Bestand eine Erfolgsaussicht im Tonnagekrieg gegen Großbritannien?

Turgot

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Chancen des Tonnagekrieges gegen Großbritannien

Bekanntermaßen war diese Art von Krieg ja nicht der erste Versuch Deutschlands Großbritannien mit diesem Mittel „in die Knie zu zwingen.“ Der deutsche Admiralstab hatte im Ersten Weltkrieg berechnet, dass eine fünfmonatige Versenkungsquote von 600.000 BRT ausreichen würde, damit Großbritannien friedensbereit wäre. Diese Rechnung war nicht aufgegangen.

Nachdem die Pläne für eine Landung, Operation Seelöwe, aufgeschoben worden waren, begannen erneut Überlegungen die Briten mittels eines Tonnagekrieges zum Austritt aus dem Kriege zu veranlassen. Die Ausgangssituation war im Zweiten Weltkrieg ungleich besser als im Ersten Weltkrieg, denn die Wehrmacht verfügte mit Frankreich, Belgien, Niederlande und Norwegen über eine genügend Stützpunkte für die Marine. Des Weiteren kam in diesem Krieg griff die Luftwaffe in einen weitaus größeren Umfange in die kriegerische Auseinandersetzung ein.

Prekär war für Großbritannien die große Abhängigkeit von Nahrungsmitteleinfuhren zu Beginn des Krieges. Die britische Handelsflotte verfügte über eine Tonnage von ca.20,9 Millionen BRT, davon waren ca. 4,5 Millionen Tankertonnage.

Die Gruppe Nord ging davon aus, wenn es gelingen würde monatlich 750.000 BRT zu versenken, wäre Großbritannien innerhalb eines Jahres besiegt. {Der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine Neu B. Nr.1 SKL 347/42 gKdos, 18.2.42 (MA, WF-04/36514)}

Man war deutscherseits, in der grenzenlosen Euphorie nach dem Sieg gegen Frankreich, mehr oder weniger der Ansicht, das ein Wirtschaftskrieg mittels Versenkung von entsprechenden Schiffsraum kombiniert mit Luftangriffen gegen Werften, Häfen und Versorgungslagern zum Erfolg gegen Großbritannien führen müsste.

Welcher Meinung seid ihr?
 
Meine klare Antwort lautet Nein. Die entscheidenden personellen und materiellen Ressourcen fraß die Ostfront. Die USA waren zwar erst ab Dezember 1941 Kriegsgegner, de facto sah es aber schon vorher so aus (Lieferungen an England, Beteiligung an der U-Boot-Jagd). Gegen das amerikanische Potential (Liberty-Schiffe) war kein Ankommen. So viele Torpedos gab es gar nicht, wie Schiffe im Stundentakt vom Stapel liefen.
 
Tolles Thema,

ich schliesse mich BB´s Meinung an. Es gibt einen wesentlichen Unterschied in dem U-Bootkrieg des 1.WK und des 2.WK, die Bekämpfung der U-Boote.
Während sich im 1.WK die jagt auf die U-Boote noch auf das Rammen oder das versenken im aufgetauchten Zustand beschränkte. Sowie ab 1917 als Abwehr das Geleitsystem entwickelt wurde, war man im 2.WK schon um einiges weiter. Zwar wurden die richtig wirksamen Anti U-Waffen erst während des Krieges optimiert, aber die Bekämpfung hatte andere Qualitäten als noch von 14-18.
 
Ein Aspekt der bei den Überlegungen der Wehrmacht wahrscheinlich nicht ausreichend berücksichtig worden war, war das es Großbritannien in nicht zu verachtenden Ausmaße gelungen war, seine landwirtschaftlichen Anbauflächen zu vergrößern. Das Resultat war dann natürlich, das die Engländer ihre Abhängigkeit von Nahrungsmitteln reduzieren konnten.
 
