Enigma - Stabilisierung für das Nazi-System?

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Aus einem anderen Thread:

Wobei es meines Wissens Fakt ist, dass "Werther" gefakt wurde, um die Herkunft der Infos zu verschleiern.
Áber auch da kenne ich mich nicht besonders aus.

Wäre aber mal ein interessantes Thema:
dem ganzen Widerstand "Rote Kapelle", "20. Juli", usw. usf. wurde ja Spionage unterstellt, es war eine Infame Lüge!
Hat aber natürlich all die Todesurteile der Bevölkerung gegenüber ausreichend legitimiert, auch in der Schweiz wurden in den 40ern die Spione erschossen.
In der Wechselwirkung mit dem "Wissen" der Soldaten, dass "alles" verraten war, muss das doch ganz erhebliche Auswirkungen gehabt haben. Könnte man evt. sogar die These wagen, dass die Entschlüsselung der "Enigma" das System letztlich ganz erheblich stabilisiert hat.
Ich habe von diesem Thema ehrlich gesagt nicht viel Ahnung (dann spekuliert es sich auch am schönsten:pfeif:) aber vielleicht ein anderer hier mehr.
 
Enigma, das war doch: http://de.wikipedia.org/wiki/Enigma_(Maschine)

Wie soll ein diktatorisches Regieme durch eine Chiffriermaschine stabilisiert werden? Es brachte sicher Vorteile im Krieg - Anfangs jedenfalls, denn später haben die Alliierten die Codes meist geknackt - aber mehr glaube ich nicht.

Eine - wie auch immer geartete - Diktatur hält sich vor allem mit den bewärten Mitteln von "Zuckerbrot und Peitsche" an der Macht und wenn die Diktatur wackelt, wird das Element des Terrors immer stärker.
 
Zuletzt bearbeitet:
Enigma, das war doch: http://de.wikipedia.org/wiki/Enigma_(Maschine)

Wie soll ein diktatorisches Regieme durch eine Chiffriermaschine stabilisiert werden? Es brachte sicher Vorteile im Krieg - Anfangs jedenfalls, denn später haben die Alliierten die Codes meist geknackt - aber mehr glaube ich nicht.

Eine - wie auch immer geartete - Diktatur hält sich vor allem mit den bewärten Mitteln von "Zuckerbrot und Peitsche" an der Macht und wenn die Diktatur wackelt, wird das Element des Terrors immer stärker.


Habe ich mich wohl unklar ausgedrückt.

Meine These ist, dass die Entschlüsselung der Enigma sich
letztlich stabilisierend für das NS-System ausgewirkt hat.



Gründe für meine These:
1. Es herrschte insbesondere unter Soldaten Einigkeit: Bei uns ist alles/vieles verraten. Es war ja durchaus aufgefallen, dass so manches "eigentlich nicht sein" konnte.

2. Das inflationäre Ansteigen der Todesurteile, wobei noch mehr vollstreckt als verurteilt wurde, ist ja durchaus ebenfalls aufgefallen.
Unisono wurde dies durch den Vorwurf der Spionage, der so gut wie immer jeder Grundlage entbehrte, erklärt.

Das Zusammenwirken dieser beiden Punkte, die ja durchaus "korrespondieren", hat sich nach meiner Meinung letztlich stabilisierend für das System ausgewirkt.
Verhindert, dass das wirklich beispiellose, wörtlich zu nehmende "über Leichen gehen" der Staatsführung in einer unausweichlichen Situation, mit dem einzigen Ziel, das eigene Leben ein paar Wochen/Monate zu verlängern, von der Bevölkerung erkannt wurde.


Es ist lediglich meine These, die eines absoluten Laien, aber ich halte sie für diskutabel.
 
Der Roten Armee sind in Stalingrad Chiffriermaschinen in die Hände gefallen sind. Es ist aber m.W. aber nach nicht geklärt, ob und wie weit Erfolge bei der Dechiffrierung gelungen sind.
 
Der Roten Armee sind in Stalingrad Chiffriermaschinen in die Hände gefallen sind. Es ist aber m.W. aber nach nicht geklärt, ob und wie weit Erfolge bei der Dechiffrierung gelungen sind.


Ist bekannt.

Fakt ist aber, dass die Westalliierten die meiste Zeit 1:1 mitlesen konnten.
Wobei sie erfolgreich versuchten die Quelle ihres Wissens mit dem fiktiven "Werther" zu tarnen.
 
