Daten zu den Wehrmachtsverlusten im Osten 1941/45

beorna

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Hallo,
Die anzahl der gefallenen von Wehrmacht, SS und anderen Organisationen ist seit Overmans von ca. 3,5 Mio. auf nunmehr 5.3 Mio. gestiegen.

Für die Ostfront gibt Overmans ca. 2.7 Mio. Gefallene (KIA/MIA) an und weitere ca. 800.000 (KIA/MIA) für die Endkämpfe

Interessant ist hierbei, daß seine Angaben mit denen von Krivosheev von 2001 annähernd übereinstimmen. Krivosheev hat 3,6 Mio. Gefallene

Nun habe ich von diesem Buch gehört, daß die neuesten Daten haben soll.

Rossija i SSSR w wojnach XX weka, hrsg 2010 vom Russischen Verteidigungsministerium

Hiernach belaufen sich die Verluste der Wehrmacht auf 5,3 Mio. Gefallene im Osten, zzgl. 3.5 Mio. Gefangene. Hinzu kommen noch Hiwis und 1,6 Mio. Gefange nach der Kapitulation.

Zudem habe ich die Zahl von 3,625,000 deutsche Kriegsgräber gelesen. Dies soll sich allein auf osteuropa beziehen und die ca. 1 Mio. Kriegstoten in den Endkämpfen gegen die Sowjetunion nicht miteinschließen. warum ist eine solche zahl in Deutschland anscheinend nicht bekannt?

Soweit ich es weiß, hat der Westen rund 8 Mio. Deutsche als POW/DEF in Gewahrsam genommen. Demgegenüber stehen 3,1 Mio. POW in sowjetischer Hand. Nach obigen Angaben müssten wir dann von 5,1 Mio. POW in Sowjet-Gewahrsam ausgehen. also insgesamt 13,1 Mio. POW.

Das hieße dann, 13,1 Mio. POW/DEF, 5,3 Mio. Gefallene Osten, ca. 1,4 Mio auf anderen Schauplätzen, demnach 19,8 Mio. gesamt.

Dazu hätte ich noch eine Frage zu den Verwundeten. Es wurden rund 10 Mio. Verwundetenabzeichen ausgegeben. Dabei sollen rund 5-6 Mio. sogenante "irrecoverable losses" gewesen sein. Wieviel wurden davon aus der Wehrmacht entlassen oder wurden z.B. ins Ersatzheer versetzt?

Nach Overmans hatte Deutschland 18,2 Mio Mann unter Waffen. Von diesen gingen 11.1 Mio. in Gefangenschaft und 5,3 Mio. sind gefallen. was geschah mit den restlichen 1,8 Mio.?

Vielen Dank für die Antworten!
 
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Ich verstehe nicht ganz die Fragen bzw. die Probleme.

Die Wehrmachtszahlen sind in den Aktenführungen der Wehrmacht nachgewiesen, bzw. durch Schätzungen zB von Overmans ergänzt. Welche Überschneidung soll sich mit Zählungen des Russischen Verteidigungsministeriums ergeben? Die könnte höchstens bestehen, wenn in Russland Wehrmachtsakten vorhanden sind, die im Bundesarchiv bislang unbekannt waren.

Das ist aber bzgl. einer wesentlichen Veränderung der Overmans-Zahlen auszuschließen, da dem bis 1945 sehr detaillierte Wehrmachtsquellen bereits zugrunde lagen, es mithin dort nichts Neues zu entdecken gibt. (Es sei denn, die Wehrmacht wäre über ihre eigenen Quantitäten 1944/45 nicht mehr informiert gewesen, aber das kann man wohl ausschließen).

Auch die umfangreichen Recherchen zu den Kriegsgefangenen basierten auf entsprechenden Quellenmaterial.

Kannst Du das Problem präzisieren?
was geschah mit den restlichen 1,8 Mio.?
Geht es Dir um das Stichwort "Die vermisste Million"?
 
Zuletzt bearbeitet:
Nein, mir geht es im Wesentlichen nur um die halbwegs genauen Zahlen.
Handelt es sich bei diesen neuen Zahlen um echte Recherchen oder ist man eher bemüht, die Verlustzahlen der Wehrmacht denen der Roten Armee, von 6,3 Mio. KIA anzugleichen.
Ich bin sehr geneigt, den Zahlen Overmans zu folgen. Dies erscheint mir auch anhand der Geburtenstärken der Jahrgänge nur plausibel. Mehr Verluste bedeuten mehr Einberufungen und dafür ist wenig bis gar kein Spielraum. Daher auch meine Frage nach den 1.8 Millionen. Ich sehe in ihnen nicht irgendwelche verschwundenen Wehrmachtstruppen. Diese Zahl errechnet sich einfach aus der Subtraktion von 11.1 Mio. POWs und 5.3 Millionen Toten von 18.2 Mio. Eingezogenen. Als weitere Verluste werden 5-6 Millionen Verwundete angegeben. Sind diese 1.8 Millionen also demnach Schwerstverletzte, die entgegen den restlichen 3,2-4,2 mio. Verwundeten nicht wieder eingesetzt werden konnten oder gehören dazu auch Soldaten, die der Gefangenschaft entgehen konnten oder noch andere Gruppen?
 