Natürlich ist so eine Frage hypothetisch, aber sehr interessant. Wichtig halte ich den Ansatz, wie viel die deutschen Kapazitäten hergegeben hätten, wenn sie zielgerichtet eingesetzt worden wären. In der Realität sind ja viele verschiedene Konzepte parallel im Kompetenzwirrwarr gestrandet.

Welche U-Boot-Flotte hätte also mit den gegebenen Rohstoffen und dem verfügbaren Personal, Treibstoff und Ausbildungskapazitäten aufgestellt werden können? Und welche Taktiken standen für so eine Flotte parat, schließlich bieten verschiedene Zahlen an verfügbaren Booten unterschiedliche strategische Möglichkeiten für eine Blockade Englands.

Solwac
 
Meine klare Antwort lautet Nein. Die entscheidenden personellen und materiellen Ressourcen fraß die Ostfront. Die USA waren zwar erst ab Dezember 1941 Kriegsgegner, de facto sah es aber schon vorher so aus (Lieferungen an England, Beteiligung an der U-Boot-Jagd). Gegen das amerikanische Potential (Liberty-Schiffe) war kein Ankommen. So viele Torpedos gab es gar nicht, wie Schiffe im Stundentakt vom Stapel liefen.

Das sehe ich auch so! Vor allem ist ja auch zu bedenken, dass die U- Bootwaffe ein kleines Expeditionskorps war, U- Bootfahrer sprachen vom Freikorps Dönitz, das vielleicht maximal 1-2 Dutzend Boote gleichzeitig im Atlantik mobilisieren konnte. An See- und Luftaufklärern mangelte es, und das gewaltige Potenzial der USA war keinesfalls zu besiegen.

Die Amerikaner waren die einzige kriegsführende Nation, die praktisch keine Einschränkungen kannte. Die zaghaften Versuche der Rationierung von Benzin oder Gummi stießen auf heftigen Widerspruch. Bei der "Operation Paukenschlag" konnten die Deutschen von der hellen Küstenbeleuchtung profitieren, da sich der Staat Florida weigerte, Verdunklungsbestimmungen auszugeben wegen der Touristensaison.

Im Laufe des Krieges lieferten die Amerikaner den Sowjets mehr Panzer, Jeeps und Kriegsmaterial als das, womit die Deutschen 1941 antraten. Die Libertyships der Kaiser Werft waren innerhalb von Tagen zusammengebaut, die Passage erforderte dennoch Nervenstärke. Vor allem die Besatzungen von Tankern hatten große Gefahren zu bestehen.
 
Interesant ist die vielleicht die folgende Ausführung der kriegswissenschaftlichen Abteilung des Generalstabes der Luftwaffe von 1944:

"Es war die große Chance unseres Krieges gegen England, unter vollster Ausnutzung der uns für den Tonnagekrieg zur Verfügung stehenden U-Bootkräfte und gleichzeitig verhältnismäßig geringem Einsatz der Luftwaffe als Aufklärungsmittel in einer kurzen Zeit den feindlichen Frachtraumbestand so entscheidend zu verringern, dass ...er unter die 10 Millionengrenze herabgesunken wäre. Mit der Unterschreitung dieser unbedingt erforderlichen Mindesttonnage wäre der Zeitpunkt gekommen, an dem die deutsche Blockade der britischen Seezufuhr sich für den Gegner als tödlich erwiesen hätte."
(Kriegstagebuch SKL 07.04.42, Seite 116, KTB Fdluft 07.04.42, Seite 10f; 10.04.42, Seite 11 BA/MA, RM 35 I/31)

Wäre diese Reduzierung für Großbritannien wirklich so ausschlaggebend gewesen, das die Briten hätten um Frieden nachsuchen müssen?

Fest steht, das dafür die Versenkungserfolge der deutsche U-Boote bei weitem nicht ausreichten, um die britische Handelstonnage unterhalb der 10 Millionen BRT zu reduzieren. Für durchfgreifende Erfolge wäre die Beherrschung des Nordatlantik erforderlich gewesen, davon waren die deutschen Boote doch ein Stück weit entfernt. Es fehlten hierzu einfach die Kräfte, von den Rohstoffen ganz zu schweigen.