Festzuhalten ist aber, wenn die Alliierten den Marineschlüssel hätten durchgehend lesen können, das dann wohl die U-Bootoffensive vor der Küste der USA wohl anders verlaufen wäre. Ab 01.Feburar 1942 hatten die Kriegsmarine ihren Schlüsselmaschinen mit vier Walzen ausgestattet und außerdem ein neues Kurzsignalbuch für den ebefalls neuen U-BootSchlüsselkreis Triton eingeführt. Diese Änderungen sind nicht zuletzt auf das Mißtrauen von Dönitz zurückzuführen, der immer wieder den Verdacht hatte, das den Alliierten der Einbruch gelungen war.

Und der U-Bootfeldzug vor der Küste der USA war ja zunächst außerordentlich erfolgreich.

Erwähneswert ist auch die Tatsache, das dem deutschen B-Dienst ein Einbruch in den alliierten Schlüssel Naval Cypher Number 3 gelungen war. Das war der Schlüssel, der ganz überwiegend von den Alliierten für die Geleitzüge verwendet wurde. Im Jahre 42 sah es "also zunächst gar nicht so schlecht aus."
 
Todesurteile gegen Wehrmachtangehörige:

1940: 559
1941: 625
1942: 2.537
1943: 4.626
1944: 3.328

Die Anzhal der Todesurteile ist 1944 im Vergleich zu 1943 deutlich abgesunken.

Quelle: BA-MA, RW 6/v. 130 nach Messerschmidt, Wehrmachtjustiz, S.163, Paderborn 2005
 
Todesurteile gegen Wehrmachtangehörige:

1940: 559
1941: 625
1942: 2.537
1943: 4.626
1944: 3.328

Die Anzhal der Todesurteile ist 1944 im Vergleich zu 1943 deutlich abgesunken.

Quelle: BA-MA, RW 6/v. 130 nach Messerschmidt, Wehrmachtjustiz, S.163, Paderborn 2005


Im 1. WK gab es bei den Deutschen so um die 150 insgesamt, mit knapp 100 vollstreckten.
nur mal so ganz am Rand.

Und die Amis habenim 1.WK 1 vollstreckes aufzuweisen.
 
Im 1. WK gab es bei den Deutschen so um die 150 insgesamt, mit knapp 100 vollstreckten.
nur mal so ganz am Rand.

Und die Amis habenim 1.WK 1 vollstreckes aufzuweisen.

Auch nur mal kurz am Rande:


Gemäß Messerschmidt kommen die USA auf 35 vollstreckte Todesurteile im Ersten Weltkrieg. Frankreich auf 300 bis 400 und Großbritannien auf 346.

Der Chef des Generalstab des Heeres von Hindenburg war doch ganz klar der Meinung, das die Militärjustiz gerade am Ende des Krieges versagt hat. Er wandte sich sogar mit einem Schreiben an das Kriegsministerium, in dem er zum Ausdruck brachte, das die Justiz wohl ihrem Job nicht erledige.

Ich weiß ja nicht was so in Hindenburg seinen blühenden Phantasmagorien herumspukte, aber um den Auflösungserscheinungen des West-Heeres entgegenzutreten, hätte es wohl einer außerordentlich menschenverachtenden militärischen Justiz bedurft.

Zu der steigenden Anzahl der Todesurteile:

Ich denke, man darf hier nicht das Trauma des verlorenen Ersten Weltkrieges, Stichwort Dolchstoßlegende, außer Acht lassen. Des Weiteren ist von Bedeutung, das die Militärgerichtsbarkeit des Dritten Reiches stark ideologisch geprägt war.

Aber du hast nicht so ganz Unrecht. Die brutale juristische Praxis in Form der massenhaften Todesurteile, vor allem zum Ende des Krieges, hat sicher auch dafür Sorge getragen, das es nicht zu vergleichbaren Auflösungserscheinungen gekommen ist, wie im Jahre 1918. Diese brutale "Rechtsprechung" dürfte sich rumgesprochen haben und entsprechend abschreckend gewirkt haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich nehme jedoch an, daß die weitaus meisten Todesurteile gegen Deserteure ausgesprochen wurden - weniger wegen Spionage. Die Gefahr, als Deserteur hingerichtet zu werden, hat mMn sehr viel mehr zur Stabilisierung = Einschüchterung der Soldaten in der Wehrmacht und am Ende auch im Volkssturm beigetragen. Hier würde ich tatsächlich von einem "stabilisiernden Element" sprechen. Abgesehen davon gab es aber im überwiegenden Teil der Bevölkerung durchaus auch das Ideal der unbedingten Pflichterfüllung, das letztlich dazu beigetragen hat, daß man auf der deutschen Seite die Waffen bis in die letzten Kriegstage in den Händen behielt und jeder, der sich anders verhielt, galt als Verräter. Diese Form von "Verrat" hat aber nun nichts mit Spionage zu tun - klar. Übrigens hielt sich dieses Ideal auch noch in den ersten Jahrzehnten nach dem Krieg, was insbesondere z. B. Marlene Dietrich zu spüren bekam: Marlene Dietrich ? Wikipedia
 
