So eine Frage gehört in den Bereich "was wäre wenn", und ist damit spekulativ. Dennoch einige Gedanken dazu, beginnend mit einer Gegenmeinung zum Herbst 1939:
Die französische Mobilmachung, die geringe Mobilität/Motorisierung der frz. Truppen 1939, der schnelle Fortschritt des deutschen Angriffs auf Polen, die ab Mitte September 1939 verfügbare/verlegbare Luftwaffe gegen einen frz. Vormarsch, die einsetzenden massiven Truppenverlegungen ab Mitte/Ende September 1939 hätten eine langsam fortschreitende frz. Offensive im Westen 1939 in einem Desaster enden lassen können. Ich halte die frz. Möglichkeiten zur offensiven Kriegsführung 1939 für weit überschätzt.
Der eigentliche Fehler - beeinflussend und kriegsverlängernd - liegt in der Niederlage im Mai 1940 begründet. Die alliierte Seite ist in die Falle der Sichelschnitt-Operation Mansteins geraten: der kalkulierte Vorstoß allierter Truppen auf belgisches Territorium führte direkt in die Niederlage von Flandern.
Dabei war die allierte Strategie zu diesem Zeitpunkt im Prinzip richtig: das deutsche Reich hätte eine Abnutzungsschlacht an den nordfranzösischen Grenzen, einen länger dauernden Krieg und eine Luftgefährdung des Ruhrgebiets kaum mehrere Monate durchstehen können. Indizien hierfür: die nur auf wenige Wochen reichende Munitionsausstattung, die geringen Ressourcen an Treibstoff, die mangelnde Fähigkeit, Materialverluste zu diesem Zeitpunkt auszugleichen. Erst mit der/parallel zur Niederlage Frankreichs öffneten sich die rumänischen Ölressourcen, lebenswichtig für die moderne Kriegsführung. Manstein selbst sah bereits seine Operationsplanung als alternativlos, da eine längere Kriegsführung zu diesem Zeitpunkt ausgeschlossen war, also die Möglichkeit, nur einen einzigen Schlag zu führen.
Deutscherseits würde ich den Herbst 1940 bis Frühjahr 1941 als den ersten Wendepunkt ansehen. Auf die offensive Kriegsführung gegen England im Mittelmeer wurde bündnispolitisch mit Rücksicht auf Italien verzichtet, die Vorbereitung für BARBAROSSA stand bereits im Vordergrund und beherrschte alle weiteren Überlegungen. Der Krieg wurde detuscherseits für 9 Monate quasi eingefroren. Die Niederlage wurde schließlich besiegelt in der Kriegswende im Dez. 1941, mit dem gescheiterten Blitzkrieg gegen die Sowjetunion vor Moskau (angelegt in der Entscheidung für die Kesselschlacht von Kiew/gegen den Vorstoß auf Moskau) und den Kriegseintritt der USA und der deutschen Kriegserklärung.