Wenn Dönitz gleich zu Beginn des Krieges die von ihm geforderten 300 Boote ,mit einer entsprechenden starken Luftwaffenunterstützung ,zur Verfügung gehabt hätte, wäre die Situation für für Großbritannien doch gefahrvoller gewesen.


 
Natürlich ist so eine Frage hypothetisch, aber sehr interessant. Wichtig halte ich den Ansatz, wie viel die deutschen Kapazitäten hergegeben hätten, wenn sie zielgerichtet eingesetzt worden wären. In der Realität sind ja viele verschiedene Konzepte parallel im Kompetenzwirrwarr gestrandet.

Welche U-Boot-Flotte hätte also mit den gegebenen Rohstoffen und dem verfügbaren Personal, Treibstoff und Ausbildungskapazitäten aufgestellt werden können? Und welche Taktiken standen für so eine Flotte parat, schließlich bieten verschiedene Zahlen an verfügbaren Booten unterschiedliche strategische Möglichkeiten für eine Blockade Englands.

Solwac


Ende 1939 verfügte die Kriegsmarine über 55 Boote. Ende 1940 waren es 86. Wie viele dieser Boote gegen Großbritannien eingesetzt waren, weiß ich jetzt nicht genau. Es muss aber in Rechung gestellt werden, das Boote zu Ausbildungszwecken verwendet worden und es immer Boote gab, die Weftliegezeiten zwecks Reparatur hatten. Diese doch verhältnismäßige geringe Anzahl der Boote dürfte wohl nicht als ausreichend bezeichnet werden.

Erst ab 1941 war die Anzahl der Boote deutlich gestiegen, aber zu diesem Zeitpunkt, konkret ab 22.06.1941 ,war die Luftwaffe in der Sowjetunion stark gebunden. Ab Dezember 1941 hatte Hitler ohne jede Not den USA den Krieg erklärt.
 
Es muss aber in Rechung gestellt werden, das Boote zu Ausbildungszwecken verwendet worden und es immer Boote gab, die Weftliegezeiten zwecks Reparatur hatten.

Dazu nahm man damals als Faustregel,das sich zu jeder Zeit maximal 1/3 der Boote am Feind befanden. Die beiden anderen lagen endweder auf der Werft/im Dock/im Bunker,oder auf An-b.z.w. Rückmarsch.
 
Wir haben ein Problem. Am Anfang 1939/40 hattte Deutschland zu wenig U-boote und hatte keine Möglichkeit Zufuhr nach Grossbritanien abschneiden. Im Jahre 1941 hat Brite gelungen Enigma erbeutet. Seit diesem Augenblick ausserdem Jahre 1942 ware alle Versuche Zufuhr nach Grossbritanien abschneiden unerfolg. Deutche hatte das nicht gewust, aber Dönitz hatte in Jahre 1943/44 Gefühl, dass Briten kennt Enigma-Sclüssel.
 
Nach dem Hitlers Strategie im Winter 1941/42 vor Moskau gescheitert war, war der Krieg verloren.
 
Ja Turgot, der Krieg war nach Winter 1941/42 verloren, aber trotzdem geht weiter.

Der U-Bootkrieg, das wollte ich eigentlich damit sagen, hätte schon gleich zu Beginn, also 1939 und spätestens Anfang 1940, des Krieges in maximalen Umfange beginnen müssen. Zu dem Zeitpunkt, als die Kriegsmarine über eine größere Anzahl an Booten verfügte, was der Krieg verloren; auch wenn er noch bis Mai 1945 andauerte.
 
Das ergibt alles keinen Sinn, die Marineplanung was den U-Bootbau angeht, wurde erst nach Kriegsbeginn angekurbelt. Ein Handel-Seekrieg war gegen England so am Anfang nicht geplant. Erst nachdem der Plan aufgegeben wurde, die Britischen Inseln zu besetzten, ging man zu "Plan-B" über. Somit begann man die strategische Verwendung der U-Boote neu zu planen, wie auch den weiteren Ausbau der U-Bootflotte. Dies kann ich gern mit den Zahlen der Vergabe an U-Bootbauprojekten belegen.

