Aufstände der jüdischen Bevölkerung bei Deportationen

Maspas

Mitglied
Gab es Fälle bei denen die Menschen während Deportationen in Konzentrations- oder Vernichtungslager im Kollektiv aufständisch wurden und zum Beispiel die Verladung am Bahnhof verzögerten oder gar verhinderten? Sind herausragende Zwischenfälle bekannt?

Meinen allergrössten Respekt den Opfern
 
es gab auch noch andere Arten des Widerstandes:

- Partisanenbildung mit Bekämpfung der Nationalsozialisten und/oder Sabotage,
- Rettung von Kindern
- und viele Juden kämpfen in den Armeen der Alliierten.

Jüdischer Widerstand und jüdische Aufstände - Yad Vashem

Jüdischer Widerstand hat so viele Formen wie auch der nichtjüdische Widerstand. Viele der jüdischen Widerständler wurden ja erst von den Nazis zu Juden "gemacht". Wenn ich zum Beispiel an die Herbert Baum Gruppe denke. Die waren zu allererst Kommunisten und dann Juden.

Hier gibt es bereits ein Thema zum jüdischen Widerstand:

http://www.geschichtsforum.de/f66/j-discher-widerstand-34767/

Und hier zur Herbert Baum Gruppe:

http://www.geschichtsforum.de/f66/widerstandsgruppen-freundeskreise-33026/
 
Danke für die vielen hilfreichen Infos.

Noch eine spezifische Frage. Ich bin auf diesen Gedanken durch eine Dokumentation, welche gestern im Fernsehen lief, gekommen.

In der Doku wurden ca 1000 deportierte Menschen gezeigt, die ihren Zielbahnhof erreichen, und am Steig gesammelt wurden. Auf ca 50 Gefangene, kam ein Wachmann, allerdings bewaffnet. Vermutlich waren außen noch einige Wachtürme die das Geschehen überwachten. Ist ein Fall bekannt, dass die Häftlinge spontan in Panik verfielen, und Kollektiv zusammen hielten.
Wenn man bedenkt, dass die organisierte Tötung um 1943 schon recht bekannt war, ist solch eine panische Reaktion doch nicht ungewöhnlich.
 
Danke für die vielen hilfreichen Infos.

Noch eine spezifische Frage. Ich bin auf diesen Gedanken durch eine Dokumentation, welche gestern im Fernsehen lief, gekommen.

In der Doku wurden ca 1000 deportierte Menschen gezeigt, die ihren Zielbahnhof erreichen, und am Steig gesammelt wurden. Auf ca 50 Gefangene, kam ein Wachmann, allerdings bewaffnet. Vermutlich waren außen noch einige Wachtürme die das Geschehen überwachten. Ist ein Fall bekannt, dass die Häftlinge spontan in Panik verfielen, und Kollektiv zusammen hielten.
Wenn man bedenkt, dass die organisierte Tötung um 1943 schon recht bekannt war, ist solch eine panische Reaktion doch nicht ungewöhnlich.

Wer in Panik verfiel der wurde erschossen oder die Hunde wurden auf die Leute gehetzt.

Man sollte sich schon auch vor Augen halten, dass die Menschen die in die Lager kamen, Tage wenn nicht Wochen unterwegs waren und sehr wenig Nahrung und Wasser bekamen. Viele waren krank, entkräftet und hatten schon sehr grosse Strapazen hinter sich.


Wenn man Erinnerungen von jüdischen Menschen liest, dann liest man immer wieder, sie wussten zwar das es im Osten Lager gab, aber die Tötungen sahen sie als ein Gerücht an.

Woher kamen den die Deportierten aus der Doku und um welches Lager handelte es sich?
 
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Welche Doku es genau war, weiß ich jetzt nicht mehr. ZDFinfo zwischen 0:00 und 2:00 Uhr. Ich glaube in dieser Szene ging es um Auschwitz. Aber der Gedanke, die Wachmänner zu überrennen und die Waffe zu entfernen, kam ja von mir, und wurde nicht von der Doku projiziert.
Ich denke theoretisch wäre es möglich gewesen, aber in der Praxis schwer umzusetzen. Ohne Planung, absprachen und in schlechter körperlicher Verfassung...
 
die Täuschung bestand bis zum Schluß. Den Opfern wurde vorgegaukelt, sie sollten nur zum Duschen gehen. Vorher sollten sie ihre Namen auf die Koffer schreiben, damit sie sie nach dem Duschen einfacher wiederfinden.
 
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Und ihre Schuhe sollten sie zusammen binden, um sie besser wieder finden zu können.