Bei den Todesurteilen geht mir insbesondere die "Rote Kapelle" durch den Kopf.
Eine junge Frau noch ein Kind auf die Welt bringen lassen, um sie dann aufzuhängen. Wenn man den Abschiedsbrief liest packt einen die nackte Wut auf die Schweine.
Vorwurf Spionage. Kein Wort wahr!
 
Bei den Todesurteilen geht mir insbesondere die "Rote Kapelle" durch den Kopf.
Eine junge Frau noch ein Kind auf die Welt bringen lassen, um sie dann aufzuhängen. Wenn man den Abschiedsbrief liest packt einen die nackte Wut auf die Schweine.
Vorwurf Spionage. Kein Wort wahr!

Es waren zwei Frauen die im Gefängnis Kinder zur Welt gebracht haben.

Die erste war Hilde Coppi, ihr Sohn Hans (heute Historiker) wurde im November 1942 im Frauengefängnis Barnimstrasse geboren.
Hilde Coppi wurde am 20. Januar 1943 zum Tode verurteilt und am 5. August 1943 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Ihr Sohn war bis kurz vor der Vollstreckung bei ihr im Gefängniss.

Die zweite Frau war Liane Berkowitz. Sie wurde am 18.Januar 1943 zum Tode verurteilt. Ihre Tochter Irene kam am 12. April 1943 im Frauengefängnis Barnimstrasse zur Welt. Ab Juli 1943 wird die Tochter von der Grossmutter betreut. Liane Berkowitz wird ebenfalls am 5. August 1943 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Ihre Tochter Irene wurde vermutlich Opfer einer NS-Krankenmordaktion im Oktober 1943.

Am 5. August 1943 (wie auch an anderen Daten) wurden die Mitglieder der Roten Kapelle im drei Minuten Takt ermordet:

Die Hinrichtungen begannen mit Stanislaus Wesolek um 19.00 Uhr und endeten um 19.45 mit Liane Berkowitz. Insgesamt wurden 16 Menschen durch das Fallbeil ermordet, davon 13 Frauen.

Hier eine Einführung zur Roten Kapelle:

http://www.geschichtsforum.de/f66/einf-hrung-zur-roten-kapelle-8471/
 
Zuletzt bearbeitet:
Es waren zwei Frauen die im Gefängnis Kinder zur Welt gebracht haben.
1/


Diese dreimal verfluchten Schweine.

Es waren keine Nazis, das war aber eigentlich alles. Getan haben sie nichts. Sie wollten nicht mal den Gröfaz abmurksen.
Und dann hat man diesen Menschen noch die Spionage angehängt, was jeder Grundlage entbehrt. Aber noch Jahrzehnte lang in der BRD herumschwirrte. Nicht in der DDR!
Analog Bonhoeffer, den vor ein paar Monaten tatsächlich noch einer "einen gewöhnlichen Landesverräter" schimpfte.


Vielleicht bin ich blauäugig, aber so ein bißchen habe ich die Hoffnung, dass diese Urteile ohne den Spionagevorwurf, doch zu einer gewissen Unruhe geführt hätten.
Denn, wie gesagt, dass manches so nicht sein konnte, war in weiten Kreisen Konsens.
Was mit diesen Spionage-Anschuldigungen korrespondierte.
 
Diese dreimal verfluchten Schweine.

Es waren keine Nazis, das war aber eigentlich alles. Getan haben sie nichts. Sie wollten nicht mal den Gröfaz abmurksen.
Und dann hat man diesen Menschen noch die Spionage angehängt, was jeder Grundlage entbehrt. Aber noch Jahrzehnte lang in der BRD herumschwirrte.

Das schwirrt immer noch herum. Die Mutter von Cato, musste Jahrzehnte lang kämpfen, damit ihre Tochter rehabilitiert wurde und sie in den Kreis der Widerständler aufgenommen wurde. Die Mutter zerbrach daran. Wenn du willst kann ich das mal ausführlicher beschreiben.

Der Bruder von Harnack, versuchte die Todesurteile in nachhinein aufheben zu lassen - dies gelang bis heute nicht.