Witzig ist dabei, das genau dieses Szenario der Planung und des Neubaus von U-Booten im 1.WK wie auch im 2.WK gleich war.
 
Um die obige Frage zu beantworten hole ich einfach mal ein Stück weiter aus und beziehe mich dabei auf die technischen Erfahrungswerte, die man ab Mitte der dreißiger Jahre in den U-Bootbau investierte.

So schrieb Dönitz einen Bericht über das 712 ts Boot ( Typ VII C; U33) im Sommer 1936 einen Verwendungsbericht im direkten Vergleich zu den kleineren Booten vom Typ I A (U25 und U26) in einem Konflikt mit Frankreich:

"Verglichen mit der Geschwindigkeit der Kriegsfahrzeuge wird das Uboot immer verhältnismäßig langsam sein. (...) Die Aussichten des Ubootes, im freien Seeraum an den Gegner heranzukommen, sind allgemein -auch für Transporter geltend- gering, wenn es nicht von vornherein in einer günstigen Position zut Vormarschrichtung des Gegners steht. Denn auch die Möglichkeit des Verbesserns dieser Position über Wasser ist für das Uboot praktisch sehr gering, weil es durch weitvorgeschobene Fliegersicherung oder von schnellen Sicherungsfahrzeugen sehr bald unter Wasser gedrückt sein wird.
Dies bedingt: Das Uboot muß, um ihm größtmögliche Angriffsaussichten zu geben, stationär in möglichster Nähe der strategischen Brennpunkte des feindlichen Verkehrs, in erster Line der feindliche Stützpunkte aufgestellt werden; (...)
Folgerung: Das einzelne Uboot als Torpedoträger muß bei begrenzter Ubootstonnage an sich so klein wie möglich sein, umsomehr Boote stehen zur Verfügung, (...) Diese Eigenschaft hat grundsätzlich das kleiner Boot."

Diese Gedanken zur Verwendung von Ubooten, wurden alle unter der Berücksichtigung der Tonnagebeschränkung des deutsch-britischen Flottenabkommen für den Bau von Ubooten verfasst.
Dabei konnte Mitte 1937 mit einer weiteren Angleichung an die britische Uboottonnage bis auf 31.500 ts geplant werden.

Am 08.06.1937 legte A I eine Denkschrift über die Aufschlüsselung der 9.450 ts, die nun zusätzlich zur Verfügung standen. In ihr wurde als potensieller Gegner Frankreich und Russland genannt. Grund hierfür war ein Beistandspakt der beiden Nationen von 1935.
Hauptaufgabe der Kriegsmarine war der Handelschutz in Ost- und Nordsee. Durch die Zufuhrabhängigkeit auf dem Seewege hatte der Handelschutz absoluten Vorang, gegenüber operativen Maßnahmen gegen feindliche Seeverbindungen. Somit forderte man die mehr kleine Uboote für die Küstenverteidigung, im einzelnen waren das für die Ostsee 8 Uboote und für den Nordseeraum bis zur Brest-Orkney-Mittelnorwegen 9 Uboote.

Zu diesen Zeitpunkt stellte sich die o.g. Frage also garnicht, schon allein, weil England nicht als potensieller Seegegner gesehen wurde.

Mit dem Z-Plan wurde 1938 auch erstmals England als Seegegner in die Ubootplanung einbezogen, wodurch die Grundlagen der Seekriegspalnung verändert werden mußten.

Die Konzeption der SKL für die Seekriegsführung gegen England und die sich daraus ergebenden Folgerungen für die strategische Zielsetzung und den Aufbau der Kriegsmarine forderte eine wohlausgewogene Flotte für den Zufuhrkrieg:

"Eine Kreuzerkriegführung, die von allen Typen, vom Uboot bis zum schweren Schiff einschleißlich der Seeluftstreitkräfte getragen wird (...), wird sich stärker auswirken als ein Kreuzerkrieg einzelner Typen (...)
Von einr offensiven Seekriegsführung nur mit Ubooten dürfen nicht zu weitreichende Erfolge erwartet werden."

