. Dass es erst im Mai 1940 zur Auseinandersetzung kam, war nicht nach dem Geschmack Hitlers - keine andere Offensive musste öfters verschoben werden.
 
War Frankreich in Hitlers Weltbild nicht Deutschlands schlimmster Feind (von den Juden abgesehen)? Im Osten war er nur an dem Land interessiert. Die Bevölkerung war für ihn zwar rassisch minderwertig und durch den Bolschewismus ein Feind Deutschland, aber Frankreich war doch fast ein traditioneller Gegner und in "Mein Kampf" äußerte Hitler imho schon den Wunsch Frankreich endgültig niederzuwerfen.

Ja ... aber nur, um für den Kampf im Osten den Rücken frei zu haben. Diesem "Lebensraum im Osten" ist meiner Ansicht nach alles andere für Hitler untergeordnet.

Übrigens setzt Hitler Judentum und Bolschewismus mehr oder weniger gleich (sinngemäß ist der Bolschewismus ein weiterer Versuch des Judentums, an die Weltherrschaft zu kommen) - von daher ist der Bolschewismus auch der "schlimmste Feind".

Ein durchaus schlauer Schachzug, denn in der westlichen Welt gab es schon so etwas wie eine Furcht vor der kommunistischen Weltrevolution. Hitler konnte sich also als großer Beschützer der westlichen Welt gerieren (Kampf gegen den Bolschewismus) und gleichzeitig, durch die in der Propaganda deutliche Gleichsetzung von Judentum und Bolschewismus, den Kampf gegen die Juden propagieren.
 
Ich würde aufjedenfall sagen, das die Sowjetunion und im allgemeinen die slawischen Völker aus Hitlers sicht, die ideologischen Hauptfeinde waren.Allerdings, war Frankreich ein traditioneller Feind. Diese Feindschaft bestand mindestens schon seit 1871. Daher kann ich mir nicht vorstellen, das Frankreich von Hitler außenvor gelassen worden wäre. Da Hitler ja auch auf eine Revision des V-Vertrags bestand, musste ja auch Elsaß-Lothringen wieder ins Reich eingegliedert werden. Daher musste Frankreich ebenfalls früher, oder später, Angegriffen werden und da Frankreich selbst den Krieg erklärt hatte, war es die Gelegenheit, einen 2 Frontenkrieg zu vermeiden und den traditionellen Feind, noch vor den Rußlandfeldzug zu besiegen.
 
Ich würde aufjedenfall sagen, das die Sowjetunion und im allgemeinen die slawischen Völker aus Hitlers sicht, die ideologischen Hauptfeinde waren.Allerdings, war Frankreich ein traditioneller Feind. Diese Feindschaft bestand mindestens schon seit 1871. Daher kann ich mir nicht vorstellen, das Frankreich von Hitler außenvor gelassen worden wäre. Da Hitler ja auch auf eine Revision des V-Vertrags bestand, musste ja auch Elsaß-Lothringen wieder ins Reich eingegliedert werden. Daher musste Frankreich ebenfalls früher, oder später, Angegriffen werden und da Frankreich selbst den Krieg erklärt hatte, war es die Gelegenheit, einen 2 Frontenkrieg zu vermeiden und den traditionellen Feind, noch vor den Rußlandfeldzug zu besiegen.

Sehe ich prinzipiell genauso! Schon die Politik und die Propaganda Hitlers und der NSDAP, weit vor der Machtergreifung 1933, lief darauf hinaus, Punkte bei den Wählern zu sammeln, indem ebend jener ("unbeliebter") Versailler Vertrag verdammt und als unrechtmässig klassifiziert wurde.

Übrigens führte die von Dir angesprochene "traditionelle Feindschaft" zwischen Deutschland und Frankreich (gemeint ist jene Fehde seit 1871) unteranderen letztendlich in den ersten Weltkrieg...

Saludos!
 
Zurück
Oben