Diese Maßlosigkeit und die bis dahin begangenen Verbrechen, ließen einfach keinen Platz für "rationale" Kriegsziele.
Die konstruktivistische Theorie der internationalen Beziehungen geht beispielsweise bei der Bewertung von "Rationalität" nicht von einem nach rückwärts projizierten aktuellen Rationalitätsbegriff aus. Das führt teilweise zu Mißverständnissen, da diese Vorgehensweise wie ein Rechtfertigungsversuch erscheinen könnte.
Sondern rekonstruiert auf der Grundlage der damaligen Denkmuster die Muster für Rationalität, z.B. vgl. Paper.
http://inef.uni-due.de/sib/papers/ulbert_2005.pdf
Vor diesem Hintergrund interpretiert Hillgruber die Ambitionen im Rahmen des WW1 und von WW2 vor dem Hintergrund eines hegemonialen Kontinuums, das die unklare Machtkonstellation in Zentral-Europa auflöst.
Deutschlands Rolle in Der Vorgeschichte Der Beiden Weltkriege - Andreas Hillgruber - Google Books
Der rationale Impuls, den wir aus heutiger Sicht als irrational und verbrecherisch bewerten, den Hitler verfolgte und in Mein Kampf ausformuliert hatte, entsprach der damaligen Vorstellung von nationaler Sicherheit, in Teilen der Politik, durch imperiale Größe (eine Denkhaltung, die auch in der "realistischen" bzw. "neo-realistischen Theorie" der Außenpolitik ausformuliert ist, vgl. z.B. Snyder)). Und waren ein besonderes Kennzeichen der deutschen, der italienischen und japanischen Außenpolitik in den dreißiger Jahren.
Im Fall Deutschlands zusätzlich angereichert durch rassetheoretische Ideen, dem "Untergang des Abendlandes" (ich weiss Spengler war kein Nazi!) und in Kombination mit dem weit verbreiteten Sozialdarwinismus ergab sich ein pseudo-rationalistisches Weltbild.
Myths of Empire: Domestic Politics and International Ambition - Jack L. Snyder - Google Books
Und dieses rationale imperiale Weltbild ist, so Müller, bereits als konkrete Haltung bzw. Handlungsoption bei Hitler schon ausgeprägt für die 30er Jahre zu erkennen.
Der Feind steht im Osten: Hitlers geheime Pläne für einen Krieg gegen die ... - Rolf-Dieter Müller - Google Books
Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass Telegramme von Hitler an seine GFM lediglich die Alternative "Sieg oder Tod" kennen, wie beispielsweise ein Telegramm an Rommel im Jahr 1942 endet. Und sich ähnlich vermutlich auch in den Telegrammen an Paulus widerfindet.
Dieses "finale Weltbild" von Hitler lässt lediglich die Zielerreichung zu oder den Untergang. Jegliche Zwischenformen entsprachen nicht seiner Denkhaltung. Die durchaus seiner Zeit entsprang, allerdings eine besonders radikale Ausformulierung erhalten hat.