Somit wurde bis nach Kriegsbeginn den Überwasserkriegsschiffen der Vorrang gegeben und bis 1939 hatte noch nicht mal die Hälfte des geplanten Schiffsmaterials auf Kiel gelegt werden können. Der Krieg kam für die Marine einige Jahre zu früh und damit auch die Möglichkeit erfolgreich in einem Seekrieg gegen England oder gar die ganze Welt zu bestehen.
 
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Quelle für oben Genanntes:

Geschichte des deutschen U-Bootbaus; E. Rössler 1996; Bernhard & Gräfe Verlag
Band 1: Entwicklung, Bau und Eigenschaften der deutschen U-Boote von den Anfängen bis 1943

So besser floxx,:D
 
Wenn Dönitz gleich zu Beginn des Krieges die von ihm geforderten 300 Boote ,mit einer entsprechenden starken Luftwaffenunterstützung ,zur Verfügung gehabt hätte wäre die Situation für für Großbritannien doch gefahrvoller gewesen.

Die Eingangsfrage des Themas läßt sich nur verneinen, da alle Bauprogramme nach Kriegsbeginn letztlich zu spät kamen. Die Frage wäre unabhängig davon beantwortet, ob hier strategische Fehlentscheidungen bis 1939 (so Salewski) vorgelegen haben, ausgehend allein von den rüstungswirtschaftlichen Bedingungen am 1.9.1939.

Zur Abfolge und Ausgangsvoraussetzung:

Nach der Mai-Krise 1938 kam in den Flottenplanungen England auf die Gegnerliste, gleichzeitig Überlegungen zum Zufuhrkrieg. Die früheren Planungen und jährlichen größeren Kriegsspiele, soweit sie sich bei der Kriegsmarine rüstungsseitig niedergeschlagen hatten, gingen von einer Konfrontation in der Ostsee gegen Polen oder Rußland, sowie einem Abwehrkrieg gegen Frankreich aus.

Im Mai 1938 im Zuge der ersten Sudentenkrise änderte sich dass, wobei Hitler allerdings schon im November 1937 ausweislich der Hoßbach-Niederschrift Spekulationen zu einer Konfrontation mit England anstellte. Nun war das konkret, während der U-Boot-Bau bis 1938 (nur) die Mittelmeerkriegsführung gegen Frankreich mit einem Umfang von 60 Booten sowie die Sperrung der Ostseezugänge für die frz. Flotte zum Inhalt hatte.

24. Mai 1938: Beschleuningung des Bauprogrammes der Uboote, Ausschöpfen der 100% der britischen Boote, Bau größerer Artillerie-U-Boote, Beschleuningung des Baus von 500to-Booten, Aufstockung auf 129 U-Boote.

OKM-Denkschrift vom Oktober 1938: Transportraum und Seewege sind das primäre Kampfziel, auch ohne vorheriges Niederkämpfen der gegnerischen Kriegsflotte. Von der offensiven Kriegsführung nur mit U-Booten dürfen aber keine weitreichenden erfolge erwartet werden (Gründe: fortgeschrittene U-Boot-Ortung und Zwang der Kriegsführung nach Prisenordnung). Der Schwerpunkt wurde bei den Überwasser-Streitkräften gesehen.

III. Bauplan ("Z-Plan") Dezember 1938: sah 233 U-Boote bis 1945 vor. Der Schwerpunkt dieses Plans lag wieder beim Zufuhrkrieg mit Überweasser-Streitkräften.

Im Kriegsspiel Winter 38/39 wurde das erste Mal die Forderung von Dönitz erhoben, 300 Frontboote verfügbar zu haben.