Aber Sobibor war ja wirklich Filmreif
 
Es gibt diesen fast abgedroschenen Satz "die Hoffnung stirbt zuletzt". Carolus sprach von Täuschung; die hat es gegeben und sie wurde von vielen wohl auch als solche erkannt und dennoch haben viele wohl gehofft, doch zu überleben. Man wusste ja nie, wenn man sich zu einem Kommando meldete, ob man nun erschossen wurde oder in die Gaskammer kam, oder vielleicht in eine Fabrik oder ein Amt der Wehrmacht, wo man mit Menschen in Berührung kam, die einem vielleicht Brot zusteckten. Das war ein Vabanquespiel.
Wie viele Ghetto-Polizisten haben gehofft als "Funktionsjuden" das eigene Leben und das der Familie zu retten?
Es gab 1939 Juden, die versuchten aus dem sowjetisch besetzten Polen ins deutsch besetzte Polen zu kommen, weil sie bei Deutschland an das Land der Dichter und Denker dachten und dachten "die Deutschen haben Kultur". Leider eine absolute Fehleinschätzung, die es aber in der Rückschau uns ermöglicht, zu verstehen, warum so viele sich nicht wehrten und einfach nicht glauben konnten, was man ihnen passieren sollte.
Wir müssen uns mal dahin zurückversetzen, was für eine ungeheure Irrealität der Gedanke daran 6 Millionen Menschen auszurotten eigentlich hat. Dass dieser Gedanke dann trotzdem zunächst eher willkürlich, später minutiös geplant in die Tat umgesetzt wurde, ist ein Wissen, was die Nachwelt hat.

Zu den Entbehrungen haben meine Vorschreiber schon ausreichend geschrieben, deshalb unterlasse ich das hier und will nur auf den Begriff des Muselmanen in Bezug auf den Holocaust hinweisen (hat nichts mit Muslimen zu tun).
 
Ich kann dir folgendes Buch empfehlen:

Chil Rajchamm
Ich bin der letzte Jude
Treblinka 1942/43

Chil Rajchman schrieb einen Bericht über die Deportation und über Treblinka und zwar unmittelbar unter dem Eindruck des Erlebten.

Er beschreibt die Todesfabrik und auch vom Aufstand an dem er beteiligt war. Er konnte als einer der wenigen in den Wäldern und im Untergrund überleben.

Er beschreibt auch die Ankunft in Treblinka (kurzer Auszug):

" Durch die Luke des Waggons bietet sich uns ein erschreckendes Bild, ein Bild des Todes. Berge von Kleidern. Mir ist sofort klar, wir sind verloren. Das ist das Ende. Kurz darauf gehen die Türen auf, und wir werden angebrüllt: "Raus!Raus!" (...) Männer nach rechts, Frauen nach lins! (...) Von überall her regnet es Schläge.(...) Wer etwas zurückbehölt, wird erschossen (...)"

S. 33 - 34
 
Die Doku läuft übrigens grad wieder auf ZDFinfo, aber die angesprochene Szene bei Auschwitz ist schon vorüber. Die Doku wird heute Nacht wiederholt.
 
Die Doku läuft übrigens grad wieder auf ZDFinfo, aber die angesprochene Szene bei Auschwitz ist schon vorüber. Die Doku wird heute Nacht wiederholt.

Es gibt nicht so viele Filmaufnahmen von der Rampe in Auschwitz. Ich kann mir vorstellen um welche Aufnahmen es sich handelt.

Kannst ja mal dies hier durchlesen:

Dokumentation zum Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz

Nach langer und quälender Fahrt öffneten sich nun plötzlich die Türen. Unter Schlägen und Schreien wurden Männer, Frauen und Kinder hinausgetrieben, von allen Seiten war schimpfendes Gebrüll und bellten Hunde. Das Tageslicht (oder grelle Scheinwerfer in der Nacht) blendete die von der Fahrt geschwächten Menschen. Häufig wußten sie nicht einmal, wo sie waren, und oft verstanden sie auch nicht die gebrüllten Befehle und Anordnungen. Ein Arbeitskommando aus Häftlingen räumte aus den Waggons die Leichen und das Gepäck.]


Es ist mir schon bewusst, das wir die nur die Bilder und Aufnahmen kennen, sich wundern warum sich die Menschen nicht gewährt haben. Aber wenn man sich länger mit dem Holocaust befasst und die vielen Erzählungen von Opfern wie Tätern liest, dann versteht man mehr.

Ich empfehle dir wirklich lies solche Literatur.