Als die Gedenkstätte Deutscher Widerstand die Rote Kapelle in ihre Ausstellung aufnehmen wollte, gab es Protest aus den Kreisen der Attentäter vom 20. Juli 1944. Sie wollten nicht das man diese Gruppe als Widerstandsgruppe ansah. Der Leiter der Gedenkstätte konnte sich durchsetzten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ist zwar OT, aber trotzdem nicht ganz uninteressant:

Marion Freisler ? Wikipedia

Man kann sich nur grenzenlos wundern!!!


Das ist überhaupt nicht OT, dass ist zum Kotzen!

Und das passt ebenfalls ins Bild:
Karlsruhe - In Baden-Württemberg hat eine NS-Äußerung des örtlichen Vorsitzenden des Wasserkraftverbandes für Entrüstung gesorgt. Verbandschef Manfred Lüttke hatte den von den Nazis ermordeten Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer einen "ganz gewöhnlichen Landesverräter" genannt. Nach Protesten aus der Politik hatte sich Lüttke dann mit den Worten entschuldigt, er habe sich zu einem "blöden Spruch" hinreißen lassen
und ist nicht von 1965 sondern vom November 2008
hieraus
 
Auch nur mal kurz am Rande:


Gemäß Messerschmidt kommen die USA auf 35 vollstreckte Todesurteile im Ersten Weltkrieg. Frankreich auf 300 bis 400 und Großbritannien auf 346.

Der Chef des Generalstab des Heeres von Hindenburg war doch ganz klar der Meinung, das die Militärjustiz gerade am Ende des Krieges versagt hat. Er wandte sich sogar mit einem Schreiben an das Kriegsministerium, in dem er zum Ausdruck brachte, das die Justiz wohl ihrem Job nicht erledige.

Ich weiß ja nicht was so in Hindenburg seinen blühenden Phantasmagorien herumspukte, aber um den Auflösungserscheinungen des West-Heeres entgegenzutreten, hätte es wohl einer außerordentlich menschenverachtenden militärischen Justiz bedurft.

Zu der steigenden Anzahl der Todesurteile:

Ich denke, man darf hier nicht das Trauma des verlorenen Ersten Weltkrieges, Stichwort Dolchstoßlegende, außer Acht lassen. Des Weiteren ist von Bedeutung, das die Militärgerichtsbarkeit des Dritten Reiches stark ideologisch geprägt war.

Aber du hast nicht so ganz Unrecht. Die brutale juristische Praxis in Form der massenhaften Todesurteile, vor allem zum Ende des Krieges, hat sicher auch dafür Sorge getragen, das es nicht zu vergleichbaren Auflösungserscheinungen gekommen ist, wie im Jahre 1918. Diese brutale "Rechtsprechung" dürfte sich rumgesprochen haben und entsprechend abschreckend gewirkt haben.


Ich hatte mich oben verschrieben. Bei den US-Urteilen meinte ich WK II.

Zu "Werther" aus dem Wiki-Link zu Kursk:
Vermutete Informationslecks [Bearbeiten]

Die Angriffspläne der Operation waren, einigen Quellen zufolge, den Sowjets durch den Spion „Werther“ aus den Reihen des OKW vorzeitig bekannt. Es wird vermutet, dass die Berichte aus dem OKW über die Schweiz durch Rudolf Rössler nach Moskau gelangten. Wer sich unter dem Decknamen „Werther“ tatsächlich verbarg, blieb bis heute ungeklärt, bisherige Spekulationen lauteten: Eine NS-feindliche Offiziersgruppe im Führerhauptquartier (FHQ), Martin Bormann, den jungen Rittmeister d. R. Dr. Wilhelm Scheidt, Mitarbeiter beim Sonderbeauftragten für die militärische Geschichtsschreibung im FHQ Generalmajor Walter Scherff (Scheidt hatte seine Dissertation zufällig über Goethes „Werther“ geschrieben), Bernd Ruland verdächtigt in seinem Buch Die Augen Moskaus die Mädchen der Fernschreibzentrale der Wehrmacht in Berlin, den britischen Geheimdienst durch die Entzifferung des ENIGMA-Codes. Ebenso wurden Informationen aus dem englischen Bletchley Park über John Cairncross an die Sowjetunion geliefert. Generaloberst Alfred Jodl, der damalige Chef des Wehrmachtführungsstabes, sagte im Nürnberger Prozess aus, dass die Nachrichten eher in Moskau gewesen seien als auf seinem Schreibtisch.
 
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