Frühjahr 1939 Denkschrift OKM, Schlußbesprechung Kriegsspiel A: "Der U-Boot-Handelskrieg gegen England hat heute für Deutschland keine Aussichten auf Erfolg. ... " - Gründe: U-Boot-abwehr, Konvoisicherung, daneben: Stützpunktlage (die Verfügbarkeit von Basen in Norwegen und Frankreich war nicht absehbar).

1.9.1939: Dönitz-Denkschrift: 300 U-Boote benötigt (Typen VII und IX). Bei sofortigem Bau wäre diese Zahl vermutlich Ende 1941 erreichbar.

7.9.1939/9.10.1939: "Kleines" (erweitertes) Bauprogramm soll nach vollem Anlaufen 20 U-Boots-Neubauten pro Monat darstellen, ab 1942 ca. 28-30 Boote monatlich. Ergebnis 1939: +5, 1940: +54 mit Bestand 118 zum Jahresende, 1941: Jahresende Bestand 368. Problem: Die +24.000to Aluminium pa standen der Kriegsmarine rüstungseitig nicht zur Verfügung, ebensowenig die 800.000 to Stahl, 30.000to Kupfer zusätzlich.

4.6.1940: mangelnde Realisierung des Bauprogramms wird festgestellt, selbst bei völligem Vorrang werden nur 24 Boote pM fertiggestellt werden können, wegen Rohstoffmangels voraussichtlich auch nur bis Anfang 1942. Die Anlaufschwierigkeiten zeit foglendes Beispiel, Probleme mit der Serienproduktion und Umstellen von der schweren Überwasserschiffen:
Blohm und Voss: Oktober 1939: Auftrag zum Bau von 52 Booten des Typs VII C jährlich, also 4-5 pM. Ablieferung: 1939: Null, 1940: 3, 1941: 49, 1942: 53, 1943: 50, 1944: 47
Busch/Röll, Der U-Boot-Krieg Band 2, Der U-Boot-Bau auf deutschen Werften.

31.7.1940: Raeder Antrag auf Großes (erweitertes) Bauprogramm, illusorisch aufgrund der bereits erfolgten Anweisung der Heeresvermehrung auf 180 Divisionen wegen des Rußlandfeldzugs sowie des Rohstoff-, Stahl, -Arbeitermangels.

Dönitz-Studie von Mai 1942: (KTB des BDU, Anlage)
"Ich halte das Wettrennen zwischen dem feindlichen Schiffsneubau und den U-Boots-Versenkungen keinesfalls für hoffnungslos. Das amerikanische Schiffsbauprogramm für die Zeit von Herbst 1939 bis Ende 1943 umfaßt 2239 Schiffe mit 16,8 Mio. BRT. Davon sind bis zum 31.12.1941 fertiggestellt: 191 Schiffe mit 1,5 Mio. BRT. Hiernach muss der Amerikaner zur Erfüllung seines Bauprogramms in den Jahren 1942/43 noch fertigstellen: 2098 Schiffe mit ca. 15,3 Mio. BRT. Rechnet man, dass er hiervon 1942 6,5 Mio. BRT und 1943 8,7 Mio. BRT bauen kann und zählt man hierzu Englands und des Imperiums Baukapazität, die jährlich 1,6 Mio. BRT beträgt, hinzu, so kommt man für das Jahr 1942 auf etwa 8,2 Mio. BRT, im Jahre 1943 auf etwa 10,4 Mio. BRT, die die Feindmächte bauen können. Das würde heißen, dass wir in 1942 monatlich etwa 700.000 BRT versenken müssen, um den Neubau auszugleichen, und alles was darüber ist, erst Abnahme der Feindtonnage bedeutet. Diese 700.000 Tonnen im Monat versenken wir aber bereits jetzt. ..."