Da das Russische Ministerium keine Aktenforschung im BA/MA betrieben hat, sind die angegebenen Zahlen vermutlich Spekulationen auf Basis russischer Berichte. Die Zahlen bis Herbst 1944 sind im Übrigen in den internen Wehrmachtsstatistiken nachvollziehbar, so dass die dort nun behauptete Veränderung nur auf die Endkämpfe 1945 zurückzuführen wäre.

Die Abgrenzungen gehen durcheinander:

1. Wo sind die Vermissten berücksichtigt, die bei Overmans zT den Toten in russischer Kriegsgefangenenschaft zugeschlagen werden (ca 700.000)?

2. Die 5,3 bei Overmans enthalten knapp 0,5 Kriegsgefangenschaft (S.266).

3. Zb wurde der Balkan ab Herbst 1944 zur Ostfront gezählt, die Schauplätze sind nicht trennscharf.


Ausgangspunkt sind sicher die 18,2, mit geringen Unsicherheiten bzgl. der letzten Kriegsmonate. Richtig ist auch, dass es eine hohe Zahl WM-Angehöriger gegeben haben muss, die wegen Nichtverwendungsfähigkeit nach Verwundungen ausgeschieden sein müssen (habe zB einen Fall in der Familie). Sofern die bekannt gegebenen Gefangenenzahlen stimmen, können die Verlustzahlen Ost nicht korrekt sein.
 
Soweit ich es weiß, hat der Westen rund 8 Mio. Deutsche als POW/DEF in Gewahrsam genommen. Demgegenüber stehen 3,1 Mio. POW in sowjetischer Hand. Nach obigen Angaben müssten wir dann von 5,1 Mio. POW in Sowjet-Gewahrsam ausgehen. also insgesamt 13,1 Mio. POW.

Das hieße dann, 13,1 Mio. POW/DEF, 5,3 Mio. Gefallene Osten, ca. 1,4 Mio auf anderen Schauplätzen, demnach 19,8 Mio. gesamt.

Die aktuelle und relevante Publikation DRZW 10.2 stützt sich 2008 unverändert auf das statistische Material der Böhme-Kommission aus den 1960ern ab, da gibt es keine Veränderung der Zahlen.

Gesamtzahl in Tausend 11.094 (-> die von Dir genannten 11,1 Mio.)
in Gewahrsam der Sowjetunion 3.060
gesamter Osten inkl. Polen, CSSR, Yugoslawien 3.349 (inkl. SU)
Kriegsgefangene "West" gesamt 7.745

Die Wehrmachtstoten werden demnach mit 5.180.000 angegeben. Sterbefälle in sowjetischer Kriegsgefangeneschaft (in beiden Angaben enthalten): rd. 360.000.
Quelle: DRZW 10.2, S. 434.

Nach Overmans sind die Verluste (kia, mia) Ostfront bis 1944 durch die Statistiken der Wehrmacht nachgewiesen, zusammen 2.743.000 (Tabelle 59, S. 277). Dazu kommen gemäß BA/MA RH 19/XV/9a die Verluste Jan/Feb. mit 198.000 (DRZW 10.1., S. 559). Zuzüglich der Endkämpfe März/April/Mai 1945 im Osten ergeben sich die Gesamtzahlen von rd. 3,6 Mio. im Osten inkl. Balkan 1944/45.

Diese können aufgrund abweichender sowjetischer Angaben schon deshalb nicht wesentlich verändert oder erhöht werden (schon gar nicht um 1,5 Mio. auf 5,1 Mio.), weil die Gesamtstärken der beteiligten Heeresgruppen ungefähr bekannt sind (zB 3. PA und 9.A als Heeresgruppe Weichsel an der Oder 1.4.1945 rd. 187.000 Mann), Verluste der HG Weichsel vom 1.2. bis 14.4.1945: rd. 64.000 Mann kia,mia. Quelle: DRZW 10.1., zB S. 640.

Die "Aufstockungen" können daher nicht durch "Zuschätzungen" in den Endkämpfen über die Angaben von Overmans hinaus vorgenommen werden.
 
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