Hier ein paar Tipps:

http://www.geschichtsforum.de/f66/standardwerke-und-links-zum-holocaust-39349/
 
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ich bin gerade im SPIEGEL über einen Artikel "gestolpert":

NS-Polizeibericht über Judendeportation in Düsseldorf entdeckt - SPIEGEL ONLINE

Es ist ein Bericht über die Deportation von Juden von Düsseldorf nach Minsk im Jahre 1941.

Leider werden nur einige Zeilen aus dem Bericht wortwörtlich zitiert. Nach einer viertägigen Zugfahrt hieß es:

"Die Juden waren um diese Zeit ziemlich weich", heißt es kaltschnäuzig im Bericht des Schutzpolizeihauptmanns und SS-Mitglieds Wilhelm Meurin, der verantwortlich für die Überwachung der Deportationsfahrt war. Sein siebenseitiger Dienstbericht dokumentiert bürokratisch jeden einzelnen Halt des Todeszuges, dem Zustand der jüdischen Deportierten dagegen gilt kaum ein Satz.


Ist eventuell dieses KZ gemeint: Vernichtungslager Maly Trostinez ? Wikipedia

Allerdings wurde dieses laut dem Wiki-Artikel erst 1942 in Betrieb genommen, während der SPIEGEL-Artikel 1941 als Jahr der Deportation nennt.
 
ich bin gerade im SPIEGEL über einen Artikel "gestolpert":

NS-Polizeibericht über Judendeportation in Düsseldorf entdeckt - SPIEGEL ONLINE

Es ist ein Bericht über die Deportation von Juden von Düsseldorf nach Minsk im Jahre 1941.

Leider werden nur einige Zeilen aus dem Bericht wortwörtlich zitiert. Nach einer viertägigen Zugfahrt hieß es:




Ist eventuell dieses KZ gemeint: Vernichtungslager Maly Trostinez ? Wikipedia

Allerdings wurde dieses laut dem Wiki-Artikel erst 1942 in Betrieb genommen, während der SPIEGEL-Artikel 1941 als Jahr der Deportation nennt.

In Minsk gab es ein Ghetto. Dorthin wurden ab Juli 1941 bis Oktober 1943 Juden aus Deutschland deportiert. Darunter auch aus Düsseldorf.

Ghetto Minsk ? Wikipedia

Oder hier:

Alfred Gottwald, Diana Schulle: Die Judendeportationen aus dem Deutschen Reich von 1941-1945. Eine kommentierte Chronologie. Wiesbaden 2005. - H-Soz-u-Kult / Rezensionen / Bücher
 
Wie oft wurden denn Deportationen, zb in Düsseldorf, durchgeführt ? Gibt es davon Dokumente?

Und entschuldigt bitte meinen Sprung zu einem anderen Themengebiet, aber was wurde mit dem Erlös gemacht, der durch den Verkauf des Privatbesitzes der Deportierten entstand?
 
Wie oft wurden denn Deportationen, z.b. in Düsseldorf, durchgeführt? Gibt es davon Dokumente?

Das kam auf die Menge der Juden an, derer man in einer Stadt habhaft wurde. Man hat normalerweise immer Transportstärken zu je 1000 Personen einer Stadt und ihrer Umgebung zusammengestellt und dann sind die losgeschickt worden.
Nehmen wir mal 5000 "Geltungsjuden", dann hast du 5 Transporte, die zwischen Dezember 1941 und Februar 1945 abgingen.

Speziell für Düsseldorf gibt es den Bericht des Schutzpolizeihauptmannes Paul Salitter über eine von diesem geleitete Deportation von Düsseldorf nach Riga, der äußerst erhellend ist. Online findest du ihn vollständig hier:
http://www.geschichte-am-jürgensplatz.de/images/stories/salitter/deportation.pdf


Und entschuldigt bitte meinen Sprung zu einem anderen Themengebiet, aber was wurde mit dem Erlös gemacht, der durch den Verkauf des Privatbesitzes der Deportierten entstand?

Das wurde "ordnungsgemäß" von den Finanzbehörden abgewickelt. Zu empfehlen an dieser Stelle: Kenkmann/Rusinek, Verfolgung und Verwaltung. Münster 1999.
 
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Vielen Dank, ich habe den Bericht gelesen.

Eine Frage, gibt es eine Möglichkeit zu sehen, wo die Juden aus meiner Region gesammelt und demzufolge dann deportiert wurden?

Der Bericht aus Düsseldorf, dokumentiert das ja auch recht genau.
 
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