DRZW: (je am Monatsbeginn) U-Boote:
Sept 39: ..........57
Jan 40:.............55
Juli 40:.............54
Dez 40:............73
Juli 41:...........153
Dez 41:..........236
Juli 42:...........329


Unter diesen Umständen erreicht die Kriegsmarine Mitte 1942 tatsächlich den Bestand von 300 U-Booten, zunächst noch durch die schnelle Ausweitung, und den Mangel an ausgebildetem Personal gehandicapt. Die Versenkungen 1942 erreichten rd. 8 Millionen BRT und überstiegen damit geringfügig die Neubauprogramme der Allierten 1942, nach Kriegseintritt der USA. Die britische Handelstonnage hatte zuvor rd. 20 Mio. BRT in 1941 umfaßt, wobei die norwegischen Einheiten 1940 eine beachtliche Vermehrung brachten, insbesondere bei der rüstungswichtigen Tanker-Tonnage.
Im Mai 1943 wurde der U-Boot-Krieg gegen Geleitzüge wegen katastrophaler Verluste auf An- und Rückmarsch sowie beim Operieren gegen Geleitzüge eingestellt. Die Luftraumüberwachung der Allierten war zu diesem Zeitpunkt lückenlos, hinzu kam die Unterstützung durch Radar. Der U-Boot-Krieg gegen Handelsschiffstonnage war damit als wesentlicher Faktor quasi beendet.


Salewski, Die Deutsche Seekriegsleitung, Band I 1935-1941.
 
Ja Bauprogramm war ein Plan, aber Realität war anders. Deutschland hat der Krieg mi 28 U-boot begonenn!!! Und das war zu wenig.Übrigens Hittler hoffte, dass Krieg mi England hat 1.9.1939 noch nich begonnen.
 
Aber selbts aller Planungen für das Ubootprogramm nach Kriegsbeginn und das berechnen der benötigten Zahlen an Ubooten für den Fronteinsatz, gab es zwei große Problem, die nicht bewältigt werden konnten.

Das erste Problem war das Rohstoffproblem, dass sich auch nach der Einstellung aller anderen marine Bauvorhaben ab Februar 1940 nicht gänzlich beheben lies.
Schon die gestellten Forderungen im November 1939: Erfüllung aller Arbeitsanforderungen; Werft- und Industrieausbaus durch Zuweisung der erforderlichen Arbeiter und Rohstoffe; Vorrangstellung des Ubottbauprogrammes bei Transporten und der Zuteilung von Maschinen und Rohstoffen; Berücksichtigung der überdurchschnittlichen Reperaturanforderungen; konnten nicht eingehalten werden. So war schon Dezember 1939 klar, das die benötigte Eisenmenge für das I.Quartal 1940 mit 170.000t nicht bereitgestellt werden konnte. Lediglich 140.000t konnten geliefert werden und Verzögerungen waren unvermeidlich.

Als zweites Problem stellte sich eine taktische Frage, die den Tonnagekrieg nur bedingt durchführbar machte. Die Versorgung der Frontboote um keine Lücken im Netz im Seekriegsgebiet aufkommen zu lassen. Da die Anzahl der Neubauten nicht so voranschritten, wie geplant, mußten viele Boote auf See versorgt werden, da einfach zu wenig Boote zu einer Ablösung zur Verfügung standen.
Bis Mitte 1941 konnten noch die Uboote mit Troßschiffen versorgt werden. Nach der Vernichtung der Bismarck, wurde diese Troßsystem von den Engländer aufgerollt und vernichtet.
Ab diesen Zeitpunkt traten die Versorgungs-Uboote auf die "Bildfläche" des Seekrieges, die in den Jahren 1942 bis Mitte 1944 mehr oder weniger Erfolgreich den Versorungsaufgaben gerecht worden.
Doch alle Boote diesen Typs wurden in dieser Zeit vernichtet.

Somit war es immer nur Planung und Berchnung für einen Idealzustand im Seekrieg, der so nie eintrat und somit dieser Tonnagekrieg mit UBooten nie aussicht auf Erfolg haben konnte, so wie es kurz vor Kriegsbeginn richtig erkannt wurde. Die Überdimensionale Planung im bezug auf den Ubootbau zeigte ein weiteres mal, den Größenwahn Hitlers, der in allen Bereichen des Nazistaates allgegenwährtig war.
 
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